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Was tun gegen Falschparker auf Radwegen?

Es wird mal wieder Zeit, über Falschparker und die Höhe der dafür fälligen Bußgelder zu reden. Immer mehr Menschen, vor allem Radfahrer, sind erstens genervt von Falschparkern und werden zweitens regelmäßig gefährdet, wenn sie durch Radwegparker gezwungen sind, auf die Fahrbahn in den fließenden Verkehr auszuweichen. Noch immer gilt vielen Autofahrern das Parken auf dem Radweg als Kavaliersdelikt – und für viele ist ein „Nur schnell was rausholen“ vermutlich nicht mal das. Dabei gibt die Straßenverkehrsordnung ganz klar vor: das Halten und Parken ist auf Radwegen verboten. Punkt.

Für Radfahrer ist es Alltag, dass sie sich mit Radwegparkern herumärgern müssen. Dagegen können sie kaum etwas machen. Manche machen die Falschparker mit Spuckis auf ihr Vergehen aufmerksam, die vielleicht wenigstens ein bisschen nachhaltig wirken. Andere verteilen Zettel, wie gerade in Kiel, die immerhin ein bisschen Medienpräsenz bekommen, beim Falschparker aber wahrscheinlich schnell im Mülleimer landen.

Selbst Anzeigen haben in der Regel keine großen Folgen. Dabei nehmen die immer mehr zu. Express.de schreibt von einem „heftigen Anstieg“ privater Anzeigen in der Stadt und zitiert einen Düsseldorfer Stadtsprecher: „Thematisch geht es bei Drittanzeigen hauptsächlich um Falschparker auf Geh- und Radwegen, gefolgt von zugeparkten Grundstückszufahrten.“ Sind die wenigstens nachhaltig? In anderen europäischen Ländern schon. Denn da muss man ganz schön tief in die Tasche greifen. In Deutschland werden allerdings nur schlappe 20 bis 30 Euro fällig. Auch nicht viel mehr als ein Tagesticket in einem Parkhaus.

Wir müssen also wieder und immer noch über höhere Bußgelder reden – verbunden mit intensiveren Kontrollen. Steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man erwischt wird und dann ein Bußgeld bekommt, das nicht „aus der Portokasse“ bezahlt wird, dann überlegt man es sich einmal öfter, ob man den Radweg blockiert oder doch einen regulären Parkplatz sucht. Der ist in der Regel nämlich auch nicht viel weiter weg. Parkdruck ist nämlich oft genug einfach ein Synonym für Faulheit.

Für die Bußgelder ist die Bundesregierung zuständig. Nur sie kann hier an der Schraube drehen. Dass sich unter einem CSU-Verkehrsminister aber spürbar etwas verändert, ist wohl kaum zu erwarten. Den Kommunen bleibt damit nur die Möglichkeit, die Kontrolldichte zu erhöhen. Wenn die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass man für wirklich jedes Parken auf dem Radweg 30 Euro zahlen muss, dann kann auch das die Situation ändern. Dafür bräuchte es aber erstens ausreichend Personal und zweitens den Willen der Kommunen, wirklich durchzugreifen. Und der ist oft auch nicht da. Man will Autofahrer ja nicht vergraulen. In Osnabrück werden zum Beispiel jährlich nur zwei Radwegparker abgeschleppt.



Osnabrück will es nun noch mal mit einer Kampagne versuchen. Auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen hat der Stadtrat beschlossen, die Verwaltung damit zu beauftragen, „eine Kampagne gegen das Halten und Parken auf Rad- und Fußwegen zu machen“. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit in Kooperation mit Verbänden (IHK, HWK, Gewerkschaften, ADFC, VCD etc.) und Unternehmen soll Autofahrer überzeugen, das Halten und Parken auf Rad- und Fußwegen grundsätzlich zu unterlassen. Darüber hinaus soll die Verwaltung an besonders betroffenen Stellen temporäre Schwerpunktkontrollen vornehmen und Verstöße sanktionieren.

„Der Missbrauch von Fuß- und Radwegen ist ja nicht nur ärgerlich, sondern birgt echte Sicherheitsgefahren. Wenn Fußgänger zum Beispiel mit Kinderwagen oder Rollator ausweichen müssen oder Radler auf viel befahrene Straße gedrängt werden. Wir müssen mehr für die Verkehrssicherheit gerade der Schwächeren tun“, begründen der Fraktionsvorsitzende, Volker Bajus, und der ordnungspolitische Sprecher, Thomas Klein den Antrag.

Ich bin gespannt und eher skeptisch, ob eine Kampagne hier helfen kann. Immerhin sind Schwerpunktkontrollen enthalten. Die könnten in der Tat einen Effekt haben. Einen Schritt weiter scheint Wiesbaden zu sein, wo man Radwegparker in Zukunft schneller abschleppen lassen will. „Die Mitarbeiter der kommunalen Verkehrspolizei haben meine volle Rückendeckung, verkehrsgefährdend geparkte Fahrzeuge viel stärker als bisher unverzüglich zu entfernen. Denn leider ist festzustellen, dass selbst Knöllchen im Akkord viele Verkehrsteilnehmer offensichtlich nicht zum Umdenken bewegen“, so Verkehrsdezernent Andreas Kowol gegenüber faz.net. Abschleppen wird teuer und damit einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Bis sich das oder endlich wirksame Bußgelder durchsetzen, bleibt Radfahrern aber wohl nur, gut auf sich aufzupassen, Spuckis zu verteilen und hin und wieder kleine Aktionen durchzuführen oder selber eine Anzeige aufzugeben, wenn auf dem Radweg kein Durchkommen mehr ist.

Gleich drei Autofahrer nehmen sich das Recht und parken auf Gehweg und Radfahrstreifen. Beim Ausweichen droht dem Radfahrer Gefahr von hinten und von den Autotüren der Falschparker.
Fotos: dd

15 Antworten auf „Was tun gegen Falschparker auf Radwegen?“

Die Strafen sind lächerlich niedrig.

Solange sich daran nichts ändert bleibt nur die private Anzeige, um den Kontrolldruck zu erhöhen: Foto machen und per Mail an die lokale Bussgeldstelle schicken.

Ich bin mal so frei und verweise zudem noch auf die gelben Karten des VCD: https://bw.vcd.org/der-vcd-in-bw/ulm/news/gelbe-karte/ Dürfen auch Nicht-Schwaben gerne in Stuttgart bestellen.

Ansonsten kann ich nur hoffen, das sich viele Kommunen an Wiesbaden ein Beispiel nehmen und die Dinge selbst in die Hand nehmen. Wer sich so auf Kosten schwächerer Verkehrsteilnehmer daneben benimmt, der muss auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen. Für Verkehrsgefährdung anderer gibt es keine Entschuldigung. Wenn die Falschparker zu ihrem Parkplatz zurück kommen und ihr Auto ist weg, da fährt ihnen zunächst einmal ordentlich der Schreck in die Glieder. Dann ist es mit reichlich Lauferei und Zeit verbunden, das Auto wieder zu bekommen, und die Kosten bewegen sich auch gleich in ganz anderen Dimensionen. Wer es anders nicht lernt, dem wird dann eben auf die harte Tour klar gemacht, das die Falschparkerei so in Zukunft nicht mehr weiter geht.
Auf Berlin und eine Erhöhung der Bußgelder zu hoffen, daran rechne ich beim Scheuer nicht (aber ich lass mich gern eines besseren belehren). Wenn ich mir anseh, was der so macht, da frag ich mich doch glatt, warum haben wir in Berlin eigentlich ein Verkehrsministerium? So, wie der seine Arbeit versteht, würde doch ein Posten im Wirtschaftsministerium völlig reichen, was anderes als die Autoindustrie zu fördern macht Scheuer doch eh nicht.

Je nach Stadt muss man zusätzlich dem Ordnungsamt noch klarmachen, dass diese Anzeigen auch verfolgt werden müssen. Aber immer mehr Städte bearbeiten die Anzeigen.
Die App gibt es auch für Android, aber nicht ganz so komfortabel.

Paragraph 315b StGB (gefährlicher Eingriff in den STraßenverkehr)
(1) Wer die Sicherheit des Straßenverkehrs dadurch beeinträchtigt, dass er […] 2. Hindernisse bereitet […] und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen […] gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. […]

Im Rathaus und in der Verwaltung sitzen Autofahrer, in der Landes- und Bundfesregierung sitzen Autofahrer. Wir leben in einem Autostaat. Und da es in weiten Bereichen vieler Städte mehr Autos als legale Stehplätze geben dürfte, wird sich an der Situation auch so bald nichts ändern.

Man stelle sich mal vor, für einen Moment sollten alle Stehzeuge auf legalen Abstellplätzen stehen. Das ginge gar nicht! Das würde Arbeitsplätze kosten!

| Für Radfahrer ist es Alltag, dass sie sich mit
| Radwegparkern herumärgern müssen.
| Dagegen können sie kaum etwas machen.

Dagegen können sie sehr wohl etwas machen: einfach nicht auf dem Radweg fahren, dann hat man das Problem auch nicht.

Was denkt ihr, ob die Zeit für eine neue Petition reif ist? Vielleicht gelingt es diesmal, Verbände (VCD, ADFC) von Anfang an mit ins Boot zu bekommen? Welche Städte würden aktiv mitmachen, parallel zu den weit verbreiteten und auch aufwändigen Radentscheiden?

Was genau schwebt dir vor? Im Bundestag eine Petition einzureichen, in den Landtagen, oder wo? Was soll inhaltlich rein? Häufigere Kontrollen, höhere Bußgelder und auch mal Abschleppen, um die Falschparkerei zu beenden, oder gleich umfassende Radförderung? Bitte konkretisier das ganze mal, damit sich alle anderen was genaueres drunter vorstellen können.

Nicht so viel fordern, vor allem nichts personalintensives.
Eine Verfünffachung der Strafen würde schon reichen.
Dann evtl. noch sicherstellen, dass sich intensive Kontrollen für die Kommunen auch rechnen.

Völlig verrückt ist es, daß das Schwarzfahren im ÖPNV, welches der Allgemeinheit nur minimalen Schaden zufügt und niemanden unmittelbar gefährdet, als Straftat verfolgt wird, das gemeingefährliche Falschparken aber nicht. Es sollte genau umgekehrt sein.

Dein Beitrag hört sich fast an, als wenn auch die Preise vertauscht werden sollten. Beides sollte durch passende Weise und durch passend teure Kontrollen vermieden werden. Falschparken sollte AUCH kein Kavaliersdelikt sein.

Absichtliches Schwarzfahren, weil der Zug sowieso fährt, sollte aber auch keine Regel sein. Betonung auf Absichtlich. Erfolgreiche Schwarzfahrer können Bahnlinien unattraktiver machen, da Einnahmen fehlen und die Fahrgastzahlen verfälscht werden. Man erschleicht sich eine Dienstleistung.

Das heißt übrigens nicht, dass die Bahn nicht mehr vom Staat bezahlt werden könnte, wie es viele, umweltschädigende Industrien auch tun. Bahnfahren sollte auf legalem Wege attraktive sein.

Wenn mehr Radfahrer und Fußgänger sich wehren würde dann gäbe es das Problem nicht, ganz klar: Anzeigen!!! Da spielt der Unsicherheitsfaktor mit, jeder falsch parkende Autofahrer muß Schiß davor haben das irgendein Fußgänger oder Autofahrer mit Smartphone eine Anzeige schreibt. Da sind dann auch 15,-€ plötzlich viel wenn man 3-4 Anzeigen pro Monat bekommt! Hier noch für die Hamburger Radfahrer die Mailadresse an die Onlineanzeigen zu richten sind: anzeigenbussgeldstelle@eza.hamburg.de

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