Kategorien
Radverkehr

Tübingen gibt den ersten Radweg für S-Pedelecs frei

Eine Nachricht, die für Diskussionen sorgen könnte. Mit dem Fahrradtunnel zwischen Haagtor und Alleenbrücke in der Innenstadt gibt Tübingen den ersten Radweg für S-Pedelecs frei. Die bis zu 45 km/h unterstützenden Pedelecs sind rechtlich als Kleinkrafträder eingestuft und müssen daher generell auf der Straße fahren.

Bild: Universitätsstadt Tübingen
Eine Nachricht, die für Diskussionen sorgen könnte. Mit dem Fahrradtunnel zwischen Haagtor und Alleenbrücke in der Innenstadt gibt Tübingen den ersten Radweg für S-Pedelecs frei. Die bis zu 45 km/h unterstützenden Pedelecs sind rechtlich als Kleinkrafträder eingestuft und müssen daher generell auf der Straße fahren. Außerdem gilt Kennzeichen- und Helmpflicht. Ein Zusatzschild mit der Aufschrift „S-Pedelecs frei“ erlaubt in Tübingen nun die Einfahrt in den Tunnel, ein weiteres Schild begrenzt die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde. Ermöglicht wurde diese Neuregelung erst, nachdem das Verkehrsministerium Baden-Württemberg das Einvernehmen zur Verwendung des Zusatzzeichens erteilt hatte.

„Tübingen ist landesweit und vermutlich auch bundesweit die erste Kommune, die dies erlaubt“, sagt Tübingens Oberbürgermeister. „Die unsinnige Regelung, S-Pedelecs auf die Straßen ohne Radwege zu verbannen, hat dazu geführt, dass in Deutschland nur rund ein Prozent aller gekauften E-Bikes S-Pedelecs sind. In der Schweiz hingegen ist das S-Pedelec mit 20 Prozent ein äußerst beliebtes Fortbewegungsmittel für Pendler“, sagt der Oberbürgermeister. „Wir wollen bei uns auch günstige Bedingungen schaffen für dieses klimafreundliche Transportmittel. Das hilft, den Autoverkehr in der Stadt zu reduzieren.“

In Tübingen soll es künftig ein durchgängiges Netz für S-Pedelecs geben, das alle Ortsteile mit dem Zentrum verbindet und eine Durchquerung der Stadt von Nord nach Süd und von Ost nach West auf verschiedenen, attraktiven Strecken erlaubt. Dazu werden in den kommenden Monaten rund 80 neue Zusatzschilder angebracht. Ich kenne die Tübinger Radwege nicht, hoffe aber, dass sie für die Geschwindigkeiten von S-Pedelecs überhaupt ausgelegt sind.




Noch im Februar 2018 teilte die Bundesregierung mit, dass eine generelle Nutzung von Radwegen für S-Pedelecs aus Verkehrssicherheitsgründen nicht in Frage komme. „S-Pedelecs sind Kraftfahrzeuge und werden nach EU-Typgenehmigungsvorschriften als Kleinkrafträder eingestuft. Für sie gilt die Pflicht zur Benutzung der Straße.“ Dennoch verwies die Bundesregierung schon damals auf die Möglichkeit, Radwege auch für S-Pedelecs im Einzelfall zu öffnen: „Die für die Durchführung der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) zuständigen Straßenverkehrsbehörden der Länder dürfen bei Bedarf auch Radwege für andere Verkehrsarten mittels Zusatzzeichen öffnen. Dies entscheiden sie in eigener Zuständigkeit nach pflichtgemäßem Ermessen anhand der konkreten Verkehrsverhältnisse und Örtlichkeit.“ Tübingen wäre damit nun wohl der Präzedenzfall.

6 Antworten auf „Tübingen gibt den ersten Radweg für S-Pedelecs frei“

Da durften früher auch Mopeds durchfahren, die hat man wegen des Lärms und Geruchs verboten.
Sehr sinnvolle Maßnahme.
Danke Herr Palmer. Einer der wenigen OBs mit Mut und Vision.

Ob die Freigabe einen Gewinn an Verkehrssicherheit für die S-Pedelec Fahrer darstellt ist zweifelhaft. Die bekanntermaßen gut ausbauten niederländischen Radwege müssen auch von Mofas (Snorfiets) und teilweise auch von 45 km/h Mopeds (Bromfiets) benutzt werden. Auf radunfaelle.wordpress.com/vergleich-de-nl/ dazu Vergleichszahlen …

Korruption ick hör Dir trapsen…
Bosch (e-bike Mittelmotor) liegt im Wahlkreis von Boris Palmers Tübingen.
Logisch, dass da eine Lex-Bosch geschaffen wird.

Bosch ist übrigens der veltweit größte Zuliferer der Automobilindustrie.

Plötzlich schreit keiner mehr „Aber die KINDER“, wenn über 100KG e-bike-Geschoss mit 45kmh in Millimeterabstand auf der tollen ‚Radinfra‘ überholt.
Hat aber zugegebenermaßen eine zusätzliche innere Logik, schliesslich würden die e-bikes nach gültiger StVO den geheiligten Autoverkehr aufhalten.
Also weg damit auf die „Rad-Infra“.

„Radfahrer haben auf Landstrassen nichts zu suchen“
Winne Hermann, Verkehrsminister BW

Vielleicht kann man einen Kompromiss schließen?
S-Pedelecs dürfen auf die Radwege, dafür dürfen richtige Fahrräder generell auf die Fahrbahn?
(Nicht so wie im Bild, wo die Radfahrer auf den Radweg verbannt werden, ob sie wollen oder nicht.)

Dann wird es aber schwer, den rechtlichen gleichgestellten Mofas die Nutzung zu untersagen. Klingt danach, als ob mal wieder die Grünen unter dem Deckmantel der Innovation wieder in die Vergangenheit wollen.

Wording?

„müssen daher generell auf der Straße fahren.“

„Straße“ ist ein seit Jahrtausenden geprägter Begriff für den Raum zwischen den Häusern oder für Verbindungsadern zwischen Siedlungen.
Oft war die Strasse zugleich ein wichtiger Ort der Kommunikation, so eine Art längliche Mini-Agora, auf der Gplauscht mit den Nachbarn gestritten, flaniert, geküßt, gelungert oder sinniert wurde.
Erst die Autolobby hat im rahmen der Charta von Athen, der „autogerechten Stadt“ den Begriff umgeformt und seiner alten Bedeutung beraubt.
Wir sollten derartigen Unfug NICHT übernehmen und darauf bestehen, dass „Strasse“ mehr ist als bloße graue allen Lebens beraubte „Autopiste“.
Es gibt im Übrigen ja auch durchaus Strassen die kleinerlei Fahrbahn oder „Autospur“ besitzen.
Und nein, man muss sich „dem Volksmund“ NICHT anpassen, jedenfalls dann nicht, wenn ein neues ‚wording‘ massiv und flächendeckend zum Ideologietransport missbraucht wird.
Also:
e-bikes dürfen große Teile der Strasse NICHT benutzen, sondern müssen auf der Fahrbahn bewegt werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert