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Radverkehr

Garbsen testet den Bike Flash

„Garbsen geht innovative Wege“, meldet die Stadt heute. Grund dafür ist die Einweihung bundesweit ersten Bike-Flash-Anlage. Als Pilotprojekt an der Burgstraße, wo ein großes Unternehmen mit regem LKW-Verkehr seinen Sitz hat, soll diese blinkende Säule, über die ihr hier vielleicht schon gelesen habt, „Abbiegesituationen entschärfen, bei denen vor allem Lastwagenfahrer einen Radfahrer übersehen könnten“.

Nähert sich der Kreuzung ein Radfahrer leuchten LED-Warnringe an einer Säule auf, wodurch insbesondere LKW-Fahrer aufmerksam gemacht werden sollen. Bürgermeister Dr. Christian Grahl hebt die Bedeutung des zusätzlichen visuellen Warnhinweises für LKW-Fahrer beim Abbiegevorgang hervor. „Wir freuen uns sehr, dass wir an dieser Stelle durch die stationäre Anlage die Sicherheit für Fahrradfahrer und Fußgänger in beträchtlicher Weise erhöhen können.“ Die Kosten für die Anlage liegen bei 34.000 Euro.

Nun wird recht umfassend gejubelt, dass hier etwas für die Sicherheit des Radverkehrs getan wird. Sogar das Bundesverkehrsministerium freut sich bei Twitter über diese „tolle Aktion“. Ich halte den Bike Flash allerdings nicht für die richtige Lösung gegen Abbiegeunfälle. Das große Problem ist bei diesen Unfällen ja die Tatsache, dass oft nicht richtig hingeschaut wird. Auch der Bike Flash muss vom Abbieger erst mal beachtet werden. Und wenn ich mir das Pressefoto so anschaue, dann höre ich schon die ersten Ausreden von tiefstehender Sonne usw.

Wichtig ist, dass der Radfahrer sich zurücknimmt und sagt, ich hab zwar Vorfahrt. Trotzdem bin ich der Schwächere und achte dann auf die LKW.

Eine Aussage des Bike-Flash-Erfinders lässt mich aber noch mehr zweifeln. Bei detektor.fm sagte er im März: „Wichtig ist, dass der Radfahrer sich zurücknimmt und sagt, ich hab zwar Vorfahrt. Trotzdem bin ich der Schwächere und achte dann auf die LKW. Die LKW-Fahrer können im Grunde nicht viel tun.“ Das ist natürlich hanebüchen und eigentlich auch eine Bankrotterklärung für das eigene System. Es ist eben nicht fehlertolerant und im Zweifel nur eine weitere Ablenkung im Schilder- und Lichterwald.

Wenn das hier ein Unfallschwerpunkt ist und man schon in Technik investiert, dann hätte man auch eine Ampel mit automatischer Radfahrererkennung aufstellen können – Dauergrün für den motorisierten Verkehr und bei Bedarf automatisch Grün für Radfahrer.

Bild: Stadt Garbsen

3 Antworten auf „Garbsen testet den Bike Flash“

Die LED-Lämpchen auf dem Bild halte ich auch für fragwürdig. Es wird auch sehr, sehr schwierig herauszufinden, ob und wie solche Lösungen wirklich helfen:

mal angenommen, an so einer Kreuzung (ich kenne sie nicht) passiert durchschnittlich alle 10 Jahre ein Abbiege-Unfall mit LKW/PKW und Fahrrad, diese LED verringert die Unfallgefahr um vielleicht 20%, dann wird es zukünftig an dieser Kreuzung alle 12 Jahre einen Unfall geben.
Bis man also statistisch signifikant nachweisen kann dass diese Lösung hilft, vergehen viele Jahre.

Und fraglich ist auch, was mit den Kreuzungen ist die nicht mit einer solchen Lösung ausgerüstet ist, werden die vielleicht unsicherer?

ich habe mit solchen Systemen schon das grundsätzliche Problem, dass dort Kosten, die den Haltern nicht zuzumuten wären, nun vom Steuerzahler zu zahlen sind (auch wenn mir bewusst ist, dass der Gesetzgeber eine Verkehrssicherungspflicht hat).
Speziell stelle ich mir die Frage, warum der Bike Flash immer vor Kreuzung steht. Auf dem obigen Bild sehr schön zu sehen: ab dem Moment, in dem der BF aus dem Beifahrerfenster verschwindet, hat der LKW noch geschätzt mehr als 10 m zurückzulegen, bevor der Fahrradweg erreicht wird, und in der gesamten Zeit ist der BF nutzlos (zumindest wenn man den immer behaupteten Toten Winkeln glaubt). Meines Erachtens müsste der BF doch so stehen, dass der Fahrer das System möglichst lange im Blick hat, in diesem Fall zB auf der Mittelinsel. Vor allem, wenn die Signalisierung so spät und kurz abläuft, wie in diesem video (https://youtu.be/3gKDs83yDq0).
In dem Video wird das System vorgestellt, und dort ist zu sehen, dass es sehr spät anfängt zu blinken. Nebenbei werden wieder fragwürdige Tote Winkel dargestellt und der Dekra-Mensch darf erzählen, dass es unrealistisch sei, während des Abbiegens in alle Spiegel zu schauen.
Das mag auf anderen Kreuzungen anders aussehen, und im Grunde bin ich über jedes Plus an Sicherheit froh, trotzdem habe ich das Gefühl, dass wieder die Verantwortung vom Gefährder auf den Staat und die Gefährdeten übertragen werden soll.

Man kann nur hoffen, dass die Aufsichtsbehörden dem genauso schnell ein Ende bereiten, wie dem 3D-Zebrastreifen. Richtlinienkompatible und bekannte Blinklichter gibt es ja zudem bereits.

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