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Osnabrück Radverkehr

So geht Radschnellweg!

Ich habe schon mehrfach über den ersten Radschnellweg in Osnabrück geschrieben. Daher fasse ich mich hier kurz und lasse das Video sprechen. Heute wurde der erste Teil auf städtischem Gebiet eröffnet. 1,2 Kilometer ist er lang. Als kleines Highlight wurde am Beginn des Radschnellweges in der Schlachthofstraße eine Fahrradzählstelle in Betrieb genommen, die künftig wichtige Daten zum Radverkehr liefern wird. Ich hatte das Glück, den Zähler bei Null zu erwischen. Ab jetzt wird fleißig gezählt. Fun fact aus Hannover: Dort wurde erst ohne Anzeige gezählt. Nachdem die Anzeige aufgestellt wurde, stieg die Anzahl der Radfahrer dort um 25 Prozent.

Die grünen Piktogramme, die in Zukunft bundesweit Radschnellwege kennzeichnen sollen, wurde für die Eröffnung zunächst aufgeklebt, sollen aber noch farblich dauerhaft abmarkiert werden. Eine mitlaufende Beleuchtung mit Bewegungsmeldern sorgt für Licht im Dunkeln. Da der Radschnellweg im ersten Teil an einem Firmengelände entlangläuft, gibt es dort wenige Querungen. Radfahrer sind aber vorfahrtsberechtigt.

Am Ende des Videos sieht man einen alten Schrebergartenerschließungsweg. Den dürfen Anlieger die wenigen mit ihrem Auto weiter nutzen. Im weiteren Verlauf nach Belm – der Radschnellweg wird mal 6,5 Kilometer lang sein – wird die Führung wechselnd aus einem breiten exklusiven Radweg und Fahrradstraßen bestehen. Der erste Teil ist auf jeden Fall sehr gelungen und macht Lust auf mehr!

Update 15. August 2022

Foto: dd

16 Antworten auf „So geht Radschnellweg!“

Kann man die Strecke, die ab 0:40 Gezeigt wird, auch im Dunklen fahren, oder blendet der Gegenverkehr so, dass man Gefahr läuft, in die Begrenzungssteine zu fahren?
Die Betonkanten sehen tückisch aus, zumal an dieser Stelle faktisch Linksverkehr herrscht und asymmetrisches KFZ-Abblendlicht nunmal den rechten Rand besonders gut ausleuchtet. Beim Rechtsverkehr ja auch kein Problem.

Ich bin den Abschnitt heute auch endlich einmal probe gefahren – ist alles in allem schon Klasse! Höher, schneller, weiter geht natürlich immer, aber lassen wir die Kirche mal im Dorf – es macht einfach Spaß solche Wege zu fahren und man gut nachempfinden, wie viel mehr Spaß die tägliche Fahrt mit dem Fahrrad machen könnte, wenn es mehrere derartige Wege in der Stadt und den angrenzenden Gemeinden gäbe!

Stellenweise ganz brauchbar, aber ich verstehe überhaupt nicht wieso so ein gefährlicher Mist wie ab Min 0:30 akzeptiert wird.

Für welche kapazitäten wurde denn da überhaupt geplant?
Bei nebeneinanderfahrendem Radgegenverkehr (bei RSW ja ausdrückich vorgesehen) und dem gültigen Rechtsfahrgebot ist das m.E. lebensgefährlich.
Die ganz erheblich zu geringe lichte Breite (die rechte Häfte dieses sogenannten Schnellweges wird ja als Sicherheitstrennraum zum MIV-Gegenverkehr benötigt) wird ja noch zusätzlich durch Vegetation eingeengt, was den Radgegenverkehr zum Schlenker zwingt.
Wer hat das geplant und genehmigt?
Was machen da eigentlich BrillenträgerInnen im Dunkeln bei Regen?
Ein Fahrfehler (zweireihiger Gegenverkehr!) mit Sturz nach rechts (Bodenpoller) bei MIV-Gegenverkehr und das wars dann.
Die Kollisieonsgeschwindigkeiten sind bei MIV Geegenverkehr ja sehr viel höher als bei Verkehr in gleicher Richtung (alles Rechtsverkehr).
Hoffentlich macht dieser Irrsinn mit zwangsweisem Linksverkehr unmittelbar an der Fahrbahn nicht auch noch Schule!

1,75 Sicherheitsstreifen wären da m.e. absolut zwingend!
Dann ist das Ganze auch noch als innerörtlicher Zweirichtungsweg benutzungspflichtig?

Bei 0:48 ist nicht die geringste Sichtverbindung zum Radgegenverkehr gegeben! Was wenn da zwei nebeneinander ‚plötzich‘ entgegenkommen? Naja, immerhin gibts da einen Flucht- bzw. Sturzraum.

Die Schikane bei 2:04 erfordert wegen unzureichender Sichtbeziehungen m.E. zwingend einen Mittelstreifen um Kollisionsunfälle mit Entgegenkommenden zu vermeiden (oder soll das doch kein SCHNELLL-weg sein?).
Bei Weitwinkelaufnahmen ist das schlecht abzuschätzen, aber sind das wirklich bei RSW vorgeschriebenen Mindestbreiten von 4 Metern?
Gerade im hinteren Abschnitt wirkt das schmaler.

Mich auch nicht ;-)

Wenn „so Radschnellweg geht“ wird das noch für etliche Probleme sorgen.
Funktionierende Radschnellwege, die diese Überschrift und diesen Namen auch verdienen gibt es derzeit eher in NL zu besichtigen und neuerdings angeblich in Belgien.

Ich hoffe dass dieser ‚So geht Radschnellweg‘-OS-Standard von LeserInnen nicht auch noch als ‚best practice‘ verstanden wird.

‚Besser als vorher‘, ‚Hat noch Schwächen, ist aber auf dem richtigen Weg‘ oder ähnliches wäre m.E. als Headline angemessen gewesen.

Ich erinnere noch den Jubel beim ADFC über die ersten „So geht Radverkehr“ – Schutzstreifen.

Nüchterne Bestandsaufnahmen helfen mehr als voreiliger Jubel über halbherzige ‚Lösungen‘, zumal das eigentliche Verkehrsproblem von erheblich zuviel Atuoverkehr damit überhaupt nicht angegangen wird.

Als neues ‚best practice‘ hat sich ja mit dem Segen der neuen Radwegelobby leider flächendeckend durchgesetzt Radschnellwege bzw. Velorouten nur genau da zu bauen, wo der Autoverkehr keinesfalls relevant behindert werden kann.

Eigentlich ist es doch längt überfällig Radverkehrsförderung nach ökologischen Kriterien (Reduktion von Autoverkehr, CO2-Minderung, etc.) auszugestalten, statt mit Radwegen AntiStau Bypässe zu legen, die dann am Ende oft genug noch mehr Autoverkehr induzieren.

Dass mit der Fixierung auf autofernen Separations-Radverkehr kein Abbau von MIV verbunden ist zeigen die Niederlande, die – trotz erheblich höheren Standards und ziemlich konsistenter Poanung bei den Radwegen – weiterhin Steigerungen bei der MIV Fahrleistung zu verzeichnen haben.

Radverkehrsförderung braucht den Schulterschluss mit einer ökologischen Verkehrswende, und zwar NICHT einfach rhetorisch als plumpe Behauptung, sondern real wirksam und empirisch belegbar.

Aber bei aller geäußerten, und hoffentlich als konstruktiv empfundenen, Kritik natürlich trotzdem vielen Dank für die viele akkurate Arbeit, die Du in Deinen Blog steckst!

Moin zusammen!
Ich bin diesen HobbyRadSchnellWeg ab Halle Gartlage Richtung Belm gefahren und war ähnlich wie Alfons eher entsetzt über den Zustand.
Im Video konnte ich dann noch den furchtbaren Linksverkehr betrachten, was soll das? Künstliche Stolperfallen entfernen, in Fahrradstraße umwidmen und nur in eine Richtung Kfz zulassen (wenn überhaupt).
Die Vorfahrtsituation kurz vor dem GefängniszaunAbschnitt ist nicht eindeutig, sondern eher rechts vor links. Mir kam letzten Mittwoch Hund mit Schleppleine und schlecht erzogenem Frauchen entgegen, ich hielt dann mal an, ganz schnell ;)
Dann kommt ein Vorfahrt gewähren, schlecht einsehbar und was dann folgt, ist katastrophal. Ich war trotzdem irgendwann in Belm, nach 4500 Radkilometern in diesem Jahr auf dem schlechtesten Radweg 2019.
Ich biete mal ne Wette an: Vor 2029 wird es keinen durchgehenden, breiten RSW geben, der diesen Namen verdient.
Es handelt sich um schieres Greenwashing des Landkreises oder whatever!
Gruß Krischan

Haha. Ja, wer hier nicht zufrieden ist, wird es auch nie werden. Darauf können Städte dann aber auch keine Rücksicht mehr nehmen. Der Teil hinter dem „Vorfahrt gewähren“-Schild ist auch noch nicht neu gemacht. Und für schlecht erzogene Hundehalterinnen können Städte übrigens auch nichts…

„Haha. Ja, wer hier nicht zufrieden ist, wird es auch nie werden. Darauf können Städte dann aber auch keine Rücksicht mehr nehmen. “

Richtig, wo kämen wir denn hin, wenn wir sagen würden „wenn schon auf separate Wege abgeschoben, dann wenigstens mit NL-Qualität oder besser“ (oder nach RSW Kriterien aus NRW).

Nein, auf derart überzogene Anspruchshaltungen KÖNNEN Städte künftig DANN aber keine Rücksicht mehr nehmen.

Danke für diese sehr klare Ansage.

Und ich hab ja auch schon länger geahnt, dass meine Ansprüche einfach zu hoch sind.
Anspruchsreduktion macht tatsächlich Sinn, weil Fahrbahnen ab jetzt künftig exklusiv für steigenden Autoverkehr gebraucht werden (Städte KÖNNEN das nicht anders regeln, und: die KINDER).
Und klar, für richtig gescheite Radwege ist halt einfach kein Geld da. Städte (ebenso Bund und Land) KÖNNEN nicht so viel Geld für gescheiten separaten Radverkehr ausgeben.
Die dauernden Autobahnerweiterungen, der Ausbau der Bundesstrassen, Flughafenerweiterungen, Tiefbahnhöfe, … all das will ja finanziert sein.

All das ist wichtig für unsere Wirtschaft, all das kostet Geld, das dann natürlich für die Befriedigung von überzogenem Anspruchsdenken beim kommunalen und interregionalen Radverkehr nicht mehr zur Verfügung stehen kann.

Fun fact: 2018 liefen so ungefähr 200 Enteignungsverfahren wegen Autobahnbau.
Aber gut, da geht es um DIE DEUTSCHE AUTOBAHN.
Bei popeligem Radverkehr ist man natürlich auf die gebende Hand von Landwirten angewiesen.
So mancher Bürgerradweg wurde schon mit zusätzlichen Querungen versehen, die wegen unwilliger Landwirte als lebensgefährliche Schikanen eingebaut wurden (die Städte KÖNNEN das nicht anders), natürlich ohne Mittelinsel und natürlich für so manches Kind und so manchen SeniorIn als Schicksals-Querung, da es leider tatsächlich den fitten Jungen vorbehalten ist hohe MIV Geschwindigkeiten bei Querungen korrekt einschätzen zu können (unter 12 und über ca. 75 geht das nachgewiesenermassen nicht).

Aber o.k. das will niemand hören, da Radwege ja per se sicher sind, auch wenn mal die engen Kurven den Senior mit angeschlagenem Hüftgelenk bei schnellem Gegenverkehr zu Fall bringen, und dergleichen Petitessen.
Städte KÖNNEN da nunmal keine Rücksicht mehr nehmen.
Halt! Jetzt schrieb ich doch versehentlich schon wieder „SCHNELLEM Gegenverkehr“.
Mist, da ist sie wieder: die überzogene Anspruchshaltung!

Sicherheit vor Flüssigkeit (tatsächlich ein wichtiger Grundsatz) fordert nunmal angepasste Geschwindigkeit, was auf derartigen Städte-können-nicht-anders-Radschnellwegen im Zweifelsfall Schritttempo heissen muss.
Mit Hundeleinen im Dunkeln – Städte können nichts für schlecht erzogene Hundehalter – ist zu rechnen, was dann bei Blendung durch den linksseitigen Radweg mit Gegenverkehr ggf. auch mal Anhalten bedeuten kann.
Andernfalls ist (Berufshaftpflicht bei Arbeitswegunfällen !) durchaus berechtigt von Fahrlässigkeit auszugehen.
usw usw.

Resumee:
Fahrbahnen werden für steigenden Autovekrehr gebraucht und sind eh nichts für Radverkehr, und wenn Radwege und Radschnellwege ihrem formulierten Anspruch (SCHNELL-weg) nicht gerecht werden, dann liegt der Fehler ab jetzt nicht mehr beim Radweg, sondern beim Anspruch.

wieder was gelernt.

p.s.: bei aller obigen Polemik: es gibt tatsächlich zu wenig Geld für die Vision vom „besseren“ „Premium“-Radweg in ausreichender Skalierung. Da ist man dann schnell bei satt 3-stelligen Milliardenbeträgen, wie ich hier schon öfter schrieb und regelmässig dafür angepisst wurde.
Die Formulierung aus der ersten Zeit der „Neuen Radwegebewegung“ mit dem berühmten Premiumradweg zum Discounter-preis fallen langsam wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
GUTE und für alle (also auch Kinder Senioren, Pendler, Lastenräder, …) auch bei mittleren und langen Distanzen und bei Regen und imDunkeln praktikable Separationskonzepte sind halt sauteuer.
Billig geht auch, ist dann aber schlecht.
Statt das endlich mal einzusehen wird jetzt aufgerufen gefälligst die Ansprüche zu senken.
Die BWM Chefetage kann sich breit grinsend zwecks grienenden Händereibens zurücklehnen.

Hallo Daniel,
es handelt sich hier bei dem neu gebauten Teil unzweifelhaft um einen guten Radweg. Vom versprochenen Radschnellweg ist das aber weit entfernt! Wo sind die durchgängige 4m Breite (das Grundstück der Halle Gartlage hätte doch viel mehr hergegeben) und die geringen Kurvenradien für unverminderte Geschwindigkeit?
Eine Straße unter 20m und mit scharfen Kurven ist eben auch keine Autobahn, sondern höchstens eine gut ausgebaute Straße!

Aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben, vielleicht bewegt das politische Erdbeben vom Sonntag ja endlich etwas.

Tja, man muss halt letztlich mit dem arbeiten, was man kriegt. Natürlich wäre da eine andere Lösung noch besser gewesen. War ja auch geplant. Nur leider hat der Landwirt dann einen Rückzieher gemacht und die nötigen Flächen doch nicht verkauft. Da lässt sich dann nichts machen. Man muss da schon froh sein, dass die Halle Gartlage überhaupt Platz abgegeben hat. Und ich finde das Ergebnis mehr als akzeptabel.

Ich schließe mich meinem Vor“schreiber“ an, für einen Radweg ordentlich, ein Rsw ist das nicht.
Es fehlt die Vision.
Der Grundansatz ist deutlich lesbar:“Wir frickeln da irgendwo ne glatte Piste hin, wo kein Radler den richtigen Verkehr stört und machen viel Pr für Greenwashing“.
Würden Berufspendler und Alltagsvielradler planen, sähe der Weg auch wie ein RSW aus. Mich hat niemand gefragt ;)
Kann ich meine Hilfe und Erfahrung wem anbieten?
Gruß Krischan (12-15tsd.km/Jahr)

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