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Osnabrück

Erstes Ghost Bike in Osnabrück

So, das erste Ghost Bike in Osnabrück steht. Eigentlich hatte ich mal angedacht, das zusammen mit der Stadt unbürokratisch und zeitnah nach einem Unfall zu erledigen. Die will die Ghost Bikes aber bisher nicht unterstützen – was prinzipiell auch gar nicht notwendig ist. Immerhin will sie aber auch nicht dagegen vorgehen, wenn die Räder so aufgestellt sind, dass sie nicht auf den Verkehr einwirken. Gerade das soll ein Ghost Bike aber. Es soll von den Kraftfahrern wahrgenommen werden und sie im besten Fall wachrütteln und zum sorgfältigen Schulterblick animieren.

Zusammen mit dem Vater des Anfang März verstorbenen 20-jährigen Radfahrers haben wir heute das erste Ghost Bike Osnabrücks an der Kreuzung Kommenderiestraße / Johannistorwall aufgestellt. Die Stadt war auch dazu eingeladen, konnte an der Aktion aber aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen. Den Schlüssel für das Schloss hat der Vater bekommen, damit seine Familie frei darüber entscheiden kann, wie lange das Mahnmal stehen soll. Wir hoffen, dass das Ghost Bike die Kraftfahrer an dieser Stelle an den toten Winkel und den Radverkehr erinnern und dass es keine weiteren Unfälle geben wird. Es ist ein Versuch! Und es ist ein Zeichen!

Mahnen, erinnern und warnen – dafür steht das Ghost Bike!

Ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Ghost Bike in Osnabrück bleiben wird. Nicht weil ich davon ausgehe, dass weitere tödliche Unfälle passieren werden, sondern weil inzwischen auch der ADFC fordert, für getötete Radfahrer der Vergangenheit Ghost Bikes aufzustellen. Auf der Karte seht ihr alle Stellen seit 2000, an denen Osnabrücker Radfahrer ums Leben gekommen sind. Viel zu viele!

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Ghost Bike Kommenderiestraße

Ghost Bike Kommenderiestraße (2)Fotos: dd

14 Antworten auf „Erstes Ghost Bike in Osnabrück“

Schöne Aktion. Toll. Als Radfahrer ist man immer stark gefährdet, besonders wegen der Rücksichtslosigkeit mancher Autofahrer. Bin selber so manchem Unfall mit dem Rad knapp entgangen und zweimal hat’s mich erwischt. Und das auf dem Dorf! Zum Glück nichts allzuschlimmes.

Du hast Recht, MANCHE Autofahrer sind rücksichtslos. Die absolute Minderheit! Aber bei dieser Thematik wird von Autofahrerseite her schon wieder getan, als würden wir Radfahrer ALLE Autofahrer als rücksichtslos betiteln. Das ist natürlich nicht so…

Sehr gute Aktion. Aber das Foto bei der NOZ spricht ja mal wieder Bände – was zur Hölle macht der Lkw da mitten auf der Kreuzung? Die Linksabbieger haben zu dem Zeitpunkt doch gar nicht Grün.

Ich wünsche, dass dieses Mahnmal seine Wirkung nicht verfehlt (wie könnte es auch?) und dass möglichst vielen Verkehrsteilnehmern, die es nötig haben, ein Licht aufgeht. Wenn jemand eine solche Stelle passiert, an der so konkret und gegenwärtig auf den Tod eines anderen hingewiesen wird, dann müsste man doch sein eigenes Verhalten hinterfragen. Dabei sollten sich auch die Verkehrsplaner angesprochen fühlen, auch wenn man 100%ige Sicherheit nie erreichen wird.

Was mich im Zusammenhang mit dem Ghostbike interessieren würde, aber nicht beantwortet werden müsste, weil es vielleicht zu persönlich ist: Ich stelle es mir sehr, sehr schwierig vor, mit den Angehörigen des Opfers wegen des Ghostbikes Kontakt aufzunehmen. Wer traut sich das und wie ist das abgelaufen? Der Vater in diesem Fall steht ja glücklicherweise voll dahinter, aber man könnte ja auch – dumm ausgedrückt – in einen riesigen Fettnapf treten.

Ich halte Ghostbikes für absolut gar nicht dienlich. Mal wieder so ein typischer ADFC-Aktionismus, der dem Radverkehr an sich letztlich eher schadet. Was bleibt denn bei den anderen Verkehrsteilnehmern hängen, wenn sie ein Ghostbike sehen? „Radfahren ist gefährlich!“ Also Helm auf und Wahnweste an; falls nicht: selbst schuld bei so einer gefährlichen Fortbewegungsart! Ein entsprechendes Gerichtsurteil gibt es ja schon, und es bezieht sich genau auf die angenommene Gefährlichkeit des Radfahrens.
Kaum jemand unbeteiligtes wird die gedankliche Kurve kriegen, die von den Aufstellern dieser Mahnmale gewünscht wird. Wie auch?
Warum wird nicht massiv darauf hingewiesen was das eigentliche Problem ist, warum Schulterblick und ausufernde Bespiegelung nur die hilflosen Folgen einer völlig verfehlten Verkehrsplanung sind?

Fahrräder gehören vor und hinter andere Fahrzeuge, nicht daneben!

Dann gibt es auch keine Abbiegeunfälle aus Nachlässigkeit. Aber genau diese Problematik wird wieder einmal nicht angegangen sondern stattdessen nur wieder Angst und Unsicherheit geschürt. Stattdessen wäre massive Aufklärung _aller_ Verkehrsteilnehmer (gerade auch der Radfahrer!), wo man sicher fährt, dringend vonnöten. Wer Radwege baut, stellt tödliche Fallen auf.
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint …

Zunächst einmal hatte der ADFC mit diesem Ghost Bike nichts zu tun.
Zu Infrastruktur: sicher ist die alles andere als optimal. Ich sehe für mich aber keine Möglichkeit, da etwas zu ändern. Es wäre schwierig für mich, die Radwege einzustampfen und die Radfahrer auf die Fahrbahn zu holen. Und meiner Meinung nach langsam genug Radfahrer im Verkehr getötet wurden, ist es an der Zeit, Unfälle durch andere Maßnahmen zu verhindern. Und wenn man durch ein Ghost Bike den einen oder anderen Verkehrsteilnehmer zu mehr Rück- und Umsicht animieren kann, dann hat es sich schon gelohnt.
Darüber hinaus ist es eine Möglichkeit, an den Verstorbenen zu gedenken. Und wenn die Familie das unterstützt, dann ist es mir herzlich egal, was manch anderer darüber denkt.
Wenn das Ghost Bike in den Köpfen ankommt, dann erfüllt es seinen Zweck!

Das Problem auf dieser Kreuzung ist wie so oft der rechts neben den Rechtsabbiegern verlaufende Radstreifen. Wenn die Stadt so etwas unbedingt auf die Straße pinseln will, sollte sie auch die Ampelschaltung anpassen, damit Radfahrer und Autofahrer nicht gleichzeitig Grün haben. Das wäre eine ziemlich einfache Möglichkeit zur Entschärfung dieser Todesfalle.

Ich halte das für absolut keine gute Idee. Radfahren ist gesund und nicht sonderlich gefährlich, ganz im Gegenteil: Radfahrer leben länger als Autofahrer.

Das Aufstellen von Ghostbikes dreht die öffentliche Wahrnehmung geradezu um und erzeugt Angst vorm Radfahren. Dass jemand beim Anblick der Fahrräder sein eigenes (Fehl-)Verhalten als Autofahrer hinterfragt halte ich für fraglich. Die meisten werden Mitleid haben, sich im besten Fall noch fragen, was der Radfahrer wohl falsch gemacht hat (vermutlich hatte er keinen Helm auf oder den Autofahrern die Vorfahrt genommen…). Der Schaden dieser Aktion ist m. E. weitaus größer als der Nutzen!

Auch glaube ich nicht, dass für ein Gedenken alter Schrottfahrräder bedarf, hier wird das Leiden der Angehörigen eher für gutgemeinte Zwecke missbraucht. Aber mit den gut gemeinten Sachen ist es immer so ein Ding …

Es wird überhaupt nichts missbraucht, da alles mit den Angehörigen abgesprochen wurde. Hätten die es nicht gewollt, hätte es das Ghost Bike nicht gegeben.
Und bzgl der Signalwirkung bin ich halt anderer Meinung. Das Medienecho bestätigt ja, dass hier Aufmerksamkeit auf den Radverkehr gelenkt wird. Und zwar nicht mit der Botschaft „Radfahren ist zu gefährlich“, sondern „Radfahrer brauchen Aufmerksamkeit“.

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