Aufruhr unter Osnabrücker Autofahrern. Erste Supermärkte kassieren 20 Euro von Fremdparkern. Im ersten Wutanfall gehen wichtige Details verloren. 90 Minuten bleiben so oder so kostenlos, man muss nur eine Parkscheibe auslegen oder wie bei Aldi gar nichts machen, weil man über einem Sensor parkt. Bekommt man trotzdem einen Strafzettel, obwohl man Einkaufen war, kann man diesen später nach Vorlage des Kassenbelegs „stornieren“.

Die Wut der Autofahrer geht aber tiefer. Sie fühlen sich um etwas beraubt, das ihnen nie gehört hat: freier Parkraum. Es wurde ihnen lediglich ausgerollt wie ein roter Teppich. Das war natürlich einfach und bequem. Sie mussten sich um nichts kümmern. Das haben andere übernommen. Weil die kostenlosen Parkplätze aber immer mehr Autos und schließlich auch Fremdparker angelockt haben, sehen sich die (privaten) Besitzer dieser Parkflächen nun gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen. Das ist ihr gutes Recht. Sie sind ja keine Hilfsorganisation für parkplatzlose Autofahrer. Sie bieten diese Parkplätze als Teil eines Geschäftsmodells an. Sie sind Mittel zum Zweck.

Die Aufregung darüber, dass Fremdparker nun zahlen sollen, zeigt, dass im Weltbild der Autofahrer nicht der Kunde der König ist, sondern der Autofahrer. Ob er nun wiederum Kunde ist oder nicht. Bei der aktuellen Überflutung unserer Innenstädte – die Tagesschau meldet 64 Millionen Autos in Deutschland – wird es allerhöchste Zeit, auch durch Rücknahme kostenloser Annehmlichkeiten entgegenzusteuern. Weil es schlicht nicht anders geht.

Über Sätze wie „Da kauf ich nicht mehr ein!“ dürften Supermarktbesitzer nur müde lächeln. Der Fremdparker hat den Strafzettel ja gerade bekommen, weil er da bisher auch nicht eingekauft sondern nur geparkt hat. Es ist ohnehin nur eine leere Drohung. Kein Autofahrer quält sich länger durch den Verkehr, nur um zu einem Supermarkt ohne Parkplatzbewirtschaftung zu kommen.



Und auch der von Autofahrern reflexartig vorgebrachte Vorwurf der Abzocke verfängt natürlich nicht. Baut ein Unternehmen einen Parkplatz, kann es auch entscheiden, wer darauf parken soll. (Wir Radfahrer kennen das übrigens. Bisher haben uns Parkplätze ins Gesicht geschrien, dass wir nicht willkommen sind. Oder höchstens improvisiert am Rand.)

Es tut halt immer weh, wenn man Stück für Stück erkennt, wie hoch die Kosten des eigenen Verhaltens wirklich sind. Autofahrer bekommen das jetzt langsam zu spüren. Sie werden an allen Ecken und Enden subventioniert. Das System Stadt stößt ob der Autoflut aber an seine Grenzen. Verwaltungen merken das schon seit längerem, tun sich aber noch schwer mit Gegenmaßnahmen. Jetzt merken es aber auch Unternehmen. Parkplätze haben ihren Preis – und wenn es nur die Verpflichtung zum Einkauf ist.

Fotos: dd