Auch ad-hoc-Maßnahmen wollen gründlich vorbereitet sein. Vor allem, wenn liebgewonnener Komfort von Autofahrer*innen tangiert wird. In Osnabrück soll und muss der Wallring für Radfahrende sicherer werden. Darin sind sich eigentlich fast alle Fraktionen im Stadtrat einig. Die Verwaltung sitzt nun also seit Juni an Plänen, wie diese Sicherheit auch vor dem großen Umbau des Walls umzusetzen ist.

Wie so oft ist der Verkehrsraum aber auch am Osnabrücker Wallring begrenzt, sodass man nicht einfach breite Radwege vom Himmel regnen lassen kann. Der Platz, der abschnittsweise aber durchaus üppig vorhanden ist, muss hierfür neu und gerechter verteilt werden. Nach der Umwandlung von zwei KFZ-Abbiegespuren in zwei geschützte Radwege, gibt die Verwaltung jetzt einen weiteren ausgearbeiteten Vorschlag in den Stadtentwicklungsausschuss am 13. Oktober. „Der Kfz-Parkstreifen zwischen der Einmündung Stüvestraße und dem Knotenpunkt Rissmüllerplatz wird (…) zur Erhöhung der Verkehrssicherheit am Wallring zu einem Radweg umgewandelt“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Die aktuelle Situation ist typisch für Osnabrück: Zwei KFZ-Spuren, ein Parkstreifen, ein Gehweg und dazwischen mit Farbe ein schmaler Radfahrstreifen in der Dooring-Zone, mit zum Teil weniger als 1,20 Meter Breite. „Aufgrund des hier vorhandenen sehr langen Gefährdungsabschnittes bildet das Befahren des Hasetorwalls wegen der äußerst beengten Platzverhältnisse einen besonderen Stressfaktor für Radfahrende“, so die Verwaltung. Mein Vergleich Radfahrstreifen – Bahnsteigkante stammt genau von hier.

Viel Platz fürs Auto, ganz wenig Platz fürs Fahrrad. Foto: dd

Die Verwaltung empfiehlt dem Ausschuss nun, den Parkstreifen ersatzlos zu streichen und darauf einen rund zwei Meter breiten und 225 Meter langen Radweg anzulegen. Der bisherige Radfahrstreifen würde dann zu dem, was seine Ausmaße ohnehin nur hergeben, einem Sicherheitstrennstreifen. Auf dem könnte eine physische Trennung installiert werden – was hoffentlich passiert, damit nicht gleich wieder Falschparker auf dem neuen Radweg stehen.

Der Anschluss an die Kreuzung Rißmüllerplatz wird von der Verwaltung gleich mitgedacht. Der Radfahrstreifen in Mittellage soll auch hier zu einem geschützten Radweg am rechten Fahrbahnrand werden – wie schon an den beiden Kreuzungen im weiteren Verlauf (Lotter Straße und Martinistraße). „Die Umsetzung der Maßnahmen würde aufeinander abgestimmt.“

So könnte es bald aussehen am Hasetorwall.
Darstellung: Stadt Osnabrück

Die bisherigen 34 PKW-Stellplätze würden entfallen. Das wird zwar mit ziemlicher Sicherheit zu einem Aufschrei führen. Aber auch hier gilt wieder: Warum soll die Stadt Parkraum für Autos bereitstellen, während Radfahrer*innen nicht sicher von A nach B kommen? Sollten die anliegenden Grundstücke über keine Parkflächen verfügen (oder sie nicht bereitstellen wollen), sei auf die 150 Meter entfernte Vitihof-Garage verwiesen. Der DauerPark-Tarif „Zuhause-Parken“ wird als „ideal für Anwohner, die Ihr Fahrzeug außerhalb der üblichen Bürozeiten von 17 bis 8 Uhr und an Wochenenden sowie an Feiertagen lieber trocken und sicher im Parkhaus als an der Straße abstellen möchten“ beworben.

Es ist davon auszugehen, dass der Ausschuss sich für die von der Verwaltung vorgeschlagene Variante ausspricht. Interessant wird wohl nur, wer sich gegen mehr Sicherheit für Radfahrende am Wall entscheiden wird. Die Alternative – das Versetzen des Parkens auf einen Teil des Gehwegs – würde zwar 27 Stellplätze für PKW erhalten, aber keine Optimierung der Radwegbreite ergeben. Mit dem Rad wäre man immer noch in der Dooring-Zone unterwegs.