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Fahrradunfälle nehmen drastisch zu

Die Verkehrssicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer hat sich weiter verschlechtert, das zeigen die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Unfallzahlen 2018. Während im Autoverkehr weniger Menschen starben, stieg unter den Radfahrenden die Zahl der Getöteten drastisch an.

Pressemitteilung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e.V.

Die Verkehrssicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer hat sich weiter verschlechtert, das zeigen die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Unfallzahlen 2018. Während im Autoverkehr weniger Menschen starben, stieg unter den Radfahrenden die Zahl der Getöteten drastisch an. Der Fahrradclub ADFC kritisiert das schleppende Tempo beim Radwegebau und fordert ein bundesweites Investitionsprogramm für geschützte Radwege und Kreuzungen.

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Es ist bedrückend: Täglich stirbt mindestens eine Radfahrerin oder ein Radfahrer auf unseren Straßen und alle halbe Stunde wird eine Person auf dem Rad schwer verletzt. Tendenz steigend, nicht fallend, wie politisch gewünscht. Die oft gehörte Unterstellung, Radfahrende seien an ihrem Unglück selbst schuld, ist zynisch und greift zu kurz. Fakt ist: Hauptunfallgegner ist das Auto, Hauptschuldige sind bei den Kollisionen die Autofahrenden, und die gefährlichsten Orte sind fahrradfeindlich gestaltete Kreuzungen und Einmündungen. Der wahre Grund aber ist unser für den Autoverkehr optimiertes Verkehrssystem, in dem der Radverkehr keinen eigenen, sicheren Raum bekommt. Wir brauchen endlich eine Umgestaltung der Städte, mit durchgängigen, sicheren Radwegen und geschützten Kreuzungen, wie sie in den Niederlanden und Nordamerika bereits gebaut werden! Bisher investiert Deutschland nur Peanuts in den Radverkehr. Wir brauchen endlich Pro-Kopf-Investitionen von mindestens 30 Euro um Deutschland sicher für Radfahrerinnen und Radfahrer zu machen!“




Weitere Zuspitzung durch E-Scooter erwartet

Nach Einschätzung des ADFC wird sich die Unfallsituation beim Zweiradverkehr im aktuellen Jahr noch weiter verschlechtern. Denn der Radverkehr in den Städten nimmt zu, immer mehr Menschen wollen Alternativen zum Auto – und gleichzeitig wird es durch die kürzlich zugelassenen E-Scooter auf den ohnehin schon unterdimensionierten Radwegen immer enger und gefährlicher. Stork: „Es ist unverantwortlich, immer mehr Fahrzeuge auf erbärmliche Radwege zu lassen, ohne die Infrastruktur dem gewachsenen Bedarf anzupassen!“

17% mehr Tote, 11% mehr Verletzte, 4 % mehr verunglückte Kinder*

88.850 Radfahrerinnen und Radfahrer verunglückten 2018 auf deutschen Straßen – das sind 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter den Unfallopfern waren auch 10.225 Kinder, das entspricht einem Plus von fast 4 Prozent. 445 Radfahrende kamen 2018 zu Tode, das sind fast 17 Prozent mehr als 2017. Unter den Getöteten waren 21 Kinder, sechs von ihnen starben durch rechtsabbiegende LKW.

Hauptunfallgegner: Auto

Etwa zwei Drittel aller Fahrradunfälle sind Kollisionen mit Autos. Hauptschuld trägt in den allermeisten Fällen (75 Prozent) der Autofahrer bzw. die Autofahrerin. Bei knapp 20 Prozent der polizeilich erfassten Unfälle ist kein Unfallgegner im Spiel. Bei diesen sogenannten Alleinunfällen kommen Radfahrende oftmals durch mangelhafte Infrastruktur – also Schlaglöcher, Baumwurzelaufbrüche, Abbruchkanten oder Hindernisse auf dem Radweg zu Fall.

Hauptunfallsituation: Kreuzungen, Einmündungen

Die häufigste Unfallkonstellation für Radfahrende sind Kollisionen mit Kraftfahrzeugen beim Einbiegen, Kreuzen oder Abbiegen. Der ADFC fordert daher beim Ausbau der Radinfrastruktur besonders Augenmerk auf Kreuzungen und Einmündungen zu legen. Stork: „Wir brauchen aufgeräumte Kreuzungen mit guten Sichtbeziehungen – nicht parkende Autos überall. Wir brauchen separate Radwege auf allen Straßen über Tempo 30, damit auch Kinder, Senioren und Neueinsteiger auf dem Rad sicher fahren können. Wir brauchen getrennte Grünphasen für Geradeausverkehr und Abbieger, damit Rad und Auto sich nicht ständig in die Quere kommen. Sicheren Radverkehr schafft man nicht durch Appelle, sondern nur mit besserer Infrastruktur!“

Foto: dd

12 Antworten auf „Fahrradunfälle nehmen drastisch zu“

Danke Daniel! Meine Güte, das sind dermaßen erschütternde Zahlen, dass mir beim Lesen eben wirklich etwas übel geworden ist. Man spürt förmlich den Zwang in sich aufsteigen, sich NICHT echte Mitmenschen darunter vorzustellen, weil es einem so unangenehm nahe geht. Wenn man das hier innerlich abgleicht mit den blind um sich beißenden Dosenfahrern in z.B. den Zeit Online Leserkommentaren, wo etwa beim Thema höhere (aber nicht hohe) Parkgebühren für Autofahrer auf Radfahr-Schutzstreifen (die ja ohnehin nicht kassiert werden), innerhalb kürzester Zeit hunderte Whataboutism-Schnellschüsse abgegeben werden, ja dann will man hier einfach nur noch weg. Was für eine grauenhafte Sackgasse mit dem MIV hierzulande!

Hört hört, der ADFC fordert mal wieder „aufgeräumte Kreuzungen“ und „separate Radwege“. Ist das derselbe ADFC, der das „Radfahren auf der Fahrbahn“ fordert?

Das die Unfallzahlen steigen ist nach den Rekordsommer und dem E-Bike Boom nicht verwunderlich — mehr Verkehr zieht potentiell auch mehr Unfälle nach sich. Was mich daran wundert ist das es nur so wenig mehr Tote gab – weil mit den E-Bikes sind jede Menge Leute in einem Tempo unterwegs das ihre Fähigkeiten bei weitem übersteigt . Außerdem sind Helme ja anscheinend überflüssig……

Ja! Helme auf Fahrrädern sollten überflüssig sein.
Ich bin seit sehr sehr vielen Jahren auf 2 Rädern unterwegs.
Noch nie hatte ich Angst im Strassenverkehr.
Bis jetzt!
Heute fällt es mir immer schwerer unbeschwert auf 2 Rädern unterwegs zu sein.
Die Rücksichtslosigkeit und Gewaltbereitschaft in der heutigen Zeit hat extrem zugenommen. Ich erlebe Szenen die früher nicht vorstellbar waren.

Autos, Fahrräder und Fußgänger halten die Regeln nicht mehr ein!
Aber ohne Regeln kann eine Gesellschaft nicht funktionieren.
D.h. es herrscht fast schon Anarchie auf den Strassen,
nur der Stärkere kommt unbeschadet an seinem Ziel an.
Ist das wirklich die menschliche Gesellschaft im 21. Jahrhundert?
Mir scheint der Höhepunkt der menschlichen Evolution liegt bereits hinter uns!

@ Pete : Ein Helm schützt, egal aus welchem Grund man stürzt! Ich würde nicht mehr darauf verzichten wollen …der Helm ist zwar nicht schön , und stört auch in gewissem Maße, aber er minimiert die Risiken!

@Uwe Trettin
Wenn der Helm tatsächlich so toll schützt, dann sollte man ihn auch als Fußgänger, Nutzer des ÖPNV, unter der Dusche (Ausrutschgefahr!), beim Staubsaugen (Kabel!), und vor allem als Autoinsasse tragen. Wer das alles nicht macht und den Helm nur beim Radfahren trägt, handelt mindestens inkonsistent und unlogisch.

Der beste Artikel seit langer Zeit zum Thema ist hier verlinkt:

https://nerdpol.ch/posts/9c06f68084cd0137ad9452540039b762

Der Pressemitteilung von DESTATIS entnehme ich, dass es zwischen 2010 und 2018 16,8 % mehr getötete Radfahrer waren.

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/07/PD19_260_46241.html

Der ADFC behauptet eine Zuname von 17 % innerhalb eines Jahres. Entweder stimmt das nicht, oder wir haben ein Bsp. dafür, warum der Vergleich zweier Jahre für Trendaussagen nicht geeignet ist.

Spannend wäre, ob es eine Zunahme des Unfallrisikos gäbe, wenn man das Unfallrisiko je km bzw. je Fahrt nach Altersklassen und ohne Motor/Pedelec/S-Pedelec hin differenziert betrachtet.

Der Radwegebau hat deutlich zugelegt, das Wetter war ideal zum Radfahren, die Kampagnen gegen das ‚Fahrbahnradeln‘ bzw. das ‚vehicular cycling‘ zeigen langsam Wirkung, also gibt es auch mehr Unfälle und Unfalltote bei den Radfahrenden.
Logischerweise mit Schwerpunkt Knotenpunkt was ja bei verstärkter Radverkehrsseparation exakt SO prognostizierbar war.

Wenig Verwunderliches also, ohne dass ich das unsägliche Leid, das diese ganzen Unfälle und Todesfälle mit sich bringen in irgendeiner Weise verharmlosen möchte.
Ganz im Gegenteil.

Leider ist es NICHT mehr im Fokus eines großen Teils der Rad-Bewegeung bzw. Radwegebewegung ursächlich an der auch klimapolitisch zwingend notwendigen Reduktion des Autoverkehrs zu arbeiten.
Stattdessen allerorts unkritiche Übernahme des ökologisch gescheiterten NL-Konzeptes mit viel Rad PLUS viel Auto.

Im Übrigen macht es wenig Sinn das Radfahren – wie in den letzten Jahren immer mehr geschehen – verstärkt gefährlich zu schreiben.
Es ist immer noch ERHEBLICH gesünder Rad zu fahren als nicht Rad zu fahren, und nach wie vor ist bzw. wäre Radfahren ein wichtiger Baustein für die Verkehrswende, wenn es denn gelänge von der naiven autogerechten Radverkehrsförderung weg zu kommen und Radverkehr als Teil des Umweltverbundes endlich in den Kontext einer grundlegenden ökologischen Transformation unseres Verkehrssystems zu setzen.

Nicht auf rhetorischer Ebene – wie es ja von vielen Radentscheiden und dem Bundes-ADFC praktiziert wird – sondern ganz real im Rahmen einer konsequenten PUSH&pull Strategie.

Mit unentwegtem autogerechten Radwegebau kommen wir da nicht hin, auch wenn umgedreht bei einer funktionierenden Transformation sicherlich der ein und der andere Radweg gebraucht werden wird, und wenn sicherlich die Möglichkeit genutzt werden muss Radwegbau und MIV Reduktion zu verbinden (Radentscheid Nünchen, Köln (Ringe) haben interessante Teilkonzepte, die in diese Richtung gehen).

– Kein Radweg mehr ohne komplemantären RÜCKBAU der Kapazität des Autoverkehrs.
– Kein Missbrauch des Radverkehrs mehr als Anti-Stau-Massnahme des sich selbst auf den Füssen stehenden zugestauten Autoverkehrs
– Keine faulen Kompromisse mehr mit untaugliche billigen ’sogenannten‘ Radwegen, sondern ‚Sekt‘ oder GARNIX!
– Wer ‚Selters‘ baut braucht sich über tote Radfahrende nicht zu wundern.
– Wer miese Infrastruktur zulässt oder als ‚Kompromiss‘ akzeptiert braucht sich über Unfälle nicht zu beschweren.

Wer kauft Stromkabel mit Kompromiss bei der Isolation und absehbarer Kurzschlussgefahr?
Genau das wird uns von Verwaltungen, Radentscheiden, einigen Rad-promotern im Radwegebau als ‚Standard‘ verkauft.
Stromkabel haben auch Spannungsspitzen wegzustecken.
Zweirichtungswege brauchen 4 Meter Breite
Einrichtungswege brauchen Breite AB 2,25 Meter, konsistente Führung, 365 Tage Benutzbarkeit, soziale Sicherheit, Blendfreiheit, Top-Oberflächen, und etliche ‚basics‘ mehr, also genau das, was und 99% des sogenannten ‚Radwegenetzes‘ nicht bietet. ERA-Standard IST UNZUREICHEND !

– Wo es konflikthaft wird: Tempo des Autoverkehrs drosseln
– Wo der Platz felht: Autoverkehr raus oder reduzieren oder Einbahnstrasse oder Mischverkehr mit entsprechenden Verlangsamungen des MIV.
– und es muss endlich und einfürallemal Schluss sein mit allen Benutzungspflichten für Radwege!
Gute Radwege werden benutzt, auf schlechte Radwege dürfen Radfahrende nicht gezwungen werden, und es ist klar zu kommunizieren, dass IMMER und auf allen Strassen (ausser Autobahn/Kraftfahrstrasse) mit Radfahrenden zu rechnen ist.
Abdrängen Behindern Gefährden ist endlich klar unter Strafe zu stellen.
Es braucht ausserdem aus klimapolitischen Notwendigkeiten heraus klare Reduktionsziele für den Rückgang des Autoverkehrs mit DATUM und maximalen FAHRKILOMETERN.

Die Niederlande sind diesbezüglich sehr klar gescheitert, aber immerhin wurde die Regierung jüngst gezwingen Klimaziele auch im Verkehr aufzustellen, um aus der Schlusslichtposition im Klimaschutz herauszukommen und wenigstens halbwegs in die Nähe des Parisabkommens zu kommen.Ein Rückgang um 8 Mrd. Fahrkilometer beim MIV wurde festgeschrieben für das Jahr 2030 !!!
https://www.klimaatakkoord.nl/binaries/klimaatakkoord/documenten/publicaties/2018/12/21/mobiliteit/Ontwerp+van+het+Klimaatakkoord_compleet_web_C2+mobiliteit.pdf
(Seite 53)
Dass diese Ankündigungspolitik real erfüllt wird ist ebenso unwahrscheinlich wie das Erreichen der Klimaziele hierzulande, aber immerhin wurde wenigstens mal die Reduktion der Fahrleistung irgendwo als Ziel festgeschrieben.
Das sollte im 21.Jhd. eine absolute Selbstverständlichkeit bzw. Notwendigkeit sein, aber in D ist noch überhaupt nicht die Rede davon!

So oder zumindest grob in diese Richtung wäre zu denken, wenn es tatsächlich um Verkhehrswende und um effektive ursachenbezogene Unfallprävention ginge.
Ausserdem: Vorrang des Fussverkehrs, dann der ÖV, dann der Radverkehr, und was dann noch bleibt kann für den (Rest-) Autoverkehr verwendet werden.

Wem das zu ‚radikal‘ oder ‚weltfremd‘ ist:
o.k. dann halt weiter mit Unfällen, steigendem Autoverkehr und steigenden Durchschnittstemperaturen leben.

Wenn dann doch Leute Radfahren, die wenig Erfahrung haben und ihre Fähigkeiten und die Qualität des verwendeten Rades überschätzen, kann auch das zu höheren Unfallzahlen führen. Das sind alles begründete Annahmen. Was man braucht, ist eine detaillierte Auswertung über längere Zeiträume.

Wo gab es massenhaft neue Radwege? In den Städten in denen ich regelmäßig bin nicht. Höchstens mal hier und da ein Schutzstreifen oder Radfahrstreifen.

Wenn die Unfallzahlen steigen, sind die Kreuzung per Definition mancher Aktivisten nicht korrekt nach niederländischem Vorbild. Mit der Lösung wird das Leben einfacher.

Wenden heißt, dahin zurück fahren, wo man her kommt. Verkehrswende bedeutet also, beim Thema Verkehr wieder wie früher zu handeln.

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