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Radverkehr

Von Radfahrern, roten Ampeln und Unfällen

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Wie der Spiegel berichtet (und andere Medien bereits zitieren), missachten Radfahrer (angeblich) häufiger rote Ampeln als Autofahrer. Das ergibt zumindest die Untersuchung an einer (!) Kreuzung in Braunschweig. Für viele Autofahrer dürfte das der Erlaubnis gleichkommen, Radfahrer in Zukunft einfach über den Haufen zu fahren. So könnte man zumindest die abertausenden Untendrunterkommentare in Onlinemedien rund um dieses Thema deuten. Nach dem Motto ‚Selbst schuld, diese Radfahrer. Halten sich doch eh nicht an Verkehrsregeln‘.

Aber zurück zum Ernst der Sache. Natürlich ist es nicht richtig, bei Rot über eine Ampel zu fahren. Das sei deutlich vorweggesagt. Aus diesem Fehlverhalten zu schließen, dass sich Radfahrer oft selbst gefährden, wie die Überschriften nun behaupten, ist aber auch nicht ganz korrekt. Und verschleiert die wahren Probleme hinter den steigenden Unfallzahlen mit Radfahrenden. Wenn man schon hinschauen will, dann muss man es auch etwas genauer tun (und nicht unbedingt nur an einer Kreuzung). Fahren Radfahrer über Rot, gefährden sie sich selbst. Ja, theoretisch. Praktisch gesehen missachten Radfahrer ein Rotlicht aber in der Regel sehr bewusst, sichern sich mit Blicken nach rechts und links ab. Schließlich wären sie selbst die Leidtragenden eines möglichen Zusammenstoßes mit einem Auto. Das macht den Verstoß in keiner Weise besser. Zu Unfällen kommt es in diesen Situationen aber vergleichsweise selten.

Im Gegenteil: Radfahrer sind sehr viel gefährdeter, wenn sie bei Grün fahren. Klingt paradox, ist bei der auf das Auto ausgelegten Infrastruktur in Deutschland, die bisher kaum Platz für den Radverkehr lässt, aber leider so. Hier entstehen nämlich die allzu bekannten und folgenschweren Abbiegeunfälle – bei denen fast immer ein Auto- (zu 75 Prozent) oder LKW-Fahrer (zu 80 Prozent) schuld ist. Gründe dafür gibt es viele – Ablenkung durch das Smartphone, Unterlassen des Schulterblicks, Alkohol am Steuer. Und eben die schlechte Radverkehrsinfrastruktur, die Konflikte zuweilen provoziert.




Damit ist es immer noch nicht richtig, Verkehrsregeln zu missachten. Tut das bitte nicht! Und diese kleine Einschätzung hier liefert auch keine Entschuldigung für das Missachten einer roten Ampel. Pauschal zu sagen, dass sich Radfahrer oft selbst gefährden, vermittelt aber ein falsches Bild der Realität. Und verhindert im schlimmsten Fall, dass die richtigen Schlüsse aus den steigenden Unfallzahlen gezogen werden. „Wenn man den Verkehr als Ganzes anschaut und nicht nur eine Ampelkreuzung, begehen den Löwenanteil der Fehler die Menschen in Autos“, sagt ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork dazu und rückt damit die Verkehrsteilnehmer ins Licht, von denen die größte Gefahr ausgeht. Führe ab sofort kein einziger Radfahrer mehr bei Rot, hätte das auf die Unfallzahlen wahrscheinlich kaum Auswirkungen.

Bevor jetzt also wieder das große Radfahrer-Bashing losgeht, könnte man sich auch mal Gedanken darüber machen, dass (neben unaufmerksamen Autofahrern) die mangelhafte Infrastruktur (und von der strukturellen Benachteiligung zum Beispiel durch Bettelampeln ist hier noch gar keine Rede) vermutlich der viel größere Risikofaktor ist als Radfahrer, die über Rot fahren. Burkhard Stork: „Essenziell für die Sicherheit des Radverkehrs ist aber vor allem der Ausbau der Fahrradinfrastruktur – das fehlt bisher total. Sichere, breite Radwege, geschützte Kreuzungen und fahrradoptimierte Ampelanlagen gibt es in Deutschland bisher so gut wie nirgendwo.“

Und zur Sicherheit auch noch mal am Schluss: Fahrt nicht über rot! Und jetzt ‚Feuer frei‘ liebe Untendrunterkommentatoren…

15 Antworten auf „Von Radfahrern, roten Ampeln und Unfällen“

Moin aus BS,

die Forschungskreuzung: https://www.openstreetmap.de/karte.html?zoom=17&lat=52.27517&lon=10.53595&layers=B000TT
https://www.google.com/maps/@52.2755001,10.5356965,105m/data=!3m1!1e3

Da auch unsere Critical Mass da regelmäßig lang fährt, hoffe ich dass die Zahlen da nicht berüchsichtigt worden sind ;o)

ich finde da fehlen noch ein paar relevante Informationen.
Die Forschungskreuzung ist u.a. total kameraüberwacht, sodass tatsächliche Rotlichtverstöße nachgewiesen werden können. Es ist also nicht so das man nur die roten Fußgängerampeln gegenüber sehen kann und dann irgendwas behauptet wird.
Diese Forschungskreuzung liegt zwischen zwei Teilen und damit vielen Instituten der technischen Universität, da sind viele Studenten unterwegs. Wohnbenbauung ist dort auch im Umfeld.
An dieser Kreuzung sind neue Fahrradampeln vor den Überwegen angebracht, die Radverkehrsführung aber neben den Gehwegefurten, d.h. man könnte in Versuchung kommen die Kreuzung bei Radfahrer-Rot, aber noch bei Fußgängergrün zu überqueren.
Wie die Ampelschaltung genau ist müsste ich mir noch mal ansehen, komme da nicht so oft lang.
Es werden mehrspurige Straßen zu- und abgeführt, sowie in Abbiegerspuren aufgeteilt, von daher hat man Mittelinseln zwischen den Fahrbahnen und zusätzlich noch Fußgängerampeln in der Mitte.

Insgesamt schätze ich das Verhalten vieler braunschweiger Radfahrer unterschiedlicher Altersklassen schon als teilweise rücksichtslos und nicht regelkonform ein, viele Rotlichtsverstöße gehören dazu.
Andererseits sehe ich da auch Gründe für, in den letzten Jahren hat man in Braunschweig immer mehr Ampelanlagen so umgebaut und mit schlechten Grünphasen für Radfahrer ausgestattet. Die Radfahrer haben hier häufig die kürzesten Zeiten, werden irgendwo in der Mittelinsel großer Verkehrswege stehen gelassen um dann wieder minutenlang auf Grün zu warten.
Die Radinfrastruktur ist teilweise völlig unterschiedlich gestaltet, mal Radwege hochbord, mal Radfahrstreifen oder Schutzstreifen. Es gibt zunehmend Konflikte mit und unter allen Verkehrsteilnehmern, Fußgänger stehe oder laufen im Radweg, PKW parken oder Fahren im Radfahstreifen, die Stimmung ist zunehmend gereizt.
Vermehrt werden nicht funktionierende und verwirrende Radverkersanlagen angelegt, Radwege zu Fußwegen umdefiniert, Radwege auf Fußwege geleitet, Gefährdungsstreifen angelegt.

Die von mir beobachten Rotlichtverstöße der Radfahrer belaufen sich meist auf „schnell bei Gelb-Rot noch rüber“, oder „kein Auto kommt weit und breit, also rüber“. kaum jemand bringt sich absichtlich Gefahr, vielleicht 5 Prozent maximal, die es wirklich drauf anlegen oder offensichtlich unter Einfluss berauschender Mittel stehen..
Ein Teil der Radler weiß dank der Umbauten nicht mehr, auf welche Ampel er zu achten hat oder sieht diese gar nicht mehr. Das merkt man immer dann wenn man solche Leute anspricht und die sagen „die Ampel (Fußgänger oder Querverkehr) da hinten ist grün“. Diese Anzahl würde ich mit 10-15 Prozent einschätzen.

Das Gegenteil von Rotlichtverstößen gibts wegen mangelnden Kenntnissen der aktuellen STVO oder möglicherweise Sehschwäche auch, Radfahrer halten unverhofft bei Rotlicht für Fußgänger an und gefährden damit nachfolgende Radfahrer.

Was das Fahrradklima in Braunschweig angeht, sehe ich hier erheblichen Nachholbedarf. Ungefähr vor 20 Jahren hat man sich das Ziel gesetzt Fahrradstadt Nummer zwei nach Münster zu werden. Die gesteckten Ziele wurde m.E. nicht erreicht, Klagen von Radfahrern wegen schlechten Zustand der Wege oder Mängeln in der Beschilderung, Verkehrsführung werden abgewimmelt, eine funktionierende Bürgerbeteiligung wird diesbezüglich nicht ermöglicht.
Mie örtliche Zeitung greift manche Themen auf, die Antworten der Stadtverwaltung sind teilweise schon lächerlich. Es ist eigentlich immer dasselbe, da wo Ampelanlagen und Kreuzungen umgebaut werden, kommen viele Radfahrer nicht mehr zurecht. Das liegt daran, dass man alte Ampeln auf Höhe der Fußgängerampeln abbaut und kleine Fahrradämpelchen vor die Kreuzungen setzt, für Linksabbieger gibts dann noch eine Spezialampel hinter der Kreuzung samt LINKSabbiegerspur RECHTS neben der Geradeausspur vor den fahrspuren der Fahrbahnen, alles total verwirrend (letzteres ist aber nicht an der Forschungskreuzung so). Hier waren echte „Profis“ am Werk und jedes Jahr wirds schlimmer und jeder Radfahrer macht nun was er will.
Es gibt nur wenige Stellen in Braunschweig, die ich wirklich als gelungen bezeichnen würde, im Gegenteil, in den letzten 10-15 Jahren hat man neue Konflikte geschaffen und alte Probleme nicht gelöst.

„LINKSabbiegerspur RECHTS neben der Geradeausspur vor den Fahrspuren der Fahrbahnen, alles total verwirrend“

Für Dich oder mich ist das vielleicht verwirrend, aber nicht für Radwegfans, denn die sind es gewohnt, rechts von Rechtsabbiegern geradeaus zu fahren. Gleiches Prinzip. Die brauchen das also so, um NICHT verwirrt zu werden.

achso, eins noch vergessen, an der Forschunsgskreuzung dürfen Radfahrer nur im Rechtsverkehr rum, die Fahrradampeln sind dementsprechend nur an einer Seite angeordnen, was Radfahrer aber nicht davon abhält entgegengesetzt der vorgeschriebenen Richtung als Geisterfahrer zu fahren.

Radfahrer verletzen „häufiger“ Verkehrsregeln als Autofahrer? Dieser Satz an sich hat genau gar keine Aussage. Waren es im Beobachtungszeitraum 2 Radfahrer und 1 Autofahrer? Oder 1000 Radfahrer und nur 999 Autofahrer? Wie viele Radfahrer und Autos überquerten die Kreuzung im Beobachtungszeitraum? Ab wann gilt es als „verletzen“? Ist das schnelle drüberhuschen kurz nach dem Umschalten auf Rot schon eine Verletzung oder noch in Ordnung, weil es jeder macht? Wurde geprüft, ob jeder Autofahrer vorschriftsmäßig einen Schulterblick vor dem Abbiegen gemacht hat? Wurde der Blinker benutzt? Wurde die Vorfahrt korrekt gewährt? Wurde die Kreuzung bei Rückstau freigehalten?

Aber solange auch nur einzelne Radfahrer bei Rot fahren (womöglich noch ohne Helm!), solange wird diese Legende vom sich selbst gefährdenden Radfahrer weiterleben. Zumindest an manchen Stammtischen…

hallo Stefan, soweit ich weiß, gibt es zumindest bei den Autofahrern eine 3-Sekunden-Regel, darunter einfacher Rotlichtverstoß (im letzten Moment drüberhuschen), darüber qualifizierter Rotlichtverstoß.

weitergehende Zahlen zu den Ergebnissen der Forschung habe ich noch nicht gefunden, nicht mal in den örtlichen Medien oder via Google-Suche.
https://www.google.com/search?q=Braunschweig+Forschungskreuzung+Radfahrer

noch ne Ergänzungzu dem obigen, die Forschungskreuzung hat keine sog. „Bettelampeln“, die nur auf Anforderung reagieren. Aber in Braunschweig gibts sowas auch.

Hab die Ampel mal paar Minuten beobachtet, Radfahrer kriegen in einigen Fahrbeziehungen deutlich abweichende Signalisierungen zu Fußgänger, d.h. die hinterste Fußgängerampel hat bei mindestens einer Wegbeziehung deutlich länger grün als die Radfahrerampel.
Des Weiteren bekommt die Fußgängergegenrichtung in einigen Wegbeziehungen früher grün und eben an so einer Stelle kam mir ein Radfahrer unzulässig links früher entgegen, als ich hätte fahren dürfen.

In Braunschweig ist das der Regelfall, dass an solchen größeren Kreuzungen völlig unterschiedliche Ampelphasen geschaltet sind, dass dient allerdings zur Optimierung des Kraftverkehrs auf der Fahrbahn. Es sorgt zudem für den Konflikt, dass Autofahrer irgendwo eine rote Fußgängerampel sehen, sich darauf verlassen und dem Radfahrer, der bei grüner Fahrradampel fährt einen Rotlichtverstoß unterstellen, Hupen, etc.

Die Hauptrichtung der Straßenführung ist hier abknickend, d.h. die Straßen von Norden und Osten sind untergeordnet. Es handelt sich um einen „Ring“, der größere Verkehrsmengen um die Innenstadt herum und zu den Einfallstraßen führen soll.

Das im Artikel genannte Warn-Blinklicht habe ich nicht mehr entdeckt, aber vor einigen Monaten bzw. im letzten Jahr mal gesehen.

Zusammengefaßt: Radwege aka „Infrastruktur“ drängen Radfahrer dazu, aus Sicherheitsgründen bei Rot zu fahren. Da sollte dem einen oder anderen doch ein Licht aufgehen!

„Radwege motivieren Menschen, Rad zu fahren.“

Das Märchen ist offenbar nicht totzubekommen.

„Miese Ampelschaltungen verleiten Radfahrer, bei Rot zu fahren.“

Was soll die arme Ampel denn machen? Rot ist nicht beliebt, Grün aber auch nicht, wie ich gerade gelernt habe: „Radfahrer sind sehr viel gefährdeter, wenn sie bei Grün fahren“, denn „Hier entstehen nämlich die allzu bekannten und folgenschweren Abbiegeunfälle“.

Meine Lösung ist, die schönen Wegelchen rechts liegen zu lassen. Dann komme ich nicht nur in den Genuß optimierter Ampelphasen, ich muß mich auch nicht mit Rechtsabbiegern messen. Win-win.

Ist kein Märchen, höre ich täglich. Nicht in Kommentarspalten, im echten Leben.

Natürlich ist Grün beliebt. Und die Masse hält sich ja auch dran.

Deine Lösung hilft dir und Alfons, aber nicht der Mehrheit der (radfahrenden) Bevölkerung. Die will sich die Fahrbahn nicht mit Autos und LKW teilen, selbst wenn die nur 30 fahren. Und macht es auch nicht. Das geht höchstens in ruhigen Wohnvierteln. Wenn du denen an Hauptstraßen aber keine Radwege geben willst, sagst du ihnen praktisch „Dann fahrt halt kein Fahrrad“.

Und ne 40er oder 50er Grünphase hilft dir auch nicht. Das packst du mit dem Rad nicht.

Tendenziell stimme ich Daniel zu. Wobei ich die Liste, wo Radwege nötig sind und wo nicht, anders sehe. Wohngebiete, Waldwege, Nebenstraßen und viele mehr haben so wenig KFZ-Verkehr, dass ich mich dort auch schon immer sehr wohl gefühlt habe. Radwege sollten also nach meiner Einschätzung nur an Hauptverkehrsadern. Der Rest sollte 30 als Höchstgeschwindigkeit erhalten und dann entsprechend kontrolliert werden. Und den Überholabstand bitte auch kontrollieren.

Die Unterscheidung in ’normale Menschen‘ bzw. ‚interested but concerned‘ und angebliche Mitglieder einer ominösen VC-Sekte, die nur ihre eigenen Interessen als fitte-sportliche fahrbahnfahrende Männer im Sinn haben und längst allem Altruismus abgeschworen haben … , ja,
ist gängiges Narrativ in der ‚Radwegebewegung‘ geworden.
Mir ist bislang noch niemand mit dieser Haltung begegnet!
Das Genze ist eine Phantomdiskussion, um mit fiktiven Feindbildkonstruktionen die eigene Dogmatik (Rad braucht Radweg) gegen Kritik zu immunisieren.

Was Egoismus vs. Altruismus (Lösungen für Minderheit auf Kosten der Mehrheit) angeht ist mittlerweile der Bezug zur Realität komplett verloren gegangen.
Systematische Abgasvergiftung und Sommerhitze treffen gerade die sehr kleinen Kinder, die Alten, die Schwachen und die Armen, die an den radweg-verzierten Hauptverkehrsstrassen wohnen müssen.

Klimaumbruch trifft gerade die Menschen (globaler Süden), die die Katastrophe NICHT zu verantworten haben aber von ihr getötet werden, auch hier trifft es NICHT die privilegierten Lastenrad-Hipster in ihren bald autoarmen Hochpreis-Quartieren, sondern die, die von Alter oder Krankheit geschwächt sind und sich dann in den Sommermonaten keine Klimaanlage für ihre Wohnung leisten können.

Wirklich auf dem „Egotrip“ sind wohl eher die, die ihre convenient Radwege wollen und dabei in Kauf nehmen, dass der Autoverkehr weiter in der Fahrleistung in die Höhe getrieben wird.

Typus: überall Radwege fordern, weil wir ja solidarisch an die ‚Schwachen‘ denken müssen, aber dann im Urlaub (sorry für die ‚Spitze‘) aus ‚Spass‘ um die halbe Welt jetten. Typische Evaluation ist dann aus dieser Gruppe logischerweise nicht die Entwicklung der absoluten Fahrleistung des MIV und/oder CO2 Bilanz (ökologisch relevant), sondern der ‚Radverkehrs-wegeanteil‘ oder noch schlimmer: der Radwegmeter pro Einwohner Quote. Motto ‚more people bike more often‘.

Das mindeste, was zu erwarten wäre ist doch die Zurkenntnisnahme der empirischen Realität. Klimawandel ist SEHR real und leider schneller fortschreitend als bislang gehofft.

Ebenso real ist die Tatsache, dass in den ‚Radwegeländern‘ der Autoverkehr ansteigt.
Sowohl bei Autodichte, als auch bei der Auto Fahrleistung.

Wer da die Augen verschliesst und Verkehrspolitik betreibt ohne faktenorientiert die Implikationen des Klimaumbruchs zu berücksichtigen sollte WENIGSTENS so ehrlich sein und seine Selbstbilder von Altruismus und ökologischer Orientierung hinterfragen oder (ehrlich machen!) aufgeben.

Jubel der Radwege-bewegung z.B. zu Rad-Separations-Bauwerken wie dem Hovenring, der intentional und faktisch zu steigendem Autoverkehr führt, ist ales andere als ’solidarisch‘ ‚altruistisch‘ oder ähnliches, sondern – weil der Autoverkehr damit weiter ansteigt – ein Schlag ins Gesicht all derer, die vom Klimawandel betroffen sind oder es bald werden.
Da geht es nicht um convenience, sondern buchstäblich und massenhaft um Leben und Tod, um viele hundert Millionen von verzweifelten Flüchtlingen.

Soviel mal zum immanenten Egoismusvorwurf von „hilft dir und Alfons“.

Das Zeitfenster für Veränderungen ist nahezu abgelaufen, da ist es nicht mehr angebracht Placebos (ökologische Verkehrswende durch Radwegebau) zu propagieren, deren Wirkungslosigkeit mittlerweile empirisch gut belegt ist.

Und wie schon oft gesagt: ich bin keineswegs prinzipiell gegen jeden Radwegebau.

genau, hier in BS sind viele Fahrradampeln, aber auch die für Fußgänger nur 3-5 Sekunden grün. Das reicht nicht mal aus um die Fahrbahn bei grün zu überqueren, die Autos fahren los und es wird manchmal gehupt.

Und wir haben große Kreuzungsanlagen, wo teilweise vier bis 8 Fahrspuren überquert werden, da sind adnn Mittelinseln drin. Hier kommt es vor, dass die hinteren Ampeln früher grün und wieder rot werden, als die vorderen, d.h. man wird in der Mitte dieser Überwege ausgebremst. An manchen Ampeln kann man es aber mit etwas höherer Geschwindigkeit bei gerade so grün noch schaffen, an anderen nicht. Die Radfahrer lassen sich das definitiv nicht gefallen.

Bettelampeln haben wir zum Glück nur wenige, aber dafür Radfahrer, dei den Knopf da nicht drücken und dann nachdem die Autofahrer der Querrichtungen nach rot wieder grün hatten irgendwann entnervt losfahren. Ich hab da auch Verständnis für.

> Ist kein Märchen, höre ich täglich. Nicht
> in Kommentarspalten, im echten Leben.

Beweis durch ständige Wiederholung? Ich hör’s auch täglich im echten Leben, und dennoch glaube ich nicht daran. SPON hat aus einer Studie des Bundesumweltamtes zitiert (irgendwo ist auch die Primärquelle online zugänglich): https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/autofahrer-wuerden-lieber-rad-oder-bahn-fahren-a-1142981.html Daraus:

| Einen Umstieg aufs Rad können sich etwa
| zwei Drittel [der regelmäßigen
| Autofahrer] vorstellen.

| Hendricks betonte, die Menschen seien
| bereit, auf das Auto zu verzichten,
| aber sie bräuchten gute Alternativen. „Das
| bestärkt uns in unserem Einsatz
| für die nachhaltige Stadt der kurzen Wege.
| Wir brauchen dringend mehr
| Mittel für den öffentlichen
| Personennahverkehr und neue, bessere
| Radwege
| in den Städten.

Zwei Drittel, das wäre schon fast das Paradies. Und na klar, nur der Bau von mehr und besseren Radwegen trennt uns von der Traumwelt. Daß diese Wunschvorstellungen nicht viel mit der Realität zu tun haben, zeigt ein weiteres kaum beachtetes Ergebnis der Studie:

| So sind der Studie zufolge rund drei
| Viertel der regelmäßigen Autofahrer
| bereit, häufiger zu Fuß zu gehen.

Drei Viertel! Warum tun sie es nicht? Brauchen wir mehr und bessere Gehwege? Warum sehe ich immer noch zahlreiche Nachbarn 250 m zum Bäcker oder Kiosk mit dem Auto fahren?

Die Idee „mehr Radwege = weniger Autos“ ignoriert völlig die starke psychische Abhängigkeit der Mehrheit der Autofahrer vom Auto. Das Auto ist nicht einfach nur ein Transportmittel, das die Leute stehenlassen, wenn es eine bessere Option gibt.

> Deine Lösung hilft dir und Alfons, aber
> nicht der Mehrheit der
> (radfahrenden) Bevölkerung. Die will sich
> die Fahrbahn nicht mit Autos und
> LKW teilen,

Du willst sie stattdessen auf Nebenstecken verbannen, auf denen sie sich zwar sicher fühlen, aber objektiv ein höheres Unfallrisiko haben? Wenn man potentielle Opfer an einen Ort lockt, an dem sie sich sicher fühlen, aber tatsächlich in Gefahr sind, ist das nicht genau die Definition einer Falle? Die Radwegforderer sind bereit, ein paar Radfahrer zu opfern, um eventuell mehr Radfahrer zu bekommen? Der Zweck heiligt die Mittel. Wie sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren, hat mir noch keiner erklärt.

Wie wäre es denn, wenn man das Problem an der Wurzel anpackte, sich also um die Gefährder, den (kleinen) Teil der verhaltensauffälligen Kraftfahrer kümmerte? Stattdessen bohren die Radwegfans lieber dünnere Bretter und erlegen den den Opfern Beschränkungen auf. Ist ja auch einfacher, Radfahrer haben keine Lobby.

> Und ne 40er oder 50er Grünphase hilft dir
> auch nicht. Das packst du mit
> dem Rad nicht.

Hey! 40 ginge durchaus, wenn das Blech nicht den Verkehr behindert und ich nicht mit dem (vollbepackten) Einkaufsrad unterwegs bin. Und auch bei 50 schafft man ich in der Regel mehrere Kreuzungen. Mehr als auf dem Radweg, der meist für maximal 15 km/h ausgelegt ist und eine verkürzte Grünphase hat. Damit das Fahrrad eine attraktive Alternative ist, muß es auch einigermaßen schnell sein. Wenn ich auf 15 km/h heruntergebremst werde, was einen Schnitt von 10 – 12 km/h ergibt, dann nutze ich lieber ein Fahrzeug, mit dem ich legal und schnell auf der Fahrbahn fahren kann.

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