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Greenpeace: Schlechte Radwege in Deutschland gefährden Fahrradfahrer

Fehlende oder mangelhafte Fahrradwege sind das größte Problem für viele Radfahrende. Dies zeigt die Auswertung einer von Greenpeace erstellten interaktiven Karte, auf der Radfahrerinnen und Radfahrer seit April knapp 10.000 Gefahrenstellen in Deutschland markiert haben.

Fehlende oder mangelhafte Fahrradwege sind das größte Problem für viele Radfahrende. Dies zeigt die Auswertung einer von Greenpeace erstellten interaktiven Karte, auf der Radfahrerinnen und Radfahrer seit April knapp 10.000 Gefahrenstellen in Deutschland markiert haben.

Gut die Hälfte (51 Prozent) der Einträge kritisiert fehlende oder mangelhafte Radwege. Am zweithäufigsten (22 Prozent) wurden gefährliche Kreuzungen gemeldet. Auf Rad- oder Gehwegen parkende Autos wurden unter den fünf möglichen Problemkategorien am dritthäufigsten genannt. Die Zahl verunglückter Radfahrender ist zuletzt drastisch gestiegen: Im Jahr 2018 kamen 445 Radfahrerinnen und Radfahrer ums Leben – 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit ist das Fahrrad das einzige Verkehrsmittel, mit dem 2018 mehr Menschen tödlich verunglückten als 2010. „Wenn das umweltfreundlichste Verkehrsmittel gleichzeitig das gefährlichste ist, dann läuft in der Verkehrspolitik etwas grundfalsch“, sagt Marion Tiemann, Greenpeace-Verkehrsexpertin: „Das Fahrrad kann sein enormes Potenzial für die Mobilität in Städten nur entfalten, wenn sich Menschen auf dem Rad sicher fühlen können. Verkehrsminister Scheuer muss Städten den rechtlichen und finanziellen Freiraum geben, um schnell geschützte Radwege zu bauen.“ Die Greenpeace-Karte zu den gefährlichsten Radwegen ist hier online.

Wenn das umweltfreundlichste Verkehrsmittel gleichzeitig das gefährlichste ist, dann läuft in der Verkehrspolitik etwas grundfalsch.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat kürzlich Vorschläge für eine fahrradfreundliche Überarbeitung der Straßenverkehrsordnung (StVO) gemacht. Demnach sollen etwa die Bußgelder für das Parken auf Radwegen deutlich auf bis zu 100 Euro steigen. Falschparkende Autos zwingen Radfahrende oft zu gefährlichen Ausweichmanövern. Weitere Vorschläge wie ein Sicherheitsabstand von überholenden Autos zu Radfahrenden dürften durch fehlende Kontrolle jedoch kaum zu Veränderung auf der Straße führen. Andere, wie ein niedrigeres Tempo für rechts abbiegende Lkw sind zu zaghaft, um Radfahrer zu schützen. „Höhere Strafen für Falschparker sind gut, reichen aber nicht, um aus Andreas Scheuer einen Fahrradminister zu machen“, so Tiemann. „Scheuer muss den Mut für das Offensichtliche finden: Der begrenzte Straßenraum muss vom Auto weg und hin zu Fußgängern und Radfahrern neu verteilt werden. Das geht nur mit einer echten Verkehrswende, statt mit dem Bluff eines helmtragenden Autoministers.“

Bedeutung des Fahrrads in Städten legt deutlich zu

Vor allem in Städten fahren Menschen immer häufiger mit dem Rad. Zwischen 2002 und 2017 ist der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege von neun auf 15 Prozent gestiegen, zeigen im Mai veröffentlichte Zahlen der vom Verkehrsministerium beauftragten Studie „Mobilität in Deutschland“.

Pressemitteilung von Greenpeace e.V.

5 Antworten auf „Greenpeace: Schlechte Radwege in Deutschland gefährden Fahrradfahrer“

Strategiepapiere der Autolobby und das Marketing der neuen Radwegebewegung aus den Netzwerken der ‚Radentscheide‘ sind immer schwieriger zu unterscheiden.

Zur Lektüre empfohlen:
https://www.inzellinitiative.de/documents/Modellstadt2030_Broschuere.pdf
Zitate daraus:

„Fuß- und Radverkehr werden gefördert. Das Fuß- und Radwegenetz wird ausgebaut und attraktiv gestaltet. Orte des Aufenthalts werden verbessert und geschaffen. Mehr und verlässliche Abstellanlagen werden erstellt.“

„Ehemals verkehrsdominierte Straßen sind wieder zu Lebensräumen geworden, die beispielhaft für das attraktive und vielfältige Leben in einer Großstadt stehen. Die barrierefreie und ästhetisch hochwertige Gestaltung sowie die Raumaufteilung orientieren sich am ÖPNV, am Rad- und vor allem am Fußverkehr sowie den sozialen und gastronomischen Funktionen.
Neue Bewegungsfreiheiten, Aufenthaltsmöglichkeiten und ein hoher Grünanteil machen das Flanieren und Verweilen in der Freizeit aber auch im Alltag attraktiv und angenehm.“ (Kap. ‚Vision Modellstadt 2030‘)

„Inzell-Initiative“ ist kein Ableger der ‚Radentscheide‘, sondern wird finanziert von BMW.
Unterstützt u.a. auch von MAN, Siemens, IHK und so weiter.

Auch in der Analyse sind sich die Greenpeace/Radentscheid-Verkehrsexpertin und BMW durchaus einig:

„Die Suche nach einem Parkplatz braucht nicht selten 30 Minuten, die Fahrt zur Arbeit bleibt im Stau stecken. Das ist doch sinnlos. Jeder der vom Auto aufs Rad steigt entlastet den Autoverkehr, so kommen die, die wirklich aufs Auto angewiesen sind, schneller durch die Stadt.

Aufgabe der Stadt ist also, bequeme Alternativen aufzuzeigen und zu schaffen. Es muss möglich sein, sich einfach zu Fuß, mit Rad und Bahn vorwärtsbewegen zu können.

Dazu gibt es auch keine Alternative: Städte wachsen, es ziehen immer mehr Menschen in die Stadt – da können sich nicht noch mehr Autos durch enge Innenstädte schieben. “
https://www.greenpeace.de/themen/energiewende/mobilitaet/bewegung

Analyse stimmt.
Zentraler Satz:
„So kommen die, die wirklich aufs Auto angewiesen sind, schneller durch die Stadt“
Dabei ist es allerdings eine kleine urbane Minderheit, die ein Auto hat, aber sich NICHT darauf angewiesen fühlt.
In der Realität schreitet die Suburbanisierung in allen Metropolregionen und Oberzentren voran, die Mieten in den Kernstädten steigen und die Wege werden LÄNGER!
Immer mehr Menschen „sind darauf angewiesen“ längere tägliche Wege zurückzulegen, vorzugsweise mit dem Auto. Die durchs Reisezeitbudget begrenzte Zeit definiert dabei den ‚Erreichbarkeitsradius‘, der durch die von BMW/Radentscheid gewünschte „Entlastung“ ausgeweitet wird.

Wie schön für BMW, dass diese längeren Wege dann – Radweg sei Dank – in akzeptabler Zeit mit dem Auto zurückgelegt werden können. Für die berühmte ‚letzte und erste Meile‘, die zum Stau durch Knotenpunktüberlastung und zur zeitaufwändigen Parkplatzsuche führt gibts ja dann den ‚entlastenden‘ Fuss- Rad- und e-Rollerverkehr. Ggf. flankiert durch die umweltschädlichen Park&Ride Stationen. Dass die Autos der berühmten „Fahrten bis 5KM“ den ganzen Pendlerkarossen mit ihren immer größeren Streckenlängen dann nicht mehr im Weg stehen freut offenbar nicht nur BMW, sondern perverserweise auch die RadentscheiderInnen.

Und jetzt die Preisfrage:

Wie ist der, für viele vielleicht verbüffende, Gleichklang von BMW-Verkehrsinitiative und Radentscheid-Marketing (incl. der jüngeren Greenpeace Radweg-Öffentlichkeitsarbeit) zu erklären?

Und was hat das mit der Tatsache zu tun, dass in den vollseparierten Radwege-Niederlanden (lets go dutch!) der Autoverkehr Jahr für Jahr ansteigt?
Sowohl bei der Autodichte, als auch bei der ökologisch wichtigen Fahrleistung?


Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ich setze keinesfalls Greenpeace mit BMW/Autolobby gleich.
Greenpeace ist nach wie vor eine verdienstvolle Umweltschutzorganisation, die sich aus guten Motiven und oft erfolgreich für Ökologie und Klima einsetzt, wobei die Kampagnen dort nach wie vor recht zentralistisch ‚von oben‘ organisiert werden!
SEHR zu begrüßen ist die Anti-Autoverkehr-Ausrichtung etlicher Aktionen von Greenpeace!
In Bezug auf den Radverkehr allerdings scheinen sie leider in letzter Zeit den ‚Rattenfängern‘ des neuen autogerechten Radwege-consultings auf den Leim gegangen zu sein.
Ebensowenig möchte ich all die vielen Menschen diffamieren, die in gutem Glauben an die einfachen Slogans der Radentscheide den verstärkten flächendeckenden Radwegebau zur Erreichung einer ‚echten‘ Verkehrswende fordern. Der Punkt ist dabei, dass das richtige Ziel (ökologische Verkehrswende) mit dem Werkzeug Radwegebau/Radverkehrsseparation so NICHT erreichbar ist, sondern damit genau gegenteilige Effekte von langfristig steigendem Autoverkehr induziert werden.

Absehbare Resultate:
– höhere Fahrleistung des MIV
– Vorbereitung auf den ökologisch fatalen Automobilismus 4.0 mit autogerechter Separation und bis zu 4 Mrd. auto-Autos, die obschon akkubetrieben negative Umwelt- Klimafolgen erhöhen werden
– weiter steigende Gentrifizierung in den ‚liveable-Cities‘ mit immer särkerer sozial-räumlicher Segregation und Tendenz zu weiteren Wegen für die nicht ausreichend Vermögenden ausserhalb der hipsterisierten imer stärker konsumorientierten Kernstädte.

Wir brauchen stattdessen dringend eine echte ökologische Verkehrswende mit weniger Autos, geringerer MIV Fahrleistung und geringerem Strassengüterverkehr statt einer Verstärkung des autogerechten Radwegebaus à la BMW und Radentscheid.

p.s.:
der letzte Absatz der Greenpeace PM bringt das Dilemma ungewollt auf den Punkt:
der Radverkehrsanteil in den Städten steigt beständig an, ABER EBEN AUCH die Fahrleistung des Autoverkehrs, was hier nonchalant unterschlagen wurde. Auch wenn der berühmte ‚Radanteil‘ auf 25% steigt, kann und wird Autoverkehr und Strassengüterverkehr weiter erheblich zunehmen, jedenfalls wenn die Konzepte von Radentscheid/BMW verwirklicht werden.

@Alfons
Wenn wir eine Gesellschaft jenseits des Automobils wollen, müssen wir über den Fahrradlenker hinausdenken. Die — aus meiner Sicht — wichtigsten verkehrspolitischenn Forderungen sind nicht unmittelbar fahrradbezogen:
1. Tempo 30 in den Städten, aber auch niedrige Limits auf Landstraßen und Autobahnen, z.B. 60 resp. 90 km/h
2. Förderung der Straßenbahn statt teurer U-Bahnen und unbequemer Busse
3. Lastenstraßenbahnen (Cargo-Trams), ggf. auch Lasten-U-Bahn/Cargo-Tubes, statt LKWs
4. Güter auf die Schiene, ggf. durch Verbote
5. Wiederherstellung der Nachtzüge

Klar, gehört alles zwingend dazu, auch der Fussverkehr.
Der Umweltverbund braucht immer mindestens Fuss und ÖV, aber Radverkehr stellt eigentlich eine ideale und wichtige Ergänzung dar, die das ‚Rückgrat‘ des Umweltverbundes von ÖV und Fuss deutlich stärken kann.
Was wir brauchen ist, neben einer Umkehr in der Raumplanung, die Umweltverbund „Vollversorgung“, so dass die Vorhaltenotwendigkeit für Autos für mind. über 90% der Menschen entfällt.

Nutzt aber alles nichts, wenn weiter an der Ideologie von ‚Alternativen stärken‘ und ’nutzt ja auch dem Autoverkehr‘ festgehalten wird, ohne sich der Tatsache zu stellen, dass ohne zielgesetzte Reduktion von Autoverkehr und klare ‚Push‘- Massnahmen keine ökologische ‚Verkehrswende‘ zu machen ist.
Nicht mal ansatzweise.

Temporeduktion für MIV (gerade auch auf den ökologisch besonders verheerenden Fernverbindungen) ist natürlich förderlich, auch Kapazitätsreduktion, Parkraumreduktion, Verteuerung, Privilegienabbau, deutlicher Entzug der sozial positiven Wertung des Autofahrens, …

Ein bischen wie in der Krebstherapie: gesunde Lebensführung, Ernährung uns so weiter sind wichtig, aber ohne Operation und ggf. weitere aggressive schmerzhafte Massnahmen sinkt die Erfolgsrate meist deutlich ab.

tatt den Radverkehr mit immer stärkerer Separation für eiter steigenden Autovekrehr zu ‚rüsten‘ wäre es richtig das Problem an der Wurzel zu packen und den Radfahr-Hinderungsgrund Nr.1 endlich mal anzugehen: ‚zuviel Autoverkehr‘

Klar gibt es auch Menschen in der ‚Radszene‘, die das anders sehen, und auch dem Autoverkehr weitere ‚Aufwärtsentwicklung‘ ermöglichen wollen (NL-Prinzip mit gutem Radverk. und ‚gutem‘ Autoverkehr), aber dann soll diese „Radweg-nutzt-auch-dem-Autoverkehr-Fraktion“ doch bitteschön endlich aufhören, das noch faktenwidrig in ein Sonntagsreden – „Verkehrswende-Marketing“ einzukleiden.

Müsste als app verfügbar sein under android.

in öffentlichen wlan’s wird greenpeace und die website/map blockiert, somit nutzlos wenn man unterwegs ist.

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