Ein Jahr ist es her, dass die neue Novelle der Straßenverkehrsordnung und der neue Bußgeldkatalog in Kraft getreten sind. Eigentlich. Denn dann hat jemand einen Formfehler entdeckt, der entscheidende Teile wieder außer Kraft gesetzt hat. Verkehrsminister Scheuer kam der Fehler so gelegen, dass man meinen könnte, er hätte ihn absichtlich einbauen lassen. Und ich glaube in der Tat nicht mehr an einen Zufall. Jedenfalls haben sich die Verkehrsminister der Bundesländer jetzt mit Scheuer geeinigt. Der Formfehler wird natürlich nicht einfach korrigiert. Stadttdessen kann man jetzt weiter mit 80 durch die Stadt ballern und braucht kein Fahrverbot fürchten. Man kann sich mit gestiegenen Geldbußen rauskaufen. Tja, so läuft das halt im Autoland.
Apropos Auto. In Osnabrück wurde mal wieder ein illegales Autorennen gestoppt. Passiert inzwischen ja fast jedes Wochenende. Dieses Mal gab ein 18-Jähriger den Beamten gegenüber an, dass die gefahrene Geschwindigkeit – er war mit 110 km/h bei erlaubten 50 in der Stadt unterwegs – im Mercedes S320 einfach schlecht einzuschätzen sei und er den 24-jährigen Renngegner nicht kenne. Nur blöd, dass die Polizei auch ihn gestoppt und befragt hat. Es ist sein Bruder. Und er war übrigens ebenfalls mit einem Mercedes unterwegs. Davon wurden auch in München einige angehalten und man fragt sich, ob Mercedes inzwischen nur noch für diese Raser-Szene produziert.
Ansonsten gibt es Enttäuschung in NRW, Erfolge im Kampf gegen Elterntaxis in Heidelberg und in Sachen CSU-Maut inzwischen auch offene Kritik der Regierungsfraktionen an Verkehrsminister Scheuer. Erstaunlich, vor was der bayrische Regionalproporz einen Minister alles schützen kann. Ob ein Verkehrsminister nach Scheuer noch jemals zurücktreten muss? Naja, euch nun viel Spaß bei der Lektüre. Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.
Pendlerrisiko Pedelec (Spiegel)
Im Sattel bleiben (Süddeutsche Zeitung)
Mehr Frauen aufs Fahrrad (Deutschlandfunk Kultur)
Radwege und -Parkplätze als Erfolgsfaktor (WDR)
ADFC kritisiert geplantes NRW-Fahrradgesetz (WDR)
Wie Heidelberg die Elterntaxis wegplant (ZEIT Online)
Polizei stoppt Raser in teuren Autos (Süddeutsche Zeitung)
Osnabrück: Verbotenes Kraftfahrzeugrennen (Presseportal)
„Schottergärten sind Schwarzbauten“ (Süddeutsche Zeitung)
Verkehrsminister einigen sich im Bußgeldstreit (Süddeutsche Zeitung)
Kosten für Sicherstellung der Befahrbarkeit der Elbe (Deutscher Bundestag)
Auch große Koalition wirft Scheuer massive Fehler vor (Süddeutsche Zeitung)
»Ein Himmel, der mit fliegenden Autos übersät ist, wäre ein Albtraum« (Spiegel)
Umwelthilfe entdeckt Abschalteinrichtungen bei weiteren Diesel-Pkw (ZEIT Online)
Raserunfall auf Ku’damm – Angeklagter zu fast vier Jahren Gefängnis verurteilt (Spiegel)
Tweets
An Einfallstraßen mit Schwerlastverkehr will ich sichere Radwege! Ohne wenn und aber! pic.twitter.com/TAFhFS9WkL
— Daniel (@SecretCoAuthor) April 14, 2021
Ich laufe Gefahr, die Beherrschung zu verlieren, sollte ich mal in so eine Kontrolle kommen, in der mir die Polizei zu "Einsicht" verhelfen will. pic.twitter.com/CzWRfZ6BO1
— Daniel (@SecretCoAuthor) April 15, 2021
5 Minuten am Wall, 14 LKW. Und das nur auf einer Seite. Selbstverpflichtungen bringen nichts. Der -Durchgangsverkehr muss raus aus der Stadt! Sonst sind weitere Tragödien vorprogrammiert. Bitte unterschreibt für sichere Straßen: https://t.co/sA4ItNg30M pic.twitter.com/Y97kGOSJ1y
— Daniel (@SecretCoAuthor) April 13, 2021
Ich verabschiede das Wochenende mit diesem schönen Untendrunterkommentar auf @noz_de. pic.twitter.com/jjAAtJUlj9
— Daniel (@SecretCoAuthor) April 11, 2021
Neu in #Frankfurt: Der „Cycle Lane Separator“ darf sich in der Taubenstraße nun im Vergleich zu den üblichen Klemmfixen beweisen. | #FFM #Radfahren #Radverkehr #Verkehr #Verkehrswende pic.twitter.com/wyMoW2PSMe
— Ingmar Bolle (@ingmarbolle) April 12, 2021
Der autodenkende Mensch lernt einfach nicht dazu. Es ist deprimierend. pic.twitter.com/EcJ2y7rKuA
— Daniel (@SecretCoAuthor) April 13, 2021
Deutschland ist ganz schön hilflos in Krisen, die man nicht durch Prämien für den Autokauf lösen kann
— E L H O T Z O (@elhotzo) April 11, 2021
Schon vor, aber besonders während der Pandemie ist der Online-Handel drastisch angestiegen. Innenstädte leiden daran extrem. Das Cargobike kann hingegen als leises, CO2-neutrales, flexibles Transportmittel den Lieferverkehr auf der letzten Meile ergänzen. https://t.co/gHhkvEz42T pic.twitter.com/q48njSNuct
— Daniel (@SecretCoAuthor) April 12, 2021
Radfahrer*innen wollen nicht nur unfallfrei ankommen, sie wollen auch entspannt ankommen. Baut ihnen endlich die nötige Infrastruktur!
— Daniel (@SecretCoAuthor) April 14, 2021
Wer Vogelsterben durch Windräder beklagt (was man durchaus tun kann), sollte mal kurz einen Blick auf unsere Autobahnen werfen. ☠️
— Daniel (@SecretCoAuthor) April 14, 2021
3 comments
atze says:
Apr 19, 2021
Ein zahlungspflichtiger Artikel des Zeitmagazins, „Meine Radikalisierung“, ist insofern erwähnenswert, als dass es sich hier um die Geschichte eines Mannes handelt, der eben nicht aus der Fahrradblase kommt, wie wir alle hier in diesem Forum, sondern erst als Endvierziger das Radfahren auch als Alltagsverkehrsmittel entdeckt hat. Natürlich steht da nichts neues drin und es ist auch keine endlose Aneinanderreihung von bedrohlichen Situationen während seiner Fahrten, aber es ist m.M.n. gut geschrieben und arbeitet ganz elegant einige der Absurditäten heraus, die einem als Radfahrer (fast) täglich begegnen, z.B. „…, durch die Vorortstraßen meiner Nachbarschaft, die gegenüberliegende Fahrbahn zugeparkt, meine Spur frei – zog jedes zweite mir entgegenkommende Auto kompromisslos durch. … Hätte ich in einem Auto gesessen, wären die entgegenkommendedn Wagen doch stehen geblieben!“ oder „Dann beschloss ich, mir ein neues [Fahrrad] zu kaufen. Marke Schindelhauer, Modell Siegfried. Wer hier stutzt und sich fragt, ob so eine Erwähnung nicht Schleichwerbung ist, …den möchte ich … zurückfragen: Warum kam der Gedanke an Schleichwerbung nicht schon bei der Erwähnung des Autos in diesem Artikel?“
Vielleicht schreckt dieser Artikel diejenigen Mittelschichtler endgültig ab, die eventuell schon einmal darüber nachdachten, ihre blechumschlossene Komfortzone wenigstens zeitweise zu verlassen. Vielleicht aber werden hier noch die letzten verbliebenen denkfähigen Individuen dieser Klasse angesprochen und auf unsere Verkehrsmisere aufmerksam gemacht.
Daniel says:
Apr 19, 2021
Der ist absolut lesens- und erwähnenswert. Aber es gab hier hin und wieder Unmut, wenn ich Bezahlschrankenartikel aufgeführt habe. Seitdem versuche ich, das zu vermeiden.
atze says:
Apr 19, 2021
Hallo Daniel,
ja, ich weiß, dass Bezahlschranken eigentlich nicht in Dein Presserundschausortiment gehören sollten – schon wegen der Nachvollziehbarkeit.
Auf der anderen Seite darf man auch nicht vergessen, dass Journalisten auch irgendwie dafür bezahlt werden müssen, wofür sie Zeit, Grips und Talent verbrauchen. Aber wem sag ich das.
Ich habe den Artikel auch wirklich nur erwähnt, weil er so heraussticht. Ein Freund von mir meinte (ungefähr): „Diesen Artikel sollte man als Beispiel in der Journalistenschule verwenden. Sprache, Aufbau, Inhalt und Konsistenz sind einfach herausragend gut“.
Und nochmals, die Zeit hat natürlich eine enorme Reichweite und spricht sicher auch viele Auto fahrende Zeitgenossen an, die noch in der Lage sind, zu reflektieren. Das soll’s ja geben. Das ist ein weiterer und vielleicht noch wichtigerer Grund, diesen Artikel nicht aus den Augen zu verlieren.