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GRÜNE reagieren auf Unfall in Martinistraße

Unfall MartinistraßeZwei Tage nach dem Unfall auf der Martinistraße, bei dem eine Radfahrerin von einem mutmaßlich mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden Auto (es gibt auch Gerüchte über ein illegales Autorennen) schwer verletzt wurde, reagiert die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und will bei der anstehenden Ratssitzung (14. Juni) eine Initiative auf den Weg bringen, die stationäre Blitzanlagen an der Martinistraße vorsieht. Sie stellt den Eilantrag „Maßnahmen gegen illegale Rennen und massive Geschwindigkeitsüberschreitungen

Darüber hinaus wolle man Tempo 30 prüfen lassen. Allerdings bedürfe es dafür auch baulicher Änderungen, da Tempo 30 sonst kaum durchzusetzen sei. Von der Polizei wird konsequentes Durchgreifen erwartet, wenn sich bestätigen sollte, dass es in der Stadt vermehrt zu Autorennen komme.

Wie schon bei den wiederholt tödlichen Unfällen an der Kreuzung Johannistorwall / Kommenderiestraße sind es die Grünen, die auf schnelle Maßnahmen drängen. Es gibt jetzt keinen Grund für die anderen Fraktionen, sich nicht der Forderung nach Blitzanlagen anzuschließen. Ein Abzocke-Vorwurf kann von vornherein widerlegt werden, da jedem Autofahrer klar sein sollte, dass innerorts – wenn nicht anders ausgezeichnet – Tempo 50 gilt. Wer das nicht einhält, handelt vorsätzlich. Zumal bei einem Autorennen!

Hier die Pressemitteilung der Ratsfraktion:

 

Sicherheit hat immer Vorfahrt

GRÜNE: „Müssen Raser auf der Martinistraße stoppen“

Angesichts des schweren Unfalls auf der Martinistraße, bei dem ein Autofahrer mit überhöhter Geschwindigkeit eine Radlerin schwer verletzt hat, sehen die GRÜNEN dringenden Handlungsbedarf. „Der Unfall macht uns sehr betroffen und wir hoffen, dass das Unfallopfer schnell wieder gesund wird. Wir müssen nun dafür sorgen, dass der Raserei auf der Martinistraße und anderen vierspurigen Straßen endlich Einhalt geboten wird. Es kann nicht sein, dass einige wenige Durchgeknallte alle anderen Verkehrsteilnehmer gefährden“, erklären der Fraktionsvorsitzende, Michael Hagedorn, und der verkehrspolitische Sprecher, Jens Meier.

Es kann nicht sein, dass einige wenige Durchgeknallte alle anderen Verkehrsteilnehmer gefährden.

Die GRÜNEN wollen, dass an der Martinistraße baldmöglichst Maßnahmen ergriffen werden. „Wir wollen die Straße umbauen und dabei sicherer machen. Leider steht dafür zurzeit das Geld noch nicht zur Verfügung. Wir brauchen daher auch sofortige Abhilfe. Hier können stationäre Blitzanlagen präventive Wirkung haben“, erläutert Meier. Die GRÜNEN wollen schon zur nächsten Ratssitzung eine entsprechende Initiative auf den Weg bringen.

Sorgen bereiten den GRÜNEN, dass in der Stadt vermehrt illegale Rennen stattfinden sollen. Hier erwarten sie eine klare Ansage durch die Polizei. „Wenn sich das betätigt, dann muss die Polizei konsequent durchgreifen. Autorennen mitten in der Stadt sind absolut intolerabel und müssen als Straftaten verfolgt werden“, ergänzt Hagedorn. Die breiten und gut ausgebauten Osnabrücker Einfallstraßen verführten offenbar einige Autofahrer, insbesondere in den verkehrsschwachen Zeiten, zu massiven Geschwindigkeitsüberschreitungen. „Dagegen müssen wir etwas tun. Osnabrück darf nicht wieder zur Unfallhauptstadt werden“, mahnt Meier.

Autorennen mitten in der Stadt sind absolut intolerabel und müssen als Straftaten verfolgt werden.

Den Vorschlag des ADFC, Tempo 30, einzuführen, wollen die GRÜNEN gerne verkehrsrechtlich prüfen lassen. Allerdings bedürfe es dafür auch bauliche Änderungen, denn ohne diese sei Tempo 30 kaum durchzusetzen. „Tempolimits nützen ja nichts, wenn sich nicht daran gehalten wird. Daher brauchen wir auch die Durchsetzung von Beschränkungen. Hier geht es nicht um Abzockerei, sondern um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, und die hat immer Vorfahrt“, so die beiden abschließend.

Update
Die SPD-Fraktion schließt sich dem Antrag an.

Update 15. Juni

Der Stadtrat hat Teile des GRÜNEN-Antrags angenommen. In der Martinistraße sollen nun Blitzer aufgestellt werden. Nächtliche Tempo 30-Beschränkungen wurden hingegen abgelehnt. Hier ist die SPD Osnabrück noch zu sehr Autopartei. Von der CDU ganz zu schweigen…

9 Antworten auf „GRÜNE reagieren auf Unfall in Martinistraße“

Glückwunsch!
Das geht doch genau in die richtige Richtung und bekämpft die Ursacen.
Schön zu sehen, dass es sich gelegentlich doch (hoffentlich) praktisch auszahlt, wenn Blogger/ADFC Initiative zeigen.

Wieso Glückwunsch? Wo werden hier Ursachen bekämpft, und was können die Grünen tun, um das zu ändern, außer sich in den Medien bemerkbar zu machen?
Wenn man Ursachen bekämpfen will, sollte man das Management der Automobilindustrie und deren Handlanger wegsperren. Wird organisierte Kriminalität in D nicht mit harten Strafen belegt? Warum dann nicht diese Sparte?
Warum melden sich die Grünen erst jetzt, als wieder jemand halb zu Tode gefahren wurde und lassen ansonsten diesbezüglich wenig von sich hören?

„Müssen Raser auf der Martinistraße stoppen“. „Müssen besser spielen“ sagen gewöhnlicherweise Fußballtrainer, die faktisch schon entlassen sind.

Es stimmt auch nicht, dass „…einige wenige Durchgeknallte alle anderen Verkehrsteilnehmer gefährden“. Es sind nicht nur asoziale PS-Cowboys sondern auch Busfahrer, die Radfahrer schneiden, Taxifahrer oder Lieferanten, die es immer eilig haben. Es sind Vieltelefonierer und SMS-Schreiber am Lenkrad, „wichtige“ Firmenbosse, verpennte Omis, rechthaberische Blingblingpanzerfahrer, besoffene Stammtischstrategen etc. etc., die andere über den Haufen fahren. Kurzum, ich habe Zweifel an der „guten Mehrheit“. Ich wage zu behaupten, dass es einfach in der Mehrheit gesellschaftlich akzeptiert ist, sich als Autofahrer mehr Rechte herauszunehmen bis zur schulterzuckenden Inkaufnahme von Toten und Verletzten, nicht zuletzt, weil man mir dem Blechhaufen der oder die Stärkere ist.
Und ich rede hier nur von der Unfallgefährdung. Von den Kranken und Toten durch Luftverschmutzung und Verlärmung habe ich noch gar nicht angefangen. Oder soll ich noch den wahnwitzigen Flächenverbrauch und die Bodenversiegelung allein für den Individualverkehr ins Spiel bringen?
Meiner Ansicht nach leben wir in einer total kaputten Welt mit absurden Wertvorstellungen und einem unaufhaltsamen Drang zur Selbstzerstörung.
Soll das Gepiepse der Grünen da wirklich etwas aufhalten?

„Wenn man Ursachen bekämpfen will, sollte man das Management der Automobilindustrie und deren Handlanger wegsperren.“

Genau, was als kleine Stadtratsfraktion ja auch kein Problem ist. Wieso ist da bloß noch keiner drauf gekommen?

Das mit den Ursachen war auf die Aussage des Vorposters bezogen.
Trotzdem würde ich diese Aktion der Grünen nicht überbewerten.
Da spielt sicher auch parteipolitisches Kalkül bei den Grünen eine Rolle.

Naja, Blitzer bekämpfen auf jeden Fall das Rasen an der Stelle. Den geistige Zustand der Raser, wenn man das als Ursache sieht, bekämpfen sie aber wohl nicht. Das stimmt.
Parteipolitisches Kalkül ist dann aber wohl so gut wie jede Entscheidung einer Fraktion. Anders gehts ja auch gar nicht.

@Seybold,
stimme zwar im Prinzip zu, aber letztlich bringts m.E. wenig alles immer weiter eine Ebene hoch zu schieben und alles Konkret-kleinteilige als nicht ursachenbezogen zu bezeichnen.
Das liesse sich mit Deinem Einwand doch genausogut machen:
‚Was nutzt es die Praktiken des Auto-Managements zu bekämpfen, wenn die doch letztich auch nur den immanenten Zwängen unseres Wirtschaftssystems folgen und marktkonform die Rentabilität ihres Arbeitgebers optimieren‘ … usw.
Auch unterhalb eines grundlegenden Paradigmenwechsels gibt es m.E. Möglichkeiten ursachenbezogenen Handelns.
Für Tempokontrolln sollten wir nicht auf eine überfällge Weltrevolution warten müssen.
Geschwindigkeitskontrollen bei MIV gehen m.E. jedenfalls in die richtige Richtung.
Falsche Richtung: ‚Oh, viele Raser, wichtige Strecke, also mal lieber die Strasse für Radverkehr sperren‘ (Z.254), was gerade außerorts immer öfter praktiziert wird.
Innerorts dann üblicherweise: Fahrbahnverbot mittels Benutzungspflicht.
Ausserdem ist es ein gutes öffentiches Signal, dass Tempoüberschreitungen KEIN Kavaliersdelikt sind, sondern im Regelfall im Interesse der Allgemeinheit einen regelmässige Gefahrenabwehr stattzufinden hat (im Ggs. zur Legende von der ‚Abzockerei‘)

Hallo Alfons.

Du weißt so viel und Du benutzt so viele schöne und seltene Vokabeln.
Außerdem hast Du natürlich recht.
Da kann ich gar nicht mitreden.

Finde ich gut, auch dass grundsätzlich die vierspurigen Straßen angesprochen werden. Auch auf dem Wall wird ja .achts geheizt wie sonst was. Habe mich als Fußgänger in der Ecke cinema arthouse nachts schon öfters erschrocken, gerade wenn lkw mit Anhänger dort gefühlte 100 fahren…

Findet Ihr das wirklich so gut?

Ich fahre auf meinem Arbeitsweg in Köln täglich an der Stelle vorbei, wo im April 2015 eine (mir persönlich bekannte) Radfahrerin von einem Raser, der die Kontrolle verlor, auf dem Hochbord(!)-Geh- und Radweg getötet wurde. Es ist eine schnurgerade und gut einsehbare Straße mit ganz wenigen Kreuzungen; ich fahre dort eigentlich (regelwidrig) gerne auf der Fahrbahn, und es könnte wunderbar klappen, wenn es nicht einige wenige Idioten gäbe. Obwohl prinzipiell für Tempo 30 innerorts, halte ich dort Tempo 50 als zulässige Höchtgeschwindgkeit für vollkommen akzeptabel. Wenn anderswo nicht Tempo 30 eingeführt wird, warum ausgerechnet dort?

Nach dem „Unfall“ wurden zunächst einmal (leider zu spät) regelmäßige Geschwindigkeitsmessungen durch die Polizei eingeführt (inzwischen wieder ziemlich ausgedünnt). Kurze Zeit später wurde Tempo 30 angeordnet und durch zusätzliche Fahrbahnschweller und mittels einem als Baustelle „getarnten“ Hindernis eine zusätzliche Verengung geschaffen. Die in diesem Blogbeitrag vorgestellte FOrderung der Grünen erinnert mich an das, was ich hier erlebe.

Was ist das Resultat dieser Maßnahmen?

1) Als Radfahrer habe ich nun Probleme, die Fahrbahn zu nutzen, da die doofen Schweller meine Fahrt massiv stören (in einer Fahrtrichtung kann ich noch herumschwenken, in die andere Fahrtrichtung erstrecken sich die Schweller fast bis in den Rinnstein).

2) Wie an jeder Straße mit Schwellern haben sich die Lärm- und Abgasemissionen deutlich erhöht, muss doch selbst bei Einhaltung von Tempo 30 dort abgebremst und neu beschleunigt werden! Die künstlichen Hindernisse verursachen jetzt zu Spitzenzeiten massive Staus und Verkehrsbehinderungen. Emissionsmäßig also ein übler Rückschlag, und führt letztlich auch nur zu entnervten Fahrern, die dann anschließend ordentlich Gas geben.

3) Für den Rettungsdienst ist eine neue Straße hinzugekommen, die kaum nutzbar ist: Alarmfahrten über die Schweller sind kaum machbar, und schonende Patientenfahrt (man stelle sich Wirbelsäulenverletzte oder Schwangere nach Fruchtwasserabgang vor) sind ausgeschlossen. Als ehemaliger Rettungssanitäter hasse ich Schweller, Teller und Drempels!

4) Es wird dort immer noch gerast! Zu normalen Verkehrszeiten werden zwischen Schwellern und Hindernissen von einem Großteil der Kraftfahrer (bis hin zu Linienbussen und Tiefladern!) die 30 km/h immer wieder deutlich überschritten.
Auch die zu verkehrsarmen Zeiten massiv aufdrehenden „echten“ Raser sind weiter zu beobachten. Die Polizei maß schon mehrmals Fahrzeuge mit 75 km/h, Spitzenreiter waren 105 km/h! Abgesehen davon, dass dabei auch schon Autos mit geplatzten Stoßdämpfern gestoppt wurden, stelle ich mir bei diesen Meldungen immer vor, was wohl geschieht, wenn solch ein Raser ungebremst auf die Schweller trifft. Dann macht der erst recht einen fliegenden Abgang und zersemmelt Fußgänger und Radfahrer *neben* der Fahrbahn.

Mein Fazit: Die hier geforderten Maßnahmen kenne ich, und sie haben die betreffende Straße in meinen Augen noch gefährlicher gemacht! Mir fehlt jedes Verständnis dafür, wie man immer wieder „bauliche Veränderungen“ fordert, um Verkehrsteilnehmer zu vernünftiger Fahrweise anzuhalten. So sinnvoll ich Tempo 30 innerorts finde: es hilft nicht gegen diejenigen, die auch schon Tempo 50 ignorieren! Diese Leute muss man aus dem Verkehr ziehen, und nicht irgendwelchen unausgegorenen aktionistischen Quatsch forderen/bauen

Was wir brauchen, ist folgendes:

A) Konsequente Kontrollen: stationäre „Blitzer“ (auf einer solchen Strecke unbedingt auch mehrere, sonst wird nur an dieser einen Stelle abgebremst) müssen durch *unangekündigte“ zusätzliche mobile Kontrollen ergänzt werden. Es muss enrsthaft die Streckenkontrolle eingeführt werden. (Also Zeitbestimmung zu Beginn und am Ende der Strecke; ist insgesamt die Durchschnittsgeschwindigkeit unterwegs zu hoch, ist das ein Delikt.) Hier jaulen die Datenschützer und übersehen dabei etwas: Wir leben in einer vollkommen überwachten Welt; ich kann nicht mehr ungefilmt Zug fahren oder meine Einkäufe erledigen! Aber im Straßenverkehr darf man trotzdem in aller Anonymität und unüberwacht Menschen in Gefahr bringen und töten …

B) Eine massiv verbesserte Führerscheinausbildung und allgemeine Verkehrserziehung. Von Führern eines Fahrzeuges mit hoher kinetischer Energie muss mehr Verantwortung eingefordert werden. Diese Verantwortung muss man ihnen immer wieder bewusst machen (statt von Radfahrern alberne Helmchen fordern). Radfahrern muss beigebracht werden, wie man sicher im Straßenverkehr fährt (anstatt gefährliche Wegelchen und nutzlose Streifen zu fordern). Jeder Verkehrsteilnehmer muss akzeptieren, dass die Straße für alle da ist, und man gegenseitig Rücksicht zu nehmen hat.

C) Tempolimits (30 innerorts, 80 außerorts, 120 auf Autobahnen sind mein Favorit) sind ebenfalls geboten, aber ändern gar nichts, sofern sie nicht auch konsequent durchgesetzt werden (Bsp. Schweiz). Und niedrigere Tempolimits an Stellen, die nur deswegen gefährlich sind, weil das bestehende höhere Tempolimit ignoriert wird, halte ich für sinnfrei.

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