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Links der Woche

Links der Woche #281

Guten Morgen an diesem nächsten verregneten Sonntag. Corona in Kombination mit dem deutschen Wetter der ersten drei Monate im neuen Jahr drücken ganz schön auf die Stimmung. Hoffentlich wirds bald besser – in allen Belangen. Kurzer Rückblick auf Freitag: Dieser kleine Blog ist diese Woche 8 Jahre alt geworden. Am 9. April 2013 bin ich mit itstartedwithafight.de in der jetzigen Form online gegangen. Ich hab viel gelernt seitdem. Und hätte mir noch mehr Veränderungen draußen auf den Straßen gewünscht. Aber auch hier stirbt die Hoffnung zuletzt.

Dann zur heutigen Sonntagslektüre. Das ZDF-Kinderformat logo sucht Deutschlands schlechtesten Radweg, Hamburg eine neue Verkehrspolitik und Andreas Scheuer ein neues Bahngesetz. Was er gefunden hat, wird vom Bundesrechnungshof mal wieder kritisiert. Lastenräder könnten bald zum game changer werden, weshalb die niedersächsische Landesregierung die Förderung mal schnell zusammenstreicht.

Besonders ans Herz legen möchte ich euch den Beitrag bei den Riff Reportern. „Warum also müssen sich stets Menschen verteidigen, die sich für weniger Autos einsetzen wollen? Warum müssen sie vorsichtig formulieren, auf Zehenspitzen herumlaufen, verbal mit Begriffen wie „autoreduziert“, „autoarm“ herumlavieren, um die Bevölkerung nicht zu verschrecken?“ Weil Auto first zum Normalzustand geworden ist. Das muss und sollte aber nicht so bleiben.

Dann noch eine kleine Notiz: Obwohl die Fahrradzählstelle am Radschnellweg in Osnabrück noch immer nicht wieder einwandfrei funktioniert (die mittlere Spule erfasst nicht alle Radfahrenden), wurden im März knapp 22 Prozent mehr Radfahrende gezählt als im März vergangenen Jahres. Und damit entlasse ich euch in den Sonntag. Viel Spaß bei der Lektüre. Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.

„Schlagsahne bringt nichts“ (taz)

Lasst die Fußgängerzonen sterben (taz)

Keine Lust auf Stau am Himmel (ZEIT Online)

Rechnungshof kritisiert Bahngesetz (Tagesschau)

Der Fahrrad-Boom hält an (Frankfurter Allgemeine)

Gesucht: Deutschlands gefährlichster Radweg (ZDF logo)

Weg mit den Autos – her mit dem schönen Leben! (RiffReporter)

Niedersachsen will Cargobike-Förderung kürzen (cargobike.jetzt)

Scheuer lehnt Kooperation mit eingesetztem Ermittler ab (Spiegel)

39 Prozent der Radfahrer fühlen sich auf der Straße oft unsicher (SWR)

Neue Mobilität für Heimbewohner: Mit der E-Rikscha unterwegs (ZEIT Online)

Szene im Umbruch: Lastenräder auf dem Weg ins nächste Level (ZEIT Online)

Andreas Scheuer warnt vor zu scharfen Vorgaben für Autobranche (ZEIT Online)

Fahrradstadt Hamburg: Es geht voran – aber schleppend (Deutschlandfunk Kultur)

Es leben die 1960er Jahre! Vorwärts zur „autogerechten Stadt“! (Digitale Mobilität)

Verbietet Berlins CDU-Chef Radaktivist Strößenreuther die Demo-Teilnahme? (Tagesspiegel)

Immer weniger Tote im Straßenverkehr – Rückgang bei Zweiradfahrern am geringsten (Spiegel)




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Eine Antwort auf „Links der Woche #281“

“ Besonders ans Herz legen möchte ich euch den Beitrag bei den Riff Reportern. „Warum also müssen sich stets Menschen verteidigen, die sich für weniger Autos einsetzen wollen? Warum müssen sie vorsichtig formulieren, auf Zehenspitzen herumlaufen, verbal mit Begriffen wie „autoreduziert“, „autoarm“ herumlavieren, um die Bevölkerung nicht zu verschrecken?“ Weil Auto first zum Normalzustand geworden ist. Das muss und sollte aber nicht so bleiben. “

Hmm, dieser Artikel bei den Riffreportern geschrieben von jemand aus der ‚Radentscheidszene‘ ist durchaus typisch für das Elend der gegenwärtigen Diskurse.
Zwar wird berechtigt festgestellt, dass in D weit und breit nichts zu sehen ist, das den Namen Verkehrswende verdient. Es ist auch richtig festgestellt, dass sich ein grosser und leider zur Zeit sehr relevanter Teil der ‚Rad-Szene‘ (insbesondere übrigens vor allem die ‚Radentscheide‘) sich gelinde ausgedrückt sehr zurückhaltend gegenüber Einschränkungen gegen den MIV aufstellt.
Aber tragischerweise werden dann als positive Alternative ausgerechnet jene Lügen, Mythen und Falschbehauptungen repliziert, die eine Reduktion des Autoverkehrs nachhaltig verhindern.
Beispiel:
„Die vielerorts zunächst provisorisch entstandenen Radwege führten dazu, dass mehr Menschen aufs Rad stiegen und aufs Auto verzichteten. “ dabei ist eine Quelle als Beleg verlinkt, die eben NICHT zeigt, dass die Neuradfahrenden ‚aufs Auto verzichten‘! (Falls ich da was überlesen habe, gern korrigieren).
Es wird im Riffreporter Artikel, wie es seit Jahren stereotyp vom Radentscheidmarketing herausposaunt wird, das ‚Vorbild Niederlande‘ ins Feld geführt mit der Lüge, dass im Nachgang von ‚Stop de Kindermoord‘ der Autoverkehr dort hätte eingedämmt werden können.
Das genaue Gegenteil ist bekanntlich der Fall. Autodichte und Autofahrleistungen in NL steigen stetig an.
Hier, wie generell bei den ‚Radentscheiden‘ wird die Falschbehauptung unter die Menschen gebracht, dass steigender Radverkehr und/oder ein steigender ‚Radverkehrsanteil‘ aka ‚modal-split‘ zu einer Abnahme des Autoverkehrs führen würde.
Das ist nachweislich falsch!
Wie wärs mal sich mit den entsprechenden empirischen Befunden (MID 2017) zum Zusammenhang von Wegezahl und Fahrtenlänge des MIV zu beschäftigen?

EIGENTLICH ist es gute alte Tradition in der Umweltbewegung sich zunächst mal ausführlich bzw. zumindest ausreichend fachkundig zu machen BEVOR die in NGO’s mittlerweile allgegenwärtigen Marketingfuzzis wie CDU-Strössenreuther und Konsorten ihre Slogans herausposaunen und unkritisch tausendfach auf social-media repliziert werden. Es hat sich ja mittlerweile eine richtige Startup-ökonomie rund um die lets-go-dutch-Radwegebaubewegung gebildet mit gesalzenen Vortragshonoraren, eignen ‚Lets go dutch‘-Verlagen mit NL-copy-paste (T.Graf), guten Stellenaussichten in Politik und Verwaltung und diversen Unternehmensgründungen rund um das hippe Thema „Radverkehr fördern, das nutzt ja dann auch dem Autoverkehr“. Ich habe ja hier schon desöfteren auf den faktischen Gleichklang der ‚Rezepte‘ von Radentscheiden und CDU/CSU/BMW und Co. hingewiesen (s.a. das ÖPP Projekt BMW/München’Inzell-Initiative‘).

GERADE die Radentscheide haben eine traurige Rolle dabei gespielt den Fokus faktisch weg von einem umwelt- und klimarelevantem ‚Weniger Autoverkehr‘ zu rücken, und dabei das Label ‚lets go dutch‘ incl. populistischer Verengung auf Steigerung des Rad-modal-split als Zielmarke in der ‚Mitte der (automobilen) Gesellschaft‘ im Stile eines klassischen ‚Greenwashings‘ zu verankern.
Ich erinnere mal an den Strössenreuther-Ableger ‚Aufbruch-Fahrrad‘ in NRW mit ihrem: „Diese Initiative richtet sich nicht gegen den Autoverkehr“und ihren öffentlichen Bauchpinselungen des CDU-Verkehrsministers Wüst, der ebenso wie der CDU Münster-OB Lewe gern Utrecht als ‚Vorbild‘ ins Feld führt (mehr Radwege und mehr Autobahnen …).
Rad-Fahrbahnverbot mit möglichst kompletter Separation des Radverkehrs hat noch NIRGENDWO auf der Welt zu einer Reduktion des Autoverkehrs geführt. Warum auch???
Eher ist aus Sicht von Theorie und auf Basis von Empirie das Gegenteil zu erwarten, nämlich dass durch den von den Fahrbahnen wegseparierten flächensparsamen Binnenradverkehr die umwelt- und klimarelevanten MIV-Strecken auf den mittleren und langen Distanzen nebst steigender Suburbanisierung zusätzlich induziert werden. Ferner ist – gerade in und nach Coronazeiten – zu berücksichtigen, dass ggf. die beiden zentralen Elemente einer inklusiven Basismobilität geschwächt zu werden drohen: der ÖPNV und der Fussverkehr.
Da reicht es halt nicht bloss zu postulieren, dass die Radverkehrsförderung nicht zu Lasten dieser beiden zentralen Standbeine des Umweltverbundes gehen dürfen, eine solche (richtige) Leitlinie muss auch PRAKTISCH eingelöst werden und theoretisch auf sicheren Füssen stehen und sich in Massnahmeempfehlungen konkret einlösen.

Ich bin natürlich gern bereit der Autorin des Riff-Raporter Artikels guten Willen zu unterstellen, aber ‚gut gemeint‘ reicht halt nicht aus, und in Zeiten wo die Erderwärmung schon auf 1°C angewachsen ist, erste Kippelemente bereits frühzeitig gekippt sind, ist es doch wohl angemessen die eigenen Standpunkte nach wissenschaftlichen Standards auf den Prüfstand zu stellen, statt ohne ausreichendes fachliches Fundament die ewig gleichen Marketingclaims aus dem Fundus der ‚Lets go Dutch Lobby‘ zu replizieren, die im Stile von Zauberlehrlingen die verkehrspolitische Malaisse eher noch vergrössern, statt sie, wie es längst zwingend notwendig wäre, umzuwenden in eine ökologisch-soziale ‚Verkehrswende‘.

Davon abgesehen ist es natürlich richtig, wenn konstatiert wird, dass eine Reduktion des Autoverkehrs nicht vonstatten gehen kann, wenn sich niemand traut diese offensichtliche Notwendigkeit mal klar, eindeutig und konfliktbereit zu benennen, sondern billig und autogerecht Zuflucht sucht im allseits beliebten Spielchen „Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass“.

Immerhin: die Claims der ‚Radentscheide‘ sind spätestens mit dem Eintritt von Mr.Radentscheid in die CDU dorthin gelangt wo sie inhaltlich längst hingehören: in die Fänge von Scheuer, Dobrinth, Ramsauer und Konsorten.
-> autogerechte Radverkehrsförderung

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