Es ist inzwischen fast acht Jahre her, dass ich mit einer Petition an die niedersächsische Landesregierung die kostenlose Fahrradmitnahme in niedersächsischen Regionalbahnen gefordert hatte. Wer den Radverkehr und den Umweltverbund stärken will, muss finanzielle Anreize setzen. In weiten Teilen Niedersachsens ist aber ein Fahrrad-Tagesticket für fünf Euro fällig, wenn man Bahn und Rad kombinieren will. Man muss schon Idealist sein, da das Auto stehen zu lassen.

Meine Petition wurde damals abgelehnt. Die Landesregierung hielt eine generelle kostenlose Beförderung von Fahrrädern in absehbarer Zeit nicht für zielführend und wollte sie bei zukünftigen Ausschreibungen auch nicht als zu erbringende Leistung festlegen.

Nun habe ich beim NDR gelesen, dass ein Konzept des Niedersächsischen Verkehrsministeriums vorsieht, die kostenlose Fahrradmitnahme in Regionalbahnen zu vereinheitlichen. Hoffnung keimt auf, dass es endlich vorangeht. Denn in einigen Regionen kann man das Fahrrad zu bestimmten Zeiten schon kostenlos mit in die Bahn nehmen. Und tatsächlich, laut neuem Fahrradmobilitätskonzept soll die Fahrradmitnahme im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) optimiert werden. Die Vernetzung von Fahrrad und Bahn scheint also weiter Thema zu sein. Nur so richtig anpacken will man die Sache offenbar nicht.

Bereits heute ist die Mitnahme von Fahrrädern und Pedelecs im SPNV möglich. Seit Juni 2020 ist es in Niedersachsen zudem erlaubt, auch schnelle S-Pedelecs im SPNV mitzunehmen. Allerdings ergeben sich bei der Mitnahme in der Praxis immer wieder Probleme. Insbesondere sind die Zeiten, in denen eine kostenfreie Mitnahme möglich ist, in den unterschiedlichen Verkehrsverbünden zum Teil sehr unterschiedlich geregelt und für die Radfahrenden damit unübersichtlich. Hier wird geprüft, ob eine landesweit einheitliche und eindeutige Regelung umgesetzt werden kann. Soweit möglich, wird angestrebt, die jeweiligen kostenpflichtigen und kostenfreien Zeiträume übereinstimmend festzulegen.

Es soll wieder mal nur geprüft werden. Und die kostenlose Mitnahme soll anscheinend auch gar nicht ausgebaut, sondern nur landesweit harmonisiert werden. Was im besten Fall bedeuten kann, dass die eine oder andere Region eine kostenlose Mitnahme bekommt. Eine generelle Kostenbefreiung wäre sicher die nutzerfreundlichste Regelung.

Darüber hinaus ist auch die Ausgestaltung der Tarife für die Fahrradmitnahme vergleichsweise unübersichtlich. Ziel ist es deshalb, ein einfach zu bedienendes und für alle Radfahrenden verständliches elektronisches Ticketing zu etablieren. Dies kann aufgrund der unterschiedlichen Strukturen in den Tarifverbünden allerdings nur schrittweise und ggf. zunächst in Form von Modellprojekten erfolgen.

Schrittweise, Modellprojekte, elektronisches Ticketing – das hört sich an, als würde sich so schnell gar nichts ändern.

Schließlich wird geprüft, wie zukünftig Fahrräder im SPNV auch zu den Stoßzeiten zuverlässig und einfach mitgenommen werden können. Hierbei sind Lösungen für die begrenzten Kapazitäten zu erarbeiten. Damit wird eine verlässliche Planung für Berufspendler und -pendlerinnen, die auf dem Weg zur Arbeit mit dem Rad den SPNV nutzen, erleichtert.

Was diese Prüfung wohl ergeben wird? Mit der Formulierung „begrenzte Kapazitäten“ geht man auf jeden Fall sehr pessimistisch an die Sache. Nicht, dass da am Ende noch rauskommt, dass man die Preise erhöhen muss, damit die Nachfrage nicht das Angebot übersteigt. Denn ‚zu teuer‘ und ‚zu kompliziert‘ können ja auch verlässliche Indikatoren für eine Planung sein. Die Menschen fahren dann einfach weiter Auto. Und wenn ich mir die deutsche Radverkehrsförderung so anschaue, halte ich diese Strategie gar nicht mal für so unwahrscheinlich.

Das Verkehrsministerium ist dabei, eine weitere Chance zu vergeben. Dass es auch anders geht, zeigen Thüringen und Sachsen-Anhalt. In allen Nahverkehrszügen der beiden Bundesländer ist die Fahrradmitnahme seit Jahren kostenfrei.