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Radverkehr

Region Braunschweig fordert mehr Radwege

Durch Zufall habe ich die Resolution „Mehr Radwege für das Verbandsgebiet des Zweckverbandes Großraum Braunschweig“ (September 2015) entdeckt, die sich an an den Niedersächsischen Landtag und die Niedersächsische Landesregierung richtet.

Durch Zufall habe ich die Resolution „Mehr Radwege für das Verbandsgebiet des Zweckverbandes Großraum Braunschweig“ (September 2015) entdeckt, die sich an an den Niedersächsischen Landtag und die Niedersächsische Landesregierung richtet. Fraktionsübergreifend fordern CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen darin u.a., dass die Mittel für den Ausbau und den Unterhalt des Radwegenetzes weiter konsequent erhöht werden und ein übergreifendes regionales Radwegenetz und insbesondere auch regionale Radschnellwege als Gemeinschaftsradwege seitens des Landes besonders gefördert werden.

Radwege sind inzwischen ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor für Unternehmen und für Privatleute.

Der Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) begründet die Resolution mit einem erheblichen Nachholbedarf bezüglich eines attraktiven und bedarfsgerechten Radwegenetzes im Verbandsgebiet, der dringend behoben werden müsse. Und noch viel wichtiger: der ZGB hat erkannt, dass Radwege „inzwischen ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor für Unternehmen und für Privatleute“ sind und darüber hinaus „ein wichtiger Baustein für die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit sowohl unserer Zentren als auch unserer ländlichen Räume“.

Ich bin gespannt, wie die Landesregierung darauf reagieren wird. Vermutlich erstmal mit netten Absichtserklärungen. Aber dass sich eine Region inzwischen per Resolution an die Landesregierung wendet, zeigt, dass von Landes- und auch Bundesseite viel mehr für den Radverkehr getan werden muss. Der Bund müsste viel mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Zum Beispiel für Radschnellwege, die große positive Auswirkungen auf die allgemeine Verkehrssituation und den Klimawandel haben.

Überall erkennt man langsam aber sicher, dass viele kommunale Probleme mit einer Radverkehrsförderung gelöst werden können. Allein die Umsetzung stockt.

2 Antworten auf „Region Braunschweig fordert mehr Radwege“

Wie wäre es, wenn man dafür sorgt, dass die bestehende, oft exzellente Infrastruktur nicht nur den KFZ vorbehalten wird, sondern Sorge dafür getragen wird, dass auch die geschätzten Radfahrer sie gefahrlos nutzen können? Das liegt absolut im Zuständigkeits- und Machbarkeitsbereich der Kommunen. Und: im Gegensatz zu Radwegen kostet es kein zusätzliches Geld.

Ja. Ein interessantes Dokument, das den Stand des Kräfteverhältnisses zwischen MIV und Umweltverbund recht gut auf den Punkt bringt:

„In vielen Bereichen lässt das gestiegene Verkehrsaufkommen
das Radfahren an Bundes- und Landesstraßen ohne Radwege allerdings
schlichtweg nicht mehr zu.“

Ich möchte das Papier nicht schlecht reden, und es ist ja auch gut, dass das Thema Radfahren von der bürgerlichen Mitte nicht mehr ignoriert wird (schliesslich fährt ja auch die bürgerliche Mittelschicht vermehrt Fahrrad), aber insgesamt ist das m.e. ein sehr zweischneidiges Schwert.

Dass in obigem Zitat mit „gestiegenem Verkehrsaufkommen“ der MIV gemeint ist versteht sich von selbst, schliesslich ist Fahrradfahren kein „Verkehr“, sondern vor allem ein „Wirtschaftsfaktor“ im Rahmen des Konkurrenzkampfes der Städte und Regionen um das Milliarden-business „Radtourismus“.
Dass die Anreisen laut BAST zum ganz überwiegenden Teil mit dem Auto vollzogen werden, dass die dabei zurückgelegten Streckenlängen die des Radfahrens oft deutlich überchreiten? Egal, Hauptsache es lässt sich als „Fahrradfreundlich“ vermarkten, und es gibt ‚mehr Radwege‘.
Und auch hier wieder die klare Stoßrichtung der Abtrennung eines kleinen touristisch ausgerichteten „Radwegenetzes“ vom allgemeinen gut ausgebauten Verkehrsnetz.
Radwege, Radwege, Radwege.
Radwege um Kitas herum, während toxische Abgase und Lärm weiter Gesundhiet und Entwicklung der Kinder verschlechtern. Radwege statt autofreier Zonen also.

Sowas hier bringt den Kern des Problems m.E. viel prägnanter auf den Punkt:
http://www.abendblatt.de/hamburg/altona/article207670589/Laerm-Abgase-Staus-Max-Brauer-Allee-sorgt-fuer-Aerger.html

Um Verlagerung weg-vom-MIV geht es im fahrradfreundlichen Auto-Deutschland ohnehin nicht (mehr), aber selbst das Benchmarking einer gestiegenen Radverkehrsquote wurde – laut Papier – mittlerweile abgelöst von (mal lese und staune) der „Radwegeqquote“:

„Nachholbedarf (…) Der zeigt sich besonders
im Vergleich der Radwegequoten mit anderen niedersächsischen Regionen.“

Ob die kommunalen Probleme durch weitere Forcierung des Radwegebaus gelöst werden können ist m.E. allerdings höchst fraglich.
Dazu müsste erstmal nachgewiesen sein, dass „mehr Menschen aufs Fahrrad bringen“ unter den gegebenen Rahmenbedingungen überhaupt zu einer Senkung der Verkehrsleistung des MIV führt, oder zumindest zu einer wirksamen Attraktivitätsverlagerung (Reisezeit). Es gibt ja nichtmal ein Evaluationsinstrument (wie Fitsbalans-2 in NL).

Interessant und lösungsorientiert würde es doch erst werden, wenn Rad-Infrastruktur den Radverkehr beschleunigen. verbessern und vereinfachen würde, statt ihn (wie in den allermeisten Fällen zu beobachten) durch die touristische Struktur des „Radverkehrsnetzes“ zu verlangsamen, und dabei gleichzeitig den MIV zu beschleunigen/attraktivieren.
‚Push and pull‘ von den Füssen auf den Kopf gestellt!

Dass die ‚Grünen‘ dabei mitmachen mag vor vielen Jahren noch ein Indiz für eine umweltgerechte Stoßrichtung gewesen sein. Heute sieht das wohl sehr gründlich anders aus:
http://www.taz.de/!5305323/
http://www.fr-online.de/wirtschaft/winfried-kretschmann–wir-waren-schon-immer-eine-autofahrerpartei–,1472780,11881626.html

Mit „mehr Radwegen“ Verkehrsprobleme umweltgerecht zu lösen erscheint mittlerweile ebenso als Illusion, wie das Projekt „Biosprit“ oder „saubere Dieselfahrzeuge“.

Nun mögen ja trotzdem aus verschiedenen Gründen Radwege gebaut werden, aber dann doch bitte ohne das scheinheilige Label „umweltgerecht“, sondern mit der gleichen Ehrlichkeit, mit der der Münstersche OB das letztjährige Fahrradsymposium eröffnet hat:
‚Ohne den verstärkten Radverkehr wäre der Autoverkehr in der Region schon längst zusammengebrochen“. So lässt denn der Fahrrad-Kurzstrecken-Radweg-Verkehr die Verkehrsleistung des MIV weiter ungehemmt wachsen.

Die Situation bei den ‚Radschnellwegen‘ ist m.E. – wenn sie gut gemacht werden (NL-Standard) – etwas anders. Hier kann u.U. tatsächlich ein Verlagerungspotential abgerufen werden, das in die Erreichbarkeitsradien des MIV hineinreicht. Da können auch separierte wahlfreie Radwege ein wichtiges Mittel sein um das allgemeine Verkehrsnetz für den Radverkehr zu ERWEITERN, statt es , wie es allerorten passiert, einschränkend zu beschneiden und den Radverkehr auf den Bereich der unmittelbaren ‚Nahmobilität‘ einzudampfen.
Und was die berühmten „KINDER“ und die 80-jährige „GROßMUTTER“ angeht: der wäre mit autofreien Zonen vielleicht auch besser geholfen, als mit Radwegen, die zwingend den souveränen Schulterblick verlangen, den die Großmutter aber körperlich längst nicht mehr schafft.

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