Annette Niermann, Oberbürgermeisterkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, die am Sonntag in der Stichwahl antritt, hatte gestern zu einer Fahrradtour unter dem Motto „Wege und Gefahren für Radfahrer*innen in Osnabrück“ geladen, um sich gemeinsam mit dem ADFC Osnabrück und dem Radentscheid Osnabrück noch mal ein Bild von Radwegen in der Stadt zu machen, die aus Sicht von Radfahrenden schnellstens verbessert werden müssen.

Los ging es allerdings direkt am Osnabrücker Vorzeigeradweg am Heger-Tor-Wall, den auch Annette Niermann als Vorbild für die weitere Entwicklung in Osnabrück sieht: „So muss es sein, so ist Radfahren für Klein und Groß nicht nur sicher, sondern macht auch Spaß. Für mich hat es etwas von Freiheit. Deshalb mehr Platz fürs Rad. Allerdings wird es am Wall an verschiedenen Stellen verschiedene Lösungen geben müssen.“

Noch ist dieser Abschnitt kurz und keine 100 Meter dahinter befindet sich die Kreuzung zur Martinistraße, die gleich mehrere „Baustellen“ aufweist. So endet der viel zu schmale Radfahrstreifen hier einfach auf der Kreuzung und man hat sofort Jan Böhmermanns neuen Song „Warum hört der Fahrradweg einfach hier auf?“ im Ohr. Will man als Radfahrender aus der Martinistraße links auf den Wall abbiegen, gibt es eigentlich gar keine Möglichkeit. Wollte man direkt abbiegen, müsste man die Rechtsabbiegespur und die Geradeausspur kreuzen, um auf den Linksabbieger zu kommen. Mitunter ein Himmelfahrtskommando an dieser Stelle. Indirektes Linkssabbigen ist aber auch nicht wirklich möglich, weil es dafür keine Fahrradampeln und Aufstellflächen gibt. Niermann kritisierte zurecht, dass hier überhaupt nicht an Radfahrende gedacht wurde.

Aus der Martinistraße kommend (oben links) endet der Radfahrstreifen mitten auf der Kreuzung. Linksabbieger haben es schwer.

Die Tour ging um den halben Wall und die Situationen wiederholten sich. Radfahrstreifen enden unvermittelt und sind so schmal, dass ein ungutes Gefühl immer mitfährt. Am Rißmüllerplatz konnte man beim Blick in die Natruper Straße die ungerechte Flächenverteilung gut erkennen. Neben drei Spuren für den Autoverkehr und einer – wenn auch für den Radverkehr freigegebenen Busspur – bleibt hier nur ein schmaler Streifen für geradeaus in die Altstadt fahrende Radler*innen. Ähnlich der Blick vom Heger Tor. Eine wahre Asphaltwüste mit Autospuren ohne Ende und nur ein bisschen Farbe für den Radverkehr.

Wir müssen vom Reden ins Handeln kommen. Das gebietet die Sicherheit von kleinen und großen Radfahrer*innen und Fußgänger*innen.

Die Tour endete dann in der Mindener Straße, wo die Radwege beidseitig im Nichts enden und man Böhmermanns Song inzwischen auf Repeat wähnt. Über diese für den Radverkehr völlig unzureichend ausgebaute Straße hatte ich hier schon mal geschrieben. Niermann stellte fest, was wohl viele Osnabrückerinnen und Osnabrücker denken: „Hier kann man wirklich Angst bekommen.“

Es muss etwas passieren, so Niermanns Fazit. „Darin sind sich eigentlich alle einig. Allerdings brauchen wir keinen Überbietungswettbewerb, was man alles tun könnte und sollte, sondern wir müssen vom Reden ins Handeln kommen. Das gebietet die Sicherheit von kleinen und großen Radfahrer*innen und Fußgänger*innen, aber auch der Wunsch nach weniger Lärm, besserer Luft und mehr Platz für Menschen. Dafür braucht es jetzt entschlossenes Handeln.“

Fotos: dd