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Osnabrück Radverkehr

Das Motto zur Verkehrswende? „Kleinvieh macht auch Mist.“

Nach einer vierwöchigen Frustrations- und Resignationspause melde ich mich mal mit zwei kleinen lokalen Erfolgsmeldungen zurück. Die Radwegfalle in Osnabrück, über die ich mich schon seit Jahren unzählige Male beschwert habe, ist nun endgültig entschärft. Die Parkplätze wurden entfernt, ein geschützter Radweg mit sogenannten Legosteinen eingerichtet. Das ist jetzt zwar nur ein Provisorium bis die Straße grundsätzlich angegangen wird, denn auch die Kreuzung direkt hinter dem Abschnitt soll noch entschärft werden. Aber besser als vorher ist es allemal. Und eigentlich auch so simpel, dass sowas über Nacht gemacht werden kann und man sich nicht mehrere Jahre den Kopf zerbrechen muss.

Und auch an der Hannoverschen Straße hat man inzwischen eingesehen, dass vier Fahrspuren, Abbiegespuren, Parkstreifen und unterbrochene Mittelinseln vielleicht ein bisschen viel Platz für den Autoverkehr sind, wenn dem Radverkehr daneben nur schmale Streifen zugeschlagen werden. Schon nach dem Parkverbot für LKW im September hatte ich vorgeschlagen, aus den Parkstreifen Radwege zu machen.

Diese Forderung nach Pop-up-Radwegen haben wir dann auch als Radentscheid an die Oberbürgermeisterin herangetragen. Die kommen jetzt zwar ausdrücklich nicht, denn aufpoppen wird hier nichts über Nacht. Dafür soll ab Januar 2023 eine Planung erarbeitet und geschützte Radwege dann in einem gestuften Verfahren „schnellstmöglich“ realisiert werden.

Trotz dieser kleinen Erfolge habe ich grundsätzlich große Zweifel, ob wir bei der Verkehrswende jemals entscheidend weiterkommen. Für echte Veränderungen braucht es langsam mal große Würfe. Die sind aber nur mit einer Änderung des Straßenverkehrsrechts möglich. Erst wenn die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen im Vordergrund steht und nicht mehr die Leichtigkeit des Autoverkehrs, können Flächen einfacher neu verteilt, Geschwindigkeiten neu angeordnet und der Verkehr insgesamt gerechter geregelt werden.

Ich sehe da unter Beteiligung der FDP allerdings schwarz. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat schon ganz offen zugegeben, dass er die Verkehrswende nicht will. Es will lieber weiter auf Innovationen setzen. Die sind letztlich aber nur nicht dazu da, etwas zu ändern. Es wird nur ein bisschen am bestehenden System geschraubt. Autos sollen auch weiterhin im Mittelpunkt stehen.

8 Antworten auf „Das Motto zur Verkehrswende? „Kleinvieh macht auch Mist.““

Lieber Daniel,
ich kann Deine Frustrations- und Resignationspause absolut verstehen. Toll, dass Du wieder da bist! Ich bewundere Deine Arbeit und habe selbst leider nicht dieses Durchhaltevermögen. In allen Städten in denen ich bereits gelebt habe, war das Fahrradfahren Mist – ausgenommen Kopenhagen.

Ich befürchte, dass es in Deutschland so schnell keine Verkehrswende geben wird. Der aktuelle Verkehrsminister ist ein Totalausfall – genau wie seine Vorgänger. Es ist aus meiner Sicht schon Arbeitsverweigerung was hier betrieben wird – ich wäre meinen Job bei so einer Einstellung schon lange los.

Wir fahren trotzdem weiter #mdRzA. Lass Dich nicht unterkriegen.

Viele Grüße

Götz

Leider steigt auch in DK und der Metropolregion Kopenhagen, ebenso wie in NL, der Autoverkehr in Dichte und Fahrleistung weiter an. Nicht in der Kernstadt, aber bei den ökologisch besonders problematischen Stadt-Umlandverkehren.
Zeigt einmal mehr dass ‚Radverkehrsförderung‘ ohne die Basis solider ‚push‘-Maßnahmen gegen den Autoverkehr kaum oder gar keinen positiven Impact im Hinblick auf Ökologie/Klima bringt. Ggf. sind sogar Backfire-Effekte möglich.
Es braucht tatsächlich über die kommunale Flickschusterei hinaus einen schnell wirksamen gründlichen Paradigmenwechsel ‚weg vom Auto‘ statt parallel zur weiter eskalierenden Erderwärmung noch weitere Jahre und Jahrzehnte zu verplempern mit den berüchtigten Mogelpackungen a la NL mit Schwerpunkt ‚Fördern der Alternativen‘.
Von der ‚Ampel‘ ist da wohl nichts mehr zu erwarten, es gilt umso mehr:
selbst anpacken …

Für echte Veränderungen braucht es langsam mal große Würfe. Die sind aber nur mit einer Änderung des Straßenverkehrsrechts möglich. Erst wenn die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen im Vordergrund steht und nicht mehr die Leichtigkeit des Autoverkehrs, können Flächen einfacher neu verteilt, Geschwindigkeiten neu angeordnet und der Verkehr insgesamt gerechter geregelt werden.

Was erhoffst du dir von einem anderen Straßenverkehrsrecht? Solange das Mindset sich nicht ändert. Selbst angebliche Radaktivisten denken viel zu sehr vom Auto her, wenn sie gemeinsame Fahrspuren Kfz-Spuren nennen z. B.

Und man darf nicht vergessen: Wo die Grünen an der Macht sind, passiert auch nix relevantes.

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