Kategorien
Links der Woche

Links der Woche #307

Moin moin und schönen Sonntag. Die Ampel wird kommen, aber welche Farbe wird sie in der Verkehrspolitik anzeigen? Die Erwartungen in den Städten und Kommunen sind groß, die neue Bundesregierung muss ermöglichen statt verharren. Einen wunden Punkt spricht der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann an. Elektroautos, Dienstwagen, Entfernungspauschale – was in Deutschlands Verkehr gefördert wird, komme nur reichen Menschen zugute. Menschen, die sich nur ein Fahrrad leisten könnten, gingen leer aus. Einen kleinen Anfang immerhin startet nun Niedersachsen. Das Land fördert jetzt den privaten Kauf von Lastenrädern.

Die Nürnberger Feuerwehr wird regelmäßig von Falschparkern behindert. Dass die neuen Bußgelder daran etwas ändern, glaubt sie nicht. Der Verstoß bleibt zu billig. Teil des Problems sind auch die Paketdienste. Und es ist eigentlich auch kein Geheimnis, dass der kurzfristige Rausch, den Amazon seinen Kund*innen beschert, uns allen langfristig schadet – über den kurzen Parkverstoß hinaus. frontal 21 zeigt, wie der Konzern Ware quer durch Europa karrt, weil man mit den billigen Löhnen in Polen Geld sparen kann. Selbst wenn man beim Unternehmen nebenan bestellt, macht die Ware einen riesigen Umweg. Die zum Teil nicht mal vollen LKW blasen dabei natürlich viel CO2 in die Luft.

3sat hat diese Woche eine schöne Bestandsaufnahme des Radverkehrs in Deutschland gebracht. „Immer mehr Menschen lernen das Fahrrad zu schätzen. Doch immer wieder prallen zwei Welten nahezu unversöhnlich aufeinander: Auto contra Fahrrad, ein hoch emotionaler Dauerkonflikt.“

Und zum Schluss noch eine erfreuliche Nachricht: Andreas Scheuer kann seinen Namen offenbar noch fehlerfrei schreiben. Denn die Änderungen der Bußgeldkatalog-Verordnung sind veröffentlicht und die neuen (leider abgeschwächten) Strafen treten am 10. November in Kraft. Jetzt aber viel Spaß bei der Lektüre. Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.

Der Lärm bleibt (taz)

Straßenkreuzer behindern Feuerwehr (br quer)

Das globalisierte Päckchen (frontal 21)

Bau von Radschnellwegen dauert ewig (ZDF)

Der Fahrrad-Boom – mobil auf zwei Rädern? (3sat)

Kopenhagen schafft E-Scooter wieder ab (General Anzeiger)

Die Grünen wollen Crashtest-Dummys gendern? Ja, bitte! (Spiegel)

Rasen und Falschparken wird ab dem 10. November teurer (Spiegel)

Realer Irrsinn: Das total verrückte Fahrradparkhaus in Hamburg (extra 3)

Die Pendlerpauschale darf jetzt nicht erhöht werden (Süddeutsche Zeitung)

The troubling tie between bigger cars and pedestrian deaths (medium.com)

Grünenpolitiker Hermann kritisiert unsoziale Subventionen für Autofahrer (Spiegel)

Laubbläser schaden Tieren: Warum man auf das lärmende Gerät verzichten sollte (Frankfurter Rundschau)




Tweets















8 Antworten auf „Links der Woche #307“

– E-Scooter: erst will man die Dinger unbedingt unter dem Deckmantel der Verkehrswende haben, dann fühlt sich für die unhaltbaren Folgen keiner zuständig, alle ducken sich weg und schieben die Verantwortung anderen zu.

– Sprittpreise: Oh, da ist ein Bekannter von mir am toben und plant schon den Aufstand, statt alternativ mit dem Fahrrad zu fahren, was er seit Jahren immer wieder angekündigt hat, jedoch ständig Ausreden fürs Nichtradeln findet.
Während ich noch mit kurzer Hose radele, friert er auf seiner Vespa nicht nur wegen der fehlenden Bewegung, sondern auch weil Er raucht wie ein Schlot.

– 3sat-Doku: Hab ich gesehen, bemerkenswert fand ich den Vergleich zwischen Kopenhagen und München (bzw. Rest von Deutschland), in Kopenhagen sind Einrichtungsradwege auch abgetrennt von der Fahrbahn und in etwa so breit wie hier die Zweirichtungsradwege sind, Überholen problemlos möglich. Die Ampeln für Radfahrer an Kreuzungen werden eher grün, was hier nur in den seltensten Fällen passiert, eher das Gegenteil, KFZ auf der Fahrbahn fahren los, Radfahrer/Fußgänger in gleicher Richtung warten länger und bekommen früher rot. Ganz zu schweigen von einer grünen Welle für Radfahrer. Die Haltestange mit Fußablage ist auch ganz nett, empfinde ich aber eher als Luxusproblem.
Ist schon traurig, weil sich doch unser ADFC und einige Stadtplaner schon seit deutlich über 20 Jahren immer Kopenhagen und Amsterdam als „Vorbild“ betrachten, aber nur kleine Teile rauspicken und lückenhaft bzw. inkonsequent umsetzen.
z.B. gibts hier in BS seit vielen Jahren lediglich an zwei oder drei Stellen kleine Haltegriffe an Ampelmasten, bei Neu- und Umbauten kommen aber keine mehr hinzu. Oder neuerdings vermehrt gesonderte neue Fahrradampeln, aber ohne Vorrangschaltung.

– mitten auf der Fahrbahn laufen/radeln:
Ich bin gerade vorgestern auf einer Strecke gefahren, wo der Platz für zwei KFZ im Begegnungsverkehr gerade so ausreicht und man ganz schmale „Schutzstreifen“ an den Rand gemalt hat. Da Gegenverkehr hier unterwegs war, konnte mich ein PKW auf einem längeren Abschnitt nicht mehr überholen und verpasste an der nächste Kreuzung die Ampelphase. Einerseits ist es schon ein blödes Gefühl, wenn ein Auto über ca. 500-700m im Nacken hängt und nicht überholen kann, andererseits kann ich in so einer Situation auch verstehen, wenn Autofahrer wegen Radfahrern genervt sind.
An der Stelle in BS hat sogar der ADFC diese „Schutsztreifen“ mit begrüßt und die Kritik aus der Bevölkerung weggebügelt.

– Irres Fahrradparkhaus: Irgendwie schade, dass man verantwortliche Planer, Architekten, Stadtverwaltung und andere Beteiligte nie für sowas verantwortlich machen kann und in Jobs z.B. im Außendienst bei der Müllabfuhr oder Straßenreinigung versetzt, wo sie nämlich keinen derartigen Schaden anrichten können und vielleicht mehr Motivation zum Mitdenken erlernen.
Besonders die merkwürdige Schieberampe zum ersten Stockwerk ist noch schmaler, als alles was ich bislang jemals selbst in Bauprojekten der 1960er-1970er hier gesehen hab.

@BSer: Mein Mitgefühl mit Autofahrern, die meinetwegen ein paar Sekunden verlieren, ist arg begrenzt. Ich als Radfahrer werde in der Stadt vom Kraftverkehr deutlich mehr behindert als umgekehrt. Meine Radfahrerkollegen täten gut daran, ihre Minderwertigkeitskomplexe und Windschutzscheibenperspektive abzulegen:

– An jeder roten Ampel warte ich wegen des Kraftverkehrs. Fußgänger und Radfahrer würden sehr gut ohne Ampeln auskommen.

– Jeden Umweg, den ich wegen einer Einbahnstraße fahren muß, fahre ich für und wegen der Kraftfahrzeuge. Einbahnstraßen werden überwiegend eingerichtet, um Platz für Stehzeuge zu schaffen. Auch hier gilt, daß Fußgänger und Radfahrer praktisch nie Einbahnstraßen brauchen.

– Zahllose Stehzeuge verengen den nutzbaren Fahrbahnquerschnitt. Aus dreispurigen Straßen werden so faktisch einspurige. An kleinen Kreuzungen geht es wegen der Sichthindernisse nur langsam voran. In Wohnstraßen wird das Ein- und Ausparken von Großstadtpanzern häufig zu einem kleinen Drama, das für eine Weile die gesamte Fahrbahn blockiert.

– Die Staus, die man an Werktagen morgens und abends beobachten kann (in BS zum Beispiel an den Tangentenauffahrten, auf der Tangente selbst, Lange Straße, Ring etc. pp.), werden nicht von Radfahrern angeführt, sondern von zahllosen PKWs, die mit ihren absurden Abmessungen die Straßen verstopfen.

Wenn ich mir ansehe, wieviel Lebenszeit Autofahrer tagtäglich im Stau verbringen, müssen sie sehr geduldige Menschen und Warten gewohnt zu sein.

Mir scheint es absurd, in Situationen wo es eng ist, die Schuld beim schmalen und nicht beim überbreiten Fahrzeug zu suchen.

Ich bin nicht unkooperativ. Im dichten Verkehr lasse ich durchaus Fahrzeuge aus Seitenstraßen einbiegen oder lasse eine Lücke für ausparkende Kfz, aber ich verpisse mich bestimmt nicht an den Rand, nur damit das Blech einige Sekunden früher die rote Ampel oder das Stauende erreicht.

„Mir scheint es absurd, in Situationen wo es eng ist, die Schuld beim schmalen und nicht beim überbreiten Fahrzeug zu suchen. “

Nicht unbedingt, ich meine so Sachen wie Messeweg beim Ortsteil Riddagshausen, da war vor dem Umbau ein gemeisamer Geh- und Radweg neben der Fahrbahn, jetzt sind da viel zu schmale „Schutzstreifen“ und die Radfahrer blockieren den KFZ-Verkehr.
Kastanienallee, Mittelweg, Lichtenberger Straße, Museumstraße sind mehr oder weniger ähnliche Situationen und alles in den letzten ca 15 – 20 Jahren durch den Willen und unter teils lauten Lob unserer Radelclubs enstanden.
Und vor ca. 2-4 Jahren demonstrieren genau diese Radelclubs mit der Poolnudel wegen zu geringer Überholabstände zum Teil auf den Strecken, wo vorher noch der Hochbord-Radweg war, den man 35 Jahre lang vorher als „unsicher“ bezeichnet hat und nicht haben wollte.

Es sind nicht nur die Autofahrer, die sich falsch verhalten, es sind Fehlplanungen, die zu Konflikten Radfahrer vs. Kraftfahrer führen.
Es sind u.a. uneinheitliche Stückeleien in Radverkehrsführungen, Radwege enden im nichts und beginnen im irgendwo, werden sonst wohin verschwenkt.
Es wurde den KFZ auf der Fahrbahn beim Leonhardplatz stadtauswärts eine Abbiegerspur beschnitten, um einen Schutztreifen vor die Ampel zu führen. Ergebnis ist, dass die Kraftfahrer regelmäßig auf dem Schutzstreifen fahren. Der KFZ-Stau dort wurde durch durch den Umbau nur verschärft.
Einige Radfahrer fahren da auch auf dem Gehweg weiter, weil die frühere Radverkehrsführung dort noch sichtbar ist und eindeutig konfliktfreier war.
Diverse Meldungen, Kritik und Zeitungsartikel hatten nur zur Folge, dass die Stadt BS ein paar Meter des alten Radweges mit Gehwegplatten belegt hat, statt den neuen Schutzstreifen besser zu markieren, z.B. rot einzufärben.

Hach was soll ich sagen, dass sind nur wenige Beispiele von vielen irrwitzigen Radverkehrsproblemen hier in BS. Man müsste schon ein Buch schreiben und es den Verantwortlichen vor die Nase knallen.

Das liegt aber auch an unserem ungebremsten Konsum, dem Wirtschaftswachstum, dem Handel, sowie der Industrie. Würde man jedoch wieder mehr feste Versandlager bauen, würden wir uns die Umwelt noch mehr zubauen.
Das Ganze wird und irgenwann noch mal richtig um die Ohren fliegen, zur Zeit knirscht es schon bei verschiedenen Unternehmen wegen der durch Corona unterbrochenenen Lieferungen von elektronischen Bauteilen.
Und ich erinnere mal daran, was der Handel im Frühling 2019 für Schwierigkeiten hatte, die Regale wieder zu füllen, weil viele haltbare Lebensmittel und Klopapier gehamstert haben.

Wir haben schon hohe Ansprüche und brauchen eigentlich gar nicht so viel. Wir sind zu Konsumenten erzogen worden, die alle paar Monate nen neuen großen Flachbildschirm auf Pump haben wollen um Freunde und Besucher zu blenden. Wenn der Nachbar ein neues Auto hat muss noch ein dickeres her.
Im Lebensmittelhandel ist alles im Überfluss von mehreren Marken und Eigenmarken da und wird zum Teil wieder weggeworfen, weil kurz vor MHD oder nicht mehr gut aussieht. Wenn ich bedenke wie klein unsere früheren Geschäfte in den 1970er-1980er vor Ort waren und welch eher geringe Auswahl dort zu finden war….
damals hat keiner gemault, wenn etwas mal nicht da war, da hat man eben nen Tag später noch mal geschaut. Heute müssen alle Brötchen und Brote bis zum Abend an der Backwarentheke erhältlich sein, sonst sind die Kunden nicht zufrieden, Ergebnis dessen ist, dass nach Feierabend viele unverkaufte Lebensmittel im Müll landen.

Unterhaltungselektronik, heute gekauft, morgen schon überholt, hab hier bis Anfang 2021 noch einen Röhrenfernseher gehabt, analog ist zwar abgeschaltet, aber hatte ja eh nen DVB-C-Tuner dran. Nun ergab sich, dass jemand mir nen 80cm Flachbildschirm geschenkt hat. Warum? Weil der noch keinen Digitaltuner hatte! Also meinen DVB-C-Tuner mit HDMI dran und geht auch.

Was ich damit sagen will: Fürs unwissende Verbraucher-Vieh wäre nach einstecken der Antenne in solche Geräte ohne Digital-Tuner einfach alles dunkel geblieben. Da landen tonnenweise funktionierende Unterhaltungselektronikgeräte auf dem Schrott, weil da schon durch nicht mehr unterstützte Betriebsparameter wie Analogempfang eine Obsoleszens verursacht wurde. Zuerst war das nur bei Computern so, die mit neueren Betriebssystemen und Software bald nicht funktioniert haben, nun gibts bei Fernsehern nur noch DVB-T2/S2/C und bei Radios auch nur noch Digital im Kabel, aber kaum passende Tuner für die gute alte Anlage, da wird uns auch was neues wegen des Konsums und der Gewinnmaximierung aufgedrückt.

Kurz gesagt, es geht nur darum, das die Hersteller ein Maximum an Gewinn machen und der Rest deswegen billig und qualitativ schlecht bleibt, aber massenweise mit Nachdruck konsumiert werden soll.
Es liegt an Euch ob ihr das alles unreflektiert mitmachen wollt, oder die Bremse zieht.

Es ist eindeutig und sonnenklar: wenn nicht rechtskonform überholt werden kann, einfach so fahren, dass kein Platz zum überholen bleibt. Dann wird man auch ernst genommen.
Wenn die anderen sich nicht gesellschaftsfähig verhalten, muss man es ihnen auch nicht einfach machen >:-(

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert