Klare Verhältnisse: Rechtsabbieger haben Grün, während Radfahrer Rot haben.

Nachdem an der Osnabrücker Kreuzung Johannistorwall/Kommenderiestraße 2014 zwei Radfahrer von rechtsabbiegenden LKW getötet wurden (es waren nicht die ersten), konnte sich die Politik nach langem Hin und Her darauf einigen, dass die rechte Fahrspur des Johannistorwalls in eine reine Abbiegespur mit eigener Ampelphase umgewandelt wird. Es gab lange Bedenken, da sich durch einen solchen Umbau angeblich ein Rückstau bilden würde. Dazu habe ich keine empirischen Werte, aber meine Beobachtungen sagen mir, dass sich der Verkehr nicht mehr staut, als zuvor. Bei der alten Schaltung mussten abbiegende Autos erst Radfahrer durchlassen, bevor sie fahren konnten.

Die Verwaltung hat nun eine erste Auswertung vorgenommen, die die Sicherheitslage an dieser Stelle berücksichtigt. Erfreulich ist erst mal, dass seit 2014 kein weiterer Radfahrer getötet wurde. Aber auch die Unfallzahlen mit Beteiligung von Radfahrern sind zurückgegangen. Waren es 2014 noch fünf, sank die Zahl 2015 und 2016 auf zwei und 2017 auf nur noch einen Unfall mit Radfahrerbeteiligung.

Seit der Neuordnung der Fahrspuren und der Ampelschaltung im Oktober 2016 sind an der Kreuzung lediglich zwei Radfahrer verunfallt. Sie wurden dabei nicht getötet und nicht schwer verletzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach dem klassischen Muster „rechtsabbiegender LKW“ verunfallen ist durch den Umbau praktisch auf null gesunken. Halten sich alle Verkehrsteilnehmer an die jeweiligen Ampelphasen, kann hier nichts mehr passieren. Haben die Rechtsabbieger Grün, hat der geradeausfahrende Radfahrer Rot.

Interessant ist noch, dass die Unfallzahlen im motorisierten Verkehr deutlich gestiegen sind. Kam es 2013 noch zu 18 „sonstige Unfällen“, waren es 2017 34. Die Stadtverwaltung schreibt in einer Ausschussvorlage dazu, „dass sich die Zahl der Unfälle seit Umbau des Knotens in absoluten Zahlen in etwa verdoppelt hat, allerdings glücklicherweise dort keine getöteten oder schwerverletzten Personen zu beklagen sind. Die Zahl der leicht verletzten Personen ist annähernd gleichgeblieben, allerdings ist die Zunahme der Gesamtzahl der Unfälle auf Unfälle mit leichtem Sachschaden überwiegend im Längsverkehr zurückzuführen, das heißt hier hat sich also offensichtlich die Zahl von Auffahrunfällen oder Berührungen beim Parallelfahren erhöht. Dies ist zum Teil auch sicherlich auf die veränderte Verkehrssituation und damit notwendigen Spurwechseln begründet, es bleibt abzuwarten ob diese Entwicklung in den Folgejahren so bleiben wird, oder diese Sachschäden sich künftig wieder reduzieren.“

Kommen Autofahrer nicht mehr mit dem Spurwechsel klar? Erfordert das schon zu viel Aufmerksamkeit? Ich hoffe, dass diese Zunahme an Blechschäden nicht zu Forderungen führt, die lebensrettenden Änderungen an der Kreuzung wieder rückgängig zu machen. Kandidaten dafür haben wir in Osnabrück leider…

Update 26. Februar 2018
Bei EMSOS gibt es einen kleinen Hinweis zur Breite des Radfahrstreifens kurz vor der Kreuzung: „Der Kreuzungspunkt ist derzeit noch nicht endgültig umgebaut. Es ist noch eine Verbreiterung des Radfahrstreifens in der Zuführung zur Lichtsignalanlage geplant. Die Umsetzung dieser Maßnahme wird voraussichtlich in 2018 erfolgen.“

Update 10. Februar 2020
Was für 2018 geplant war, ist auch Anfang 2020 noch nciht umgesetzt. Auf dem Radfahrstreifen direkt vor der Ampel geht es immer noch sehr eng zu.