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Darmstadt startet den nächsten Radentscheid

Am Mittwochmorgen stellte die Gruppe Radentscheid Darmstadt ihren Plan für ein Bürgerbegehren vor, das parallel zur Landtagswahl im Herbst 2018 in Darmstadt zur Abstimmung gestellt werden soll. Der Radentscheid fordert einen starken Ausbau der Darmstädter Radwege und eine sichere Gestaltung von Kreuzungen.

Pressemitteilung vom Radentscheid Darmstadt

Am Mittwochmorgen stellte die Gruppe Radentscheid Darmstadt ihren Plan für ein Bürgerbegehren vor, das parallel zur Landtagswahl im Herbst 2018 in Darmstadt zur Abstimmung gestellt werden soll. Der Radentscheid fordert einen starken Ausbau der Darmstädter Radwege und eine sichere Gestaltung von Kreuzungen. „In Darmstadt muss in die Sicherheit des Radverkehrs investiert werden“, erläutert Initiator David Grünewald (27). „Wir stehen noch unter dem Eindruck der beiden tödlichen Unfälle zwischen LKW und Radfahrenden im November 2017.“

Der Radentscheid verspricht sich von der anstehenden Kampagne eine spürbare Verbesserung und gibt der Stadtpolitik konkrete Handlungsziele vor. So sollen jährlich 5 km Hauptstraßen umgestaltet werden. Dabei wird ein Radweg von mindestens 2,3 m pro Straßenseite entstehen, um Radverkehr in unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu ermöglichen. Um neben der objektiven Sicherheit auch das persönliche Sicherheitsgefühl zu steigern, sollen die neuen Radwege durch ein bauliches Element vom Kraftverkehr getrennt werden. „Die Niederlande verfolgen seit Jahren diese Strategie und konnten das Radfahren für breite Bevölkerungsschichten erschließen. Kinder, Erwachsene wie Senioren nutzen diese konfliktarme Führungsform“, führt Grünewald weiter aus, der in einem privaten Ingenieurbüro arbeitet.

Für uns ist es ein wunderbares Signal, dass der lokale Handel die Nahmobilität der Darmstädterinnen und Darmstädter fördert.

Der Radentscheid wird von einer etwa 15-köpfigen Kerngruppe geleitet und hat auch Verbesserungen für den Fußverkehr im Blick. Der Fußverkehr hat einen Anteil von 27,6 % aller zurückgelegten Wege in Darmstadt. So sollen die neuen Radwege getrennt vom Fußverkehr gebaut und der Vorrang der Fußgänger vor abbiegenden Fahrzeugen in Einmündungsbereichen durch sogenannte Aufpflasterungen verdeutlicht werden.

Um das Bürgerbegehren erfolgreich einzureichen, benötigt der Radentscheid rund 3.400 Unterschriften. „Wir sind zuversichtlich, dieses Ziel innerhalb kürzester Zeit zu erreichen“, gibt sich Sabine Crook optimistisch. „Als ich mich 2008 für die Bürgerinitiative Ohne Nordostumgehung! engagiert habe, hatten wir innerhalb von 4 Wochen über 15.000 Unterschriften beisammen.“

Neben der persönlichen Ansprache auf der Straße, hat die Gruppe über 60 Einzelhändler in Darmstadt hinter sich, die die Unterschriftenlisten in ihren Läden auslegen. „Für uns ist es ein wunderbares Signal, dass der lokale Handel die Nahmobilität der Darmstädterinnen und Darmstädter fördert“, meint Gerson Reschke (33). „Ich möchte meinen beiden Kindern die Möglichkeit bieten, unbeschwert mit dem Rad Freunde zu besuchen und zur Schule zu fahren“, so Reschke abschließend.



Hintergrund
Der Radentscheid ist eine Initiative Darmstädter Bürgerinnen und Bürger. Die Gruppe führt eine politische Kampagne für sichere und bequeme Radwege im Alltagsverkehr. Der Radentscheid sammelt aktuell Unterschriften für ein Bürgerbegehren gemäß § 8b der Hessischen Gemeindeordnung. In der zweiten Stufe erfolgt ein Bürgerentscheid, der parallel zur Hessischen Landtagswahl am 28. Oktober 2018 stattfinden könnte. Bei Erfolg verpflichtet der Bürgerentscheid die Stadt Darmstadt auf mindestens 3 Jahre. Es können sich alle EU-Bürger über 18 Jahre beteiligen, die mit ihrem ersten Wohnsitz in Darmstadt gemeldet sind.

Der Radentscheid wird von zahlreichen Einzelpersonen, Verbänden und Darmstädter Einzelhändlern als Sammelstellen unterstützt. Der Radentscheid hat Vorbilder in Berlin und Bamberg. Zuletzt hat der Stadtrat Bamberg die Ziele des Radentscheids Bamberg beschlossen.

Bild via radentscheid-darmstadt.de

17 Antworten auf „Darmstadt startet den nächsten Radentscheid“

Wünsche dem Team alles Gute für die Unterschriftensammlung und den Bürgerentscheid. Die Voraussetzungen in Darmstadt sind nach meinen Erfahrungen sehr gut;auch für mich war die Stadt einmal für 20 Jahre meine Heimat.

Die beiden erwähnten tödlichen Unfälle 2017 in Darmstadt waren Klassiker: die Radfahrer fuhren auf dem Radweg und wurden von Rechtsabbiegern getötet. Und jetzt gibt es tatsächlich Leute, die mehr Radwege fordern. Kann mir jemand die Logik dahinter erklären?

Es gehört nun mal zum Wesen geschlossener Weltbilder, dass diese nicht über sich selbst hinausweisen können.

Da kann nochsolange erfolglos versucht werden die Schraube ins Gewinde zu hämmern, es braucht zur Erlösung stets nur eines: mehr Hämmer!

Und in ein paar Jahre wundern sich die DarmstädterInnen dann, wieso trotz der vielen fleissig zusammengehämmerten Radwege der Autoverkehr unverdrossen zugenommen hat und wieso die Autopendlerentfernungen stetig weiter wachsen.

Aber auch dann wird die Lösung wohl wieder heissen: mehr Hämmer!

p.s.: subjektiv gesehen, also ‚gefühlt‘ – sind solche scharfkantigen Schraubendreher ja ohnehin viel zu gefährlich

Thomas Bliesener + Alfons Krückmann

so hohle aussagen hab ich auch schon lange nicht mehr gehört….

wie wäre es wenn sie einfach ihre negative stimmung weiterhin in ihren eigenen vier wänden verbreiten…….?!

@Cargobiker:
Die Unfälle habe ich mir nicht ausgedacht, sondern die kannst Du hier nachlesen (das hätte man auch leicht ergoogeln können):
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4969/3796619
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4969/3800405
Die Bismarckstraße verfügt an beiden betroffenen Kreuzungen über Randverkehrsanlagen (sic!).

Die Kraftfahrer haben zwar durch grob fahrlässiges Verhalten beim Abbiegen die schweren Unfälle verursacht, aber durch die hirnrissige Verkehrsführung, die Geradeausverkehr rechts von Rechtsabbiegern positioniert, wurden die beiden Opfer überhaupt erst in die Todesfalle gelockt. Ohne den Rad_weg wären die Radfahrer gut sichtbar vor oder hinter den LKWs anstatt im toten Winkel gewesen.

Nur wenige Wochen nach diesen tödlichen Unfällen kommen nun Leute daher und fordern *mehr* von diesen Todesfallen. Als Angehöriger eines der Unfallopfer würde ich mir verhöhnt vorkommen. Diese bizarre Logik erinnert mich an den Zynismus der NRA, die trotz (oder wegen) tausender Todesfälle durch Schußwaffengebrauch in den USA für *mehr* Feuerwaffen in der Zivilbevölkerung eintritt.

> wie wäre es wenn sie einfach ihre negative stimmung weiterhin in ihren
> eigenen vier wänden verbreiten…….?!

Hast Du etwas zum Thema beizutragen, oder wolltest Du nur herumstänkern?

Negative Stimmung habe ich weder jetzt, noch zum Zeitpunkt des obigen Kommentars.
Sehr wohl aber, wenn mal wieder in MS RadfahrerInnen aufgrund infrastruktureller Fehlentwicklung totgefahren werden/wurden.
Auch in Münster in der Regel auf Radwegen und durch Radwege (korrekt bei grün auf benutzungpflichtigem Radweg ‚protected‘ unterwegs gewesen und klassisch von Rechtsabbiegern totgefahren worden).
Schlechte Stimmung habe ich auch gelegentlich, wenn alte Kamellen aus den 80ern (Rad braucht Radwege) ausgegraben werden, um – im Effekt – das Wachstum des Autoverkehrs weiter sicherzustellen, bzw. voranzutreiben, und das Genze dann auch noch als ‚ökologisch‘ und ‚Verkehrswende‘ verkauft wird.
Die ‚Forderungen‘ der neuen ‚Radwegeinitiativen‘ unterscheiden sich doch kaum noch von den Strategiepapieren der Automobilindustrie, die ja gerade den Wandel zur Personenbeförderungs-Logistikindustrie vorbereitet.
Radverkehr erfüllt dabei eine Doppelrolle:
– FahrradfahrerInnen als Störelemente eliminieren, indem auf allen (auto-)verkehrswichtigen Strassen der Radverkehr an den Rand separiert wird, was die Reisezeit und damit den Erreichbarkeitsradius des MIV verbessert, und was insbesondere beim ‚autonomen‘ Fahren zentral werden wird (Stufe 4+5), da auf absehbare Zeit auf der Fahrbahn fahrende Radfahrende nicht sauber werden selektiert werden können
– Fahrradfahrende als Anti-Stau Elemente in den dicht besiedelten Kernen einsetzen um die strategisch entscheidenden Vorteile höherer Erreichbarkeitsradien des MIV besser ausnutzen zu können. Gerade in den größeren Metropolregionen ist dies entscheidend um den Autoverkehr vor der Erstickung an sich selbst zu retten.

Dass der Mehrzahl der Akteure/Akteurinnen in diesen Radweginitiativen diese Zusammenhänge nicht bekannt sind, oder diese der inneren Abwehr (kognitive Dissonanz mögen unsere Hirne nicht) zum Opfer fallen ändert ja an der Sache nichts.
Munter werden Verkehrsanteile, Verkehrsleistung, Einwohnerverkehr und Gesamtverkehr durcheinandergewürfelt, verbesserter Einwohner-Wege-modal-split wird fälschlich als Verkehrswende deklariert, Großeltern und Enkel führen plötzlich nur noch Rad wenn ein separierter Radweg da sei, und wenn der dann gebaut wird ginge der Autovekrehr zurück, etc, etc, etc, etc,
Das erinnert schon stark an die selbstreferentiellen Denkmuster der Zeugen Jehova.
https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstreferenzialit%C3%A4t#Systemtheorie
Hauptsache der einmal eingeschlagene Kurs wird bestätigt, die Ingroup goutiert die Meinung, und das kleine Ego fühlt sich sowohl in der Gruppe aufgehoben, als auch auf dem Weg zur besseren Welt.

Um Missverständnisse zu vermeiden: ich bin mitnichten gegen Bürgerentscheide. Gerade auch im Verkehrsektor und bei der Stadtentwicklung kann das ein wirksames Instrument sein.
Als seit vielen Jahren autofrei lebender Radfahrer bin ich auch mitnichten generell gegen (freiwillig nutzbare!) Radwege, aber der gegenwärtige Kurs läuft Gefahr unter dem tumben US-amerikanischen Motto ‚more people bike more often‘ just das Gegenteil von ökologischer Verkehrswende zu erreichen.
NOCH mehr Autoverkehr ist aber nach meiner Überzeugung das Allerletzte, was Mensch, Tier und ‚Planet‘ derzeit gebrauchen können.

Getötet haben nicht die Radwege. Getötet hat die Tatsache, dass die Radfahrenden vor der Kreuzung herangeführt werden und somit direkt in den toten Winkel gestellt werden. Das wird in Deutschland seit Jahrzehnten so betrieben, weil man so die Sichtbarkeit für Radfahrer erhöht. Nur leider auch das Unfallrisiko. Eine fataler Fehler. Die Niederlande machen es daher anders: http://www.darmstadtfaehrtrad.org/?p=1070

Wo soll ich anfangen?
1. Fahrradstraßen auf wenig frequentierten Nebenstraßen sind überflüssiges Blendwerk – vor allem, wenn sie nicht in ein Wegenetz eingebettet sind.
2. Fahrradschutzstreifen gehören abgeschafft, da sie vor allem bei angrenzenden Autoparkstreifen die Gefahren für die Radler massiv erhöhen
3. Warum hat die Stadt DA Angst vor roter Farbe? Vor allem auf der westlichen Rheinstraße verlaufen sich viele Fußgänger ohne böse Absicht auf der Rad“spur“ und abbiegende Autofahrer wären auch besser gewarnt, wenn sie einen roten Streifen überfahren.
4. Ich kann der neuen Verkehrsführung auf der oberen Rheinstraße nichts pos. abgewinnen: Durch sinnlose Verbreiterung des ÖPNV-Podests wurde die Rheinstraße von 2 auf 1,5 Spuren verengt und jetzt wird das wohl als Begründung herangezogen weiter auf nur 1 Spur zu verengen.
Und als Radler darf ich dann einmal mehr zwischen geradeausfahrenden und rechtsabbiegenden Autos an der Ampel warten…..Ok, besser sichtbar, aber dann wieder der Schwenk ins Fußgängergetümmel. Aber dafür den motorisierten Verkehr weiter behindern????
Meine Annahme: Die Umweltmessstation soll weiträumig umfahren werden (so weit das übergeht möglich ist)
5. Es fehlen überall Fahrradampeln, die dem Radler bei Straßen begleitenden Radwegen die gleichen Grünphasen, wie den Autofahrern einräumen. So ist eigentlich die Vorgabe.
6. Im Landkreis werden tolle Radwege neben Land- und Bundesstraßen gebaut, aber hinter dem DA Ortsschild gen Osten gibt es nur noch Forstwege.

Als Bewohner und überzeugter Autofahrer dieser Stadt grüner Spinner werde ich auch künftig mit meinen Autos jeden Radler zum Bremsen und Absteigen drängen, wann immer er die uns Autofahrerern gewidmeten Straßen nutzt, obwohl ein Radweg zur Verfügung steht.

Möge dieser vermaledeite Rad-Wahn bald sein Ende finden und den Autos weiter respektive wieder Vorrang eingeräumt werden!

täglicher 1personentransport in herkömmliche petrolkutschen im privateigentum ist out:
veraltet, überholt, ineffizient und obsolet.
lieber die zukunft mitgestalten, als in der vergangenheit schwelgen.

Leben und leben lassen kennt diese Gesellschaft anscheinend nicht mehr. Alles scheint nur noch S&W zu sein – die Schattierungen, die eine Gesellschaft erst interessant machen verblassen und der Egoismus triumphiert. Als passionierter Rad- und Autofahrer würde ich mir wünschen, dass radikale Autofahrer mehr mit dem Rad und radikale Radfahrer mehr mit dem Auto fahren müssten. So ein Rollentausch ergibt ganz neue Perspektiven und führt zwangsweise zu einem gesünderen Miteinander. Sich einfach mal weniger wichtig nehmen steht jedem gut!

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