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Links der Woche

Links der Woche #253

Einen schönen Sonntagmorgen. Freitag hätte die neue Straßenverkehrsordnung seit 150 Tagen in Kraft sein können – wenn wir denn einen richtigen Bundesverkehrsminister hätten. Die Saarländische Verkehrsministerin von der SPD sieht die Schuld bei den Grünen, deren „Taktiererei“ dafür gesorgt habe, „dass es auch weiterhin keine härteren Strafen für Raser und keinen besseren Schutz für Radfahrer gibt“. Das ist natürlich eine komplette Umkehr der Realität und die SPD übernimmt damit Scheuers Narrativ, die Schuld auf andere abzuwälzen. Traurig.

In Garching will man den zu schnellen motorisierten Verkehr mit Radfahrern ausbremsen. Ergebnis ist eine Katastrophe namens „Schutzstreifen“ – obwohl Platz für echte Radwege da ist. Schlechter hätte man es tatsächlich nicht machen können. In Hamburg Ottensen wird das Auto zum Gegenteil von Freiheit, wenn man den gefundenen Parkplatz nicht mehr hergibt und somit auch nicht mehr mit dem Auto fährt. Und für Heidelberg liegen Zahlen vor, wie unverhältnismäßig teuer der Autoverkehr gegenüber dem Radverkehr ist. Viel Spaß bei der Lektüre. Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.

Bulli gegen Fahrrad (taz)

Andere Autos sind keine Lösung (taz)

Unsinniger Luxus (Kontext Wochenzeitung)

Nehmt ihnen das Steuer weg (ZEIT Online)

Wenn der Radweg zur Gefahr wird (br queer)

Der tägliche Straßenkampf (Frankfurter Rundschau)

Stadt ohne Autos – Wunschtraum oder Zumutung? (ZEIT Online)

Die Mär vom sauberen Verbrennungsmotor (Süddeutsche Zeitung)

Rehlinger: Scheuer muss nun mit Grünen über StVO reden (Saarbrücker Zeitung)

Autoverkehr kostet die Stadt das Vierzigfache des Radverkehrs (Rhein-Neckar-Zeitung)

Autofahrer stellt Strafantrag gegen Senatoren nach Fahrrad-Demonstration (Tagesspiegel)




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6 Antworten auf „Links der Woche #253“

„In Garching will man den zu schnellen motorisierten Verkehr mit Radfahrern ausbremsen. Ergebnis ist eine Katastrophe namens „Schutzstreifen“ – obwohl Platz für echte Radwege da ist. Schlechter hätte man es tatsächlich nicht machen können. “

Ja, die ’neue Radwegebewegung‘ geht mal wieder im Einklang mit ADAC und den diversen Autolobbys auf die Barrikaden wenn es der freien Fahrt für den Autoverkehr an den Kragen zu gehen droht.
Also lieber die bewährten autogerechten baulich separierten Radwege mit entsprechendem Flächenverbrauch, Wegnahme der Grünflächen und endlich wieder freier Fahrt für den armen ausgebremsten Autoverkehr.

Natürlich hat die Garchinger ‚Lösung‘ erkennbar noch Schwächen, aber immerhin ist die Bereitchaft zu erkennen ‚push&pull‘ zu praktizieren, was ein wichtiger Schritt nach vorne wäre, statt stupide die autogerechte ‚Lösung‘ mit ‚lets go dutch‘-Separierung zu kopieren und dann über – oh Wunder – weiter steigenden Autoverkehr zu staunen.

Gut gedacht ist nunmal nicht gut gemacht. Was Bürgermeister Gruchmann da direkt am Anfang des Interviews erzählt ist ja deduktiv richtig, und kann im Prinzip auch so als Trend für zukunftsgerechte Verkehrspolitik gesetzt werden.
Zukunftsgerechte Radverkehrsförderung muss heute heissen: Radverkehr (bzw. im weiteren Sinne den Umweltverbund) SO zu fördern, dass der Autoverkehr zurückgeht statt weiter anzusteigen wie in NL, auch weil es nunmal schlichte ökologische Notwendigkeit darstellt (Klimaalarm und so), insofern stimmt auch das ‚zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen‘.
Aber dann so einen in praktischer Hinsicht ‚Murks‘ auf die Strasse zu bringen ist natürich Unsinn und zeugt von nahezu NULL Ahnung wie inklusiver Radverkehr praktisch funktionieren kann, bzw. was es dazu mindestens braucht.
Natürlich stimmt es, dass das Abschieben des Radverkehrs an den separierten Rand die Reisezeiten des MIV attraktiviert, dass Mischverkehr diesen Effekt nicht hat, sondern gegenteilig wirkt, WENN (!) denn da auch Rad gefahren wird.
Im konkreten Fall fehlt natürlich die Einheit von Bau und Betrieb, d.h. eine Lösung mit z.B. Sharrows / Fahrradstrasse o.ä. käme in Frage, wenn die Intention (Rückgang der MIV-Geschwindigkeit bei gleichzeitiger guter und damit inklusiver Fahrrad-Benutzbarkeit) fachgerecht umgesetzt werden soll.
Im Grunde ist der realisierte Querschnitt ja ’nichts halbes und nichts Ganzes‘, noch dazu die Markierungen, die Überholbarkeit suggerieren, obschon sie 1. durch Überholverbotsschild verboten ist und 2. räumlich de facto nicht gegeben ist.
Also eher in Richtung: fette Fahrradpiktogramme drauf (aber bitte OHNE die extrem nervigen 5mm-Kanten des erhabenen Plastikbelags), und eindreutige Querschnittswahl.
Zu klären ist das natürlich mit Rettungsdiensten/Feuerwehr, was für gehörige Komplikationen/Auseinandersetzungen sorgen kann.
Das lässt sich aber aus der Ferne nicht beurteilen. Ggf. kann ein für Radfahrenden befahrbares Bankett helfen …
Zusätzlich braucht es mutmaßlich – zumindest in der Anfangszeit, aber auch darüber hinaus – verstärkte Kontrollen, ggf. Section-control, etc.
Interessant und sinnvoll wäre es, wenn von vornherein bei solchen Projekten eine gute Evaluation mitfinanziert würde.

Was insgesamt SEHR symptomatisch ist:
auch die Verbesserungevorschläge der im Film Interviewten bzw. Hereingeschnittenen zielen allesamt darauf ab die Restriktionen gegenüber dem Autoverkehr wieder zurückzunehmen, also breiter machen, dass die Autos mehr Platz haben, Mittelstreifen reduzieren, Radweg aus der Fahrbahn wegseparieren, etc.
AUTOLAND ist auch im Hirn der Radfahrenden FEST verankert.
Es braucht ein Umdenken und vermutlich auch ein Umfühlen in Richtung Verkehrswende, in Richtung einer Bekämpfung des metastasierenden Autoverkehrs, statt ihn immer weiter mit autogerecht separierten Radwegen, neuen Autobahnen etc. fett zu füttern.

p.s.:
Der Mittelstreifen kann übrigens sehr förderlich sein, weil damit effektiv das für Radfahrende tendenziell gefährdende Überholen auf der Gegenfahrbahn unterbunden wird.

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