Bild: ADFC/Jens Lehmkühler

ZEIT Online berichtete am Wochenende, dass Supermärkte den Abbiegeassistenten als Chance für gute PR nutzten. Demnach rüsten gerade verschiedene Unternehmen ihre LKW mit dem Warnsystem aus oder haben dies bereits getan. Zu den Vorreitern gehöre Edeka Südbayern. Schon 2015 habe „das Unternehmen einen eigenen Assistenten entwickelt und damit begonnen, seine gut 150 Lkw mit einem kamera- und sensorbasierten Warnsystem auszustatten. Inzwischen sollen alle Fahrzeuge über die nur rund 1.000 Euro teure Technik verfügen.“

Ich hatte kurz nach dem Treffen von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Vertretern der Speditionsbranche Anfang Juli die Sicherheitspartner dieser „Aktion Abbiegeassistent“ (Alba Group, Aldi Nord, Aldi Süd, DB Schenker, Dekra, Edeka/Netto-Marken Discount, Lidl) angeschrieben und gefragt, wie viele LKW es in den jeweiligen Fuhrparks gibt und wie viele davon mit einem Abbiegeassistenten ausgerüstet sind.

Antwort habe ich von fünf Unternehmen bekommen. DB Schenker bewegt demnach europaweit rund 3.500 LKW als eigene Flotte. „Bislang ist die Ausrüstung mit Abbiegeassistenten kein Standard.“ Im Rahmen der Sicherheitspartnerschaft mit dem BMVI sollen aber „ab sofort alle neu anzuschaffenden Lkw, das sind bis zu 500 pro Jahr, mit dem Abbiegeassistenten“ ausgestattet werden.

EDEKA sieht sich bei diesem Thema als „Vorreiter und Pionier im gesamten deutschen Handel. So hat EDEKA Südbayern bereits 2015 eine innovative Lösung entwickelt und die komplette Flotte von 300 LKW mit diesem Sicherheitssystem ausgestattet: Durch eine in der Zugmaschine des Fahrzeugs installierte Kamera kann der tote Winkel eines LKW voll eingesehen werden. Ein Bildschirm im Fahrerhaus ist mit der Kamera verbunden und zeigt den entsprechenden Bereich an. Darüber hinaus erzeugen Sensoren an der rechten Seite des Lkw – analog zum Rückfahrassistenten eines PKW – ein akustisches und visuelles Signal.“ Die anderen EDEKA-Großhandlungen in ganz Deutschland haben beschlossen, jedes Neufahrzeug mit einem Abbiegeassistenten auszustatten. „Diese Beschlüsse reichen zum Teil bis ins Jahr 2016 zurück. Hier kommen sowohl die Lösung aus der EDEKA-Region Südbayern als auch ein von Daimler entwickeltes System zum Einsatz. Aktuell sind bereits über 600 LKW mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet, am Jahresende sollen es über 900 sein.“ Insgesamt sind rund 3.500 LKW für die EDEKA-Gruppe unterwegs.




Von Lidl heißt es: „Lidl selbst betreibt keinen LKW-Fuhrpark, jedoch legen wir Wert darauf, dass die für uns tätigen Speditionen sukzessive auf Fahrzeuge mit dieser Technik umrüsten.“ Eine Abfrage bei den Logistikpartnern hinsichtlich der ausgestatteten LKW werde noch einige Zeit in Anspruch.

Die ALBA Group hat zurückgemeldet, dass „eine Abfrage bei den Fuhrparkleitern unserer regionalen Gesellschaften gestartet“ wurde. Eine weitere Rückmeldung gab es bisher nicht.

Die Rolle des DEKRA e.V. als Sicherheitspartner unterscheidet sich etwas von der, die die anderen Beteiligten bei der „Aktion Abbiegeassistent“ spielen. „Für uns als unabhängige Sachverständigenorganisation steht weniger der (mehr als überschaubare) eigene Lkw-Fuhrpark im Mittelpunkt, sondern vielmehr unser Engagement in Sachen Verkehrssicherheit mit der Expertise und Kompetenz unserer DEKRA Unfallforschung, die sich seit vielen Jahren unter anderem dem Thema Abbiegeunfälle widmet“, heißt es aus der Pressestelle. Dass man sich den Vereinsmitgliedern gegenüber aber nachdrücklich für den Einsatz von Abbiegeassistenten ausspreche, verstehe sich von selbst.

Aldi Nord und Aldi Süd haben auf die Anfrage nicht reagiert.

Update 10. August 2018
Aldi Süd hat mir nun doch noch geantwortet. Man bittet um Verständnis, „dass wir Ihnen keine konkreten Zahlen zu unserem Fuhrpark nennen möchte“ und verweist auf eine Pressemitteilung, wo es heißt, dass man zukünftig den elektronischen Abbiegeassistenten in neuzugelassenen LKW einsetzen wolle.