Gestern wurde Osnabrücks neuer Radverkehrsplan 2030 beschlossen (mit den Stimmen der Regenbogenkoalition gegen CDU und BOB). Er stellt den groben Rahmen dar, wie der Radverkehr hier in der Zukunft aussehen soll. Ein wichtiges Merkmal dabei ist die Kategorisierung verschiedener Routen. Entlang der Haupteinfallstraßen soll es so genannte Hauptrouten für den Radverkehr geben. Die werden 24 Stunden am Tag und das ganze Jahr über befahrbar sein. Der Winterdienst der Stadt wird darauf abgestimmt.
Als Alternative für diese Hauptrouten an viel befahrenen Hauptstraßen wird die Stadt Velorouten einrichten. Die haben dann zwar einen Umwegfaktor von 1,2, werden aber weitgehend autofrei sein. Ein Beispiel wäre hier der Burenkamp. Die zugehörige Hauptroute ist die Sutthauser Straße.
Das ist dann auch gleich eine der drei neuen Schwerpunktrouten, die angegangen werden sollen. Auch die Stadtteile Voxtrup und Hellern sollen laut Radverkehrsplan innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre mit einer ausgebauten Haupt- und Veloroute an die Innenstadt angeschlossen werden. Dazu kommt noch der Wall, an dem sich möglichst bald sichtbar etwas ändern soll. Der Radverkehrsplan sieht, wo möglich, zwei Meter breite Radfahrstreifen vor, die zusätzlich durch einen Sicherheitsstreifen von parkenden Autos getrennt werden. Ein kurzes Stück gibt es davon bereits am Johannistorwall. Der Wall ist dann ebenfalls als Hauptroute zu sehen, die durch parallel verlaufende Velorouten ergänzt wird, wo es geht. Von der Lotter Straße bis zum Rosenplatz wären Arndt- und Heinrichstraße zum Beispiel eine Veloroute.
Ganz neu möchte die Verwaltung ein Stück „am nordwestlichen Wall“ planen. Damit müsste das Stück zwischen Rißmüllerplatz und Lotter Straße gemeint sein, wo wegen des Westerbergs keine Veloroute möglich ist. Daher könnte hier laut Radverkehrsplan das „Kopenhagener Modell“ zum Einsatz kommen, eine protected bike lane vor dem Stadthaus. Dafür dürfte dann eine Fahrbahn für Autos wegfallen. Diese Planung müsste aber letztendlich vom Rat beschlossen werden. Insofern ein Fall für #OSbrauchtMut.
Ziel des Radverkehrsplan 2030 ist es, den Radverkehr von 20 auf 30 Prozent zu steigern. Dafür müssen neue Nutzergruppen erreicht werden. Und das sind in erster Linie Menschen, die gerne Rad fahren wollen, es sich bei den aktuellen Voraussetzungen aber noch nicht trauen. Andere und neue Infrastruktur ist also gefragt. Der neue Radverkehrsplan setzt einen Rahmen. Bleibt zu hoffen, dass die Ratsfraktionen den konkreten Einzelmaßnahmen dann auch zustimmen…
6 Antworten auf „Bekommt Osnabrück eine erste protected bike lane?“
Ich bin ja dafür, Autos möglichst weitgehend aus der Stadt raus zu halten. Basel denkt gerade über einen interessanten Ansatz nach:
https://bazonline.ch/basel/stadt/riehener-wollen-fluessig-in-die-stadt/story/17091027
Warum nur das Stück zwischen Rißmüllerplatz und Lotter Straße? Mindestens vom Hasetor bis zur Martinistraße ist dort bei Aufgabe einiger Parkplätze genug Platz für eine „protected bike lane“! … und auf weiteren Abschnitten am Wall auch!!
Von mir aus gern!
Hauptrouten an Hauptstraßen… Das bedeutet Lärm, Abgase, Gefahr durch abbiegende Kfz, die auf eigenen Fahrspuren im Schnellfahrmodus agieren: Radfahrer Du störst mein flottes Vorankommen! Hauptrouten an Hauptstraßen… Das ist immer noch das alte Konzept (siehe http://geo.osnabrueck.de/radnetz/). Das einzig Neue jetzt: Das bisherige Sekundärnetz I wird durch Velorouten aufgewertet.
Warum macht man Velorouten nicht gleich zu Hauptrouten und Hauptstraßen zu Nebenrouten bis auf wenige Ausnahmen? Hauptstraßen dürften in Folge erst wieder zu Hauptrouten aufgewertet werden, wenn sie zum Beispiel durch „protected bike lanes“ für Radfahrer sicher zu befahren wären.
Weil die Ziele nun mal häufig auch an den Hauptstraßen liegen.
Das wäre mal eine Untersuchung wert, ob das den tatsächlich so ist. Und wenn: Viele dieser Ziele lassen sich durch Nebenstraßen mit zusätzlichem kurzen Weg an vielbefahrenen Straßen stressärmer und gesünder erreichen… Aber da spekulieren wir wohl beide ein wenig ins Blaue hinein.