Greenpeace in einer neuen Studie zur Umwidmung von Auto Fahrstreifen in geschützte Radwege, wie der Radverkehr in 30 deutschen Städten sicherer werden kann. Die Untersuchung wendet dabei das Berliner Mobilitätsgesetz von 2018 an, das Radfahrende mit dem Ausbau von gut befahrbaren Radwegen schützen will. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass in allen untersuchten 30 Städten ausreichend Platz für ein besseres Fahrradnetz vorhanden ist.

Die Corona-Pandemie habe zu einer vermehrten Nutzung des Fahrrads und kurzfristig umgesetzten Maßnahmen wie z. B. Pop-Up-Radwegen geführt. Um diese besondere Dynamik zu nutzen und den Radverkehrsanteil für eine Verkehrswende deutlich zu erhöhen, seien langfristige Investitionen in die Radverkehrsinfrastruktur nötig, so Greenpeace.

„Für einen sicheren Radverkehr muss der Platz in Städten auf Kosten des Autos neu verteilt werden“, sagt Marion Tiemann, Verkehrsexpertin von Greenpeace. „Es braucht mehr Mut und Tempo bei der Verkehrswende in Städten, klimafreundliche Verkehrsmittel müssen klar bevorzugt werden. Die Bundesregierung muss den Städten dabei rechtlich und finanziell einen größeren Spielraum verschaffen.”

Protected Bike Lane in Osnabrück: Hier wurde keine Fahrspur sondern ein Parkstreifen umgewandelt.

Laut der Greenpeace-Analyse könnten in den 30 deutschen Städten insgesamt 2.747 Kilometer geschützte Radwege auf mehrspurigen Autostraßen entstehen. Bei einer Breite von 2,5 Metern in beide Richtungen ergibt dies einen Flächenbedarf von knapp 14 Millionen Quadratmetern – das entspricht nur einem Sechstel der Stadtfläche, die alle zugelassenen privaten Pkw allein zum Parken beanspruchen – rund 85 Millionen Quadratmeter.

Für den Umbau von Auto-Fahrstreifen in sichere Radwege bis 2024 berechnet Greenpeace Kosten von 2,75 Milliarden Euro. Das liegt deutlich über den geplanten Bundesmitteln für den Radverkehr in den kommenden Jahren (1,4 Milliarden Euro). Die Summe beträgt aber nur einen Bruchteil der im Bundesverkehrswegeplan vorgesehenen Mittel. Dort sind allein rund acht Milliarden Euro pro Jahr für den Ausbau und Erhalt der Bundesfernstraßen vorgesehen. Geschützte Radwege sind vergleichsweise günstig: Für den Bau von einem Kilometer geschütztem Radweg werden rund eine Million Euro veranschlagt. Hier variieren die Kosten aber je nach Bauart und Umfeld. Die einfache Umwidmung einer Fahrspur mit Errichtung von Pollern ist deutlich günstiger als ein neu angelegter Radweg, der mit einem Bordstein vom Rest der Fahrbahn getrennt ist. Aber auch dann ist es vergleichsweise günstig: Der Neubau der 9 Kilometer langen A33-Nord bei Osnabrück wird mehr als 150 Millionen Euro kosten, der Ausbau der Berliner Stadtautobahn sogar über 190 Millionen Euro pro Kilometer.

Die ganze Studie „Mehr Platz für Radwege, weniger für Autos – Wo heute Autos fahren, könnten morgen geschützte Radwege entstehen“ gibt es hier.

Grafik: Greenpeace