Am kommenden Sonntag sind Kommunalwahlen in Niedersachsen und in Osnabrück wird dabei auch der oder die neue Oberbürgermeister*in gewählt. Den alten und an Radverkehr wenig interessierten Oberbürgermeister der CDU (Das Fahrrad ist „oberbürgermeister-berufsalltagsinkompatibel“) sind wir dann auf jeden Fall los, er tritt nicht mehr an. Entscheiden wird es sich wohl in der Stichwahl, in die aller Wahrscheinlichkeit nach die Kandidatinnen der CDU und Grünen einziehen werden. So lief es vor zwei Jahren auch schon im Landkreis – mit erfolgreichem Ende für die Kandidatin der Grünen.

Der Radentscheid Osnabrück, der ab dem kommenden Jahr Unterschriften für einen Bürgerentscheid sammeln will, hat nun einen Fragenkatalog an die Kandidat*innen zur Oberbürgermeisterwahl geschickt. Gibt es Radwege in Osnabrück, auf denen die Kandidat*innen ihre Kinder nicht fahren lassen würden? Unterstützen sie die Idee der autofreien Innenstadt? Werden sie Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit einführen, sobald es der gesetzliche Rahmen zulässt? Und wird es mehr echte Fahrradstraßen mit weniger motorisiertem Verkehr geben.

Hier gibt es die Antworten auf die Frage, ob die Kandidat*innen die Umwandlung von Parkstreifen und Fahrspuren zu geschützten Radwegen unterstützen – und wenn ja, wie. Dass das an vielen Stellen dringend nötig ist, ist in der Fahrradgemeinde seit Jahren unbestritten.

Der Ist-Zustand vieler Radwege in Osnabrück. Wer wird etwas ändern?

Katharina Pötter, CDU
„Der Verkehr in Osnabrück muss klimafreundlicher und vielfältiger werden. Hierzu braucht es nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern den klaren Willen, tatsächlich etwas zu verändern. Zur Verbesserung der Rad- und Fußgängersicherheit halte ich den Rückbau von Parkstreifen für vertretbar. Parkplätze sind dabei aber verstärkt in die Parkhäuser zu verlagern. So gewinnen wir attraktive Flächen für Fußgänger und vor allem für Radfahrer. Ich kann mir auch vorstellen, an einigen Stellen Fahrspuren zu reduzieren, um sichere Radwege zu schaffen, zum Beispiel an der Kreuzung Heger-Tor-Wall / Lotter Straße. Ich bin nahezu täglich selbst mit dem Rad in der Stadt unterwegs und kenne viele der gefährlichen Ecken gut.“

Annette Niermann, Bündnis/Die Grünen
„Ich unterstütze das Radverkehrsprogramm 2030 und das darin enthaltene Netz mit Haupt- und Velorouten. Dieses Netz inklusive des Wallrings muss bestmöglich mit geschützten Radwegen ausgebaut werden, da diese den Radverkehr am besten vom motorisierten Verkehr trennen, Platz für Lastenräder und Anhänger und zum Überholen bieten. Dafür muss der Verkehrsraum neu aufgeteilt werden und wir brauchen innovative Lösungen, wie wir sie z.B. häufiger in den Niederlanden finden. Selbstverständlich stehen dabei Parkstreifen und Fahrspuren zur Disposition und vermutlich auch der eine oder andere Baumstandort. In vielen Straßen ließen sich über temporäre Pop-up-Radwege schnell Verbesserungen herbeiführen. Der vollständige Umbau unseres Straßennetzes wird einige Jahre in Anspruch nehmen. So lange will ich nicht warten.“

Selbstverständlich stehen dabei Parkstreifen und Fahrspuren zur Disposition und vermutlich auch der eine oder andere Baumstandort. – Annette Niermann, Grüne

Frank Henning, SPD
„Grundsätzlich ja, im konkreten Umsetzungsfall muss man prüfen, wo das realisierbar ist und wo genau das geht. Wir haben einen Radverkehrsplan mit weiterem Radwegeausbau, Velorouten und Radschnellwegen, gefördert vom Land Niedersachsen. Den gilt es umzusetzen.“

Thomas Thiele, FDP
„Ja, das unterstützen wir dort, wo es möglich und sinnvoll ist. Wir fordern z. B. einen Kreisverkehr auf dem Wall mit zwei IV-Spuren, 1 Bus- und einer Radfahrspur als protected bike lane, außerdem Anlieger- und Quartiersstraßen.“

Jan-Philip Cröplin, Die Linke
„Dieser Forderung kann ich mich voll und ganz anschließen! Ich nehme selbst an, wenn möglich, allen Demos, Critical masses, Radtouren oder Petitionen Teil. Als Oberbürgermeister ist man für die Belange der Bürger*innen zuständig und eben diese lauten klar und deutlich: “Wir wollen nicht mehr auf das Kfz angewiesen sein!“ Mit dieser Forderung als Grundlage und der Klimakatastrophe im Blick, bleibt uns keine andere Wahl, als die Verkehrswende endlich durchzuziehen. Ich bin sicher, dass für diese Veränderung das Personal in der Stadtverwaltung und den Stadtwerken-mobilität gut qualifiziert ist und Ideen zur Umsetzung entwickeln kann oder bereits hat.“

Ich kann mir auch vorstellen, an einigen Stellen Fahrspuren zu reduzieren, um sichere Radwege zu schaffen. – Katharina Pötter, CDU

Meike Siefker, DKP
„Ja. Die notwendige Umverteilung des Verkehrsraums zugunsten der klimafreundlicheren Fortbewegungsarten, Fahrradfahren, ÖPNV und Gehen geht nur zulasten des Autoverkehrs. Anzustreben ist eine Entzerrung zwischen motorisiertem Individualverkehr einerseits, Fahrrad und ÖPNV andererseits, um Fahrradfahren sicherer und den ÖPNV schneller zu machen. Für den ÖPNV möchte ich neben den Bussen auch eine Stadtbahn.“

Christian Steiffen, parteilos
„Wo immer es möglich ist… Im Verkehr muss man flexibel sein mit Lust auch mal etwas neues auszuprobieren. Kreativität ist das Stichwort. Ich sage ganz klar: Wir schliessen den Neumarkt und spendieren dem Wall eine Busrunde und schöne breite Radwege (Projekt STEIFFENRING). Der persönliche Nahverkehr ist in unseren Zeiten ein wichtiges Werkzeug. Ob am Ende auch eine neue Strassenbahn für Osnabrück drin sitzt, wird noch zu diskutieren sein. Ich fänds gut.“

Für die Antworten auf die anderen Fragen klickt ihr euch hier rüber zum Radentscheid Osnabrück.

Dass es auch besser geht, zeigt Osnabrück inzwischen auch. Dank Stadtbaurat Frank Otte ist erfahrbar, was Radfahrende wollen und auch brauchen. In diesem Fall die Protected Bike Lane am Heger-Tor-Wall.

Fotos: dd