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Osnabrück

Wird die Unfallkreuzung endgültig entschärft?

Nachdem 2014 zwei Radfahrer an der Kreuzung Johannistorwall/Kommenderiestraße von rechtsabbiegenden LKW getötet wurden, waren sich in Osnabrück alle einig, dass hier etwas passieren muss. Erste Maßnahme, noch vor den beide Unglücken, war bereits Ende 2013 ein Konvexspiegel an der Ampel.

Johannistorwall
Die rechte Spur bald nur noch für Abbieger?

Nachdem 2014 zwei Radfahrer an der Kreuzung Johannistorwall/Kommenderiestraße von rechtsabbiegenden LKW getötet wurden, waren sich in Osnabrück alle einig, dass hier etwas passieren muss. Erste Maßnahme, noch vor den beide Unglücken, war bereits Ende 2013 ein Konvexspiegel an der Ampel. Der konnte die beiden tödlichen Unfälle aber nicht verhindern.

Nächste Maßnahme war ein Schild, das vor dem Toten Winkel warnt. Allerdings richtet sich dieses an die potenziellen Opfer – die Radfahrer. Eine zweite eher hilflose Maßnahme, die Kreuzung sicherer zu machen.

Ein bisschen besser war da schon das Zurückziehen der Haltelinie für den motorisierten Verkehr, sodass Radfahrer tendenziell vor einem LKW stehen, als im Toten Winkel.

So richtig voran ging es dann erst im Februar 2015, als der Radweg vor der Kreuzung am Johannistorwall endlich an die Fahrbahn heran- und aus dem „dunklen Nichts“ hinter parkenden Autos hervorgezogen wurde.

Die entscheidende und wirklich sichere Lösung lässt aber weiterhin auf sich warten: eine reine Abbiegespur für den motorisierten Verkehr mit eigenem Ampelsignal (Grüner Pfeil). Dann kämen sich Auto- und Radverkehr nicht mehr in die Quere.

Dazu wird die Verwaltung am 26. November 2015 aber eine Beschlussvorlage in den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt einbringen. Demnach soll der Unfallhäufungspunkt Johannistorwall / Kommenderiestraße mittels einer konfliktfreien Signalschaltung für den aus westlicher Richtung kommenden Radverkehr entschärft werden. „Dies bedeutet, dass im Westast des Knotenpunktes die Fahrstreifen für den Kfz-Verkehr in die Fahrtrichtungen geradeaus und rechts zu trennen sind.“ Der Radverkehr hätte dann nicht mehr gleichzeitig mit dem rechtsabbiegenden motorisierten Verkehr grünes Signal.

Das wäre dann die Lösung, die Unfälle in Zukunft verhindert.

Wie schnell die Umgestaltung der Kreuzung begonnen und abgeschlossen werden kann, bleibt erstmal offen. Es seien einige bautechnische Anpassungen erforderlich – die zuführenden Fahrstreifen des Kfz- und Radverkehrs aus westlicher Richtung müssen auf ein verkehrssicheres Maß verbreitert werden.

 

Lageplan Umbau Kommenderiestrasse

So soll die Kreuzung umgestaltet werden. Der von links kommenden Verkehr, der rechts in die Kommenderiestraße abbiegen will, soll seine eigene Spur bekommen.
So soll die Kreuzung umgestaltet werden. Der von links kommenden Verkehr, der rechts in die Kommenderiestraße abbiegen will, soll seine eigene Spur bekommen. Grafik: Stadt Osnabrück – Fachbereich Städtebau – Fachdienst Verkehrsplanung

8 Antworten auf „Wird die Unfallkreuzung endgültig entschärft?“

Wenn ich die Beschlussvorlage richtig verstehe, soll die aus Osten kommende Verkehrsführung nicht verändert werden? Ist denn dort die Situation nicht ganz ähnlich wie aus westlicher Richtung? Gut, durch die Verschwenkung ist im Osten etwas mehr Platz, aber die Gefährdungssituation unterscheidet sich doch nicht grundsätzlich von der im Westen, oder übersehe ich da etwas?

Wenn die da schon dabei sind, dann sollten sie mal die Kannte vom Radweg wegmachen…. nicht gerade förderlich, gerade bei Nässe und Laub.

Auch die Schilder sind mir zu einseitig (Radler Vorsicht toter Winkel):
nicht nur Radler sind „böse“

Ein paar Vorschläge meinerseits:
-Liebe Kraftfahrer Handy aus!
-Schulterblick tut nicht weh
-Blinker und Rückspiegel sind nicht nur Designelemente

Vorbild Münster!
Schaut in die Fahrradhauptstadt!

Die hiesige Ordnungspartnerschaft hat nach vielen Toten und nachfolgenden Kontroversen endlich die Lösung gefunden:

!!! ATTRAKTIVE FRAUEN SIND SCHULD !!!

Ja kling ein wenig schräg, ist aber nunmehr die offizielle Lehrmeinung des Ordnungsamtes und der ‚Ordnungspartnerschaft Münster‘.
Plot:
„Die Zuschauer sehen einen träumerisch-verliebten Radler, der nur Augen hat für die attraktive Frau (Schauspielerin Ann-Christin Ingenhorst) auf dem Drahtesel vor ihm. Beide sind auf dem Radweg stadteinwärts an der Wolbecker Straße unterwegs. Plötzlich biegt an der Kreuzung ein Sattelzug rechts ab. Beiden Radlern gelingt noch die Vollbremsung, in hohem Bogen schleudert die Gitarre des jungen Mannes aus dem Fahrradkorb auf die Straße und wird von den Reifen des Lastwagens zermalmt.“

http://www.wn.de/Muenster/2176152-Neuer-Kinospot-der-Ordnungspartnerschaft-Unfallpraevention-Die-unterschaetzte-Gefahr

Zitat:
„„Trotz inzwischen sieben Spiegeln am Führerhaus hat der Lastwagenfahrer manchmal keine Chance, den Radler rechts neben sich zu erkennen. Und der sollte dann lieber auf seine Vorfahrt verzichten. Kräftemessen macht keinen Sinn“, so Ordnungsamtschef Martin Schulze-Werner.“

Besagter Herr Schulze Werner hat übrigens eine Klage gegen einen münsteraner Fahrradaktivisten eingeleitet, der das Ordnungsamt am Tag des Unfalltodes einer 27-jährigen Studentin in einer ‚Newsgroup‘ als „Totschlägertruppe“ gezeichnet hatte.
Mittlerweile wurde allerdings per Gericht entschieden, dass die Bezeichnung „Totschlägertrupp“ für das Ordnungsamt Münster durchaus von der Meinungsfreiheit gedeckt ist.
Bei der zur Rede stehenden Kreuzung hat die Stadt mittlerweile (nach der ‚Totschlägertruppe-Affäre‘) ‚heimlich‘ die LSA-Schaltung geändert und nunmehr gleichzeitiges Grün für Rad-geradeaus und MIV-Rechts konfliktfrei ausgeschlossen.
Folge sind neben erhöhter Sicherheit für den Radverkehr starke MIV-Rückstauphänomene.
Genau dies ist auch der Grund für das Fortbestehen der Todesfallen: MIV-Kapazität wird Vorrang eingeräumt vor der Sicherheit von Radfahrenden, obschon die aktuellen VwV-StVO ganz explizit ausführen, dass Sicherheit immer Vorrang vor einer ‚Flüssigkeit‘ des Vekrehrs zu haben hat.

Bei dem Spot lediglich von Pietätlosigkeit gegenüber der getöteten Studentin bzw. ihren Angehörigen und Freunden zu sprechen ist wohl noch ARG untertrieben.
Ausgerechnet konkret die Strasse mit den letzten 2 tötlichen Unfällen wurde für den Spot benutzt.

Ein derart widerwärtiges, ekelhaftes und geschmackloses Victim-blaming im harmlosen Gewand eines „Verkehrssicherheits-spot“ habe ich selbst beim autofixierten und offenbar komplett gewissensbefreiten münsteraner Ordnungsamtsleiter (Martin Schulze-Werner) nicht für möglich gehalten.

Schön zu lesen, dass das in OS scheinbar recht offen lösungsorientiert und ohne Schuldumkehr diskutiert wird.

Immerhin kassiert dieses infame (nebenbei auch noch sexistische) Anti-Fahrradfahrer Video gerade das eine oder andere „gefällt mir-nicht“ auf You Tube.
Hier auch jemand, dem es nicht gefällt?

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