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Osnabrück Radverkehr

Erster guter Radweg in Osnabrück ist fertig

So, nun ist es endlich soweit. Der eigentlich als protected bike lane geplante Radweg am Heger-Tor-Wall in Osnabrück ist fertig und kann pünktlich zum Schulbeginn von den zahlreichen Schülerinnen und Schülern der Weststadt genutzt werden. Auf einen physischen Schutz verzichtet die Stadt vorerst, behält sich aber die Möglichkeit einer Nachrüstung von Pollern vor, falls der Radweg von Autofahrern zweckentfremdet wird. Vorerst ist der Radweg nur durch einen Bordstein von der Fahrbahn abgesetzt.

An zwei Auffahrten und der Alten-Synagogen-Straße wird der Radweg auf einem Niveau weitergeführt (ich habe das immer wieder angeregt, bis es beschlossen wurde), abbiegende Autofahrer müssen eine kleine Rampe hochfahren. Das werden sie in der Regel langsam machen, sodass es für Radfahrer sicherer wird. Zum Gehweg hin gibt es auch eine kleine physische Markierung.

Der Radweg ist ausreichend breit, sodass man andere Radfahrer komfortabel überholen kann. Am Ende gibt es sogar eine Abzweigung in die Katharinenstraße, die rechts an der Ampel vorbeiführt – praktisch ein versteckter Grünpfeil. Vorerst ist der Radweg noch gelb abmarkiert, um die Führung auch an den Einfahrten deutlich zu machen. Im September soll die Fahrbahn dann rot eingefärbt werden. (Mir hätte ja blau oder grün gut gefallen. So als neue Farbe für hohen Standard.)

Zugegeben, dieser Radweg ist bisher nicht lang. Er zeigt aber, wie es gehen kann und vor allem, wie es jetzt weitergehen sollte. Der gesamte Schlosswall und ein erster Abschnitt des Johannistorwalls können relativ komplikationsfrei mit einem solchen Radweg ausgestattet werden.

Sinussteine nehmen abbiegenden Autos die Geschwindigkeit und geben den Fahrern Zeit für den Schulterblick.

Mit Abbiegespur am Ende…
Fotos: dd

27 Antworten auf „Erster guter Radweg in Osnabrück ist fertig“

Welche Breite ist das (ohne den Bereich für die Rampen etc.)? Es fehlen die Pflastersteine zum Abschätzen. 2 Meter?

Ist da eine Kant da beim Beginn des Beipasses, die man hoch muss oder sieht das nur so aus?

Diese Steine gibt es in Dortmund vereinzelt, aber sie sind noch nicht in den Regelblättern drin. Das ist gerade mein Ziel.

Ich finds ja toll, wie positiv Du immer an die Sachen rangehst. Mir stößt die ganze Sache mit der Verkehrsplanung und den dazugehörigen Bauarbeiten sehr sauer auf.
– Warum brauchen die für so eine Winzstrecke so lange?
– Warum muss an zig Stellen in Osnabrück gleichzeitig rumgefrickelt werden?
– Wass ist mit der RSS Osnabrück – Belm? Warum fängt man da mit 400m an und dann passiert ein Jahr lang nichts mehr?

Bei diesen ganzen Fragen drängt sich mir der Eindruck auf, dass nur aus Lokalpolitischen Gründen Projekte begonnen werden (halbherzig allemal) um die Gemüter zu beruhigen: „Hey seht her, wir machen doch was!“

Na komm, der Abschnitt hier ist in den Ferien fertig geworden. Hätten sie nur den Radweg gemacht, wäre es sicher schneller gegangen. Aber in erster Linie wurden hier ja Leitungen der Stadtwerke gelegt und Anschlüsse an die Häuser erneuert. Dazu dann noch die Fahrbahnen für den motorisierten Verkehr erneuert. Das ging alles schon recht flott.

Warum an zig Stellen gleichzeitig? Wahrscheinlich, weil unser Straßen- und Versorgungsnetz mittlerweile so riesig ist, dass man nicht mehr eins nach dem anderen machen kann. Dann käme man überhaupt nicht mehr hinterher mit der Arbeit. Das ist so eine komplexe Sache geworden, dass es natürlich nicht mehr leicht ist zu managen. Anwohner wollen Wasser-, Strom-, Internetanschlüsse usw und Autofahrer wollen intakte Straßen. Und das überall und jetzt.

Beim Radschnellweg musste wegen der Fördergelder (glaube ich) schnell angefangen werden. Dann kam hinzu, dass ein Privatmann die benötigten Flächen nicht verkaufen wollte, weshalb etwas umgeplant werden musste und der weitere Verlauf nun über die Fläche der Halle Gartlage führen wird. Danach geht es weiter auf öffentlichen Straßen. Da muss man die Anwohner mit einbeziehen. Ich war auf einer Anwohnerinformationsveranstaltung. Du kannst dir nicht vorstellen, was die für Ängste haben?! Um ihre Kinder, dass sie von rasenden Radfahrern plattgemacht werden. Wohlgemerkt auf einer Straße, auf der dann auch Autos fahren.

Du siesht, komplex das alles…

Ich habe da Zweifel, dass der Radweg gut ist. Besser wäre es, wie in den Niederlanden üblich, roten Asphalt zu nehmen und den Radweg so optisch einheitlich auch über die Kreuzung zu führen. Wie es jetzt ist, verschwindet der Radweg auf der Kreuzung im Nichts. Auch ist keine gesonderte Ampel für Radfahrende zu erkennen. Das bedeutet, dass Rechtsabbieger und geradeausfahrende Radfahrende gleichzeitig grün haben. Sind da nicht die nächsten schweren Rechtabbiegeunfälle vorprogrammiert?

Die rote Farbe kommt doch noch. Über eine Ampelschaltung kann man reden, stimmt.Aber rechts geht es in eine Fahrradstraße. LKW biegen da nicht ab. Und für die wenigen anderen sind die Radfahrer ja gut erkennbar.

Ob Farbe soviel bringt? Wenn, dann aber bitte gefärbten Asphalt. Verstehe nicht, warum dass hier nicht möglich war. Aufgetragene Farbe verändert die Oberflächeneigenschaften und blättert an.

Möglicherweise ein Beschaffungsproblem.
In NL steht das Material seit längerem zur Verfügung, in D scheint das noch zu dauern, so jedenfalls die Aussage der MS-Verkehrsplaner aus 2017.

Hier wird bislang auch Farbe über grauem Asphalt verwendet.
Böse Zungen behaupten dies werde gemacht um nicht durch kleinere Wegeabschnitte mit guter Oberflächenqualität innerhalb das ansonsten homogen schlechten Radwegenetzes Verwirrung und Unsicherheit bei den Radfahrenden auszulösen, denn allgemein gilt:
der offizielle Platz zum Radfahren ist zuverlässig da zu finden, wo die Oberfläche am schlechtesten ist.

Und wofür haben wir einen gemeinsamen Wirtschaftsraum? Man kann das auch europaweit ausschreiben, wenn man es national nicht bekommt.

Rechts neben einer Rechtsabbiegerspur? Abgeteilt vom Gehweg? Was sagen Fußgänger und Radfahrer, die mit Grünlicht von links kommen, zu der neuen Abzweigung? Wie biegt man auf dem „guten Radweg“ eigentlich nach links ab, immer noch indirekt unter Benutzung von zwei Ampelphasen und der doppelten Gefahr, von automobilen Rechtsabbiegern erwischt zu werden??

Warum ist da eigentlich schon wieder Benutzungpflicht angeordnet?

Zur rush-hour werden zwar wohl nur Routiniert-Eilige direkt links abbiegen wollen (was durchaus sinnvoll ist, auch wenn es nur wenige sein mögen), aber zu Nebenzeiten ist das Fahrbahnverbot ein m.E. völlig unnötiger Zeitfresser.

Vor allem im Herbst ergeben sich zudem etliche Situationen, in denen es sicherer/komfortabler/schneller ist auf der Fahrbahn zu fahren (rutschiges Laub der reichlich vorhandenen Bäume …)
Die ‚alte‘ Regel „Gute Radwege brauchen keine Benutzungspflicht“ ist aber wohl mittlerweile vollständig dem neuen Separationsdogma zu Opfer gefallen?

Beim ‚freien‘ Rad-Rechtsabbieger habe ich evtl. eine Wissenslücke.
Wie ist dort Vorfahrt/Vorrang geregelt?
Ist es richtig, dass bei erkennbarem Radweg dieser gegenüber dem Fußweg Vorrang hat?
Bei hohem Radverkehrsaufkommen auf dem Rechtsabbieger wäre so die Grünphase des Fußverkehrs gerade für die ‚Schwächeren‘ (Rollator, gehbehindert, blind, etc.) ggf. blockiert?
Beim ’normalen‘ Rad-Grünpfeil mit Fahrbahnführung tritt das Problem ja gar nicht erst auf, da der Radverkehr dem Fußverkehr gegenüber (Fuß-Grünphase) stets haltepflichtig bleibt.

Auch wenn der Weg auf den erstem Blick recht gut geeignet scheint, sollte m.E. evaluiert werden inwieweit der Bordstein zu Stürzen und gefährlichen Situationen führt.
Gerade die ‚GeisterfahrerInnen‘ stellen da u.U. ein hohes Gefahrenpotential dar.
Vor allem wenn morgens ausführlicher Schülerverkehr eintritt ist damit zu rechnen, dass es auch mal etwas undiszipliniert zugeht.
Bei Schutz/Rad-streifen kann nach Linksschlenker mit Überfahren der Markierung einfach zurückgelenkt werden, bei hohem Bordstein allerdings führt das unweigerlich zum Sturz, wobei der Sturz dann zu allem Überfluss auch noch nach links erfolgt und der Auto-LKW-Verkehr bei der Vorbeifahrt ja keinerlei Sicherheitsabstand einhalten muss.
Breite hilft, aber Schüler/innnen fahren ja gern kommunikativ und bei ausreichendem Platz ist 2-4 reihiges Nebeneinanderfahren nicht selten.

OLG Hamm Urteil vom 19.01.2018, Aktenzeichen 26 U 53/17 sieht Rücksichtsnahmepflicht der Fußgänger gegenüber Radfahrern, wenn der Radweg durchgängig um die Ecke geführt wird – hier findet die Radverkehrsförderung also – wie üblich – zu lasten des Fußverkehrs statt.

Danke, sowas ahnte ich schon.
Eine – zumindest theoretisch – behindertenfeindliche und fußverkehrfeindliche Regelung.
Was das Verhältnis zu den anderen Verkehrsmitteln angeht mal wieder:
Null Sekunden Reisezeitverschlechterung für den MIV, Null% Kapazitätsreduktion für den MIV, so dass alle löblichen Kurzstrecken ‚UmsteigerInnen‘ von Auto auf Rad zugleich als Anti-Stau-massnahme für den MIV wirken und so die Reisezeit des MIV indirekt verbessert wird, so dass sich die mit den Autos gefahrenen Streckenlängen tendenziell erweitern.
Pull ohne push.
Aber immerhin: wenn da tatsächlich Autoparkplätze ersatzlos (!) wegfallen hat das durchaus auch positive Auswirkungen auf die Verkehrsentwicklung.

Nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch.

Naja, man steht dann halt schneller an der nächsten Ampel in der Großstadt, wo der Stau dann länger ist. Ob man dadurch auf die Gesamtstrecke was gewinnt in der Großstadt?

Auch hier hilft wie in anderer Angelegenheit* ein Blick nach Basel.

Dort gibt es längst den Mechanismus, dass für neue private Stellplätze welche im öffentlichen Raum wegfallen müssen und der Kanton fossiert diese Errichtung privater Stellplätze. Auch das klappt nicht einwandfrei, aber man hat da eine Richtung eingeschlagen, die richtig ist.

* http://itstartedwithafight.de/2018/08/14/ulla-bauer-ist-radverkehrsbeauftragte-der-stadt-osnabrueck/#comments

So ganz toll ist es nicht,
die weiße Kannte am rechten Rand hat schon für Unfälle gesorgt.

Wenn du nem Hindernis ausweichen möchtest oder rechts auf ein Grundstück kannst da mit dem Rad hängen bleiben -.-

Die neue rote Farbe war zumindest anfangs auch rutschig.

Im Januar 2017 bin ich abends, beim Abbiegen auf einer roten Fläche gestürzt und brach mir mein rechtes Handgelenk!
Während der nicht gefärbte Asphalt, die Feuchtigkeit absorbiert hatte war diese rote Farbe spiegelglatt! Seitdem meide ich diese Stellen “ wie der Teufel das Weihwasser“.
Diesen besonderen Anstrich hätte sich die Stadt sparen können! Aber auch hier, vermute ich, stehen die Interessen und Bedürfnisse der Autofahrer im Vordergrund.
Meiner Meinung nach, wird es in dieser „autogeilen“ Stadt nicht gelingen, ein ordentliches Radwegenetz zu schaffen!
LG Hermann

Jetzt gibt es die versprochene rote Farbe und sie stinkt furchtbar. Überhaupt kommt mir die Oberfläche ziemlich holperig vor. Eine neu asphaltierte Straße ist deutlich glatter und komfortabler!
Wenn das die versprochene neue Linie für gute Radwege sein soll, da gibt es noch deutliches Verbesserungspotential. (Die 400 m fertiger Radschnellweg sind auch nicht besser!)

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