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Verpflichtende Fahrradmitnahme in allen Zügen soll kommen

Der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlament hat gestern (9. Oktober) den Bericht zur Überarbeitung der Fahrgastrechte im Bahnverkehr verabschiedet. Demnach soll es künftig für alle Züge eine verpflichtende Fahrradmitnahme geben. „Ohne Ausnahme und Schlupflöcher“, wie Michael Cramer, Mitglied des Verkehrsausschusses im Europäischen Parlament für die Grünen/EFA, erklärt.

Der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlament hat gestern (9. Oktober) den Bericht zur Überarbeitung der Fahrgastrechte im Bahnverkehr verabschiedet. Demnach soll es künftig für alle Züge eine verpflichtende Fahrradmitnahme geben. „Ohne Ausnahme und Schlupflöcher“, wie Michael Cramer, Mitglied des Verkehrsausschusses im Europäischen Parlament für die Grünen/EFA, erklärt. „Zu lange haben Bahnunternehmen sich mit fadenscheinigen Begründungen dem Einbau von Fahrradstellplätzen widersetzt.“

Das Europäische Parlament will damit den Radverkehr stärken: „To help in take-up of cycling, new and refurbished trains must in the future have a well-indicated space to transport assembled bicycles, MEPs say.“ Die Regelung bezieht sich also auf neue und generalüberholte Züge, wobei letzteres eventuell wieder eine Definitionssache werden könnte. Zu Kapazitäten gibt es keine Details. Die neue Generation der deutschen ICE 4 verfügt immerhin über acht Fahrradstellplätze. Das darf aber nur ein Anfang sein. Es wird Zeit, dass die Fahrradmitnahme grundsätzlich geregelt und verpflichtend wird. Sie ist ein wichtiger Baustein, um den Umweltverbund zu stärken.

Bereits im Juni 2013 hatte ich mich mit einer Petition an die niedersächsische Landesregierung gewandt, die Fahrradmitnahme in niedersächsischen Regionalbahnen kostenlos und es Pendlern damit beim Umstieg vom Auto einfacher zu machen. Dies wurde allerdings abgelehnt.

Bild via pixabay

9 Antworten auf „Verpflichtende Fahrradmitnahme in allen Zügen soll kommen“

Verpflichtende Fahrradabteile: Super. Gerne auch große Fahrradabteile für 12 Fahrräder. Sind ja flexibel einsetzbar. Dann hätte man auch eine 100% Fahrradmitnahme. Insbesondere mit nur 3 oder 6 Stellplätzen gibt es ein paar Probleme mehr.

Ich kann auch gut verstehen, dass ein Zug zu Stoßzeiten Rand voll sein kann. Dann passt eben nicht mehr in den Fahrradabteil, weil dort schon Leute überall stehen. Die 9 Stehplätze können wichtiger sein, als 3 Radfahrer.

Wer regelmäßig pendelt, kann sich auch Preiswerter und wahrscheinlich auch ökologischer ein Zweitrad besorgen. Eines steht dann bei der Arbeit und eines ist für den Wohnort. Viele Bahnhöfe bieten eine Radstation an, bei der man mit mit einer Chipkarte 24 Stunden an sein eingeschlossenen und Videoüberwachten Rad kommt. Man nimmt niemanden dann den Platz weg und steigt schneller am Bahnsteig ein und aus, was wiederum der schnellen weiterfahrt und Pünktlichkeit helfen kann.

Die 3 bis 6 Stellplätze, die ich kenne, können auch außerhalb vom Berufsverkehr unzureichend sein. Kommen zufällig mehr Fahrradfahrer (z.B. zwei Familien), können die Plätze schon belegt sein. Oder die Plätze werden gerade von Rollstuhlfahrern oder Kinderwagen belegt, für die ich vollstes Verständnis habe. Das sind zwar unwahrscheinliche Fälle, aber möglich.

Auf der anderen Seite, kann die Fahrradmitnahme, den Ökoverbund massive erweitern. Wenn man irgendwo hin will, wo es keine oder nur einen sehr schlechte weitere Anbindung gibt, kann man so mit seinem eigenen (vermutlich hochwertigeren) Fahrrad komfortabel weiterfahren. So kann man Orte erreichen, die gar keine Bushaltestelle oder Bahnhof vor der Tür haben. Man ist nicht auf einen Fahrradverleih, Radstation und Zweitrad oder Wartezeiten angewiesen. Besser wäre zwar ein dichtes schnelles Netz, da dies auch ältere und anders beeinträchtigte Personen transportieren kann. Aber manchmal muss man eben das Zweitbeste nehmen.

Komplett kostenlose Fahrradmitnahme sehe ich trotzdem etwas kritisch. Dann nimmt man sein Fahrrad mit, obwohl das Ziel direkt am Bahnhof ist. Mache ich auch oft genug, da es im 9Uhr Tagesticket inklusive ist. Als Folge nimmt man aber eventuell jemanden den Platz weg, der auf diesen angewiesen ist. Oder es wird für den Fahrradabteil extra ein weiterer Wagon angehangen, was ökologisch auch nicht vorteilhaft ist. Zu guter Letzt ist es immer etwas aufwendiger, mit dem Fahrrad aus und einzusteigen, erst recht, wenn viele das Angebot nutzen.

Klar, Fahrradmitnahme erhöht die Kosten und verschlechtert erstmal die Kapazitäten.
Vor allem in den Stoßzeiten wirkt sich das entweder auf die Qualität, oder die Pünktlichkeit/Reisezeit, oder die Kosten aus, oder auf alles drei gleichzeitig.
Schwer zu sagen wann und für wen da die Vorteile oder die Nachteile überwiegen.
Zumidnest sollten parallel in ganz erheblichem Umfang schnelle Fahrradparkhäuser angebotsorientiert ausgebaut werden.
Das NL-Konzept mit je einem Rad bei Quelle und Ziel ist da vermutlich die beste Lösung gerade für Dauerpendler?

Hallo Alfi, Du scheinst Dich ja mit allem auszukennen, nur mit NL-Konzepten nicht so richtig. Sonst würdest Du auch von den Fahrradfriedhöfen vor den Bahnhöfen wissenen. Die sind manchmal einfach nicht mehr lustig.

@ Alfons: Sehr schön und knapp formuliert.

@ Atze: Ich habe auch schon in einer Doku gesehen, wie in Niederlanden die Parkdauer überprüft wird. Man macht kleine Bändchen an das Rad dran. Sobald man das Fahrrad beweg, reißen diese ohne zu behindern. Wenn dass Fahrrad nach einer längeren Zeit immer noch die Markierung hat, wissen die Kontrolöre, dass es lange nicht bewegt wurde und entfernen es. So kann man mit geringen seltenen Kontrollen die überlang stehenden Fahrräder erkennen und eindämmen. Dies kann man eigentlich bei jedem Niederländischen und deutsch großen Fahrradständer machen. (Fahrradfriedhöfe kenne ich eigentlich höchstens aus Münster und waren mir in den Niederlanden z.B. Enschede, Hengelo oder Almelo noch nicht aufgefallen.)

Bisher konnte ich nur einmal nicht mit dem Rad in den Zug, in den ich wollte. Aber da wäre ich auch ohne Rad nicht reingekommen. Bin dann mit einem fast leeren anderen gefahren. Problematisch sind weniger die Pendler. Da passen sich Angebot und Nachfrage an. Auch in der HVZ sind nicht alle Züge komplett voll – gerade entgegen der Hauptlastrichtung nicht. Die 100%-Auslastung betrifft nur einzelne Züge und da werden Pendler ausweichen auf andere Züge oder zum Zweitrad greifen. Vor allem sind das kontinuierliche Nachfragen, auf die sich die Verkehrsbetriebe einstellen können. Probleme bereiten die wenigen Nachfragespitzen, wenn auf einem die Zielgruppe des ADFC-Bundesvorstands ihre Sommerradtour im Grünen macht oder die Lycra-Fraktion zum Showtraining fährt um sich mit anderen Lycra-Menschen zu duellieren.

Pauschal will ich nicht sagen, was die richtige Lösung. Für den einen sind es zwei Räder (nur wie wartet man das am Ziel-Bahnhof?) für den anderen die Mitnahme. Für mich sind Leihräder im Alltag zu unkalkulierbar und nicht für meine Bedürfnisse geeignet. Die Radstation in meiner Stadt, immerhin einer der 10 größten in D), ist für mich als Gelegenheitsnutzer meist nicht nutzbar aufgrund der Öffnungszeiten. Bleibt bei mir nur die Fahrradmitnahme. So schaffe ich Platz im ÖPNV im Zielort. Würde ich pendeln und mein Ziel wäre fußläufig zum Bahnhof, würde ich mir dann vielleicht doch eine Dauerkarte holen. Aber ein Rad dabei zu haben macht flexibel und Rad in der Radstation mit den zu engen Doppelparkern zu verstauen kostet Zeit.

Auch in D kann man Schrotträder als Kommune einsammeln.
https://velocityruhr.net/blog/2018/08/02/schrottraeder-do/

Habe sehr gute Erfahrungen mit meinem Brompton machen können.
Vorteile: lässt sich trotz des relative hohen Gewichts (10kg) zu Reisetaschengröße zusammenfalten und leicht transportieren bzw. verstauen. Ich habe zudem die handelsüblichen Rollen durch (etwas größere) Rollschuhrollen ersetzt. Das schiebt sich wie ein Rollkoffer. Da ich wechselnde Ziele habe, kommen Fahrräder an Start- und Zielort nicht infrage.
Natürlich muss man auch nichts für den Transport im Zug bezahlen.
Ich bin über 1,80 groß und fahre kurze Abstände (<10km) noch ziemlich bequem.
Nachteil: Der Preis. Damals, 2005, habe ich einen Tausender für das voll ausgestattete Modell bezahlt, bzw. hat das mein damaliger Arbeitgeber, eine Uni in den Niederlanden, für mich getan (das gibt es inzwischen wohl auch nicht mehr).
Hier aber eine kleine Rechnung:
Zwischen 2004 und 2010 musste ich zwischen den Niederlanden und D'land etwa zwei Mal im Monat pendeln. Der Preis für den ÖPNV (vor dem Brompten ) zwischen den Bahnhöfen und Büro bzw. Zuhause betrug jedes Mal insgesamt etwa 12 Euro. Das sind – Urlaub und Feiertage abgerechnet etwa 200€ pro Jahr. Den Zeitpunkt der Amortisation überlasse ich Euren Rechenkünsten.
Ich will nicht Werbung für das Fahrrad machen, aber es fährt sich nicht nur gut, sondern ist auch extrem stabil und nicht auf Verschleiß gebaut. Habe in den 13 Jahren nicht mehr als 100€ für Ersatzteile ausgegeben.
Für mich ist das die beste Lösung für Leute, die regelmäßig mit dem Zug pendeln müssen.
Trotz alledem bin ich natürlich auch dafür, dass die Bahn zum Transport von Fahrrädern gezwungen wird.
Ach ja, die Qualität des Radfahrens mit dem Brompten hat sich in den 13 Jahren nicht verschlechtert, die Qualität des Reisens mit der Bahn allerdings sehr.

oh, muss ich nochmal nachmessen. Habe auch alles dran, außer Faltschloss. Ich gebe mein Rad entweder an der Garderobe ab, oder nehme es direkt in den Tagungssaal oder wo auch immer ich gerade bin. Draußen anschließen war mir immer zu riskant…

Pendeln ist das eine, da bevorzuge ich auch Radstationen. NRW hat einige davon, sehr angenehm.

Aber Radreisen sind ein nicht zu unterschaetzender Faktor, sei es die Tagestour oder die Fahrt zu und von Start- und Zielpunkten einer laengeren Reise.
Wenn wir auf Tour gehen, wollen wir nicht immer daheim losfahren. Gerade im Sommer sind die paar IC-Plaetze schon Monate im Voraus ausgebucht. Die Kapazitaeten im Sommer reichen hinten und vorne nicht, und werden es auch nicht, wenn die loebliche EU-Kampagne mal auf den Muehen der deutschen Bahn-Ebene angekommen sein sollte.

Ich habe es noch gut im Ohr von deutschen Bahn-Mitarbeitern: „Radfahrer machen nur Aerger und bringen kein Geld.
Unpuenktlich sind unsere Zuege durch Radfahrer auch noch.“

Da sind noch sehr dicke Bretter zu bohren…

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