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Falschparker sind asozial

Gleich drei Autofahrer nehmen sich das Recht und parken auf Gehweg und Radfahrstreifen. Beim Ausweichen droht dem Radfahrer Gefahr von hinten und von den Autotüren der Falschparker.
Gleich drei Autofahrer nehmen sich das Recht und parken auf Gehweg und Radfahrstreifen. Beim Ausweichen droht dem Radfahrer Gefahr von hinten und von den Autotüren der Falschparker.

Da immer mehr Bilder von Falschparkern in den Sozialen Netzwerken auftauchen, hat der Tagesspiegel das Thema mal wieder aufgegriffen. Und auch Velophil postet ein Video aus Kanada dazu (siehe unten).

Viele dieser Falschparker gefährden andere Verkehrsteilnehmer durch ihr rücksichtsloses Parken auf Rad- und Fußwegen, an Bushaltestellen oder in zweiter Reihe. Eine sichere Statistik, wie viele Unfälle auf Falschparker zurückgeführt werden können, gibt es allerdings nicht. Und immer wieder höre ich von Falschparkern, dass das stehende Auto doch keine Gefährdung sei.

Mal davon abgesehen, dass dies durchaus der Fall sein kann, ist Falschparken schlicht asozial. Dieses Wort ist schnell mal gesagt, aber beim Falschparken und Behindern von anderen Verkehrsteilnehmern ist es einfach so. Man macht das eigene Problem – den benötigten aber nicht vorhandenen Parkplatz – zum Problem anderer Verkehrsteilnehmer, indem man deren Infrastruktur und Vorankommen blockiert.

Der Duden misst dem Wort „asozial“ drei Bedeutungen zu:

1. unfähig zum Leben in der Gemeinschaft, sich nicht in die Gemeinschaft einfügend; am Rand der Gesellschaft lebend

Ein Falschparker fügt sich nicht in die Gemeinschaft und deren Regeln ein. Er verletzt die Regeln (zumeist) bewusst und stellt sich damit an den Rand der Gesellschaft.

2. (meist abwertend) die Gemeinschaft, Gesellschaft schädigend

Falschparker schaden der Gesellschaft. Sie zwingen anderen Verkehrsteilnehmern Verspätungen und Umstände auf. Und im schlimmsten Fall verursachen sie Unfälle zwischen zwei anderen Verkehrsteilnehmern.

3. (umgangssprachlich abwertend) ein niedriges geistiges, kulturelles Niveau aufweisend; ungebildet und ungehobelt

Folglich kann man Falschparkern ein ungehobeltes Verhalten nachsagen.

Falschparker machen ihr eigenes Problem zum Problem anderer – auf denkbar egoistischste Weise.

Niemand will als asozial gelten. Einige Falschparker sind sich wahrscheinlich gar nicht darüber bewusst, dass sie sich asozial verhalten. Andere nehmen es billigend in Kauf, weil ihnen ihre eigenen Bedürfnisse wichtiger sind, als gesellschaftliche Regeln oder die Rechte anderer Verkehrsteilnehmer (die sie mitunter nicht mal als Verkehr wahrnehmen). Aber genau dann werden sie eben asozial.

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43 Antworten auf „Falschparker sind asozial“

Hallo allerseits,

natürlich ist alles schrecklich, was auch nur im entferntesten mit Nazis zu tun hat, jedenfalls für alle Menschen, die sich von denen kraft Ihres gesunden Menschenverstandes distanzieren.
Allerdings sollte man die Nazis auch nicht jegliches Vokabular übernehmen und auf Ihre Weise interpretieren lassen.
Fest steht (im Duden), und das hat Daniel auch ganz klar dargelegt, dass dieses Wort Menschen beschreibt, die in Ihrem sozialen Verhalten deutlich erkennbar gestört sind.
Vielleicht ist es auch ‚mal ganz gut, ein starkes Wort zu benutzen, um die Schwere der Auswirkungen dieses un- a- oder nichtsozialen Verhaltens zu illustrieren. Während wir uns hier um die politische Korrektheit des Wortes ‚asozial‘ Gedanken machen, parken wieder tausende motorisierte Verkehrsteilnehmer dort, wo andere behindert oder gar gefährdet werden.
Die Tatsache, dass so ein Verhalten weitestgehend toleriert, wenn nicht sogar akzeptiert und von den Verantwortlichen fast gar nicht verfolgt oder sanktioniert wird, ist der eigentliche Skandal – nicht das Wörtchen ‚asozial‘
jm2c

Wenn alle, die sich in den „Sozialen Medien“ so schön aufregen und Fotos posten, einfach mal Nägel mit Köpfen machen würden, wäre das Problem schon halb gelöst: Foto machen, Mail mit genauer Orts- und Zeitangabe ans Ordnungsamt, fertig. Meine Stammstrecken sind dadurch weitgehend falschparkerfrei. Besonders dort, wo das Problem durch Anwohner verursacht wird, erreicht man mit ein paar Anzeigen binnen drei Wochen eine Reduktion um 99%.

Schade, dass das nötig ist. Aber es geht offenbar nicht anders.

Worauf wartet Ihr noch? ;-)

Doof nur, wenn die Verkehsüberwachung in WÜ sagt: “Sie können uns das gerne schicken, aber wir verfolgen private Anzeigen nicht.“

Es gibt eine Verfolgungspflicht für Anzeigen, vielleicht ist die Verkehrsüberwachung nicht die richtige Adresse? Ansonsten gilt es hartnäckig zu bleiben und nicht zu kapitulieren, das was du beschreibst ist Strafvereitelung im Amt:
Wer als Amtsträger zur Mitwirkung bei einem Strafverfahren oder einem Verfahren zur Anordnung einer Maßnahme der Besserung und Sicherung berufen ist und absichtlich oder wissentlich ganz oder zum Teil vereitelt, dass ein anderer dem Strafgesetz gemäß wegen einer rechtswidrigen Tat bestraft oder einer Maßnahme der Besserung und Sicherung unterworfen wird, wird wegen Strafvereitelung im Amt bestraft (§§ 258 a, 258 StGB).

Ich sehe das mittlerweile auch so! Ohne massiven Druck von der Straße wird sich in dieser Republik verkehrspolitisch gar nichts verändern. Also sollte viele Radfahrer regelmäßig Falschparker zur Anzeige bringen und die Aktiven der Szene mit kreativen Aktionen auf das Problem aufmerksam machen.

Apropos Nägel mit Köpfen: Auf meiner persönlichen Lieblingsfalschparkerstrecke war ich des öfteren schon geneigt, mein Fahrrad einfach mal spontan neben dem falsch parkenden Auto auf der Straße abzustellen um zu schauen was passiert. Leider fehlte dazu meistens die Zeit und immer der Mut:(

Dafür habe ich mir angewöhnt mittig auf der rechten Spur zu fahren, sobald ich ein Fahrzeug sehe das in meiner Fahrtrichtung meinen Weg blockiert und erst in großzügigem Abstand dahinter auf meinen Randstreifen zurückzukehren. Die Anzahl der Huptöne die ich mit dieser Methode schon generiert habe zeigt, dass ich schon eine Vielzahl an Fahrern erreicht habe. Und ich wette sie alle haben sich so wie ich tierisch über den Falschparker aufgeregt!? – Egal, bei mir stellt sich daraufhin immerhin ein Gefühl tiefster innerer Zufriedenheit ein.

Wie es der Zufall will habe ich gestern mein Fahrrad (Lastenrad)direkt vor einen BMW, welcher vor dem Kindergarten meiner Tochter im Halteverbot, halb auf dem Bürgersteig direkt auf der Bordsteinabsenkung vor dem Eingang zum Fahrradstellplatz parkte, abgestellt. Bringt zwar vermutlich nix, aber war mir einfach nach.
Reden habe ich aufgegeben. Mache ich mir nur Feinde in der Elternschaft mit.
Vor längerer Zeit habe ich mal eine Mutter (noch freundlich) darauf hingewiesen, das die Halteverbotsschilder durchaus einen Sinn haben: Kinder welche unbedacht aus dem KiGa laufen, werden durch dort geparkte Fahrzeuge aus dem Sichtfeld fahrender Autos genommen. Bedingt durch die Größe der Kinder sieht ein PKW-Fahrer sie also erst nachdem sie an dem Auto vorbei sind. Dann könnte es zum Bremsen zu spät sein.
Die Antwort war (gereizt): Wenn ihr Kind einfach so auf die Straße läuft ist in der Erziehung wohl schon vorher was schief gelaufen.
Nun denn…..

Geht es um die eigene Bequemlichkeit werden alle anderen Interessen vernachlässigt. Ich gebe zu das geht mir in Teilen genau so.
Dennoch wäge ich tatsächlich ab, wo ich wann einen PKW parke.
Und ich habe durchaus Verständnis für Paketdienste und andere Lieferanten, falls diese sich nicht gefährdend verhalten und „nur“ meinen Weg verlängern oder mich zur Verlangsamung meines Tempos bringen.
Ich halte es nach dem Motto: Wer arbeiten muß, darf Regeln brechen, wenn er sonst erheblich Nachteile in Kauf nehmen muß.
Im Zweifel müssten sonst halt alle Pakete teurer werden.
Geht natürlich auch.

P.S. Noch ein Wort zur politischen Korrektheit:
Die Feiertagslohnfortzahlung wurde auch von den Nazis eingeführt.
Abschaffen?

Das ist doch nur ein Teil…
Stehende Fahrzeuge sind nicht so gefährlich wie Rollende.
Abgelenkte Fahrer und solche die sich für verkannte Walter Röhrls halten gehen mir da weit mehr auf die Nerven-ich sehe mich dadurch deutlich bedrohter. Bei nem Hindernis kann ich stehen bleiben, was ärgerlich ist, aber wenn mal wieder jemand meint seine Driftkunst oder Multitaskingfähigkeiten unter Beweis zu stellen….. dann kann es sehr schnell eng werden.

Was ist bloß immer so wichtig das sie unterm Fahren mit dem Handy hantieren müssen; grausam…. da hätte man schon Lust mal draufzuhauen.

Und wenn wir schon dabei sind: warum kann man nicht vorrausschauend fahren, was ist so cool daran bei Rückstau noch auf die Kreuzung zu fahren?
Das Ballet des Blechs zur Adventszeit immer besonders „reizend“
Was ein Pech das ich selbst Lieferdienste durchführe (Per Rad und per Auto). Wenn ich könnte, ich würde nen Bogen um die Stadt machen!

Es gibt übrigens eine App, mit der man unter anderem Falschparker auf Radwegen posten kann. Auf der Seite https://www.wegeheld.org/home.html werden diese dann dokumentiert und angezeigt, um darauf aufmerksam zu machen, wie groß das Problem ist.
Man kann aber auch, wenn man das will, gleich eine Meldung an das jeweilige Ordnungsamt absetzen.

Ich hatte mir mal im März den Versuch gestartet, auf meinem täglichen Weg mit dem Fahrrad möglichst viele Radwegparker zu dokumentieren und hatte gehofft, dass ich vielleicht für eine kurze Zeit Berlin als Spitzenreiter ablösen kann. Hat nicht ganz gereicht, aber es war knapp! :)

Ich habe übrigens selbst schon einige wirklich gefährliche Situationen gehabt durch zugeparkte Radstreifen und Parken in zweiter Reihe.
Das Video aus Kanada habe ich auch schon gesehen. Der Gedanke war mir auch schon mal gekommen, aber getraut habe ich mich dann nicht. Vermutlich bin ich zu brav, aber ich hatte auch Angst um mein schönes Fahrrad! ;)

Ich weiß halt nicht, ob Wegeheld der richtige Weg ist. Ehrlich gesagt hätte ich kein gutes Gefühl dabei, täglich 10 Menschen anzuschwärzen. Es wäre schön, wenn die Einsicht aus den Falschparkern heraus käme. Dass das aber wohl ohne Einwirkungen von außen nichts wird, wird mir auch immer klarer. Wer hat also die Lösung?

Ich glaube, dass es nicht wirklich ums Anschwärzen geht, denn eine Meldung ans Ordnungsamt muss es ja nicht geben. Ich selbst habe das in keinem Fall gemacht. Es geht wohl eher darum, zu demonstrieren, wie groß das Problem ist. Wie viel man damit tatsächlich erreicht, ist sicher schwer zu beantworten. Auf jeden Fall wird gezeigt, dass das Falschparken ein Massenphänomen ist.

Genau. Wenn man es nur markiert, hat es keinen Effekt. Das Ding ist ein, zwei Mal durch die Medien gegangen, aber das wars. Die Falschparker haben keine negativen Folgen davon. Sie bekommen nicht mal was davon mit. Daher setze ich eher auf Spuckis. Da regen sich die Leute wenigstens kurz auf, weil sie nicht wissen, dass die Dinger mit Wasser ganz leicht wieder abgehen. Ohne Wasser funzt es gar nicht…

Gegen Falschparker gibt es eigentlich ein paar effektive Varianten:
Findlinge
Metallgitter
Ketten
Schranken
Gräben
Betonpoller
Bäume/Blumenbeete (wäre sogar schön ;) )
(….etc.)

Funktioniert immer, Nachteil steht halt auch dem Rest im Weg.

Ich halte es im Übrigen für schwierig jemanden öffentlich auszustellen-wer hilft mir dann wenn ich wegen Eingriff in pers. Rechte angezeigt werde?

Ich habe heute erstmals einen Radwegparker angesprochen, der blockierte mit seinem Transporter die gesamten 2m Hochbord. Und da es sich um eine viel befahrene und begangene Strecke handelte, habe ich kurz am Beifahrerfenster angehalten. Der Fahrer fummelte intensiv an seinem Handy rum, aber irgendwann konnte er mich nicht mehr ignorieren. Fenster runter, dann habe ich eher im Kasernenton darauf hingewiesen, dass das kein Parkplatz sei. Die Antwort war natürlich klar, man müsse nur kurz *deutet auf das Haus rechts“ usw., ich habe ihm dann empfohlen, doch einfach die rechte der 5 Fahrspuren zum Parken herzunehmen. Er hat dann sogar wirklich den Motor angelassen, allerdings hatte ich keine Lust mir anzusehen, ob er dann wirklich da runter gefahren ist.

Timovic, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich wegen deiner Aktion beim nächsten mal richtig verhält? 1%? 0,1%?

Hättest du stattdessen „nur mal kurz“ ein Foto gemacht und eine Mail ans Ordnungsamt geschickt („Ich erstatte Anzeige wegen Parkens auf einem Radweg mit Behinderung Anderer: Radweg blockiert, ich musste auf die Fahrbahn ausweichen.“), dann hätte die Rechnung über 30 € ihn möglicherweise zum Nachdenken gebracht.

Wenn man das, was man tun kann, nicht tut, darf man sich auch nicht beschweren, dass sich nichts ändert.

Hallo Pierre,

so wie einige andere auch habe ich Bedenken gegen das Anzeigen von Falschparkern, nicht nur weil das Denunziantentum in Deutschland eine lange und unseelige Tradition hat.
M.A.n. sollte man versuchen an die Ursachen zu gehen, bevor man anfängt, sich gegenseitig zu beharken.
Aus meiner Sicht liegt die Ursache darin, dass es im Prinzip von Entscheidungsträger wie Gemeindeangestellten oder Politikern zumindest so geduldet, wenn nicht sogar gewollt wird. Hinzu kommt natürlich eine selbstorganisierte, bürokratiebedingte Unfähigkeit. Aber zurück zu den Entscheidern: Bekanntlich sind diese ja massiv durch die Autoindustrie beeinflusst (ich spare mir die Beispiele hier).
Das heißt für mich, dass man da einsetzt und nicht bei den Falschparkern. Die machen nur das, was ganz natürlich ist: wenn es nicht oder so gering bestraft wird, dann kann man das auch durchziehen. Das komplette Geschäftsmodell von Lieferdiensten baut darauf auf. Ein anderes Beispiel: Wenn die Autoindustrie riesige PS-Monster anpreist, dann drücken die Fahrer natürlich auch auf die Tube.
Um es kurz zu machen: Der einzige wirkungsvolle Ansatz liegt m.A.n. darin, die Entscheidungsträger massiv zu beeinflussen und darauf hinzuweisen, dass sie eigentlich die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer gefährden oder gar gegen geltendes Recht verstoßen. Unzwar muss das auf Gemeindeebene passieren. Eine Unterschriftenaktion zur Anpassung der lächerlichen deutschen Bußgelder für Falschparker an den europäischen Durchschnitt ist ja leider gescheitert. Daran sieht man, dass der Autofahrer schon erfolgreich manipuliert ist. Eine Selbsteinsicht kannste vergessen. Wasser fließt ja auch nicht den Berg hinauf, oder?

Noch einmal: am wirkungsvollsten scheint mir zu sein, auf Entscheidungsträger bei der Gemeinde einzuwirken. Man kann Fotos oder Filmchen zu denen schicken, oder Poster medial wirksam beim Verkehrsamt aufhängen, zu den entsprechenden Treffen der Ausschüssen gehen oder weiß der Geier was. Das sollte man natürlich wiederholdend tun.

In Osnabrück geben sich ja die Stadtverantwortlichen angeblich ach so fahrradfreundlich. Da kann man dann ansetzen. Ich glaube gehört zu haben, dass z.B. Daniel hier schon das eine oder andere Mal erfolgreich Einfluss genommen hat.

Für den großen Erfolg muss man da natürlich Geduld haben, aber alles andere ist sowieso wirkungslos, wie ich meine.

Ich wünsche allen sicheres Radeln und immer mindestens eine Hand breit Abstand vom Blech.
Viele Grüße
Der Siebert

Wer Radspuren sät, wird Falschparker ernten. Leider aktiviert diese Art der Verkehrsführung immer wieder bei Autofahrern den Reflex „nur mal kurz“ falsch zu parken, da hilft auch gut zureden überhaupt nichts. Nur korrekte, stringente Radverkehrsinfrastruktur kann sprichwörtlich wegweisend etwas daran ändern.

Das sieht man interessanterweise gerade gut in manchen Städten der Niederlande, wo man größtenteils nicht damit rechnen würde, weil die meisten Holländer doch an den massiven Radverkehr gewöhnt sein müssten und meistens Autofahrer die Radfahrerperspektive selber sehr gut kennen. Schaut man aber zum Beispiel nach Rotterdam oder Den Haag, wo der Radverkehrsanteil unterdurchschnittlich ist im Vergleich zum Rest der Niederlande, dafür aber der Ausbaugrad der Straßen hoch, sieht man, dass nur durchgehend gut ausgebaute separate Radwege dieses Problem wirklich beheben können, dort wo sie nicht vorhanden ist, z.B. in Form von Radspuren, verhalten sich Autofahrer genauso unbedacht oder sogar rücksichtslos wie hierzulande.

Auch wenn hier immer wieder einige Wenige hartnäckig und ohne Beispiel die angebliche Sicherheit des Mischverkehrs alleine anhand der Umkehrung von veralteten Studien zu beweisen versuchen und vermeintlich sichereren Radverkehr auf der Straße postulieren, zeigt sich in der Praxis halt doch immer wieder, dass gerade solche Flaschenhälse viele Menschen davon abhalten mit dem Rad zu fahren und es die Städte mit dieser Art von Radverkehrsführung eben nicht schaffen einen Modal Split von dauerhaft 25% zugunsten des Radverkehrs aufrechtzuerhalten.

Der Begriff Denunziantentum hat übrigens ebenso wie der erst kürzlich hier diskutierte Begriff asozial im Nationalsozialismus eine ganz besondere Konnotation erfahren, dadurch dass dem Indivduum eine möglichst hohe Hemmschwelle auferlegt werden sollte, gesellschaftlich akzeptiertes (Fehl-)verhalten aus individueller Perspektive zu kritisieren.

Genauso gut könnte man Anzeigen gegen Falschparker auch als zivilen Ungehorsam verstehen. Praktisch sind sie aber das einzig legale Mittel gegen die zunehmende Inanspruchnahme des Autoverkehrs – ohne Konsequenzen durch die Behörden – vorzugehen. Insofern ist es nur eine Frage der Sichtweise, ob es angemessen ist, Falschparker zu einer kleinen wie ich finde verschmerzbaren finanziellen Denkpause anzuregen.

Aber auch aus der Wortbedeutung heraus kann von denunzieren überhaupt nicht die Rede sein, denn dazu gehören folgende Kennzeichen (nachzulesen unter Duden online und Wikipedia.de):

1. Eine Anzeige wird in der Regel 1. aus niedrigen und/oder 2. persönlichen Beweggründen erstattet. Das ist beides schon mal nicht der Fall, denn es geht ausschließlich um das öffentliche Interesse Rad- und Gehwege freizuhalten. Der PKW-Verkehr hat mit teilweise bis zu 80% des öffentlichen Raums mittlerweile wirklich MEHR als genug Fläche, die er beanspruchen kann. Diejenigen aber, die ihn dann noch zuparken handeln aus Eigennutz und gegen soziale Normen.
2. Denunzianten tun dies nicht selten öffentlich und oder anonym. Auch das ist beides nicht der Fall. Eine Anzeige via Wegeheld wird namentlich und nichtöffentlich ggü. den Ordnungsämtern erstattet.

Fazit: Die Wegeheld-App im Besonderen und das Anzeigen von Falschparkern ist alles andere als Denunziantentum, sondern Bürgerpflicht, denn sonst können wir uns in ein paar Dekaden über Autodächer balancierend, zwischen Lieferwägen und Taxen durchschlängeln und hoffen, dass unsere Kinder an Ampeln zwischen den ganzen Blechkisten überhaupt noch gesehen werden.

Hallo Matze,

ich glaube nicht, dass es für Falschparker einen Unterschied macht, ob diese (eben mal schnell) eine Fahrspur oder einen Radweg zu parken. Habe jedenfalls noch keinen feststellen können. Es sei denn, Du kannst das mit Quellen nachweisen.
Bin auch gespannt darauf, woher Du das mit Rotterdam und Den Haag hast. Konnte dergleichen zumindest im Falle von Den Haag nicht feststellen.

Dass niederländische Autofahrer auch Radwege zu parken ist jetzt keine so große Überraschung. Allerdings konnte ich in den 10 Jahren, die ich in verschiedenen Städten der Niederlande verbrachte, auch registrieren, dass das bei weitem nicht so vorherrschend ist wie in teutschen Landen.
Vielleicht liegt das an den erheblich höheren Bußgeldern und dem sprichwörtlichen Geiz der Niederländer.

Weiterhin: woher nimmst Du die Weisheit, dass „solche Flaschenhälse viele Menschen davon abhalten mit dem Rad zu fahren“ und dass „Städte mit dieser Art von Radverkehrsführung eben nicht schaffen einen Modal Split von dauerhaft 25% zugunsten des Radverkehrs aufrechtzuerhalten.“?
Bin wirklich neugierig und würde mich auch gern eines besseren belehren lassen, wenn seriöse Quellen dahinter stecken.

Was das Denunziantentum oder die „Bürgerpflicht“, wie Du es nennst, betrifft, so kann ich nur sagen, dass nicht nur ich genug davon habe, angebrüllt, bedroht, verfolgt, beschimpft oder was sonst noch im Repertoire notorischer Falschparker, Generalignoranten und automobilen Herrenmenschen vorhanden ist, zu werden.

Ich bleibe dabei: Hier hat die Gemeinde/Stadt nicht nur Hoheitsrecht sondern auch eine Hoheitspflicht. Und da sollte man ansetzen, bevor man in der Auseinandersetzung mit asozialen, motorisierten Menschen gute Laune oder gar die Gesundheit auf’s Spiel setzt.
Ich glaube auch nicht, dass die Wegeheld-App wirklich Erfolg verspricht. Habe jedenfalls noch von keinem Durchbruch gehört.
Vergiss nicht: Radfahrer sind eine Minderheit, und Minderheiten werden i.d.R. von der Mehrheit diskriminiert. Siehe auch Ausländer oder Behinderte Menschen.

Das Dystopia, welches Du im letzten Absatz schilderst, haben wir ja schon. Ist Dir mal aufgefallen, dass es in unseren Innenstädten keine Fahrrad fahrenden Kinder ohne Begleitung von Erwachsenen gibt, wenn überhaupt?

Übrigens schön, dass Du das niederländische Beispiel bringst. Es zeigt auf jeden Fall, dass dort keinen besseren Menschen Leben, sondern dass radfahrende Menschen politisch und administrativ besser gestellt und geschützt ist als hier zu Lande.

Auch Dir wünsche ich sicheres Radeln und immer mindestens eine Hand breit Abstand vom Blech.

Viele Grüße

Der Siebert

Viel mehr Möglichkeiten, als sich mehr oder weniger wirkungslos zu empören, hat man nicht.

Es ist auch nur sehr bedingt richtig, die Städte und Kommunen verantwortlich zu machen.

Falschparken wird mit einer Verwarnung geahndet. Ab 10 €. Es kann keine Verwaltungsgebühr erhoben werden.

Ich weiß nicht, was der Verwaltungsakt Verwarnung durchschnittlich kostet. Bei – gebührenpflichtigen – Bußgeldern werden mindestens 23,50 € Verwaltungsgebühr erhoben. Keine Ahnung, ob das kostendeckend ist.

Die Verfolgung der Falschparker ist jedenfalls für die Kommune eindeutig ein Zuschußgeschäft, das die Kommune sich leisten können muss. Dafür müssen alle mitbezahlen. Und die Frage ist oft: Lieber z.B. ein kaputtes Klo in der Schule oder lieber Falschparker verfolgen?

Die Ministerialbeamten im Bundesverkehrsministerium und ihre politische Führung wissen natürlich genau, was Verwaltung kostet und welche Folgen eine nicht ausreichende Finanzierung hat: Es wird sich nichts tun.

Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Sätze für das Falschparken bewusst nicht kostendeckend kalkuliert werden, um die Möglichkeiten der Kommunen einzuschränken, gegen das Falschparken vorzugehen. Das scheint das politische Ziel zu sein.
Dies vereinfacht den Kfz-Besitz, bzw subventioniert ihn auf Kosten der Verkehrssicherheit und Bewegungsfreiheit der übrigen Verkehrsteilnehmer mit quasi kostenlosen Abstellflächen.

Sehe ich anders. Und ich weiß aus Osnabrück, dass sich eine solche Stelle durchaus selbst finanzieren kann. Wenn man als Kontrolleur mobil ist (Fahrrad) und die Hot Spots regelmäßig besucht, sollte das kein Problem sein. Schon gar nicht in Großstädten wie Hamburg oder Berlin.

Hallo Siebert,

Zuallerst mal ein gutes neues Jahr und immer eine Handbreit Luft im Reifen :)

Zu Deinem Beitrag, der mir ein bisschen zu viele Fragen aufwirft und insgesamt wenig Lösungsvorschläge nahelegt muss ich aber dann doch einiges richtig stellen bzw. mMn Offensichtliches erklären.

Ich habe mir bisher immer die Mühe gemacht, wo es geht, Studien zu zitieren, ohne aber darauf allergrößten Wert zu legen, dass sie eine Frage auch angemessen und letztgültig beantworten, denn wie Du ganz sicher auch selber weißt, ist das mit Studien so eine Sache. Bei der Bewertung von Sachverhalten spielen ganz verschiedene Faktoren eine Rolle, die man sowohl Pro oder Contra bewerten kann. Dazu zählen vor allem die Methodik, der Studien-Zeitraum, die Repräsentativität, und natürlich die möglichst unanfechtbare Fragestellung.

Aber der Reihe nach:
Bei Deiner – mir zu pauschalen – Annahme, dass es für Autofahrer keinen Unterschied macht, ob sie auf Radwegen (falsch!) parken oder auf der Straße vermisse ich vor allem die ganz wesentliche Unterscheidung zwischen Radweg und baulich getrenntem Radweg, die man wiederum unterscheiden könnte in separated und protected Bike Lanes, was zugegebenermaßen kein Bestandteil der deutschen ERA ist, aber dennoch für die Fragestellung und vor allem in der (Unfall-)Praxis eine ganz wesentliche Rolle spielt. Ich behaupte weiterhin, dass Autofahrer am häufigsten dort falsch parken, wo sie am wenigsten Sanktionen und Umwege erwarten. Denn dass das bei Radspuren/Angebotsspuren naturgemäß sehr viel eher der Fall ist, ist denke ich unbestritten. Andernfalls würde ich mich meinerseits sehr über eine entsprechende Studie freuen (aber auch sehr wundern!).

Andersrum: Du klärst diesen Widerspruch ja selber dadurch auf, dass Du aus eigener Erfahrung in den Niederlanden wo es sehr viel mehr separierte Radinfra gibt als hierzulande, praktisch auch so gut wie keine Falschparker auf Radwegen gibt, was sicherlich auch mit den weit höheren „Parkgebühren“ zu tun hat, mehr noch aber damit, dass Falschparker vor allem lieber woanders parken als auf durch Hecken, Parkspuren oder Grünstreifen getrennten Radwegen. Das ist ein ganz pragmatisches Verhalten und erklärt sich damit, dass man eben genau das mit der CROW – der niederländischen Radwegebauverordnung – eben massiv einzudämmen versucht und aber auch erreicht – flankiert durch Maßnahmen wie eben höhere Bußgelder.

Zum Thema Denunziantentum:
Wie gesagt, der Begriff ist historisch stark belastet und für diese Thematik eigentlich überhaupt gar nicht geeignet, denn er erfüllt – wie ich schon geschrieben habe – nicht die formalen Kritieren und negiert außerdem durch seine Implikation die positiven Aspekte der sozialen Kontrolle.
Dass es auf der andere Seite eben gerade nicht hilft, an die administrative Hoheitsrechte zu appellieren, zeigt die mehrjährige Erfahrung in fast allen deutschen Städten, weshalb ich an diese Form der Rechtsprechung nicht so Recht glauben mag. Die Zahlen sprechen zudem eine ganz andere Sprache:
Ob eine Kommune Falschparken verfolgt oder nicht, liegt in ihrem alleinigen Ermessen. So kann es z.B. vorkommen, dass in einer deutschen Großstadt mehr als das doppelte an Vergehen geahndet wird, als in einer anderen ein paar hundert Kilometer weiter südlich.

Von daher können Hilfsmittel wie der Wegeheld sehr nützlich sein in einem insgesamt sehr ungleichen Verteilungs-Kampf zwischen Autofahrern, Politik und Autolobbies auf der einen Seite und der Minderheit der RadfahrerInnen auf der anderen Seite. Der einzige Hebel, zu verhindern, dass Radfahrer sich selbstbewusst und legal ihre Rechte in Anspruch nehmen ist es nämlich genau das individuell und soziale gerechtfertigten Anspruch auf sichere Fortbewegung mit dem Rad mit dem Begriff und der dazugehörigen Implikation Denunziantentum zu assoziieren. Und genau das macht die Autolobby mit freundlicher Unterstützung der Politik wie man seit der Jaywalking und der Kampfradler-Kampagne spätestens sicher weiß!

Ich behaupte deshalb weiterhin, dass es von uns Radfahrern sehr fahrlässig wenn nicht gar dumm wäre auf diese Form der legalen „Reclaim the Streets“-Praxis zu verzichten! Mehr Möglichkeiten gibt es nämlich nicht den durch Autoverkehr okkupierten Raum wieder zurückzugewinnen!

Zuletzt noch möchte ich Dir die Gegenfrage stellen, welche Kommune kennst Du, die es mit Rad-/Angebotsspuren und ein paar Schildern und vielleicht Haltegriffen an Ampeln und anderem Schnickschnack geschafft hat über 25% Radfahreranteil zu krabbeln? Münster oder Bocholt beweisen, dass man nur durch geschützte Radinfra wirklich über diesen magischen Wert kommt. Freiburg ist durch seine Vorrangrouten endlich auf dem richtigen Weg. Wenn Du aber meinst dass ich Unrecht habe, dann bin ich über (substantielle) Richtigstellung hier im Board wirklich sehr gespannt :)

VG Matze

Hallo Matze,

ist ja interessant, dass dieser Beitrag nach so langer Zeit immer noch kommentiert wird. Hätte das beinahe übersehen.

Vielen Dank für die Handbreit Luft unterm Reifen. Aber wenn soviel Luft im Fahrradreifen sein sollte, dann stünde dieser wohl kurz vor dem Knall. Fährst Du eigentlich Fahrrad?

Muss ein Beitrag eigentlich immer Lösungen mitbringen? Woher weißt Du, was offensichtlich ist? Im übrigen habe ich eine Lösung vorgestellt – nur eben eine andere als Deine.
Du siehts, ich stelle noch mehr Fragen und es kommen noch einige hinzu, aber Dein Beitrag liest sich ein bisschen wie der Weisheit letzter Schluss.

Dass Studien mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind, ist mir schon klar. Habe selbst schon Studien durchgeführt. Dass man Studien deshalb interpretieren, mit seinem Wertesystem abgleichen sollte und mit qualitativen und quantitativen Unsicherheiten umgehen muss, ist mir schon klar. Allerdings sollte man sich vorsehen, nicht sein eigenes Wertesystem auf andere Menschen zu obtruhieren, wie ich meine.

Also, wenn man keine Studien heranzieht, was dann? Glaskugel? Eigene Meinung als Standard (für alle) festlegen?
Also bitte belege Deine Behauptung mit der Falschparkpraxis, wenn Du diese so insestierend vertrittst.
Ich behaupte, dass Autofahrer dort parken, wo sie am dichtesten am Ziel sind. Hochboard hin oder her, wie man am Beispiel der Münchener Autofahrer und den Straßenbahngleisen sieht. Es kommt noch hinzu, dass der Trend zu riesigen „geländegängigen“ Blingblingpanzern die Sache noch erleichtert. Ich habe dazu keine Zahlen, und würde mich auch gern eines besseren belehren lassen, allerdings nicht mit einer Gegenbehauptung.

„Wie gesagt, der Begriff ist historisch stark belastet und für diese Thematik eigentlich überhaupt gar nicht geeignet, denn er erfüllt – wie ich schon geschrieben habe – nicht die formalen Kritieren und negiert außerdem durch seine Implikation die positiven Aspekte der sozialen Kontrolle.“

Dieser Satz ist schön geschrieben, aber ich verstehe ihn nicht so richtig.
Wer legt fest, ob dieser Begriff für diese Thematik nicht geeignet ist, Du? Und welche formalen Kriterien meinst Du?

„Dass es auf der andere Seite eben gerade nicht hilft, an die administrative Hoheitsrechte zu appellieren, zeigt die mehrjährige Erfahrung in fast allen deutschen Städten, weshalb ich an diese Form der Rechtsprechung nicht so Recht glauben mag. Die Zahlen sprechen zudem eine ganz andere Sprache:“

Bitte zeige mir, woher Du das weißt, und zeige mir auch die Zahlen, von denen Du redest.

Natürlich ist das schwer, und wir müssen immer wieder erfahren, dass Politik, Verwaltung und Exekutive in vielen Fällen voreingenommen und im Zweifelsfalle zu Gunsten des Autos entscheidet. Das zeigen die unzähligen Beispiele in diesem und vielen anderen Fahrradblogs.

Weiterhin behauptest Du, dass Wegeheld sehr nützlich ist und …

„Der einzige Hebel, zu verhindern, dass Radfahrer sich selbstbewusst und legal ihre Rechte in Anspruch nehmen ist es nämlich genau das individuell und soziale gerechtfertigten Anspruch auf sichere Fortbewegung mit dem Rad mit dem Begriff und der dazugehörigen Implikation Denunziantentum zu assoziieren. “

Woher nimmst Du diese Weisheit? Vor allem „Der einzige Hebel“ scheint mir dann doch etwas zu exklusiv. Das glaube ich eigentlich nicht, und ich weiß auch, dass einige Aktionen von aktiven Radfahrern, die auf die lokale Administration abzielen sehr wohl Erfolg haben. Frage mal Daniel.

Im übrigen ist auch letztzitierter Satz sehr schwer verständlich.

Um die ganze Sache mal auf das essentielle herunter zu bringen:

Wir beide wollen, dass Autofahrer nicht mehr illegal und asozial den Verkehrsraum von Radfahrern und Fußgängern okkupieren.
Du glaubst, dass das Anzeigen von Falschparkern etwas bringt.
Ich glaube, dass man mit der lokalen Verwaltung direkt kommunizieren muss.

Du und sicher viele andere können das gern tun, es sei Dir nicht benommen.

Ich halte das nicht nur wegen der Denunziantenproblematik für den falschen Weg. Es ist einfach ineffizient. Wenn ich zum Beispiel von meinem Haus die drei
Kilometer zur Innenstadt fahre, würde ich jedes Mal mindestens doppelt so viel Zeit brauchen, bis ich alle Falschparker bei Wegeapp gemeldet habe. Im übrigen muss dafür wohl ein „Smartphone“ haben, was ich gar nicht besitze.
Ich bezweifle auch, dass das einen fühlbaren Effekt hätte. Es wird immer wieder falsch geparkt werden, wenn nicht durch die bereits angezeigten dann eben durch andere Autofahrer.
Ich glaube nicht einmal an den Lerneffekt. Das ganze ruft bei denen nur negative Gefühle hervor und wird die Wut auf die „Kampfradler“ nur erhöhen.

Meine „„Reclaim the Streets“-Praxis“, wie Du das so schön in denglisch formulierst, ist eher die, an Aktionen teilzunehmen, Aktivitäten anderer zu unterstützen oder andere Menschen davon zu überzeugen, selbst auf’s Rad zu steigen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin kein Anhänger deutscher Verwaltung und Bürokratie, und ich muss mir oft genug die Haare raufen, aber
man kann die sehr wohl unter Druck setzen.
Ich will das gar nicht weiter ausführen, denn ich habe schon genug geschrieben.

Ich berufe mich hier auch ein bisschen auf die Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom, die sich ihr Forscherleben lang mit der Allmende und dessen Umgang vor allem auf lokalem und regionalen Niveau beschäftigt hat. Bei den Radwegen handelt es sich doch um Allmende, oder? Bei ihr kommt es jedenfalls nicht vor, dass man sich gegenseitig anzeigt, um Nutzungsprobleme zu lösen. In unserem Falle ist die wirksamste Schnittstelle, wie ich meine, die der lokalen Administration.
Es sei denn jemand zeigt mir da einen besseren Ansatz.
Anzeigen ist das für mich jedenfalls nicht.

In diesem Sinne – allzeit sicheres Radeln

Hallo Siebert,

Ich hoffe mal inständig, Deine Studien sind verlässlicher als Deine Physik-Experimente, denn wenn ich eine Handbreit Luft IM Reifen (sic!) habe – ich fahre jährlich etwa 9000 km mit Mountainbike, Fatbike, Citybike, Lastenrad, Velotaxi und Rennrad – dann würde ich mich freuen gerade noch so heimzukommen ohne mir auf dem Weg einen veritablen Snakebite einzuhandeln! Aber das ist sicher ein verzeihliches Missverständnis, das ich hier gar nicht weiter erörtern möchte, es geht ja schließlich darum ein paar Behauptungen mit Fakten zu untermauern, um nicht ständig weiter wie bisher im Trüben zu fischen mit vagen Behauptungen, Weltanschauungen und durch das in Frage stellen von Themen, die man als wenigstens interessierter Beobachter der deutschen und vor allem internationalen CYCLING ADVOCACY (leider wieder ein englischer Begriff, den ich Dir nicht ersparen kann – einen deutschen gibt es nämlich leider nicht) eigentlich schon auf dem Schirm haben sollte.

Deswegen würde ich vorschlagen, dass wir uns von jetzt ab auf das beschränken, was man wirklich beantworten kann und wo es verlässliche Zahlen (und klare Fragestellungen) dazu gibt, damit wir uns dann auf einen für alle verständlichen Konsens zubewegen können. Themen wie Denunziantentum und Allmende werde ich daher nicht weiter diskutieren mit Dir, denn das kann man alles schön bei Wikipedia nachlesen, auch welche formalen Kriterien für ersteres gelten. Das habe ich ja schon denke ich hinreichend erläutert.Trotzdem hier noch einmal der Form halber:

„Unter Denunziation (lat. denuntiare, „absprechend berichten, Anzeige/Meldung machen“; denuntiatio, „Ankündigung, Androhung“) versteht man die – häufig anonyme – öffentliche Beschuldigung oder Anzeige einer Person oder Gruppe aus nicht selten niedrigen persönlichen oder oft politischen Beweggründen,[1] von deren Ergebnis der Denunziant sich selbst oder den durch ihn vertretenen Interessen einen Vorteil verspricht.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Denunziation

Sehr lesenswert ist in diesem Kontext auch der Abschnitt über Whistleblower, also dem positiven Aspekt des „Denunzierens“, der Aufklärung von Missbrauch und Antiemanzipatorischer Politik.

Fangen wir an mit meiner Behauptung, die Du so vehement bestreitest, dass Radwege ganz unterschiedlich als zusätzlicher Parkraum für Autofahrer wahrgenommen werden. Wenn Du schon nicht selber ständig diese Erfahrung im Alltag machst, dass dem so ist, dann kannst Du das auch sehr gerne nachlesen in der Untersuchung „Unfallrisiko und Regelakzeptanz von Fahrradfahrern“ der BASt aus dem Jahr 2009. Dort steht nämlich:

„Auf Radwegen begegnen Radfahrer seltener Behinderungen durch andere Verkehrsteilnehmer als auf den Straßen mit Radfahrstreifen oder Schutzstreifen. Bei markierten Führungen gehen die meisten Behinderungen auf regelwidrig haltende Kfz zurück. Auf mehreren untersuchten Radfahrstreifen beziehungsweise Schutzstreifen kommen Radfahrer häufiger in kritische Situationen als auf Radwegen.“

Ich denke, dass damit ein wissenschaftlicher und zuverlässiger Nachweis erbracht ist, dass sich Deine Sichtweise nicht halten lässt, dass Autofahrer hier wie dort in gleicher Weise sprich gleichermaßen gefährdend und vor allem gleich häufig parken.
Dann habe ich mir noch erlaubt zu behaupten, dass Städte mit einem Radfahranteil von unter 25% mit ihrer Politik des (unechten) Mischverkehrs nie darüber hinauskommen. Auch dafür kann ich zumindest Indizien bringen, während Du auf der anderen Seite meine Gegenfrage trotz ellenlanger Beiträge lieber ignorierst.

Bevor wir hier also weiter auf der Stelle treten, zitiere ich den Bericht der Stadt Karlsruhe, die sich explizit das Ziel gesetzt hat, über 25% Radfahranteil zu kommen, in dem sie Radfahren AUF DER STRAßE fördert und die Benutzungspflichten Stück für Stück aufhebt.

„Die Reduktion der Radunfälle, 15 % weniger Unfälle bzw. 25 % weniger Schwerverletzte bis zum Jahr 2010, konnte nicht erreicht werden. Auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrerinnen und Radfahrer ist meist schlecht. Toleranz und gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmenden sind noch nicht so verankert wie erhofft…“

http://www.agfk-bw.de/verein/stadt-karlsruhe/

Diese Szenarien lassen sich übrigens überall dort beobachten, wo Mischverkehr zum Dogma erhoben wird, z.B. in Stralsund, wo der dortige Verkehrsplaner selbst sich nach kurzer Zeit der Aufhebung der Radwegebenutzungspflichten sich massiv über gefährdende und beleidigende Autofahrer beschwert hat. Der Effekt, den man sich vom „Mischverkehr“ erhofft hat, ist also absolut ins Gegenteil verkehrt.

Soviel dazu (mehr an Informationen würden die Bevölkerung wahrscheinlich verunsichern ;) Jetzt bin ich sowieso erst mal sehr gespannt auf Deine Studien und Belege, die das Gegenteil nahe legen können…

Leider wird auch auf Hochbord-Radwegen falsch geparkt, gerne auch wenn der Fußweg breit genug für einen parkenden Lieferwagen und Fußgänger wäre. Mich hat bei so eine Aktion im Sommer 2009 Freitags 8:40 fast mal ein Geldtransporter überfahren, weil er ohne zu blinken und zu gucken von der Straße auf den Hochbord-Radweg gefahren ist und ich mich auf die Straße retten musste, in der Hoffnung, das da kein Auto ist. Bremsen hätt` ich nicht mehr gekonnt…

Hi Franziska, klar wird AUCH auf Hochbordradwegen falsch geparkt und teilweise fahren sogar Autos darauf herum, das bestreitet niemand, aber es macht schon alleine was die Häufigkeit angeht trotzdem einen Riesen-Unterschied zwischen Radspuren auf der Straße und deutschen Hochbordradwegen, die trotz modernster ERA-Standards nicht ansatzweise Sicherheit versprechen.

Einen noch größeren Unterschied würde es machen, wenn man die Radwege SAUBER baulich von allen anderen Verkehrsarten trennen würde, wie es in DK/NL und teils in den USA mittlerweile Best Practice ist. Ich habe mal versucht die Unterschiede zwischen Hochbord und Separation in einer kleinen Grafik zu skizzieren, denn wenn immer die Rede ist von baulichen Radwegen, denken die deutschen Radfahrerinnen reflexhaft an Hochbordradwege und sehnen sich auf die Straße zurück. Denkt man aber vernünftiger Weise an Radwege nach CROW- oder NACTO-Standard, dann fallen viele Argumente gegen separierte Radinfrastruktur an Hauptstraßen einfach weg! Hier ist der Link zum Bild:

http://bit.ly/1W0GqiI

Radweg

@Matze: So sehr ich baulich separierte Radwege gut fände (wie jeder andere); Dir ist schon klar, dass Deine Grafik in erster Linie eine Umverteilung des städtischen Raumes zuungunsten der Fußgänger bedeutet?

Natürlich im Austausch für ein deutlich erhöhtes Maß an Sicherheit, weil die Verringerung von Konflikten zwischen Radverkehr und Fußgängern gerade auch letzteren zu Gute kommt. Und deswegen könnte man als Ergebnis einer Abwägung durchaus dazu kommen, dass dies trotzdem wünschenswert wäre. Trotzdem muss man dies bedenken und auch offen ansprechen.

Ich persönlich finde jedoch nicht, dass dies im Jahr 2016 der richtige Weg ist. Ich finde, egal welchen Weg man für eine sichere Radinfrastruktur gehen möchte, die Räume sollten in aller Regel dem motorisiertem Individualverkehr entnommen werden. Der schließlich weit überproportional darüber verfügt.

Hallo Sternburg,

ich bin in jedem Punkt bei Dir und muss deshalb korrigierend zur Grafik dazuschreiben, dass sie das Thema Flächengerechtigkeit zu wenig mitbehandelt.

Eigentlich sollte es nur um die Darstellung einer sinnvollen Neunutzung von Radwegen gehen, aber dabei spielt natürlich auch das Thema Verteilung eine große Rolle!

Die Grafik soll schematisch aufzeigen, wie Rad- und Gehwege aufgeteilt sein sollten, damit sie für alle einen positiven Nutzen mitbringen und nicht einen neuen Verteilungskampf auslösen. Ich werde das bei der nächsten Version sicher berücksichtigen.

Klar geht die Konversion nicht von heute auf morgen – das ist übrigens auch bei Radstreifen nicht der Fall (hier in Nürnberg werden für den Umbau eines Straßenabschnittes über 1,5 Millionen Euro ausgegeben, damit man ja den Autoverkehr keine Fläche wegnehmen muss) – aber im Gesamtkontext mit neuen Kreuzungsdesigns, verbesserten Ampelschaltungen und einer insgesamt verbesserten Sichtbarkeit durch farbigen Asphalt ist die Separation der beste Weg, radfahren nachhaltig populär und sicher zu machen.

Für Deutschland wäre sicher das dänische Modell sinnvoll, ich behaupte aber, dass in keiner deutschen Kommune in den nächsten Dekaden die Bereitschaft da sein wird, Raum vom PKW-Verkehr abzuschneiden, mit dem immer gleichen Argument, dass man „Niemanden etwas wegnehmen möchte“ (Obwohl man genau das über 70 Jahre lang mit Radfahrern und Fußgängern gemacht hat ohne Rot zu werden).

Von daher halte ich persönlich es für fairer im Sinne der Flächengerechtigkeit, erstmal Fußgängern etwas wegzunehmen, um Radverkehr attraktiver zu machen. Die Geschichte der Transition in den Niederlanden zeigt ja schön, dass mit Verbesserung des Radverkehrs in den Städten viele Fußgänger und Autofahrer das Rad für sich entdecken und eine Expansion der Radwege dann zulasten der Autospuren geht. Und warum sollte man nicht bei einer Umverteilung der Hochborde derjenigen Verkehrsart räumliche Priorität geben, die schneller und effizienter ist? Begegnungsräume in Form von zum Beispiel Parklets (https://en.wikipedia.org/wiki/Parklet) lassen sich jederzeit, schnell und unkompliziert integrieren.

Ja, schon ein wenig älter, aber vielleicht liest’s noch wer.
Die Grafik hat mich schon ein wenig erschüttert.
So ein Müll soll im 21.Jhd. gebaut werden?

Das ist absolut autogerecht und Fußgeh- sowie Behinderten-feindlich.
Im Wunschzustand (unteres bild) muß ja bedacht werden, dass da noch Fahrräder an der Hauswand lehnen.
Zwei Rollis im Gegenverkehr auf Gehweg sind dann nicht mehr möglich, auch mit Kinderwagen ist kommunikatives Gehen illusorisch. Alles zu Gunsten des unangetastet weiterfliessenden Autoverkehrs.
Ferner: diese Querschnitte gibt es in Reißbrettstädten, in den USA und in einigen Metropolstädten. Die Regel ist das in D nicht, sondern die Ausnahme.
Ferner: wird das Rechtsabbiegen für Autos stadtweit untersagt? Oder wurden die Fahrbahnmarkierungen so gewählt, damit von unbedarften LeserInnen übersehen werden soll, dass der hinter parkenden Autos verschwindende Radverkehr durch Rechtsabbieger an jedem Abzweig auf die Kühlerhaube genommen zu werden droht?
11-jährige Radfahrerinnen hinter parkenden SUV zu verstecken? Ist das klug?
Was diese Grafik zeigt ist, dass ein Teil der sogen. Radverkehrsaktivisten mittlerweile Lösungen präferiert, die direkt aus dem Lehrbuch für eine autogerechte Stadt kömmen könnten. Das Buch wurde zwar nie im Print verlegt, sein Inhalt scheint aber tief in die Köpfe der Radverkehrs-Separatisten eingeprägt zu sein.

Mich ärgert, dass Autofahrer mich anmachen wenn ich mein Recht einfordere. Das eskaliert ganz schnell, wenn ich nur darauf hinweise dass das ein Radweg ist.

Der Radstreifen ist nur dafür, dass Autos fahrradfreie Spuren haben. Es gibt so viele unklare Verkehrssituationen am Beginn und Ende der Spuren.

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