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Links der Woche

Links der Woche #316

Frohes neues Jahr euch allen! Ich hoffe, 2022 wird insbesondere aus Pandemiesicht besser als 2021 und im Laufe der Monate vielleicht auch wieder halbwegs normal. Aber natürlich hoffen wir auch alle weiterhin auf die Verkehrswende. Ob die neue Bundesregierung dazu beitragen wird, muss sich noch zeigen. Unser Fokus sollte eher auf den Städten liegen, die schon heute viel für Rad- und Fußverkehr tun können. Insofern freue ich mich, dass bei uns in Osnabrück bald Unterschriften für den Radentscheid gesammelt werden können.

Auf Bundesebene bleibt wohl vieles beim Alten. Während immer mehr Steuergeld in die Kaufprämien von Autos fließt, sieht der SPD-Fraktionsvize Detlef Müller keinen Spielraum für einen günstigeren Nahverkehr und das 365-Euro-Ticket. Dabei wird uns das Auto in Zukunft noch mehr Probleme bringen. Selbst das Autonome Fahren wird in den Städten mittelfristig zu noch viel mehr Stau führen. Erst wenn der überwiegende Teil aller Autos autonom fährt, tritt Besserung ein. Wer nicht Jahrzehnte warten will, sollte endlich die Alternativen zum Auto fördern.

Ich wünsche euch auf jeden Fall einen guten Start ins neue Jahr, immer sichere Fahrt und das Durchhaltevermögen auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt. Wir schaffen das schon! Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.

Die Pläne der Porsche-Partei (Spiegel)

Städtetag will Obergrenze für E-Scooter (Spiegel)

Autonomes Fahren als Chance (Deutschlandfunk Kultur)

Schafft NRW die Verkehrswende? (Deutschlandfunk Kultur)

Wachstumsmarkt Luftraum: Die Drohnenindustrie hebt ab (Deutschlandfunk)

Richtungswechsel in Rotterdam: von der Autostadt zur City-Lounge (RiffReporter)

Erst wird es viel schlechter, bevor es besser wird – irgendwann (WirtschaftsWoche)

SPD-Politiker sieht keinen Spielraum für günstigeren Nahverkehr und 365-Euro-Ticket (Spiegel)

Verkehrsplanung in Karlsruhe: Fahrradfreundlich, auch ohne Fahrrad-Gesetz (Deutschlandfunk Kultur)

Sommerstraßen in München: „Ganz ehrlich? Das hat überhaupt nicht funktioniert“ (Süddeutsche Zeitung)

„Leben ist kein Zuckerschlecken“ – So erleben UPS-Paketzusteller die Umstellung vom Lastwagen aufs Rad (Handelsblatt)




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9 Antworten auf „Links der Woche #316“

Warum sollte es durch autonome Autos irgendwann weniger Staus geben?
Staus sind ein selbsterhaltendes System. Sobald es irgendwo weniger Staus gibt, fahren mehr Leute mit dem Auto los oder ziehen noch weiter raus in den Speckgürtel. Ob sie dabei ein Lenkrad in der Hand halten oder nicht, ist egal.

sehr richtig, leider. Genau aus diesem Grunde ist auch das Argument falsch, dass mehr Platz übrigbleibt für die Menschen die aufs Auto angewiesen sind, wenn man die anderen Kfz aussperrt oder mehr Radinfrastruktur baut. Die Kfz-Dichte wird immer gleich bleiben, egal wie viel Platz dafür da ist…

Wenn ihr in Osnabrück Unterschriften sammelt, könnt ihr das trotzdem als Argument für mehr Radwege nehmen, weils eh keiner checkt, weder Politik, Adfc, noch Verkehrsplaner, geschweige denn andere…in München hatten wir damit durchschlagenden Erfolg. Auch wenn der Radentscheid bisher nicht viel gebracht hat…Man muss das alles mit Humor nehmen, sonst wärs so traurig…

Das sind zwei etwas unterschiedliche Dinge. Wenn langfristig alle Autos in der Stadt autonom unterwegs sind, dann gibt es keinen Stau mehr, weil ein perfekter Fluss erreicht werden kann, der nicht durch menschliche Eingriffe gestört wird. Die Anzahl der Autos ist dann zweitrangig.

Dass bei einem kurz- und mittelfristigen Ausbau der Radwege und einem Anstieg des Radverkehrsanteils mehr Platz für die bleibt, die auf das Auto angewiesen sind, glaube ich auch nicht und habe ich hier schon mal geschrieben: http://itstartedwithafight.de/2018/06/28/mit-dem-auto-kommen-wir-aus-der-staufalle-nicht-mehr-raus/

Daher halte ich den Ausbau guter Radwege, für die Verkehrsfläche neu verteilt wird, auch nicht für eine Förderung des Autoverkehrs, wie hier ja einige immer wieder behaupten…

Sehe ich nicht so. Zum einen halte ich es für naiv und technophil, davon auszugehen, dass mit autonomem Autos einige Dinge plötzlich viel besser werden. Z.B. wird das Rasen nicht zwingend enden, weil die Automatismen evtl. auch die Möglichkeit zu automatisiertem Fehlverhalten bieten werden. Wie z. B. zu Geschwindigkeitsüberschreitungen. Für „perfekten Verkehrsfluss“ wird es nötig sein, dass alle Fahrzeuge perfekt miteinander sprechen, was technisch nicht ganz einfach sein wird, weil zum einen perfekte Kompatibilität beim Datenaustausch vorhanden sein muss (ohne Störfaktoren unterschiedliche Normen und Standards und analoge Hindernisse, wie alte Autos, Radfahrer oder querende Fußgänger) und ein Konsens über eine perfekten Lösung gemeinschaftlich ausgearbeitet werden muss, eine Art digitale Schwarmintelligenz.

Sollte das alles gelingen, ist fraglich, wieviel mehr Effizienz damit überhaupt zu erreichen sein wird. Staus wird es aber sowieso weiter geben, da die Straßen jetzt schon über Kapazität genutzt werden und die Anzahl der Fahrzeuge bereits zu hoch ist. Außerdem ist zu erwarten, dass mehr gefahren wird. Warum das Auto teuer im Stadtzentrum parken, wenn man es doch einfach alleine nach Hause fahren lassen kann (doppelter Weg)? Und, wenn man nicht mehr aktiv fahren muss, kann man auch längere oder mehr Strecken machen, man kann ja nebenbei arbeiten oder schlafen. Oder einfach noch weiter aus der Stadt rausziehen, ist ja billiger, da draußen zu wohnen.

In Summe wird das alles zu mehr Auto-Verkehr, Lärm und Dreck führen und nicht zu weniger.

Dass ein (nahezu) perfekter oder, sagen wir mal, weitgehend störungsfreier Verkehr von so vielen Faktoren abhängt, halte ich für nicht belegbar. Gern hätte ich da eine Quelle gesehen. Die meisten Modelle kommen immer wieder auf die gleiche Geschwindigkeit als wichtigsten Faktor für einen reibungslosen Verkehrsfluss. Oder anders herum, nur wenn ein paar Sportsfreunde plötzlich anfangen zu rasen, dann staut es sich relativ schnell.

es wird nicht nur mehr Lärm und Dreck, der Energieverbrauch wird durch die elektronische bzw. digitale Infrastruktur steigen. Ist bislang immer so gewesen, man behauptet zwar, dass neuere Elektronik weniger verbraucht, aber die Masse machts dann.
Ebenso bei der Technik selber, was da an Elektronik verbaut wird, frisst zunächst mal Rohstoffe und Energie und muss anschließend aufwändig entsorgt werden. Eigentlich brauchen wir das alles gar nicht zum Überleben und zur Fortbewegung.

die Ursachen vom Stau wird das nicht beheben, an Ampeln können KFZ nur nacheinander los fahren, sodass immer eine Verzögerung entsteht und Lieferfahrzeuge, Müllabfuhr, Dienstleister behindern oft den Verkehr. Kein autonomes Fahrzeug wird die Müllabfuhr an die Seite schieben können, sondern steht brav dahinter. Möglicherweise wird durch die vorschriftsmäßige und defensive Fahrweise von autonomen Fahrzeugen sogar genau das Gegenteil passieren.

Vor ca 15 Jahren war ich mal als Technik-Helfer bei einer Vortragsveranstaltung zu automomen Fahrzeugen gebucht. Der eine Professor wollte den Leuten as erzählen, konnte aber nicht mal seinen Computer bedienen. Der hatte große Angst, dass der Computer ausgeht o.ä. und ich musste nochmal prüfen, ob der Bildschirmschoner deaktiviert ist. Nebenbei sagte er mir, er habe von Computern keine Ahnung und „seine“ Präsentation hätten ihm Studenten zurecht gebastelt.
Wohlgemerkt, dass war ein Professor, der einen Vortrag zu autonomen Fahrzeugen, also computergestützt halten sollte, aber selbst keinen Computer bedienen kann…. ich konnte es kaum fassen…
Seit dem frage ich mich immer häufiger, was für „Experten“ uns noch so beglücken.

Der Deutschlandfunk-Bericht über das angeblich fahrradfreundliche Karlsruhe ist ein Witz. Ich gehe jede Wette ein, dass der Journalist nicht einen einzigen Kilometer Fahrrad in Karlsruhe gefahren ist und sich lediglich auf das ADFC-Quatschlabel „fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands“ verlassen hat.

In den letzten Jahren sind tatsächlich einige neue Radwege in Karlsruhe geschaffen worden, aber die Stadt ist genau wie jede andere deutsche Stadt: ein Blechlawinen-Albtraum. Wie überall sonst ist das Straßennetz zu 95 % auf den Autoverkehr optimiert. Autos parken auf Radwegen, Radwege verschwinden plötzlich im Nirgendwo, der 1,5-Meter-Abstand beim Überholen wird weder eingehalten noch kontrolliert usw. usf.

viele Städte bezeichnen sich als fahrradfreundlich, was sie aber nicht sind.
Dazu muss man nur etwas Öffentlichkeitsarbeit leisten und die Pressesprecher etwas Dampf plaudern. „Wir machen dies, wir machen das“, getan wird aber faktisch nichts. So wurden hier in BS viele 30-Zonen-Bereiche seit etwa 10-15 Jahren in Fahrradstraßen ungewandelt und nun sollen die bestehenden Fahrradstraßen im Univiertel als Fahrradzone ausgewiesen werden. Am Nutzungsverhalten, Zustand und Problemen ändert sich nichts, nur die Verkehrszeichen werden getauscht, bzw. abgebaut, eine reine ABM für die Schilderaufsteller und den Zeitungsredakteur, der darüber berichtet.

der ADFC Wolfenbüttel (kleinere Nachbarstadt bzw Landkreis bei Braunschweig) wird ganz offensichtlich nicht mehr wirklich ernst genommen und von der dortigen Verwaltung gemobbt. Zum einen wurden vor einem Jahr Querungshilfen an einer Bundesstraße ersatzlos geschlossen. Zum anderen wurde nun auf langjähriger Forderung des ADFC ein schlechter, bestehender Feldweg nur in Minimalstbreite asphaltiert, siehe da:
https://www.adfc-wf.de/radverkehr-sicherheit/293-adfc-kritisiert-neuen-schmalspur-radweg

Tja, so ist das in der Till-Eulenspiegel-Region. Aber immerhin schafft man es in Wolfenbüttel die Radwege an Landes- und Kreissstraßen eher vom Schnee zu räumen als in der Stadt BS.

@ BSER

In der Tat. Fahrradfreundlich wäre: als Sofortmaßnahme in der Stadt überall Tempo 20, auf Hauptstraßen meinetwegen Tempo 30. Und das bitte massiv kontrollieren.

Statt dessen dieses unsägliche politische Klein-Klein – hier mal ein roter Fahrradstreifen, dort eine 15-prozentige Parkplatzreduzierung usw.

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