Die Blätter sind von den Bäumen, jetzt wird es langsam kalt. Und für Radfahrer wechselt das eine Hindernis zum nächsten über. Waren Radwege bisher oft mit Blättern – gerne auch nass – übersät, so bleibt demnächst wohl wieder Schnee liegen. Der ADFC fordert Kommunen daher dringend auf, die vorhandenen Radwege ebenso wie Fußwege prioritär in den Winterdienstplan aufzunehmen. Nicht gepflegte Radwege bildeten mit Laub, Matsch, Eis und Schnee gefährliche Rutschfallen für Zweiradnutzer.
„Die oft gesehene Praxis von Straßenmeistereien, Schnee und Laubhaufen auf Rad- und Fußwege zu räumen, ist vollkommen inakzeptabel. Wenn Deutschland ein Fahrradland werden will – und so ist es politisch gewollt, dann müssen wir auch diesen Spieß umdrehen. Die Wege der verletzlicheren Verkehrsteilnehmer, dazu gehören außer Radfahrenden natürlich auch Fußgängerinnen und Rollstuhlfahrer, müssen Priorität bei den Straßendiensten bekommen, wie in den Niederlanden. Nur mit Top-Radwegen in Top-Pflegezustand kann es gelingen, mehr Menschen ganzjährig auf das Rad zu locken“, so Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork.
Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs sind Kommunen verpflichtet, „verkehrswichtige Radwege“ zu räumen. Wenn eine Radfahrerin oder ein Radfahrer ohne eigenes Verschulden auf einem ungeräumten Radweg stürzt, ist die Kommune in der Haftung. Stork: „Jede Straße, jeder Radweg ist potenziell verkehrswichtig für Radfahrerinnen und Radfahrer. Ihre Wege beginnen direkt vor der Haustür und enden am Büro, an der S-Bahnstation, am Supermarkt oder an der Sporthalle. Alle diese Wege sollten von vermeidbaren Sturzfallen befreit sein.“ In den Niederlanden ist die prioritäre Räumung von Rad- und Gehwegen schon Standard. Eine solche Priorisierung des Radverkehrs beim Winterräumdienst fordert der ADFC auch für Deutschland.
Rein rechtlich dürfen Radfahrende auf die Fahrbahn ausweichen, wenn ein Radweg durch Schnee, Eis oder Laubmassen nicht befahrbar ist. Eine echte Lösung stellt diese Regelung aber auch nicht dar, so der ADFC. Die meisten Radfahrerinnen und Radfahrer wollen wegen des oft rücksichtslosen Autoverkehrs nicht auf die Fahrbahn ausweichen. Außerdem türmt sich oft auch am rechten Fahrbahnrand der Schnee. Viele Alltagsradfahrende sehen sich deshalb bei fehlendem Winterdienst gezwungen, ins Auto oder den völlig überlasteten ÖPNV zu steigen. Stork: „Die Niederlande zeigen, dass man mit einem phantastischen Radwegenetz und einem sehr guten Winterdienst das Fahrrad zu einem Ganzjahresverkehrsmittel für alle machen kann. Diese Fahrrad-first-Politik muss Deutschland noch lernen.“
In Osnabrück hat sich in den vergangenen Jahren zumindest ein bisschen was getan. Wurde der Schnee 2013 noch aktiv auf Radfahrstreifen geschoben, damit Autos durchkommen, so beschloss der Stadtrat dann 2018, dass beim Winterdienst die Belange der Radfahrer stärker berücksichtigt werden soll. Das funktioniert zwar noch nicht reibungslos, aber im vergangenen Winter hat man Schmalspurräumfahrzeuge immerhin schon früh morgens auf Radwegen gesehen.
4 Antworten auf „Laub, Matsch, Eis und Schnee: Jedes Jahr dasselbe…“
Bei uns wird lieber geforscht, welches Streumittel weniger problematisch ist statt die Sache grundsätzlich anzugehen und Rad- (und auch Fuß-) Wege konsequent zu räumen (so wie in Holland und Kopenhagen): https://www.spiegel.de/auto/aktuell/radfahren-im-winter-alternatives-streumittel-a-1299027.html
Lieber an den Symptomen schustern statt die Ursache anzugehen.
Aber Uli,
wir arbeiten doch schon alle miteinander fleißig an den Ursachen. Nur noch ein bisschen mehr Autofahren, Fliegen, Megafernseher, jedes Jahr ein neues Schmierbrett, Konsum, Konsum, Konsum…..
Da wird das sehr bald aufhören mit dem winterlichen Schnee – Problem gelöst!
Und das mit den Bäumen hat sich ja auch bald erledigt: Was nicht durch Schädlinge, Luftverschmutzung oder erhöhten Temperaturen zugrunde geht, wird dann vom Menschen abgehackt. Der Parkplatzbedarf steigt ja ständig und da muss man eben reagieren….
Ein Glück, dass ich schon so’n alter Sack bin…
Euer Atze
Ohja, Schneebeseitigung ist auch ein trauriges Kapitel.
– Straße mit kombinierten Geh- und Radweg zwischen zwei Städten, bzw. Landkreisen, Schnee und Eis nur im Nachbarkreis vorbildlich bis zur Stadtgrenze geräumt, hier mehrere Tage etwa 1,5-2km unbefahrbar.
– Kombinierter Geh- und Radweg an Landesstraße zwischen zwei Stadtteilen, Schnee von Fahrbahn auf den Radweg geschoben, angetaut, wieder vereist, holprig, rutschig, Radweg unbenutzbar.
– Innerstädtische Straßen mit getrennten Geh- und Radwegen, Fahrbahn geräumt, Gehweg geräumt, gestreut, Radweg voll Schnee. Wie im Bild da oben.
Fahrradstraßen sind hier anscheinend auch besonders vor der Unterhaltung ausgeschlossen, Schlaglöcher werden nur zögerlich beseitigt, Schneeräumung erfolgt wenn überhaupt erst nach den normalen Tempo-30-Zonen und anderen vorrangigen Straßen. Spart halt auch Geld, wenn man die Straße „abwertet“, deshalb steigt hier die Zahl der „Fahrradstraßen“ mit KFZ-frei inflationär und der ADFC klatscht Beifall für jede derartige Umwidmung, bei der sich faktisch aber nichts am Nutzungsverhalten ändert.
Splitt ist auch ein großs Problem für Fahrradreifen. So Mitte-Ende der 2000er-Jahre hatte ich noch etwas billigere pannensichere Reifen drauf, da hatte ich im Winter ständig Löcher drin, weil sich die Steine reingeschnitten haben. Auch die etwas besseren Reifen von Sch….. „unplattbar“ sehen mittlerweile nach „Schweizer Käse“ aus, man sieht an einigen Stellen die blaue Schutzschicht.
ich möchte mir garnicht ausmlen, wie oft ich nen Platten hätte, wenn ich normale Standardreifen ohne Schutz oder schmale, dünne Rennradreifen hätte.
Splitt ist billig, aber zu scharf, Salz auch nicht so prall wegen der spritzenden Matsche, hier sollte man über bessere Lösungen in Sachen Winterdienst nachdenken.
Als so um 2010 ausnahmsweise mal 2 Monate 15-20cm Schnee hier lagen, waren unsere Winterdienste und verantwortliche Stellen so sehr überrascht, dass nicht genug Streumaterial da war und die gar nichts mehr gebacken bekommen haben. In manchen Parks wurden da wenig genutzte Wege mit wassergebundener Oberfläche geschoben, während an den Hauptstraßen die Eisschicht auf den Radwegen immmer schlimmer wurde. Die Kippensammler haben in der Innenstadt Zigarettenstummel aus den Schneehaufen gepickt, während die übrigen Geh- und Radwege im „Schneechaos“ unbenutzbar waren. Das hat auch damit zu tun, dass man die ganzen städtischen Betriebe privatisiert hat und deshalb total unflexibel auf solche Wetterereignisse reagiert, dass hatte schon den Anschein von Unfähigkeit, Hilflosigkeit bei verantwortlichen Stellen.
Abwer immerhin war das Ordnungsamt noch so rührig bei manchen Hausbesitzern Bußgelder wegen nicht ordnungsgemäßer Schneeräumung zu verhängen, während die Stadtverwaltung das Chaos im eigenen Zuständigkeitsbereich ganz offensichtlich nicht in den Griff bekommen hat.
Wie groß ist eigentlich die Halbwertszeit von Schnee, Laub oder Scherben auf der Fahrbahn? Wie viele Kampfgeher und Geisterradler treiben sich dort herum?
Werden nicht lauthals Radwege und noch mehr Radwege gefordert, weil man sonst nicht radfahren könne, und sind es nicht dieselben, die sich dann laufend über deren Nachteile beklagen?
Eat your own dog food!