Kategorien
Radverkehr

Deutschland plant sein Wunsch-Radwegenetz

Im Klimapaket der Bundesregierung heißt es, Deutschland solle gute, geschlossene Radverkehrsnetze bekommen – und damit deutlich mehr Menschen als bisher auf das Fahrrad locken. Doch im ganzen Land fehlen dafür Netzpläne und auch Planerinnen und Planer, um solche Netze zu konzipieren.

Im Klimapaket der Bundesregierung heißt es, Deutschland solle gute, geschlossene Radverkehrsnetze bekommen – und damit deutlich mehr Menschen als bisher auf das Fahrrad locken. Doch im ganzen Land fehlen dafür Netzpläne und auch Planerinnen und Planer, um solche Netze zu konzipieren. Der Fahrradclub ADFC hat deshalb ein bundesweites Projekt aufgesetzt, mit dem engagierte Bürgerinnen und Bürger in ihrer Kommune solche Radwegenetze skizzieren können. Der sogenannte ADFC-Mapathon soll noch in diesem Jahr starten.

ADFC-Bundesvorstand Verkehr Ludger Koopmann sagt: „In den meisten deutschen Städten fehlen nicht nur gute Radwege – sondern auch Pläne für zusammenhängende Radwegenetze und Menschen, die solche Pläne entwickeln können. Damit die neuen Bundesmittel für den Bau von Qualitätsradwegen nicht versanden, sind Netzpläne aber dringend nötig. Hier wollen wir Starthilfe leisten. Wir bringen mit dem ADFC-Mapathon engagierte Menschen in den Kommunen zusammen, die aus eigener Anschauung wissen, wo dringend Radwege gebraucht werden. Um mitzumachen reicht es, die Stadt aus Fahrrad-Perspektive gut zu kennen. In den Mapathon-Gruppen sollen dann die Haupt- und Nebenrouten für ein zeitgemäßes Radwegenetz auf Papier und einer digitalen Karte entworfen werden. Das Ergebnis, eine Karte mit einem durchgängigen Wunsch-Radwegenetz, bildet dann die Grundlage für einen konstruktiven Dialog mit dem Rat der Stadt oder der Gemeinde.“

Erster guter Radweg in Osnabrück. Leider noch viel zu kurz und nicht in ein lückenloses Netz eingebettet.

Der Fahrradclub lädt beim ADFC-Mapathon ausdrücklich auch Frauen aller Altersstufen dazu ein, an den Wunsch-Radwegenetzen mitzuarbeiten. Koopmann: „Verkehr und Planung sind bisher von Männern dominiert, diese Schlagseite gehört überwunden. Gute Radwege müssen für alle funktionieren – und dabei müssen auch die vielfältigen Ansprüche unterschiedlicher Nutzungsgruppen berücksichtigt werden.“

Der ADFC hat für das Projekt einen kostenlosen Leitfaden entwickelt, mit dem ein Kernteam – beispielsweise aus einer örtlichen ADFC-Gruppe oder einer Radentscheid-Gruppe – schnell anfangen kann zu arbeiten. Auf der Basis vorhandener Karten, Pläne, Verkehrszählungen, Verkehrsentwicklungs- und Luftreinhaltepläne sollen wichtige Quellen und Ziele des Radverkehrs identifiziert und durch ein zusammenhängendes Radwegenetz miteinander verbunden werden. Wichtige Anforderung: Das Radwegenetz soll sicher und komfortabel genug sein, um Menschen aller Altersstufen zum Radfahren einzuladen. Als Datenplattform schlägt der ADFC das einfach zu bedienende Programm UMap auf der Basis von OpenStreetMap vor. Ergänzt wird das Handbuch durch Tipps und Materialien zur Multiplikatoren- und Öffentlichkeitsarbeit.

Verkehr und Planung sind bisher von Männern dominiert, diese Schlagseite gehört überwunden. Gute Radwege müssen für alle funktionieren.

Ziel des ADFC-Projektes ist es, in den nächsten Monaten Wunsch-Radwegenetze für bis zu 1.000 Städte und Gemeinden in Deutschland zu entwickeln. Koopmann: „Die Zahl klingt gigantisch – aber welche der 11.000 Städte und Gemeinden in Deutschland kann von sich sagen, den perfekten Radnetzplan schon zu haben? Wenn Kommunen sich auf den Dialog mit engagierten Mapathon-Gruppen einlassen, fördern sie den Zusammenhalt und das zivilgesellschaftliche Engagement und schaffen gleichzeitig eine gute Grundlage dafür, Geld beim Bund für neue Radwege zu beantragen. Wenn das keine Win-Win-Win-Situation ist!“

Für Osnabrück kann ich nur sagen, dass eigentlich klar ist, wo Radwege neu- oder ausgebaut werden müssen. Der Radverkehrsplan 2030 ist da ein ganz gutes Instrument. Das Problem bleibt der politische (Un-) Wille zur Umverteilung der Verkehrsflächen. Die wäre nämlich nötig, um ein gutes Radwegenetz zu schaffen. Und wenn man sich dann doch mal geeinigt hat, dauert es aufgrund des oben angesprochenen Planermangels einfach zu lange, bis Erfolge zu sehen.

3 Antworten auf „Deutschland plant sein Wunsch-Radwegenetz“

Der Sinn der Aktion erschließt sich mir nicht. Die Pläne wird es doch weitesgehend flächendeckend geben. Sie werden nur immer wieder durch neue abgelöst.

in BS entwickelt sich das Ganze zum Rohrkrepierer, heute in der Zeitung:
„Wie schnell wird Braunschweig Fahrradfahrer-freundliche Stadt? Bereits in diesem Jahr sollte zumindest eine sogenannte Veloroute ausgewählt werden. So hat das der Rat der Stadt beschlossen. Die Bauverwaltung ist allerdings nicht in der Lage, den Ratsbeschluss umzusetzen.“
(Quelle hinter Paywall) https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article231102910/Braunschweig-Velorouten-Plan-liegt-auf-Eis.html

Heiße Luft, leere Worthülsen, Zugeständnisse, Beruhigungspillen für die Radfahrer, dannach weiter wie bisher.

Eine dieser angedachten Velorouten hier ist ne über 40 Jahre alte bröselige Asphaltpiste.
An anderer Stelle hat man erst vor wenigen Jahren die Radwege an der Straße entfernt und „Schutz“-Steifen aufgepinselt, was der ADFC sogar berüßte, nun fordert man neue Radwege genau da wegen der Veloroute.

Und von Umverteilung der Verkehrsflächen ist hier nicht wirklich die Rede, vielmehr will man Pseudo-Velorouten auf den bestehenden Wegen und Straßen ausweisen, ohne Rücknahme, Rückbauten bzw. Änderung der KFZ-Verkehrsflächen.

Genauso öffentlichkeitswirksam weiht man hier auch „Fahrradstraßen“ ein, welche alle samt ein Zusatzschild „KFZ frei“ aufweisen. Aus der Ausnahme ist die Regel geworden.
Und weil in der Verwaltung gerade eine „Fachkraft“ langeweile hat, kam just die zündende Idee auf, alle diese „Fahrradstraßen“ im Univiertel zur „Fahrradzone“ auszuweisen, natürlich wieder mit „KFZ frei“-Zusatzschild, um die vielen Autofahrer nicht zu ärgern.

OT: Den Beitrag mit Daniel gestern in Niedersachsen 18.00 hab ich gesehen, vor ein paar Wochen warst schon mal interviewt worden, gell :o)

@BSER Das negative Bild was Du vom geplanten Veloroutennetz in Braunschweig zeichnest teile ich nicht. In der Bestandsaufnahme, gerade in Puncto Fahrradstraßen, stimme ich Dir hingegen zu.
Durch im Ratsbeschluss zum Radentscheid verankerte Kriterien ist die Gefahr von Pseudo-Velorouten begrenzt, so gut es eben von außerhalb der Verwaltung geht. Da ist bspw. vorgegeben, dass für die Ausweisung im Bestand auf Einrichtungsradwegen 2m Radwegbreite nötig sind (bis auf Engstellen). Da es davon nicht viele gibt, kann man auch nicht viele umwidmen, zumal die jeweils auf einer Route liegen müssen. Zudem wurde die Stadt dazu verpflichtet 35 km Radwege neu in mind. 2,30 Breite zu bauen und das mit der Planung des Veloroutennetzes zu koordinieren. Da kann man in den nächsten 10 Jahren schon einige Straßenzüge mit umbauen. Wenn die BZ dann (etwas ungenau) schreibt, das eine erste Veloroute ausgewählt werden soll, steckt eine Ausbauplanung dahinter. Ausgewählt wurde noch keine Strecke, das kommt frühenstens im April und auch erst nachdem die Politik nachgefordert hatte. Es ist frustrierend, dass die Stadt sich sträubt die Velorouten zu ihrem Projekt zu machen und so wenig machen will wie möglich. Da kann noch einiges schief gehen, aber bis jetzt ist kein falscher Grundstein gelegt. Deswegen bin ich vorsichtig optimistisch.

Mein Blick auf die Velorouten ist allerdings davon gefärbt, wie ich sie gerne umgesetzt sähe. Da bin ich etwas befangen, weil ich an dem Netzentwurf mitgewirkt habe, den die Rad- und Mobilitätsverbände am Montag geschlossen der Stadt übergeben haben. Wir wollen versuchen, die Stadt, die selbst noch keine Pläne veröffentlicht hat, in die richtige Richtung hinsichtlich Gestaltung und Direktheit der Routen zu stupsen.

https://www.fahrradstadt-braunschweig.de/entwurf-veloroutennetz-2021/

Das Missverständnis, dass da immer zuerst jemand sagt „aber da fährt man doch (jetzt) nicht gerne“ muss man erstmal in Kauf nehmen, damit man es später womöglich ausräumen kann. Nachdem wie wenig die letzten Jahrzehnte geschehen ist, ist diese Haltung nun mal da.
Zu den Fahrradstraßen noch Anknüpfungspunkt, da gibts einen Prüfauftrag auf Vorfahrt und Modalfilter im Ratsbeschluss, der noch dieses Jahr realisiert werden muss (M6.1).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert