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ADFC Osnabrück fordert Tempo 30 und Kontrollen

Nach dem Unfall von gestern Abend, bei dem eine Radfahrerin praktisch vor meiner Haustür von einem mutmaßlich mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden Auto (es gibt auch Gerüchte über ein illegales Rennen) schwer verletzt wurde, habe ich zusammen mit dem ADFC eine Pressemitteilung rausgegeben. Die Situation in der Martinistraße ist vor allem in den Abendstunden nicht mehr hinnehmbar, was man täglich sehen und bis in die Parallelstraßen hören kann. Wir fordern Stadt und Polizei auf, endlich einzuschreiten!

 

Nach Unfall auf Martinistraße

ADFC fordert Tempo 30 und Kontrollen

Nach dem Unfall auf der Martinistraße, bei dem am Abend des 6. Juni eine Radfahrerin von einem mutmaßlich mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden Auto schwer verletzt wurde, fordern der Osnabrücker ADFC und Daniel Doerk vom Fahrradblog www.iswaf.de Maßnahmen, die die Situation auf der Martinistraße entschärfen.

Uwe Schmidt, Vorsitzender des ADFC-Osnabrück: „Wir vom ADFC fordern bereits seit zwei Jahren Tempo 30 auf der Martinistraße. Auf dieser nächtlichen Rennstrecke war das ein Unfall mit Ansage. Es ist höchste Zeit, die schwächeren Verkehrsteilnehmer vor dem unverantwortlichen Handeln einiger Autofahrer zu schützen.“

Daniel Doerk ergänzt: „Abends und vor allem zwischen 22 und 0 Uhr hört man Motoren und Auspuff bis in die Parallelstraßen aufheulen. Nicht selten folgen quietschende Reifen und ein dumpfer Knall. Der Lärm ist lästig, die überhöhte Geschwindigkeit zuweilen lebensgefährlich. Wir kommen zumindest um ein nächtliches Tempo 30 auf der Martinistraße als ad-hoc-Maßnahme nicht herum, wenn wir die Straße sicherer und leiser machen wollen. Und nichts anderes kann das Ziel sein. Mittelfristig muss dann endlich die Überarbeitung der Straße angegangen werden. Ein Rückbau auf eine Fahrspur pro Richtung mit sicheren Radwegen an der Seite ist unumgänglich.“

Der ADFC setzt sich dort für Tempo 30 ein, wo keine ausgewiesenen Wege für Radfahrer vorhanden sind und sich der Radverkehr die Fahrbahn mit Autos teilen muss. Die stark voneinander abweichenden Geschwindigkeiten lassen Unfallfolgen umso gravierender ausfallen. Tempo 30 zwischen Wall und Am Kirchenkamp hat auf die Ankunftszeit in der Innenstadt praktisch keine Auswirkungen. Es kann aber Unfälle verhindern, weil Gefahren besser erkannt werden können und der Anhalteweg kürzer wird. Und im Ernstfall sind zumindest die Verletzungsfolgen geringer. Prallt ein Fahrzeug mit 50 km/h mit einem Fußgänger zusammen, liegen die Überlebenschancen für den Fußgänger bei gerade einmal 30 Prozent. Ist das Auto dagegen mit Tempo 30 unterwegs, steigen die Überlebenschancen auf 90 Prozent.

Schmidt: „Wir fordern Lösungen von der Stadt und wir fordern Kontrollen von der Polizei, damit die Situation auf der Martinistraße nicht eskaliert. Wenn jetzt nichts passiert, ist der nächste Unfall nur eine Frage der Zeit.“

Unfall Martinistraße
Foto: dd

13 Antworten auf „ADFC Osnabrück fordert Tempo 30 und Kontrollen“

Ich wusste gar nicht, dass eine Verringerung des Tempolimits von 50 auf 30 einen derartigen Sicherheitsgewinn für Fußgänger zur Folge hat.

Wie dem auch sei, ich wünsche euch viel Erfolg bei eurer Initiative. Bzgl. illegaler Rennen müssten wohl insbesondere mehr Kontrollen erfolgen.

Man sollte erstmal abwarten was da überhaupt los war.

Klar ist natürlich; sobalt man die Martinistraße nutzt hat man als Radler keinen Schutzstreifen;
Vor allem den ersten teil Stadtauswärts ab Uni hasse ich-zur Zeit nur eine Spur und wehe man wagt sich da als Radler hin. Viele Autofahrer kommen nicht klar damit hinterher zu fahren, auch wenn sie fast jedes mal an der Ampel rot haben (Höhe Unidöner) aber an dem „Hindernis“ muss man unbedingt vorbei. Der Zustand der Straße ist ebenfalls schlecht; Schlaglöcher, Spurrillen, Gullideckel….

Im aktuellen Fall wäre ich dafür abzuwarten was die Ermittlungen sagen.

Man kann der Verletzten nur alles Gute wünschen

Die Forderungen beziehen sich auch nicht (nur) auf den aktuellen Fall. Natürlich muss man abwarten. Aber das Problem ist da. Nicht erst seit gestern. Allein der Umstand, dass sich Radfahrer hier gar nicht erst zutrauen zu fahren, ist unhaltbar. Hinzu kommt, dass einige auf den Gehweg ausweichen und dort Fußgänger gefährden. Das ist zwar kein richtiges Verhalten der Radfahrer, aber die Ursache dafür liegt eben in der schlechten Gestaltung der Straße.

Nö, die primären Ursachen sind Hersteller von sinnlosen, überlauten, übergroßen, stinkenden und gefährlich motorisierten Fortbewegungsmitteln, die nichts anderes im Sinn haben, als ihren Profit unter allen Umständen zu maximieren. Dazu sind alle Mittel recht: Von der Volksverblödung bis zur Politikerbestechung.
Die darauf folgende Ursache sind jene „Persönlichkeiten“, die nach erfolgreicher Hirnwäsche (s. Ursache 1) mit der entsprechenden Fahrweise ihre soziale Inkompetenz zur Schau stellen müssen. Koste es, was es wolle – auch Menschenleben.
Deine Ursache kann erst ebendiese sein, weil es die beiden erstgenannten Ursachen gibt.
Leider werden wir auf allen Ebenen von Gehirnamputierten, Gierhälsen und Demagogen regiert. Oder wie Karin Duve schreibt, sind es „Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen , die uns um die Zukunft bringen“.
Tut mir Leid, musste raus heute, so wie das Gewitter eben….

Ich finde Deine Initiative Klasse, Daniel, und bewundere Deine Geduld und Leidensfähigkeit. Ich fürchte nur, die oben beschriebenen Kaste der Entscheidungsträger braucht wohl noch ein paar mehr Opfer, um endlich mal ein bisschen Vernunft in unser tägliches Mobilitätsverhalten zu bringen. Und selbst da habe ich große Zweifel.
Ich hoffe, dass es der Frau im Krankenhaus bald besser geht.

Jo, das scheint auch eine Bundesstraße zu sein. Da würde mich die Begründung der Stadt interessieren und ob sie das ohne Ministerium machen kann. Weiß nicht wie es in NRW ist.

Es gibt ein ganz interessantes Papier vom VCD dazu: https://tempo30.vcd.org/fileadmin/user_upload/tempo30/Downloads/Tempo30_Soforthilfe-Papier.pdf

Das könnte sowohl für die Lotter als auch für die Martinistraße interessant sein:

Herabstufung zur Gemeindestraße wäre eine Möglichkeit, aber schwierig.

Ansonsten dürften alle drei Hebel für eine streckenbezogene Temporeduzierung (Sicherheit, Lärm, Luftverschmutzung) nutzbar sein:

Sicherheit: „Sicherheitserfordernisse können vor allem auf Straßen »in Wohngebieten und Gebieten mit hoher Fußgänger- und Fahrradverkehrsdichte sowie hohem Querungsbedarf« geltend gemacht werden. Werden beispielsweise in einer Straße Radverkehrsanlagen als notwendig erachtet, sind aber aufgrund des beschränkten Platzangebots (oft auch, weil Parkplätze nicht entfallen sollen) nicht oder nicht in den erforderlichen Maßen zu verwirklichen, kann – mit gleichen Argumenten – zum Schutz der Radfahrer/-innen die Beschränkung der zulässigen Geschwindigkeit geboten sein.“

Lärm und Luftbelastung dürften wegen der engen Straßen mit geschlossener, mehrstöckiger Bebauung ebenfalls nutzbar sein. Für Lärm gilt sogar ohne Nachweis konkreter Lärmwerte: „Temporeduzierungen [sind] dort möglich, wo die Lärmbeeinträchtigung verkehrsbedingt über dem ortsüblichen Niveau liegt.“ Bei den engen Straßen mit geschlossener, mehrstöckiger Bebauung dürfte das gegeben sein.

Auch die anderen Downloads (Flyer, Musterbriefe) sind ganz gut gemacht.

Ja. Problem ist nur, dass es die Politik nicht will. Lediglich die GRÜNEN können sich das (zur Not auch vorerst nachts) vorstellen. Da aber CDU und SPD dagegen sind, ist es recht aussichtslos…

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