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Links der Woche

Links der Woche #185

Eine außergewöhnlich kurze Liste dieses Mal. Aber ihr müsst ja sowieso gleich ins Wahllokal. Der selbsternannte Fahrradminister will derweil den Verkauf von Autos mit noch mehr Geld ankurbeln, Autoposer treiben weiter ihr Unwesen und Fußgänger älteren Semesters haben es auch nicht leicht. Viel Spaß und geht wählen!

„Heute quert man vier Spuren“ (taz)

Unterwegs mit der Soko „Autoposer“ (NDR)

Die sind ja wohl nicht ganz dicht (Spiegel Online)

Maut droht ein Minusgeschäft zu werden (Tagesspiegel)

Scheuer will Prämie für E-Autos erhöhen (Süddeutsche Zeitung)

„Es ist unschön, dass das so irre lang dauert“ (Süddeutsche Zeitung)

Altmaier-Berater fordern eine Maut für deutsche Innenstädte (Handelsblatt)




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6 Antworten auf „Links der Woche #185“

Ich hab noch einen. In München ist am Montag ein 11-jähriger auf dem Heimweg von der Schule von einem Rechtssabbiegendem LKW getötet worden. Der Radweg verläuft rechts neben der Abbiegerspur und führt geradeaus in eine für KFZ gesperrte Straße. Die rechte Spur MUSS rechts abbiegen und es gibt keine separate Ampel dafür.
Im strömenden Regen waren bei einer ergreifenden Mahnwache am Dienstag hunderte Menschen anwesend.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/radfahren-muenchen-sicherheit-massnahmen-1.4456383

Das artikelfoto empfinde ich übrigens als fotografische Meisterleistung.

Hier ist der Unfallort:
https://maps.google.com?q=48.1292352,11.5794618&hl=de-DE&gl=de

Hab eben einen Hinweis auf eine Sendung der Tagesschau vom 2.4.98 gefunden: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/rezo-video-die-politik-lullt-ein-und-die-jugend-wehrt-sich-a-1269173.html#ref=rss

Hier der erwähnte Clip auf Twitter: https://twitter.com/clas_hannes/status/1131306513119760384

Ziemlich erschreckend. Die damals amtierende Umweltministerin, eine gewisse A. Merkel hat doch tatsächlich an sowas wie Vernunft bei den Autoherstellern geglaubt. War die so naiv, oder hatte sie immer noch nicht die Sache mit dem Kapitalismus (immerhin 9 Jahre nach Mauerfall) begriffen? Statt dem 3 Liter Auto kamen dann die SUVs (tja, an denen ist für die Hersteller eben mehr zu verdienen, so funktioniert Marktwirtschaft). Wenn die Politik immer nur bitte bitte sagt sich aber ansonsten als zahnloser Tiger erweist, dann macht die Industrie eben was gut für sie ist, aber das muss nicht unbedingt dasselbe sein wie das, was für die Gesellschaft gut ist. Da wäre es an der Politik, Hersteller und Käufer durch geeignete Rahmenbedingungen zu einem vernünftigen handeln zu bewegen. Stattdessen: 21 vergeudete Jahre.

Aber das waren doch keine ‚vergeudeten Jahre‘!

Es sind mit Autos gigantische Multimillarden Profite gemacht worden. Die Deutschen Diesel konnten weltweit platziert werden, Außenhandelsüberschüsse wurden angehäuft, und es wurde sehr erfolgreich auf politischer Ebene durchgesetzt, dass sich die EU-Regelungen nicht zu schnell verschärfen, was nicht allzu schwierig war, da nur die Vorlagen aus den Chefetagen von Daimler, BMW und VW in die Gremein durchgereicht werden mussten und widerspenstige Länder (Malta u.a.) kurzerhand erpresst werden konnten ohne das das Wähleraufstände oder auch nur Unmut gab. .
Frau Merkel wurde seinerzeit maßlos unterschätzt, was vielleicht an der damals merkwürdigen Frisur und dem stets bescheidenen Auftreten gelegen haben mag.
Mit Naivität hatte das nicht die Bohne zu tun, sondern mit der maximalen Durchsetzung der Industie-interessen ohne dabei Wählerstimmen zu verlieren.
Chapeau, das hat perfekt geklappt! Es wird ja auch in jüngster Zeit nicht übelgenommen, dass die Regierung Jahre vor dem als ‚Schummelei‘ verharmlosten Verbrechen der vielfach tödlichen Abgasmanipulation vollumfänglich informiert war und aktiv mitgespielt hat.

Die ins extreme aufgeweitete Öffnung der Schere zwischen politischer Rhetorik, politischem Marketing einerseits und auf der anderen Seite dem politischen Handeln hält ja bis heute an, auch wenn ein Youtuber mal kurzfristig ‚des Kaisers neue Kleider‘ mit recht hoher Reichweite aktualisiert hat.

Auch das ‚mit dem Kapitalismus‘ hat sie nicht nur begriffen, sondern diesen ganz offiziell mit dem Begriff „marktkonforme Demokratie“ als alternativloses wirtschaftliches und gesellschaftliches Regelsystem quasi mit Ewigkeitsanspruch mit nahezu Verfassungsstatus europaweit festgezurrt (s. soziale Marktwirtschaft im Lissabon Vertrag, auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Marktwirtschaft#Verbreitung_durch_die_CDU ).

21 vergeudete Jahre für die Natur, die ’normalen Leute‘, das Klima, die Kinderlungen, die Lebensqualität, etc. … ?
JA!

Aber eben auch 21 goldene Jahre für die Entwicklung der Vermögen derer, die maßgeblich die politischen Entscheidungen treffen und/oder beeinflussen und von der Klimakanzlerin zum Tee eingeladen werden (oder ->Ackermann von der ’schwäbischen Hausfrau‘ eine Geburtstagsparty auf Steuerkosten geschenkt bekamen).

Die nächste Goldkiste für die nächsten goldenen Jahre des Automobilismus wird ja gerade mit Akku-Autos, PtG-Autos, autonomem Fahren und smarter Mobilitätslogistik zusammengepackt, was selbstverständlich nicht ausschliesst, dass noch zusätzlich für zig Jahre Millionen weiterer herkömmlicher Fossil-Blechkisten mit hohen Profiten verkauft werden.

Wenns dann SPÄTER mal 4, 6 oder 8 Grad zu heiss wird, ja nun, auch mit Klimaanlagen und Hausbooten made by Quandt oder made by Porsche lässt sich mit Unterstützung des/der jeweiligen KanzlerIn noch prima Geld verdienen.

@Uli:

Merkel ist nicht dumm und war es auch damals nicht. Sie hat sicherlich nicht an ökologische Vernunft bei der Automafia geglaubt, sondern hat im Sinne derselben ökonomisch vernünftig agiert.

Wahr ist, daß die CM Osnabrück „sichere Radwege“ fordert. Unwahr ist, daß die nächste CM in Osnabrück ausschließlich auf Radwegen durchgeführt wird.

Während „sichere Radwege“ schon ein Widerspruch in sich ist, aber als Dogma nicht hinterfragt werden darf, setzt die CM Osnabrück noch einen drauf und verknüpft ihre Forderung mit den drei tödlich verunglückten Radfahrern vom Vorjahr.

Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!

Welche dieser drei Unfälle hätten denn bitteschön mit Radwegen vermieden werden können?

Unter
https://itstartedwithafight.de/2014/03/16/osnabruck-getotete-radfahrer-seit-2000/ sind die drei aufgeführt:

Am 12. Januar 2018 fährt eine 87-jährige Frau entgegengesetzt der Fahrtrichtung auf dem Radweg und wird von einem abbiegenden Autofahrer übersehen. Sie stirbt sechs Tage später im Krankenhaus.

Am 30. Juni 2018 stößt ein 83-jähriger Radfahrer an der Kreuzung Am Tie und Scharfe Hegge mit einem Motorrad zusammen und stirbt.

Am 31. Dezember 2018 stürzt ein 80-jähriger Radfahrer aus bisher ungeklärten Gründen auf der Hamburger Straße und verstirbt einen Tag später an den Folgen des Sturzes.

Bleibt noch zu ergänzen, daß alle drei Straßen verradwegt sind!

Zwei Unfälle aufgrund von Vorfahrtmißachtung an Kreuzungen, ein Alleinunfall. Inwiefern vermeiden Radwege Unfälle an Kreuzungen? Alle Radwege, die ich kenne, auch PBLs, werden an Kreuzungen unterbrochen. Das Risiko von Alleinunfällen reduzieren sie auch nicht. Im Gegenteil, auf Radwegen gibt es deutlich mehr Hindernisse als auf der Fahrbahn.

Wer soll diese CM noch erstnehmen?

Jeder, der sich nur ein wenig mit Verkehrssicherheit beschäftigt, weiß, daß sich das Unfallgeschehen an den Knotenpunkten konzentriert. Daß Radfahrer von hinten über den Haufen gefahren werden, die einzige Unfallart, die Radwege verhindern können, kommt dagegen äußerst selten vor.

Das ganze erinnert mich an einen uralten Witz:
2 Uhr nachts. Ein Betrunkener torkelt im Kreis um eine Laterne. Kommt ein Mann vorbei: „Kann ich Ihnen helfen?“ – „Ich suche meinen Hausschlüssel.“ Der andere sucht vergeblich mit, nach einer Viertelstunde fragt er den Betrunkenen: „Sind Sie sicher, daß Sie ihn hier verloren haben?“ – „Nein, irgendwo dahinten, aber hier ist mehr Licht!“

Das paßt haargenau auf die Forderung nach PBLs. Man errichtet sie im Längsverkehr, wo sie nur wenig oder keine Unfälle verhindern, sich aber relativ bequem bauen lassen. An den Kreuzugen jedoch, wo sie nützlich wären und viele Unfälle verhindern könnten, werden sie unterbrochen und ermöglichen, daß Kraftfahrzeuge den Weg der Radfahrer kreuzen und sie über den Haufen fahren.

@Thomas Bliesener:

Vielen Dank für das neue Wort „verradwegt“! Ich werde es umgehend in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen. Es hat gute Chancen mein Wort des Jahres zu werden, zumal ich heute auf der „Protected Bike Lane“ Hasenheide in Berlin-Kreuzberg geradelt bin. Was für ein Mist! Zu schmal als daß mich jemand sicher überholen könnte und nach links abbiegen ist gefährlicher als je zuvor. Obligatorisch: Am Hermannplatz, wo der Verkehr tatsächlich schwierig ist, werden Radfahrer auf einen albernen, zum Glück benutzungsfreien Hochbordradweg direkt zusammen mit den Fußgängern geführt — links davon vier Fahrspuren! Die PBL endet also da, wo sie überhaupt einen Effekt haben könnte.

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