Wir nähern uns mal wieder dem dritten Mittwoch im Mai, dem inzwischen schon traditionellen Termin für den Ride of Silence (RoS). Nachdem ich 2015 den ersten RoS in Deutschland initiiert hatte, bin ich dem ADFC Osnabrück dankbar, dass er dieses leider immer noch notwendige Event inzwischen jährlich organisiert.
Zwei Radfahrende sind in den vergangenen sechs Monaten auf Osnabrücks Straßen getötet worden – beide von abbiegenden LKW. „Die Ereignisse der letzten Monate zeigen, das wir weiter für sicheren Radverkehr eintreten müssen. Der Ride of Silence gibt unserer Trauer einen Rahmen“ kündigt Wolfgang Driehaus, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Osnabrück, die Fahrt am 18. Mai an. Dieses Mal werden an elf Unfallstellen in der Stadt Blumen niedergelegt. Jede Unfallstelle habe dabei eine traurige Geschichte, an jeder der Stellen hat jemand einen lieben Verwandten, Freund*in oder Partner*in verloren, so der ADFC.
Die Strecke ist in diesem Jahr 18 km lang. Wer nur ein Teilstück mitfahren möchte, kann sich an der Route auf der Karte orientieren, die gegen den Uhrzeigersinn abgefahren wird. Traditionell tragen die Mitfahrer weiße, bzw. helle Kleidung. Treffpunkt ist am 18. Mai der Platz des 17. Juni vor der OsnabrückHalle an der Katharinenkirche. Die Fahrt startet um 19 Uhr.
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5 Antworten auf „Ride of Silence am 18. Mai in Osnabrück“
Die Schlütersche Statistik, die sogar bis zum 01.01.2013 zurückreicht, verzeichnet für Osnabrück 16 tödliche Radunfälle. Während bundesweit bei innerörtlichen tödlichen Radunfällen Lkw bei knapp einem Viertel der Fälle beteiligt sind, sind es in Osnabrück 9 Lkw und 1 Radlader von 16 (die anderen: 3x Alleinunfall, 2x Pkw, 1x Motorrad). Das ist schon sehr auffällig.
Ein anderer Fakt, der vielen nicht gefallen und deshalb ausgeblendet wird: Radwege sind in Osnabrück eine essentielle Zutat zu tödlichen Unfällen. Sämtliche 16 tödlichen Unfälle haben sich auf Straßen mit Radverkehrsanlagen zugetragen. Das sind deutlich mehr als die 10 Radfahrer, die bundesweit(!) in der gleichen Zeitspanne bei innerörtlichen Auffahrunfällen getötet wurden.
Wenn die Politiker schon nicht Willens sind, die Lkw aus der Stadt herauszuhalten, sollten sie wenigstens die Radwege zurückbauen oder sperren. Schwerverkehr und Radwege sind eine tödliche Mischung.
Es ist meiner Ansicht nach ein Irrtum, das Radwege ursächlich für Unfälle sind .
Das Rezept gegen Unfälle hat viele Zutaten:
Aufmerksamkeit und Disziplin von Seiten aller Verkehrsteilnehmer;
Abbiegeassistenten;
übersichtliche Kreuzungen und Einmündungen ;
Stress und Zeitdruck aus dem Verkehr nehmen;
soviele separate Radrouten wie möglich;
Ausbau vorhandener Wege ;
usw ….
Nur wenn Alle zusammenarbeiten senken wir die Unfallzahlen.
@Uwe Trettin:
> Es ist meiner Ansicht nach ein Irrtum, das Radwege ursächlich für Unfälle sind .
Was nicht sein darf, das nicht sein kann?
Daß alle 16 verunglückten Radfahrer auf verradwegten Straßen ums Leben gekommen sind, und auf radweglosen Straßen dagegen nicht ein einziger, ist aber schon etwas auffällig?
Radwege sind nicht für jeden Unfall auf einer verradwegten Straße ursächlich. Zu einem Unfall bei einer Fahrbahnquerung trägt der Radweg (abgesehen bei wechselnden links- und rechtsseitigen Benutzungspflichten) in der Regel nichts bei, aber immerhin war der doch soviel Sicherheit versprechende Radweg in dem Fall komplett nutzlos.
Rechtsabbiegerunfälle dagegen sind ein neuer Unfalltyp, der erst von Radwegen geschaffen wurde. Auf Straßen ohne Radwege gibt es so gut wie keine Rechtsabbiegeropfer. Der Mehrheit der 16 getöteten Radfahrer in Osnabrück ist bei solchen Rechtsabbiegerunfällen ums Leben gekommen.
Man sollte die Schuld nicht nur und ausschließlich bei den Lkwfahrern suchen. Die StVB und der ADFC, die solche Todesfallen planen bzw. propagieren, haben auch ihren Anteil daran.
Daniel hat hier vor einem halben Jahr eine Liste veröffentlicht, die sogar bis 2000 zurückreicht: https://itstartedwithafight.de/2021/11/29/osnabruck-getotete-radfahrer-seit-2000/ Darauf immer wieder als Unfallorte: Kreuzungen, Kreuzungen. Radwege sind an Kreuzungen, also dort wo es gefährlich wird, üblicherweise unterbrochen. Im besten Falle waren sie also komplett nutzlos, in den meisten Fällen dagegen haben sie wesentlich zum Unfallgeschehen beigetragen.
> Aufmerksamkeit und Disziplin von Seiten aller Verkehrsteilnehmer;
Klar, und man muß auch mal auf seine Vorfahrt verzichten können. Kenne ich.
Woanders habe ich gerade gelesen: „Außerdem pennt jeder Verkehrsteilnehmer mal“. Völlig richtig. Niemand kann 100 % der Zeit zu 100 % aufmerksam sein. Wenn ein Lkwfahrer beispielsweise jedes hunderste Mal beim Abbiegen pennt, muß der Radfahrer oder Fußgänger dies ausgleichen. In einem von hundert Fällen wird aber auch mal der Radfahrer pennen, und damit jedes 10.000ste Mal beide. Davon lesen wir dann in der Zeitung.
Deshalb muß die Verkehrsgestaltung möglichst einfach, übersichtlich und fehlertolerant sein. Wenn man Geradeausverkehr rechts von Rechtsabbiegern führt, macht man das genaue Gegenteil und konstruiert irrwitzige Todesfallen.
> Abbiegeassistenten;
Die sind unausgereift und mitunter sogar richtig gefährlich, weil sie Lkwfahrer und Radwegnutzer in falscher Sicherheit wiegen: https://www.udv.de/udv/udv-blog/-geschuetzte-kreuzung-sinn-oder-unsinn–76752
> übersichtliche Kreuzungen und Einmündungen ;
Verstehst Du darunter auch, Rechtsabbieger links von Geradeausfahrern zu positionieren?
> Stress und Zeitdruck aus dem Verkehr nehmen;
> soviele separate Radrouten wie möglich;
> Ausbau vorhandener Wege ;
> usw ….
> Nur wenn Alle zusammenarbeiten senken wir die Unfallzahlen.
Das sind Allgemeinplätze fürs Bullshitbingo.
Fehlt noch, „den Radverkehr sicherer machen“, wie in diese Meldung von 2014(!): https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/zehnter-toter-radfahrer-seit-2004-radfahrer-nach-unfall-auf-osnabruecker-johannistorwall-gestorben-21882006
Hat sich in den vergangenen acht Jahren irgendetwas geändert? Ich meine, an den Unfallzahlen und nicht, ob man den einen oder anderen Radweg blutrot eingefärbt hat.
Solange das Dogma „Radwege bieten Sicherheit“ Bestand hat, werden Radfahrer zugunsten der Leichtigkeit des Kraftverkehrs sterben.
„Wenn man Geradeausverkehr rechts von Rechtsabbiegern führt, macht man das genaue Gegenteil und konstruiert irrwitzige Todesfallen“.—– Was haben wir dann ? Den Geradeausradweg in Mittellage? Auch nicht besser …..
„Daß alle 16 verunglückten Radfahrer auf verradwegten Straßen ums Leben gekommen sind, und auf radweglosen Straßen dagegen nicht ein einziger, ist aber schon etwas auffällig?“—–
Vielleicht auch deshalb weil Radwege nur dort gebaut werden wo viel Verkehr ist ?
Abbiegeassistent —– wie der Name sagt : ein Assistent, eine Ergänzung ! Keine Ausrede um nicht nach wie vor den Fahrweg im Auge zu behalten und vorsichtig abzubiegen und zwar in Schrittgeschwindigkeit…..
Und was „die Allgemeinplätze “ angeht: …kann man natürlich auch negativ bewerten- aber da ich ja nun auch seit über 50 Jahren im Straßenverkehr teilnehme sehe ich in vorsichtiger Fahrweise die einzige Möglichkeit Unfälle zu reduzieren.
Und zwar unabhängig davon ob ich mit Fahrrad, PKW oder LKW unterwegs bin….
@Uwe Trettin:
|Den Geradeausradweg in Mittellage? Auch nicht besser …..
Wenn man sich lieber mit Linksabbiegern beharkt, dann in Mittellage. Das hätte außerdem noch den Nachteil, daß die Radfahrer zu Beginn und am Ende der Fahrt jeweils die Fahrbahn queren müßten.
RVA rechts ist Mist, RVA in der Mitte ist noch mehr Mist und RVA links ist ganz viel Mist. Da könnte man glatt schlußfolgern, daß die Separation selbst die Wurzel des Übels ist.
| Vielleicht auch deshalb weil Radwege nur dort gebaut werden wo viel Verkehr ist ?
Gibt es irgendeinen Grund, warum es auf der Fahrbahn mehr Alleinunfälle als auf RVA geben sollte? Ich wüßte keinen. Mir fallen dagegen ziemlich viele Gründe ein, warum man auf Radwegen öfter stürzen oder mit einem Hindernis kollidieren dürfte. Nehmen wir aber mal für einen Moment an, das Risiko wäre gleich.
Auf https://radunfaelle.wordpress.com/gesamte-liste-ab-1-1-2013/ wurden bis zum 2022-02-12 3955 tödliche Radunfälle erfaßt. Darunter 927 Alleinunfälle, von denen sich wiederum 576 (62 %) auf der Fahrbahn und 351 (38 %) auf Radwegen ereigneten (341 Unfälle auf anderen Wegen habe ich außen vorgelassen).
Das gibt einen Anhaltspunkt, wie sich der Radverkehr verteilt. Nur eine Minderheit aller Radkilometer wird auf straßenbegleitenden RVA abgespult. Für andere tödliche Unfälle außer Alleinunfällen ergibt sich übrigens das grotesk umgekehrte Verhältnis von 935 (38 %) Unfällen auf der Fahrbahn und 1508 (62 %) auf RVA.
Ein anderer Ansatz wurde für die Untersuchungen „Bicycle Tracks and Lanes: a Before-After Study“ und „Road safety and perceived risk of cycle facilities in Copenhagen“, die von Rathaus und Universität von Kopenhagen erstellt wurden, gewählt. Hierzu wurden die Unfallstatistiken von Straßen vor und nach dem Bau von Radwegen verglichen. Das den Autoren merklich unangenehme Ergebnis: Das Unfallrisiko steigt signifikant mit dem Bau von Radwegen. (Beide Studien sollten sich ergoogeln lassen.)
| sehe ich in vorsichtiger Fahrweise die einzige Möglichkeit Unfälle zu reduzieren.
Einverstanden!!
Mein Reden. Es sind jedenfalls keine wie auch immer gestalteten fahrbahnbegleitenden Radwege, die das Unfallrisiko senken. Eine dumme bzw. durchdachte Gestaltung des Verkehrsraumes mag auch etwas dazu beitragen, aber Verantwortungsbewußtsein ist mit Abstand der wichtigste Faktor.
Mit Verkehrserziehung könnte man viel erreichen. Die große Mehrzahl der Kraftfahrer sind schließliche keine gleichgültigen Totschläger, sondern vielen ist einfach nicht bewußt, daß sie eine potentiell tödliche Maschine im öffentlichen Raum bewegen.
Anstatt hier anzusetzen haben wir ein Verkehrsministerium, daß die Automobilindustrie mit Milliarden pampert und sich um billigen Sprit sorgt, aber fast nichts für Verkehrserziehung aufwendet. Und einen ADFC, der sich für Radfahrerghettos einsetzt, damit der Kraftverkehr freie Fahrt hat.