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Links der Woche

Links der Woche #192

Ein neuer Sonntag, eine neue Liste mit lesenswerten Texten. Und eine weitere Neuigkeit: Als ich mal wieder tief in der Samstagnacht an dieser Liste gebastelt habe, damit ihr beim Sonntagsfrühstück was zu lesen habt, kam mir die Idee, mal ein Paypal-Konto für itstartedwithafight.de anzulegen. Wem die Inhalte dieses Blogs (zum Beispiel die Plakat-Aktion) und die sonntägliche Lektüreübersicht eine Kleinigkeit wert sind, kann sich via PayPal (paypal.me/iswaf) erkenntlich zeigen. Wer das für übertrieben hält, kann hier natürlich einfach so weiterlesen. :)

Und nun zur vergangenen Woche: Verkehrsminister Andreas Scheuer steht weiterhin unter Druck. Die Maut droht für die Steuerzahler teuer zu werden. Die eScooter nehmen Fahrt auf – sowohl auf den Straßen als auch in den Medien, in Monheim wird der ÖPNV kostenlos, ein Gericht sperrt Autos aus der Madrider Innenstadt nun doch wieder aus und das E-Mobilitäts-Erfolgsunternehmen Bosch fordert sichere Radwege.

Saftig ausgepresst (taz)

Madrids Zentrum nun fast autofrei (taz)

Alleingang ins Maut-Desaster (Spiegel Online)

Monheim macht Busfahren kostenlos (ZEIT Online)

Das ist wirklich dran am E-Scooter-Wahnsinn (BR24)

Nehmt den Autos den Platz weg (Süddeutsche Zeitung)

Radschnellweg nur auf Teilstück (Delmenhorster Kurier)

Frankreich kündigt Ökosteuer auf Flugtickets an (Tagesspiegel)

Der geistige Mensch bevorzugt das Fahrrad (Forschung & Lehre)

Brain surgeon: There’s no point wearing bicycle helmets (cnet.com)

Verärgerter Mann startet Petition gegen politische Spatenstiche (BR24)

Erste französische Stadt führt für alle Straßen Tempo 30 ein (ZEIT Online)

Wir verklagen Kraftfahrt-Bundesamt: Abgas-Manipulationen vor Gericht (FragDenStaat)

Untersuchungsausschuss zu Maut-Debakel wird wahrscheinlicher (Süddeutsche Zeitung)

Bosch-E-Bike-Chef: „Wir wollen keine Subventionen – wir brauchen gute und sichere Radwege“ (stern.de)




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9 Antworten auf „Links der Woche #192“

Bosch ???

Ähmm, Entchuldigung, aber das „E-Mobilitäts-Erfolgsunternehmen Bosch“ ist ja nunmal ganz definitiv in erster Linie:

AUTOZULIEFERER!

DER Autozuliefere sozusagen, mittlerweile wieder die weltweite Nr.1!

Kein Wunder, dass dieser gut vernetzte Teil der Autolobby Radwege fordert.

In Vorbereitung auf die kommenden autonomen Auto-Dienstleistungen auf Level 4+5 mit nochmaliger perspektivisch rasanter Steigerung der Auto-Fahrleistungen ist Separation der Verkehrsmittel mit Abschiebung von Fuss- und Radverkehr auf die Seitenräume und vorhersagbarer übersichtlicher Situation auf den freigeräumten Fahrbahnen, vermutlich eine der Schlüsselvoraussetzungen für den ‚erfolgreichen‘ Aufbau der Automobilität 4.0 .

z.B.:
https://www.welt.de/motor/news/article183545258/S-Klasse-wird-vollautonom-Roboter-Fahrdienst-von-Daimler-und-Bosch.html
https://www.amz.de/bosch-und-daimler-fahren-autonom/150/4729/110979/
https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/daimler-bosch-autonom-taxi-2021/

Hier schön auf Visualisierung zu sehen, wie die Radverkehrsseparation bereits fest ins Design des nochmals ausgeweiteten Automobilismus eingeplant ist:
https://www.daimler.com/innovation/case/autonomous/bosch-kooperation.html

Google, Intel und weitere Big-Player stehen ja längst in den Startlöchern, erste Pilotprojekte laufen und der Kampf um die Futternäpfe des künftig erwarteten 7.000 Milliarden $ Jahresumsatzes läuft langsam hoch:
https://www.welt.de/wirtschaft/article195240361/Martin-Varsavsky-Robotaxi-Lizenzen-gegen-Dominanz-von-Google.html

Und dank ausreichender Angstkampagnen halten mittlerweile auch viele Radfahrer das Radfahren für eine derart risikobehaftete Tätigkeit, dass man sie nur mit besonderer Schutzkleidung auf speziell abgetrennte Verkehrsflächen ausüben sollte.
Einschränkungen beim MIV? Warum?

Es sind schließlich alle zufrieden mit der Priorisierung des MIV.
Wer -vor dem MIV- geschützt auf der Fahrbahn fahren möchte und nicht auf abgepollerten Sekundär-Wegelchen, wird vom eigenen Fahrradklub als „stark und angstfrei“ diskreditiert und ihm wird unterstellt gern „neben 40-Tonnern“ zu fahren.
Das „denkt denn keiner an die Kinder(TM) Pseudoargument darf auch nicht fehlen, dieses Mal mit gestellten Fotos „untermauert“.

Zur Autoflut in Münster:

Daniel:
„Das ist der Punkt, an dem es auch für Lokalpolitiker keine Ausreden mehr gibt, ihre Städte für Menschen zu planen statt für Autos.“

Nein.
Völlige Fehleinschätzung, Problem verkannt, und zudem noch sehr umwelt-klimafeindlich.

Die starke Autobelastung der Innenstädte ist der Fall.
Ja.
Das ist aber nicht das eigentliche Problem, sondern – auch wenn es etwas paradox klingt – bis auf weiteres eher ein Teil der Lösung, denn das zentrale Übel.

Die Entwicklung in Münster folgt gerade eher dem Pfad ‚lets go dutch‘. OB Lewe und Planer M.Milde sind mehrmals nach Utrecht oder Groningen gepilgert, um sich dortige Konzepte anzusehen und ggf. zu übernehmen.

Genau das passiert gerade:
– Unter dem Beifall des Oberbürgermeisters werden die Radialen verstärkt „autobahnisiert“ und zugleich der Verkehr im städtischen Kernbereich ‚beruhigt‘
– Radverkehrsanteil im Inneren erhöhen und autoarme Konsumzonen ausweiten

Autoarme Innenstadt also, bei gleichzeitig verbesserter Erreichbarkeit für das Umland.
Sowohl der städtische Autoverkehr im Kernbereich, als auch der Autoverkehr im näheren Umland (bis ca. 12KM) sollen reduziert werden, die Funktion als Oberzentrum für das Münsterland dabei ausgeweitet werden und (immer stärker steigende Mieten!) die Erreichbarkeitsradien für die Interessen Arbeitgeber (IHK: Arbeitskräfte aus weiterem Umland bis über 50KM) ausgeweitet werden.

Allesamt also Massnahmen und Strategien, die zu erheblichen ZUWÄCHSEN beim Autoverkehr führen.

Durch platzsparenden SEPARIERTEN Radverkehr werden so kürzere Autofahrten sukzessive durch längere ersetzt, was auch langfristig extrem schädliche Auswirkungen auf die Raumplanung haben wird.
Das Tandem aus Velorouten PLUS Autobahnen ( ‚lets go dutch‘ ) mit zugegebenermassen dann Auto-beruhigten Innenstädten und ruhigeren Hipster-Quartieren, ist genau das, was der Planet bzw. seine BewohnerInnen gerade eben NICHT braucht.

Mit der Methode werden mutwillig hunderte Millionen zusätzliche Klimaflüchtlinge produziert.

Vorteile:
– gut für mehr Konsum und Einzelhandelsumsätze im Oberzentrum MS
– gut für Arbeitgeber, die Arbeitskräfte aus weiterem Umland zur Verfügung haben, wo die Mieten noch vom Lohn ‚bezahlbar‘ sind
– gut für die Renditen der ’systemrelevanten‘ Autoindustrie
– gut für die ‚liveablilty‘ der KernstadtbewohnerInnen, die dort Eigentum haben oder sich die horrenden Mieten leisten können.

Nachteile:
– NOCH mehr CO2 durch Autoverkehr !!!
– der Einzelhandel im Umland wird ausgetrocknet (mehr Verkehr)
– Arbeitnehmer haben weitere Wege zurückzulegen (mehr Verkehr)
– Raumplanung geht in Richtung von Region der weiten Wege (mehr Verkehr)
– Reisezeit des MIV verbessert sich (höhere MIV-Fahrleistung)
– sozialräumliche Segregation verschärft sich perspektivisch
– Klimaumbruch wird langfristig weiter ‚angeheizt‘
– Flächenverbrauch steigt (Asphalt statt Acker/Natur)

Lieber Daniel, Du hast scheinbar nicht verstanden, dass mit diesen Massnahmepaketen á la ‚lets go dutch‘ nicht für „Menschen S T A T T für Autos“ geplant wird, wie Du schreibst, sondern ganz im Gegenteil für „Menschen U N D für Autos“, wobei „die Menschen“ ohnehin nur die Privilegierten sind, die sich solche ‚liveable Konsum-Cityies‘ überhaupt noch leisten können; es sind mit „Menschen“ ja eben NICHT jene gemeint, die verursacht durch ‚unsere‘ Flugreisen und radweg-affine Autoplanungen ihre Lebensgrundlagen jetzt, und verstärkt in der Zukunft, verlieren.

MS-Oberbürgermeister mit ADFC in Groningen:

https://www.velototal.de/2019/01/28/st%C3%A4dtetagspr%C3%A4sident-auf-adfc-rad-exkursion-in-groningen/

O.K., da hat er wohl was gelernt:

https://www.wn.de/Muenster/3869383-Zwischen-Muenster-und-Telgte-Lewe-begruesst-Ausbau-der-B-51

Oje, jetzt setzt du auch schon Erreichbarkeit mit Auto gleich. Bist du bei der IHK?
Und wieso ist der separierte Radverkehr zwangsweise platzsparend? Ich will, dass dafür Parkstreifen oder Fahrspuren genutzt werden. Also das Gegenteil von platzsparend. Und ob es sich dann auf der kleineren Fläche für Autos staut oder nicht, ist mir fast egal. Die (vermutlich schnellere) Erreichbarkeit wird ja daneben gewährleistet –> Fahrrad.

Nein.
Wäre ich bei der IHK würde ich längst mit Vehemenz mehr Radwege fordern ;-)

Erreichbarkeit setze ich keinesfalls mit ‚Auto‘ gleich. Ausweitung der Erreichbarkeitsradien allerdings mit der ‚Region der weiten Wege‘, was durchaus als Variante der ‚autogerechten Stadt‘ gemäß ‚Charta von Athen‘ gesehen werden kann/muss.
Es gibt ein paar wenige Beispiele, wo die Erreichbarkeitsausweitung im Schwerpunkt immerhin wenigstens mittels Umweltverbund bewerkstelligt wurde/wird (Paradebeispiel: Berliner Siedlungsstern), aber das ist leider die Ausnahme, welche in Berlin wohl auch bald ausgehebelt werden wird.

Für Münster – und darum geht es hier ja grad – ist allerdings anzumerken, dass ca. 80% des Pendelverkehrs mit dem Auto bewerkstelligt wird.
Die Ausweitung der Erreichbarkeitsradien wird absehbar im Schwerpunkt mit dem Auto vollzogen werden.
Die Distanzen der Pendelstrecken steigen in den letzten Jahren übrigens konstant an, und sind derzeit wohl bei ca. 18KM im Durchschnitt. Die dazukommenden Autofahrten sind tendenziell und logischerweise in weiteren Entfernungsbereichen, so dass der Anstieg der Streckenlängen zusätzlich zu den steigenden Wegezahlen fortgesetzt werden wird.
Für die Ausweitung der Erreichbarkeitsradien mittels Umweltverbund fehlen in MS auf absehbare Zeit die Grundlagen. ÖV ist in den relevanten Spitzenstunden bereits stark ausgelastet, Erweiterung ist sehr langwierig und zudem leider nicht in Sicht, stattdessen gibt es wie in NL Autobahnbauten bzw. Autobahnisierung der Bundes- und Landesstraßen.

Was das Platzsparende beim Radverkehr angeht:
das Verhältnis ist etwa 1:7 (Auto / Rad).

Wenn Du das hinkriegst, dass sich durch Radwegebau die Kapazität/Reisezeit auf für Autoverkehr halbwegs relevanten Strecken tatsächlich im vorher/nachher Vergleich verschlechtert:
Chapeau und Glückwunsch!

Das bringt natürlich was. Z.b. wenns bei den Kölner Ringen mal kommt, oder evtl. in München.
Mir sind allerdings keine Fälle bekannt, wo das überhaupt mal in relevantem Umfang wirklich in der realen Welt geklappt hat.

Interessant und relevant die ersten Grafiken hier:
https://www.zukunft-mobilitaet.net/126068/analyse/wirkung-radfahrstreifen-radweg-schutzstreifen-geschwindigkeit-pkw-fahrzeit-miv/

Auch in NL gibt es die Komplementarität von Radwegbau (pull) und Einschränkung von Reiezeit/Kapazität beim MIV (push) nur zur Kernstadt und Wohnquartierberuhigung, was Ökologisch/klimamässig leider sehr wenig bringt, wenn die längeren Distanzen dabei attraktiviert werden (wie gesagt: etwa 1:7).
Die Zahlen zum Anstieg des Autoverkehrs in NL sind ja denn auch sehr eindeutig und sprechen klar gegen die These, dass mit ‚lets go dutch‘ irgendwelche ökologischen milestones oder Klimaziele erreichbar sind.

Örtliche St.Florians-Verbesserungen mit gentrifizierter liveable City?
Ja, ist aber 20.Jhd.

‚Echte‘ Verkehrswende?
Nein, ist aber genau das, was im 21 Jhd. zwingend benötigt wird!

Danke für den Link auf „Zukunft Mobilität“. Das entspricht dem, was z.B. auch Heinrich Stößenreuther vom Berliner „Volksentscheid Fahrrad“ im Lokalfernsehen gesagt hat, nämlich daß der Gewinner der geforderten Protected Bike Lanes vor allem der Autler sei.

Wenn man sich mal mit der Vielzahl an Gentrifizierungsdefinitionen angeschaut hat, zeigt sich, dass der Begriff ziemlich wenig sagt, solange man nicht klar definiert, was man damit meint.

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