Die Deutsche Umwelthilfe hatte Mitte April von über 200 Städten, darunter auch Osnabrück, gefordert, während der Corona-Pandemie Fahrradstraßen und Tempo 30 anzuordnen. In der Zwischenzeit ist vor allem Berlin aktiv geworden und hat Pop-Up-Radwege eingerichtet – also Spuren, die bisher dem motorisierten Verkehr vorbehalten waren, in Radfahrstreifen umgewandelt. In Osnabrück hat sich in dieser Hinsicht bisher nichts getan, weshalb ein breites Bündnis aus 14 Verbänden und Initiativen nun die Forderung an Rat und Stadtverwaltung stellt, „schnellstmöglich dem Radverkehr mehr Platz auf Osnabrücks Straßen einzuräumen“.

Sie weisen dabei auf die veränderte Verkehrsmittelnutzung seit Corona und die damit verbundene Zunahme des Radverkehrs hin. Es sei an der Zeit, unverzüglich auf diese aktuelle Änderung des Verkehrsverhaltens zu reagieren und kurzfristig und zunächst provisorisch den Verkehrsraum zugunsten des Radverkehrs umzuverteilen.

Josephine Dai (Fridays for Future): „Die Verkehrswende ist in Osnabrück längst überfällig. Wir müssen den Umweltverbund stärken, wenn wir den Klimaschutz nicht vor die Wand fahren wollen. Wann, wenn nicht jetzt handeln und mehr Platz für Radler schaffen?“

Die Verkehrswende ist in Osnabrück längst überfällig.

Gerd Nichtenberg (VCD): „Auch ohne Corona brauchen wir mehr Sicherheit für Radler. Wir wollen nicht wieder tote Radfahrer beklagen müssen. Deshalb ist schnelles Handeln gefordert.“

Wolfgang Driehaus (ADFC): „Fahrradverkehr hat in der letzten Zeit stark zugenommen, während der Ausgangsbeschränkungen im März und April war er teilweise die dominierende Verkehrsart. Der umwelt- und menschenfreundliche Radverkehr braucht jetzt mehr Platz, deshalb schnell provisorische Radspuren für mehr Sicherheit und Abstand einrichten.“

Reinhard Stolle (Aktionszentrum Dritte Welt): „Warum soll in Osnabrück nicht möglich sein, was im großen Berlin schon seit Wochen geht? Bei den Hygieneanordnungen zu Corona hat sich die Kommunalpolitik sehr handlungsstark gezeigt. Sie kann also, wenn sie will.“

Konrad Völkel (Scientists for Future): „Die Neuverteilung des städtischen Raums zugunsten nachhaltiger Mobilität wie z. B. des Fahrrads ist ein unverzichtbarer Baustein in der Bewältigung der Klimakrise. Pop-up-Radwege sind ein geeignetes Mittel, um schnell dem durch Corona bereits veränderten Mobilitätsverhalten gerecht zu werden. Ihre Einrichtung sollte umgehend auch in Osnabrück geprüft werden.“

Dirk Zeiher (Parents for Future): „Wenn die Radwege sicherer wären, würden auch mehr Kinder Rad fahren. Wenn die Autos weniger Platz beanspruchten, gäbe es mehr Freiraum für Kinder. Nur wenn wir den Klimawandel aufhalten, haben unsere Kinder eine lebenswerte Zukunft.“

Manfred Flore (Netzwerk Nachhaltige Mobilität): „Gegen den Klimawandel wird es keinen Impfstoff geben! Deshalb muss Mobilität für alle mit deutlich weniger Autos ein Ziel sein. Die Aktion setzt dafür ein richtiges Signal.“

Verena Kantrowitsch (Psychologists for Future): „Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Stadt auf ‚Autobedürfnisse‘ zugeschnitten ist – das kam uns lange ’normal‘ vor. Es wäre toll, wenn wir immer mehr erleben, wie schön die Stadt wird, wenn Menschenbedürfnisse an erster Stelle stehen – und dies die Normalität wird.“

Roxie Reinkemeier (Osnabrücker Jugendbündnis für Linke Politik): „Für junge Menschen ist das Fahrrad neben dem ÖPNV häufig das wichtigste Fortbewegungsmittel. Die Gründe reichen hier über Klimaschutz, Unabhängigkeit vom Fahrplan, Kostengünstigkeit gegenüber dem Auto bis zu gesundheitlichen Aspekten. Besserer Schutz der Radfahrer*innen ist für junge Menschen deshalb unerlässlich.“

Rainer Korte (Verein „Verkehr für Menschen“, Georgsmarienhütte): „Mit dem Fahrrad nach Osnabrück zu fahren ist für Menschen von außerhalb erst dann attraktiv, wenn man am Stadtrand von eigenen, geschützten und sicheren Radwegen empfangen wird. Wir brauchen eigene Radspuren in der Stadt und auf dem Lande.“

Benjamin Sadler (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt): „Um in Osnabrück sicher mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen, braucht es sofort neue und breite Radwege. Wer zur Arbeit radelt, schont die Umwelt, fördert seine eigene Gesundheit und nimmt letztlich Rücksicht auf die Gesundheit anderer, weil Emissionen reduziert werden.“

Gerhard Becker (Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück): „Das Rad benötigt wenig Verkehrsraum. Das gilt auch für das Zufußgehen und den Bus, während der Autoverkehr Fläche frisst. Wir kommen an einer gerechten Umverteilung des Verkehrsraumes nicht vorbei. Darum: ‚Autospuren zu Radwegen!‘.“

Elisabeth Leicht-Eckardt (Lokale Agenda; AK Wohnen und Leben im Alter): „Viele Menschen nutzen in Osnabrück nicht das Rad, weil sie sich bedroht fühlen durch den Autoverkehr. Wer Platz für Räder schafft, trägt zum Gelingen der Verkehrswende bei.“

Pop-Up-Radweg in Hamburg

Foto: Marion Tiemann