Das englische Verb to pop up kann man mit aus dem Boden schießen ins Deutsche übersetzen. In der Vorstellung der meisten von uns geschieht hier also etwas sehr schnell. Schließlich ist „schießen“ in der Regel ja mit verhältnismäßig hohen Geschwindigkeiten verbunden.

Seit der Coronapandemie ist auch beim Radfahren immer wieder von pop up die Rede – nämlich von Pop-up-Radwegen. Es gibt bisher wohl noch keine allgemeingültige Definition vom Pop-up-Radweg, aber zumindest Wikipedia liefert einen Hinweis darauf, welche zeitlichen Kriterien er erfüllen sollte: „Ein Pop-up-Radweg ist ein kurzfristig eingerichteter Radweg, der in einer akuten Gefahren- oder Krisensituation (…) schnell für mehr Platz und Sicherheit im Radverkehr sorgen soll.“

Nun mag jede*r eine eigene Vorstellung von kurzfristig und schnell haben. Aber wie lange darf es eigentlich dauern, einen Radweg anzulegen und dabei noch von pop up zu reden?

Im Juli 2021 haben Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke im Osnabrücker Stadtrat beantragt, die Umsetzung eines „Pop-up-Radwegs als Verkehrsversuch an der Mindener Straße“ zu prüfen. Auf Initiative der CDU wurde dann erstmal beschlossen, die „Radwegsituation an der Mindener Straße zeitnah und unbefristet zu verbessern“. Nach Möglichkeit sollte das durch schmalere Fahrspuren erfolgen, sodass die Zweispurigkeit in beide Richtungen erhalten bleiben kann.

Stadtauswärts endet der Radfahrstreifen einfach und entlässt Radfahrende in den fließenden motorisierten Verkehr.

Im November 2021 berichtete die Verwaltung (die diesen Abschnitt übrigens schon in ihrem Radverkehrsprogramm 2019 hatte) dann, dass man nicht alle Fahrspuren erhalten könne, wenn man dem Radverkehr ausreichend Platz zuschlagen wolle. Also schlug die Verwaltung Pop-up-Radwege in beide Richtungen vor, für die jeweils der rechte Fahrstreifen umgewandelt werden sollte. Der Beschluss im Ausschuss lautete: „Die Radnetzlücke an der Mindener Straße von jeweils ca. 630 m pro Richtung (…) wird durch Reduzierung der Fahrstreifenanzahl von vier auf zwei geschlossen, in dem jeweils zwei Fahrspuren und zwei Radverkehrsanlagen inkl. Sicherheitstrennstreifen markiert werden.“

Das sei auch schon mit ein paar „Markierungen und verkehrslenkenden Elementen“ getan, wie es schon damals in der Neuen Osnabrücker Zeitung stand. Pop up halt. Der Radweg, der aus dem Boden schießt. Zeitnah und schnell. Oder wie es bei Wikipedia weiter heißt: „Die Konzeption von Pop-up-Radwegen zeichnet sich durch zügige Umsetzung und reduzierte Planungsprozesse aus.“

Mit ein paar Markierungen und verkehrslenkenden Elementen ist das getan.

Aber auch dann tat sich lange nichts. Im Juli 2022, also genau ein Jahr nachdem die Grünen das Thema zum ersten Mal angebracht hatten, teilte die Stadt der Neuen Osnabrücker Zeitung mit, dass ein hoher Krankenstand im zuständigen Fachbereich sowie andere Prioritäten bei der Radverkehrsplanung zu Verzögerungen geführt hätten, man die Umsetzung aber nun bis Ende Oktober 2022 plane.

Nun ist fast Weihnachten und es sind inzwischen 17 Monate vergangen. Radfahrende finden an der Mindener Straße noch immer keine Wege vor. Personalknappheit sei weiter ein Problem und nun auch die Witterung. Es ist schlicht zu kalt, um Radwege abzumarkieren. Das nächste Zeitfenster von acht bis zehn Grad solle aber genutzt werden.

Der wirklich schlechte und nie gut gewesene Hochbordradweg endet. Der Radverkehr wird auf die Fahrbahn entlassen.

Kann man hier noch von einem Pop-up-Radweg reden? Ich hatte im Juli 2021 klare Vorstellungen vom weiteren Prozess – kurzfristig und schnell halt. Und wie die Verwaltung ja selbst geschrieben hatte, wäre es mit ein paar Markierungen getan. Und dann auch noch als Verkehrsversuch, wie es die Grünen ursprünglich beantragt hatten. Man hätte einfach mal machen und schauen können. Nichts ist für die Ewigkeit, schon gar nicht bei einem Verkehrsversuch.

Es mag gute und nicht so gute Gründe für die lange Wartezeit geben. Aber ein Pop-up-Radweg entsteht an der Mindener Straße definitiv nicht. So weit lässt sich der Begriff nun wirklich nicht dehnen. Vielleicht lernt man aus diesem ersten Beispiel ja und überträgt die Erfahrungen auf anstehende Projekte. Wobei ich mir da nicht so sicher bin, wenn ich mir die Umsetzungsdauer der Radwegfalle anschaue…