Zum Abschluss des Osnabrücker Herbstjahrmarktes haben Autofahrer noch mal gezeigt, wer hier in Osnabrück (und vielleicht einfach ganz generell in Deutschland) auf den Straßen das Sagen hat. Nachdem die Situation auf dem Radschnellweg am vergangenen Wochenende schon so eskaliert war – Autos hatten den Radschnellweg in Kollone befahren und dann im Grünstreifen daneben geparkt -, dass die Stadt mit Absperrungen reagieren musste, haben Autofahrer gestern offenbar alle Absperrungen abgeräumt und sich Zugang zum Radschnellweg verschafft.

Liest man Kommentare unter den bisherigen Berichterstattungen, dann sieht man, wie egal es vielen Autofahrern ist, dass sie Ordnungswidrigkeiten begehen. Es gibt viel Verständnis dafür, dass die Falschparker doch einfach nur einen Parkplatz brauchen. Und wie so oft wird ein komisches Selbstverständnis sichtbar: Dass die Stadt, mithin die Öffentlichkeit, dafür zu sorgen habe, dass jedem Autofahrer ein Parkplatz in unmittelbarer Nähe seines Ziel zu Verfügung gestellt werden muss. Möglichst gratis natürlich. Schließlich zahle der Autofahrer (und nicht der Radfahrer) das alles und noch viel mehr ja auch mit seinen Kfz- und Mineralölsteuern – noch so eine groteske Fehleinschätzung, die sich eisern hält. Werden wir es als Gesellschaft jemals hinbekommen, diese völlig verquere Anspruchshaltung aus den Köpfen zu kriegen?

Ich gehe nicht davon aus, dass das Abräumen der Absperrungen, das Befaren des Radschnellwegs und das Falschparken auf dem Grünstreifen irgendwelche Konsequenzen für die betreffenden Autofahrer haben wird. Die Polizei war zwar vor Ort, teilt aber mit, dass die Fahrzeuge nicht verkehrsbehindernd oder auf dem Radweg parkten, weshalb die Beamten „im Rahmen des Opportunitätsprinzips“ wohl auf Verkehrsordnungswidrigkeitenverfahren verzichtet hätten. Beim Befahren des Radschnellweges hat man also niemanden erwischt. Und für das Falschparken ist ja wiederum das Ordnungsamt zuständig.

Auf meine Anfrage, ob denn das Ordnungsamt am Sonntagabend noch in irgendeiner Weise tätig geworden ist und welche Konsequenzen die Stadt aus dem Vorfall zieht, habe ich bisher keine Antwort bekommen. Insofern setzt hier unter den Falschparkern auch wohl wieder der Lerneffekt ein, dass man als Autofahrer eben der Chef auf der Straße ist und sich den Platz einfach nur nehmen muss.

Wir Radfahrer*innen merken das dann wieder, wenn wie selbstverständlich auf einem Radweg geparkt wird, weil ja „nur kurz“ was rausgeholt werden muss. Wobei sich das „nur kurz“ gern auch mal auf einen ausgiebigen Bummel durch die Altstadt ausdehnt. Oder wenn wir haarscharf überholt und dabei angehupt werden, weil wir den Sicherheitsabstand zu parkenden Autos halten und eben nicht ganz rechts am Fahrbahnrand – oder besser noch auf dem Gehweg – fahren.

Das Recht des Stärkeren bzw. des Dreisteren scheint gesiegt zu haben…

Am DIenstag hatte die Stadt noch Absperrungen errichtet. Ein paar Tage haben sie gehalten…

Foto: dd