Wie viel Platz in der Stadt wird von Autos besetzt – und wie viel Platz sollte uns allen zur öffentlichen Nutzung zustehen? Diese Fragen stellen sich die Aktivist*innen auf dem internationalen PARK(ing) Day am dritten Freitag im September jedes Jahr aufs Neue. In diesem Jahr hat sich in Osnabrück ein breites Bündnis aus Klimaaktivist*innen, Vereinen, Verbänden, Parteien, Gewerkschaften und der evangelischen Kirche gebildet. Am 18. September in der Zeit von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr werden an der Dielingerstraße Parkplätze umgewidmet. Mit dieser Aktion will das Bündnis die Forderung nach einer nachhaltigen Verkehrswende in und um Osnabrück unterstützen. Mit der „Osnabrücker Erklärung zu einer regionalen Verkehrswende“ fordert das Bündnis eine zügige und konsequente Änderung der bisherigen Verkehrsplanung.
Reiner Schäl, ver.di Bezirk Weser-Ems: „Klimaschutz braucht ÖPNV – ÖPNV braucht Zukunft – Zukunft braucht Klimaschutz! Das bringt kurz und knapp und doch sehr deutlich auf den Punkt, um was es geht. Für das Erreichen der Klimaziele ist eine zügige Verkehrswende notwendig. Das bedeutet unter anderem eine deutliche Ausweitung der bestehenden ÖPNV-Angebote. Das kann aber mit dem aktuellen Personalbestand in den Verkehrsbetrieben nicht umgesetzt werden. Es fehlen schlichtweg die Fachkräfte dafür. Der ÖPNV wurde in den letzten Jahrzehnten kaputtgespart. Die Arbeitsbedingungen, insbesondere im Fahrdienst, sind belastend und für viele Menschen nicht mehr attraktiv. Für eine Ausweitung der ÖPNV Angebote sind nicht nur Investitionen in die Infrastruktur, sondern vor allem auch eine deutliche Aufwertung der Tätigkeiten im Fahrdienst, bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung nötig.
Benjamin Sadler, Netzwerk Nachhaltige Mobilität: Der motorisierte Individualverkehr – also vor allem das Auto – wird über die Parkraumbewirtschaftung der Kommunen massiv subventioniert. Die Kosten tragen damit auch alle, die nicht mit dem Auto fahren, sei es aus finanziellen Gründen oder aus Rücksicht auf die Umwelt. Es ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, die Kosten real zu verteilen.
Ob überfüllte Busse, enge Radwege oder Lärm und Gestank – wir bekommen alles mit, was fern der SUV-Luxuskarosse passiert. Deshalb ist es nicht nur in unserem Interesse, sondern unser unmittelbares Bedürfnis, dass entschlossen gegen den Autowahnsinn vorgegangen wird!
Klara Bruns, Fridays for Future, Osnabrück: „Als Schüler*innen, Studierende und Azubis sind wir mit den Schattenseiten des Osnabrücker Verkehrs konfrontiert. Ob überfüllte Busse, enge Radwege oder Lärm und Gestank – wir bekommen alles mit, was fern der SUV-Luxuskarosse passiert. Deshalb ist es nicht nur in unserem Interesse, sondern unser unmittelbares Bedürfnis, dass entschlossen gegen den Autowahnsinn vorgegangen wird!“
Ruth Beckwermert, Attac: „Von der „Autostadt“, zur Klimastadt, zum Leben. Autos stehen im Verkehr seit Jahrzehnten an erster Stelle – in Osnabrück und in Deutschland. Giftige Luft, Feinstaub, Stau und Flächenfraß: Zu viele Autos zerstören die Lebensqualität in den Städten und zerstören das Klima. Attac setzt sich für eine radikale Verkehrswende ein. Wir fordern klimagerechte Mobilität für alle. Das heißt: mehr Platz für Fußgänger, Fahrrad und mehr ÖPNV – bezahlbar für alle und mit anständig bezahlten Busfahrerer*innen. Andere Städte und Regionen machen es uns vor.“
Wolfgang Driehaus, ADFC, Osnabrück: „Der ADFC Osnabrück tritt für eine umfassende Verkehrswende ein, die vom Radverkehr und einem wirklich leistungsfähigen öffentlichen Verkehr getragen wird. Dieser Wandel der Mobilität hin zu klimaneutralen Verkehrsmitteln darf aber nicht an der Stadtgrenze enden, sondern muss auch die Gemeinden des Landkreises Osnabrück umfassen“, betont der verkehrspolitische Sprecher Wolfgang Driehaus. „Nachdem sich der Rat der Stadt Osnabrück im Mai 2019 so deutlich für die Stärkung des Radverkehrs ausgesprochen hat, muss die Stadt Osnabrück den Radverkehrsplan 2030 in den nächsten Jahren zügig und umfassend umsetzen.“ Mit seinem mobilen Infostand besetzt der ADFC Osnabrück am Parking Day einen Parkplatz an der Dielingerstraße. Dort laden die Aktiven des Fahrradclubs an den „Runden Tisch Radverkehr“. Dort kann mit den Aktiven und Experten des ADFC über alle Themen rund um den Radverkehr diskutiert werden.
Nachdem sich der Rat der Stadt Osnabrück im Mai 2019 so deutlich für die Stärkung des Radverkehrs ausgesprochen hat, muss die Stadt Osnabrück den Radverkehrsplan 2030 in den nächsten Jahren zügig und umfassend umsetzen.
Loreto Bieritz (KV Osnabrück-Stadt) und Lars Bethge (KV Osnabrück-Land) für die GRÜNEN in der Region Osnabrück: „Für Klimaschutz und Lebensqualität brauchen wir dringend eine konsequente Verkehrswende vor Ort. Immer mehr Leute steigen auf das Rad um. Dank elektrischer Unterstützung auch auf immer längeren Strecken. Sie erwarten zu Recht, dass sie sicher an ihr Ziel kommen können. Rad-Verkehrssicherheit braucht endlich mehr Platz. Der regionale Bus- und Schienenverkehr muss besser vernetzt und enger getaktet und stärker mit neuen intelligenten Angeboten, wie On-Demand-Verkehr, Car-Sharing, Leihrädern, u.v.m. kombiniert werden.“
Andreas Peters, NABU Osnabrück: „Wann kommt endlich auch in der Stadt Osnabrück die Botschaft an, dass der ÖPNV konsequent Vorrang vor motorisiertem Individualverkehr braucht? Eine Stadtbahn ist das Mittel der Wahl!“
Dirk Zeher, Parents for Future, Osnabrück: „Wenn die Autos weniger Platz beanspruchten, gäbe es mehr Freiraum für Kinder. Nur wenn wir den Klimawandel aufhalten, haben unsere Kinder eine lebenswerte Zukunft.“
David Olef, Jusos Osnabrück:. „Der Parking Day zeigt sehr deutlich, wie motorisierter Individualverkehr immer noch den Verkehr und das Stadtbild dominiert. Insbesondere in Zeiten der Klimakrise muss die Politik jedoch aufhören nur Stellschrauben zu ändern. Die Verkehrswende und der konsequente Umstieg auf ÖPNV und Fahrrad kann und darf nicht warten.“
Um Platz für klimafreundlichen Verkehr in der Stadt zu schaffen, müssen die Autos raus aus den Innenstadtbereichen! Der Platz, der bislang von fahrenden oder parkenden Autos besetzt wird, soll endlich von den Menschen genutzt werden können, die in Osnabrück leben.
Paul Zenker, NAJU Osnabrück: „Wer sich morgens einfach mal an die Martinistraße stellt und sich die vorbeirollenden Berufstätigen oder Shoppingwütigen anschaut, dem wird schlagartig und besonders augenscheinlich bewusst, dass dieses Verkehrssystem krankt: all diese Menschen teilen zu großen Stücken einen gemeinsamen Weg und doch „muss“ dazu ein jeder seinen eigenen tonnenschweren Kasten aus Metall, Gummi und Plastik mit sich führen. Die Bequemlichkeit und Exklusivität des motorisierten Individualverkehrs ist jedoch teuer erkauft: Klima und städtische Arten leiden, die Osnabrücker Innenstadt ist überfüllt, versiegelt und laut, Fahrradfahrer*innen radeln gefährlich. Wir fordern: Schluss damit, Verkehrswende jetzt!“
Luca Theresa Wirkus, Grüne Jugend Osnabrück: „Um Platz für klimafreundlichen Verkehr in der Stadt zu schaffen, müssen die Autos raus aus den Innenstadtbereichen! Der Platz, der bislang von fahrenden oder parkenden Autos besetzt wird, soll endlich von den Menschen genutzt werden können, die in Osnabrück leben, etwa indem mehr grüne Erholungsorte geschaffen oder die Radwege ausgebaut werden. Nur so können Radfahrende sicher an ihr Ziel kommen. Begleitet werden muss dies mit einer Stärkung des ÖPNV durch mehr Verbindungen und niedrige Preise, um die Verkehrswende sozialverträglich zu gestalten und es allen Menschen, besonders auch denen aus dem Umland und kleineren Orten, im Alltag zu ermöglichen, klimafreundlich am Verkehr teilzunehmen.“
Eine Antwort auf „PARK(ing) Day 2020 – Wem gehört der Straßenraum?“
Jeder, der in einer Stadt lebt, kann nur ein Auto besitzen wenn er nachweist einen Parkplatz dafür zu besitzen.
Ich glaube das dies in Tokio so gehandhabt wird.
Evtl. sollte man überlegen zweiradverkehr zu fördern. Auf Kurz- oder Mittelstrecken das Rad, und auch längeren Strecken motorisierte Zweiräder. (Ein 125er Roller ist da verbrauchsarm, und praktisch)
Leider wird immer erst reagiert wenn es zu spät ist, egal wo es ist. Somit habe ich wenig Hoffnungen das sich da etwas ändert solange keine höhere Gewalt uns zwingt. (Coronapandemie und das Fahrradfahren)