Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und das Umweltbundesamt (UBA) haben mal wieder eine repräsentative Umfrage durchgeführt – die Umweltbewusstseinsstudie. Und wie schon vor zwei Jahren kommt dabei heraus, dass die Deutschen das Auto gar nicht so gut finden, wie es im Alltag den Anschein macht. Damals sprachen sich 82 Prozent für weniger Autoverkehr in der Stadt aus. Die heute vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass 91 Prozent der Befragten sagen, „dass das Leben besser werde, wenn der oder die Einzelne nicht mehr auf ein Auto angewiesen ist“. Und 79 Prozent wünschen sich für ihre eigene Stadt oder Gemeinde eine Stadtentwicklung, die die Alternativen zum Auto stärkt.

Umweltbewusstsein 2016: Mehrheit der Deutschen will nicht mehr so stark aufs Auto angewiesen sein

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zieht daraus den Schluss, dass die Menschen bereit sind, auf das Auto zu verzichten, sie aber gute Alternativen bräuchten. Das wäre in erster Linie ein leistungsfähiger und günstiger öffentlicher Nahverkehr sowie gute und sichere Fahrradwege. 70 Prozent der Befragten nutzen das Auto mehrmals in der Woche. Die große Mehrheit der Autofahrer kann sich aber vorstellen, unter bestimmten Bedingungen mehr zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren. Je nach Größe des Wohnorts könnten sich zudem zwischen 46 und 61 Prozent der Autofahrer vorstellen, auf Busse und Bahnen umzusteigen.
Umweltbewusstseinsstudie
Die Schlagzeilen dazu klingen heute mal wieder ermutigend: „Viele Autofahrer würden auch Rad oder Bahn fahren“ (Manager Magazin), „Autofahrer zum Umstieg bereit“ (Berliner Morgenpost), „Deutsche wollen weniger Auto fahren“ (Der Tagesspiegel) oder „Stadtbewohner wünschen sich Alternative zum Auto“ (Wirtschaftswoche). Aber mal davon abgesehen, dass es diese Alternative längst gibt: Wie müssen die Bedingungen für den Autoverzicht eigentlich aussehen? Muss die Bahn den Pendler an der Haustür abholen? Muss das Fahrrad von alleine fahren und einen (vor Regen) schützenden Kokon haben? Oder sind „bessere Bedingungen“ nur eine Ausrede, um weiter Auto fahren zu können?

Natürlich muss an den Voraussetzungen gearbeitet werden. Das BMUB will, das Bundesverkehrsministerium unter Alexander Dobrindt leider nicht. Aber ob die Menschen, die weniger Autos wollen, das auch wirklich für sich selbst wollen oder nur für alle anderen – das steht wohl auch noch mal auf einem anderen Blatt. Die 91 Prozent sind zumindest ein Pfund, das politischen Spielraum für eine Umgestaltung des städtischen Verkehrs gibt. Politiker müssen sich jetzt nur trauen. Und die Bürgerinnen und Bürger vielleicht auch mal ganz praktisch auf der Straße zeigen, was sie wollen. Und nicht nur theoretisch beim Ausfüllen eines Fragebogens…