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Achtung, Stickoxide! Holt die Staubsauger raus!

Die Luftschadstoffwerte sind in vielen deutschen Städten weiterhin zu hoch. Es sind eben immer noch Schummeldiesel und insgesamt einfach zu viele Autos unterwegs. In Stuttgart hat man 2017 schon versucht, dem Feinstaub mit Mooswänden beizukommen. Hat nicht geklappt. Die Stuttgarter CDU fand den 560.000-Euro-Versuch trotzdem notwendig.

In Kiel hat man es aktuell noch mit Stickoxiden zu tun. Weniger Stickoxidquellen, also weniger Autoverkehr, scheint man aber auch hier nicht für die Lösung zu halten. Stattdessen will man die Schadstoffe mit einer Absauganlage – so groß wie ein Bulli – reduzieren. Um Fahrverboten, also Einschränkungen für den motorisierten Verkehr zu vermeiden, soll zum Monatsende eine Pilotanlage zunächst über mehrere Wochen hinweg an einer abgasbelasteten Straße erprobt werden. Und wo genau soll diese Anlage stehen? Natürlich auf dem Radweg! Es wird also der Radverkehr eingeschränkt. Er soll über den Gehweg umgeleitet werden. Fußgänger freuen sich bestimmt genauso sehr wie die Radfahrer.

Mit diesem peinlichen Versuch blamiert sich die Landeshauptstadt deutschlandweit.

Thomas Möller, Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in Schleswig-Holstein, trifft es ganz gut: „Mit diesem peinlichen Versuch, die Schadstoffe von der Messstation fernzuhalten, blamiert sich die Landeshauptstadt deutschlandweit.“ Er fordert hingegen mehr Raum für den Umweltverbund – also für Radfahrer, den Fußverkehr, Busse und Straßenbahnen. Sehr kurzfristig könne man Kfz-Spuren zu Radfahrstreifen oder Busspuren umgestalten.

Aus Steuermitteln finanzierte Absauganlagen sind nun wirklich ein weiterer hilfloser und fast schon provokanter Versuch, am eigentlich Problem nichts ändern zu müssen. „Der Plan, derartige Versuche nun auch noch ausgerechnet auf dem Rücken derjenigen VerkehrsteilnehmerInnen austragen zu wollen, die sich vorbildlich – nämlich umweltgerecht und klimaneutral verhalten – ist eine klare Kampfansage und eine Abkehr von den für die KielRegion im „Masterplan Mobilität“ niedergelegten Klimaschutzzielen“, so der ADFC. „In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels ist dies das komplett falsche Signal für das Küstenland Schleswig-Holstein!“

Update 6. Februar 2018

Die Absaugstation steht nun. Und wie angekündigt auf dem Radweg. Die Stadt Kiel schreibt, man soll als Radfahrer einfach rechts dran vorbei über den Gehweg fahren. Das sieht alles wie ein ganz schlechter Scherz aus…

Foto via Kieler Radwege

4 Antworten auf „Achtung, Stickoxide! Holt die Staubsauger raus!“

Das Ding ist so konzipiert, das es auf einen Parkplatz passt. Und, Überraschung, Parkplätze gibt es wo??? Direkt am Straßenrand. Also unmittelbar neben der Stelle, an der der Dreck erzeugt wird. Und wenn schon Autos den Dreck erzeugen, warum soll dann nicht auch der Autoverkehr drunter leiden, wenn zur Luftreinigung so eine Kiste aufgestellt wird? Aber nee, die Büchse kommt auf den Radweg. Mal wieder müssen Fußgänger und Radfahrer unter der Priorisierung des Autoverkehrs leiden.
Zudem wird da nur an den Symptomen rumgebastelt, statt das an die Ursachen (zuviel Autoverkehr und zu dreckige Motoren) gegangen wird.
Immerhin hat der Hersteller aufs Dach Solarzellen gebaut, um damit die notwendige Energie zu erzeugen. Ich hatte schon befürchtet, die hätten zur Energieversorgung einen Dieselmotor von vw reingesetzt :-)

Wo ich den Artikel gelesen hab, dachte ich der Aufstellort ist nicht optimal. Man wird sich aber arrangieren können.

Wo ich jetzt nach dem Update das Foto sehe, fehlen mir die Worte. Das Gerät erscheint noch breiter als viele Längsparkplätze. Der Verbleibende Platz für Fußgänger und Radfahrer ist nicht einmal die Hälfte und deutlich unter den Mindestanforderungen. So ist kein Störungsfreier Verkehr mehr möglich. Normalerweise bringe ich Verständnis auf, wenn Leute dem Auto aus verschiedenen Gründen mehr Platz zugestehen. (Verständnis heißt nicht dass ich es gut finden muss, sondern nur dass ich den Gedankengang nachvollziehen kann) Aber weil zu viel KFZ-Verkehr herrscht, wird der Platz für die alternativen massive reduziert? Die einzigen wertenden Worte die mir dazu einfallen, wären leider nicht besonders seriös. Ich hoffe die Box verschwindet nach allerspätestens 2 Wochen. Dann sollte man seine Werte haben und die alternativen lange genug behindert haben.

Das einzig gute, ist dass einige Radfahrer sich über das legale Fahren auf der Fahrbahn freuen können. Aber das ist wohl ein zu geringer Anteil, der das gerne tut, um das gut zu heißen.

Was ich noch betonen will, ist warum die Box nicht direkt an der Straße steht? Ich verstehe, dass man für Radfahrwege einen Puffer markiert. Wegen Fahrtwind und dem unguten Gefühl, so dicht Fahrzeuge an einem Vorbeifahren zu lassen. Im ungünstigsten Fall, kann dieser Puffer auch Unfälle vermeiden, wenn ein KFZ-Fahrer seinen Spiegel vergisst und über die Bordsteinkante ragen lässt. Hier geht es aber um ein toten schweres Kasten. Dem ist Fahrtwind und Sicherheitsabstand egal. Selbst für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass sich ein Fahrer verschätzen würde, würde nur ein Geringer Sachschaden entstehen und keine Verletzten. Ein geringer Preis, wenn es einem um die Gesundheit der Bürger gehen würde. Warum steht dieser also nicht so dicht wie möglich, an der Fahrbahn, wenn den Fußgängern so wenig Platz gelassen wird.

Inzwischen wurden – Photos nach zu urteilen – Zeichen 240 an den Engstellen angeordnet. Das Fahrbahnradeln fällt damit aus. Es soll auch schon Strafanträge wegen der Hindernisse gegeben haben. Die Verfolgung wurde demnach abgelehnt, weil die Straßenverkehrsbehörde mit Genehmigung beteiligt war. Nun können betroffene Radfahrende verwaltungsrechtlich dagegen vorgehen.

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