Als im März 2014 ein 20-jähriger Radfahrer von einem rechts abbiegenden LKW überrollt und getötet wurde, hatte ich aus Verzweiflung und mit der Hoffnung, das sich etwas ändert, eine Karte „Osnabrück: Getötete Radfahrer seit 2000“ angelegt. Ich wollte die überflüssigen tödlichen Unfälle irgendwie festhalten, damit sie nicht vergessen werden. Unter die Liste der „Tathergänge“ hatte ich geschrieben:
Ich hoffe, die Karte muss nie wieder ergänzt werden.
Die Hoffnung hielt nicht lang – ich musste die Karte inzwischen vier Mal aktualisieren. Heute zum (wieder mal) hoffentlich letzten Mal. Es ist wieder Mitte Oktober und schon wieder stirbt eine Radfahrerin auf Osnabrücks Straßen. 2015 und 2014 war es genauso. Drei Jahre, drei tote Radfahrer, drei Mal von einem abbiegenden LKW getötet. Es ist eine Tragödie!
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8 Antworten auf „Es hört nicht auf…“
Ich denke, es sollte nicht verschwiegen werden, dass es sich nicht um einen normalen Rechtsabbiegerunfall handelte, sondern dieser Unfall auf einer sogenannten Veloweiche (zumindest habe ich das bislang darunter verstanden) passiert ist. Sprich der Lkw-Fahrer kreuzte einen Radstreifen um auf die Rechtsabbiegerspur zu gelangen (Fotos bei der Noz zeigen das auch nochmal). Diese Art der Verkehrsführung ist ja laut einigen Kommentatoren hier viel sicherer.
Ich sage: Als Radfahrerin habe ich an normalen Kreuzungen und insb. auf Hochboardradwegen/baulich abgetrennten Radwegen immerhin noch irgendwie die Möglichkeit (!) ein Rechtsabbiegen zu antizipieren und entsprechend abzubremsen und auf Vorfahrt zu verzichten (klar, ist das doof und auch klar, dass es trotzdem nicht alle Unfälle vermeiden wird!). Dass jemand rechts abbiegt sehe ich eher auf etwas von der Fahrbahn entfernten Hochboardradwegen als auf Radstreifen, aufgrund des Blickwinkels (der Lkw oder das Auto ist dann ja schon in die Kurve eingefahren) und auf Hochboardradwegen kann ich notfalls auch nach rechts auf den Bürgersteig auszuweichen (geht in der Regel nicht tödlich aus!). An solchen Stellen wie der Unfallstelle, kann man aber so vorsichtig und vorfahrtverzichtend fahren wie man will und man wird trotzdem umgenietet. Ist doch klar, dass man sich als Radfahrer so dauerhaft gefährdet fühlt und wie die vielen, vielen Unfälle in Osnabrück zeigen, auch faktisch ist. Und ich sage, auch im Auto sitzend sind solche Stellen extrem unangenehm. Als aufmerksame Fahrerin bremse ich an normalen Ausfahrten ab (und wenn ich unsicher bin auch komplett) und achte auf Radfahrer (ich weiß, dass es leider extrem viel an Aufklärung bei anderen Fahrern fehlt, die ja allzu gerne mal aufs Gucken verzichten oder einfach der Meinung sind Blech hat Vorrang), an Veloweichen kann ich aber nicht komplett abbremsen, Radfahrer sind hier während „voller Fahrt“ im toten Winkel.
Ich finde es pervers, dass die Stadt die Problemstelle Wall genau kennt und sich seit Jahren hier NICHTS ändert. Die Radverkehrsumfrage hat auch nichts gebracht. Nichtmal die Todeskreuzung am Wall wurde sichtlich entschärft, selbst das Farbe auftragen wurde ewig aufgeschoben. Und das einzige, was in Zukunft passieren wird, ist nach „Alternativrouten“ zu suchen, als ob man die als Radfahrer hier nicht eh schon gefunden und diese Umwege täglich in Kauf nehmen würde… Die Stadt kann mich ja gerne mal kontaktieren, in meinem Kopf habe ich etwa 100 Lösungen für den Wall durchgespielt und bin gerne bereit, diese zu teilen.
Hallo Elena, Ich denke nicht dass dies eine Veloweiche ist – eher genau das Gegenteil. Es ist eher eine bauliche Maßnahme um den Radfahrer das Rechtsabbiegen zu verkomplizieren. Eine Veloweiche würde vorher dem Radfahrer die Möglichkeit geben sich passend einzuordnen.
An dieser Stelle kommt erschwerend dazu, dass die Toleranz für das Spurwechselmanöver nicht ansatzweise auf LKWs ausgelegt ist – viel zu kurz. Ein Bordsteinradweg würde dort leider auch nicht helfen und wieder andere Probleme mit sich bringen.
Die Radfahrer gehören halt auf die Fahrspur und nicht davon runter. Wenn der Platz beansprucht wird und sich Kraftfahrzeugsführer verantwortungsbewusst und vielleicht mal mit etwas Rücksicht und Menschlichkeit für wenige Sekunden – vielleicht halt auch mal Minuten – hinter einem Fahrrad bleiben und erst wenn alles sicher ist und genügen Spielraum vorhanden ist überholen, dann wäre das schon ein großer Gewinn.
Leider herrscht diese: „Hier ist 50 – also muss ich 65 fahren – UND DAS DURCHGEHEND!“-Mentalität. Da kann aber die Politik zumindest in den meisten Teilen der Stadt einen „kleinen“ Riegel vorschieben und es etwas abschwächen.
Grüße
Fabian
Naja, so kompliziert finde ich das Rechtsabbiegen als Radfahrer hier nicht…? Vielleicht könnte das Wort Veloweiche ja nochmal definiert werden auf dem Blog oder wie man sowas hier nennt außer schrecklich…
Wenn die Autofahrer…jaja, wenn das Wörtchen wenn nicht wär… auch bei Tempo 30 kann man noch riskant überholt und geschnitten werden (Gluckstraße)… als Psychologin hoffe ich jedenfalls nicht auf eine derart drastische Wesens- und Verhaltensänderung vieler unserer Mitbürger. Es mangelt den meisten leider schon an den kognitiven Fähigkeiten z.b. des Selbstreflexionsvermögens, welche für eine Veränderung des Denkens notwendig wären. Oder anders ausgedrückt als O-Ton bei 1live: warum sind sie so schbell gefahren? -mein Döner wird kalt…
Wie denkst du soll die Stadt hier einen Regel vorschieben?
Es wurde jetzt ja auch wieder über ein Lkw-durchfahrverbot geeprochen, welches aufgrund fehlender Umgehunsstraßen anscheinend nicht möglich ist. Mein Freund hatte eine Idee: könnte man nicht an geeigneter Stelle (z.b. am Altstadtbf) eine fußgängerbrücke bauen, welche so hoch ist, dass lkw nicht mehr darunter herpassen und daher nicht mehr auf der strecke fahren dürfen? Außerdem gibt es doch bestimmt stellen an denen der boden so kaputt ist, dass es eine gefährdung darstellt, wenn da noch weiter schwerlastverkehr drüber fährt. Kann doe stadt solche Problemstellen nicht messen und daher ein durchfahrverbot generieren. Aufgrund der besonderen gefahrenstellen könnte die stadt an sämtlichen todeskreuzungen doch bestimmt tempo 30 anordnen, vllt. sogar aufgrund der gefahrenstelle ein abbiegeverbot generieren für lkw? Eigentlich müsste man doch allein aufgrund der nachweislich zu hohen Luftverschmutzung und bestimmt zu hohen lärmpegels an vielen Stellen in Osnabrück lkw und Durchgangsverkehr verbieten können…
Das hier ist keine Veloweiche. Hier geht der Radfahrstreifen als Schutzstreifen einfach geradeaus weiter und eine Abbiegespur für den Kraftverkehr beginnt rechts daneben. Um darauf zu kommen, muss der Kraftverkehr den Schutzstreifen kreuzen. Ich werde nachher ein kurzes Video machen.
wenn ich Veloweiche google sehe ich das hier: http://www.lz.de/lippe/lemgo/3142892_Spurwechsel-mit-Gewoehnungsfaktor.html
Mal abgesehen davon, dass es keine spezielle Fahrradspur für Rechtsabbieger gibt , ist das doch das gleiche: Der fahrende Lkw/Pkw muss die Radspur kreuzen um auf die Rechtsabbiegerspur zu gelangen… Ich begreife echt nicht, was daran sicher sein soll…
kann mir denn nochmal jemand erklären, was an der auf dem Link dargestellten Kreuzung sicher sein soll?
Zunächst einmal mein herzliches Beileid an die Hinterbliebenen.
Erstmal muss ich meinen unbeschreiblichen Zorn unterdrücken, um hier ein paar geordnete Gedanken zu schreiben. Interessiert ja eigentlich auch niemanden und schon gar nicht die Verantwortlichen.
Diese, allen voran die Politiker aber auch die Spediteure sind zumindest Mitschuld an dem Tod dieser und aller anderen Radfahrerinnen. Und ich zeige ganz bewusst mit dem Finger auf diese Figuren. Ist mir egal, dass das niemanden interessiert.
Wie die Vorposterin schon sagte, tut die Politik sehenden Auges nichts.
Meiner Ansicht nach helfen zunächst mal nur zwei Dinge: 1) Keinerlei LKW-Transit durch Osnabrück; 2) Keine Grünphasen für rechtsabbiegende MIV und geradeaus fahrende Radfahrer gleichzeitig.
Jetzt kommen natürlich gleich die Realos (welcher Partei auch immer) und sagen, dass das (v.a. ersteres) politisch nicht durchsetzbar sei.
Doch! Ist es! Nur müssten die verantwortlichen Politiker sich erstmal aus dem Enddarmbereichen der Unternehmer herausbewegen und vernünftige Entscheidungen treffen.
Alles andere ist bewusste Inkaufnahme von Toten und Verletzten zu Gunsten der Gier und Dummheit derer, die hier Entscheidungen treffen oder sich als Unternehmer dumm und dämlich verdienen, also Beihilfe zum Totschlag.
Nur habe ich wenig Hoffnung, dass sich je etwas ändern wird.
Ich kann hier in Osnabrück nur jedem Radfahrer empfehlen, nicht auf dem Wall zu fahren. Der Tod ist meistens nicht weiter als 35cm entfernt. Und das ist von den Verantwortlichen so eingerichtet und akzeptiert worden.
Ich kann gar nicht so viel frühstücken, wie ich k….n muss ….
Solange korrupte und vollkommen unfähige Politiker regieren, wird sich daran nichts ändern.