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Osnabrück

Getrennte Ampelschaltung: jetzt doch?

Im vergangenen Jahr (März und Oktober) sind an gleicher Stelle in Osnabrück zwei Radfahrer ums Leben gekommen, als sie von einem abbiegenden LKW überrollt wurden. Bereits nach dem ersten tödlichen Unfall hatte ich Maßnahmen gefordert. Nach dem zweiten tödlichen Unfall hat die Stadt dann gehandelt. Zunächst recht hilflos mit einem Schild, dass Radfahrer vor dem Toten Winkel warnt. Etwas später dann auch mit der dringend gebotenen Verlegung des Hochbordradweges an die Straße heran.

Schon damals hatte ich mit dem ADFC und dann auch mit Vertretern der Stadt über die Möglichkeiten von getrennten Ampelphasen für den motorisierten Individualverkehr und den Radverkehr gesprochen. Dazu könnte man die rechte Spur zu einer reinen Abbiegerspur umwidmen, die dann ein eigenes Ampelsignal mit grünem Pfeil bekommt. Der Unfallschwerpunkt wäre damit entschärft. Damals gab man sich skeptisch. Man müsse Verkehrsflüsse untersuchen und Rückstaumöglichkeiten beachten.

Nun findet sich auf der Tagesordnung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt am 9. Juli 2015 aber eine Beschlussvorlage der Stadt:

Der Unfallhäufungspunkt Johannistorwall / Kommenderiestraße wird mittels einer konfliktfreien Signalschaltung für den aus westlicher Richtung kommenden Radverkehr entschärft.

Die möglichen Auswirkungen einer veränderten Phasen- und Spuraufteilung hat die Verwaltung demnach von einem Ingenieurbüro in einer Simulation darstellen lassen. In der Begründung heißt es weiter:

Unter den beschriebenen Umständen kann für das Ergebnis festgehalten werden, dass die Beseitigung der bedingt verträglichen Signalschaltung im Knotenpunkt Wallring / Kommenderiestraße und damit eine konfliktfreie Führung des Radverkehrs aus westlicher Richtung zwar zu keiner maßgeblichen Verschlechterung der Verkehrsverhältnisse im umgebenden Verkehrsnetz gegenüber der bestehenden Situation führt. Die Kapazität ist jedoch im Planfall für den verbleibenden Kfz-Geradeausfahrstreifen vollständig ausgereizt. Überstauungen sind in Spitzenzeiten durch Sondereffekte (z. B. Liefern+Laden) jederzeit möglich. Durch geringfügige Anpassungen der Signalzeiten kann für den Planfall die Qualitätstufe D gemäß Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen (HBS 2001/2009) erreicht werden. Mit der heute vorhandenen Spuraufteilung und –signalisierung wird die Qualitätsstufe C erreicht. Aufgrund des enormen Stauraumes von ca. 275m bis zum Knotenpunkt Süsterstraße sind keine Sicherheitseinbussen im Falle von Rückstaus zu befürchten, sodass die Durchsetzung der Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit empfohlen wird.

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann spricht sich die Stadt also für eine reine Rechtsabbiegerspur mit eigenem Ampelsignal aus. Was auch dem motorisierten Verkehr zugutekäme. Denn aus der derzeitigen Führung ergebe sich eine Vielzahl von Fahrstreifenwechseln, die immer wieder zu Verzögerungen im Verkehrsablauf führen. Nur bis zu 30 Prozent des Geradeausverkehrs in östliche Fahrtrichtung würden derzeit die rechte Geradeausspur nutzen. In gegenläufiger (ungestörter) Fahrrichtung betrage der Anteil 60 Prozent.

Es spricht also (fast) alles für eine planerische Überarbeitung dieses Unfallschwerpunkts. Leider erst nach halbjähriger Planung. Ich bin gespannt, was der Vortrag des Ingenieurbüros im Ausschuss bringt und wie sich die Fraktionen dazu stellen.

Um diese Kreuzung geht es. Hier biegen die meisten Autos auf dem rechten Fahrstreifen sowieso ab. Warum also nicht eine reine Abbiegespur mit eigenem Lichtsignal? Foto: dd
Um diese Kreuzung geht es. Hier biegen die meisten Autos auf dem rechten Fahrstreifen sowieso ab. Warum also nicht eine reine Abbiegespur mit eigenem Lichtsignal?
Foto: dd

6 Antworten auf „Getrennte Ampelschaltung: jetzt doch?“

Die einfachste Lösung wäre natürlich getrennte Ampelschaltungen für Radfahrer/Fußgänger auf der einen Seite und MIV auf der anderen. Dabei könnte es eine Grünphase für Radfahrer aus allen (!) Richtungen, wie es in NL schon erfolgreich praktiziert wird, geben. Dabei wird auch noch Zeit gespart.

Auffallend bei oben genannten Lösungen ist, dass der fließende (motorisierte) Verkehr Vorrang vor allem zu haben scheint. Koste es was es wolle – auch Menschenleben.
Die Tatsache, dass alle Autofahrer für ein paar Sekunden für Radfahrer stillstehen müssten, scheint bei den erfolgreich von der Automobilindustrie manipulierten Planern und Politikern schlichtweg unddenkbar zu sein.

Mal sehen, wie viele plattgefahrene Radfahrer is noch bedarf, um hier endlich einen Paradigmenwechsel in Gang zu setzen. Wahrscheinlich wird das erst dann passieren, wenn das Rohöl alle ist …
Bis dahin kann ich nur empfehlen, solche Straßen wie den Ring als Radfahrer schlichtweg zu meiden. Ok, dann hat die Autolobby den Verdrängungswettbewerb erstmal gewonnen. Aber was soll’s: Die Überlebenschancen sind auf den Schleichwegen ungleich höher.
Tut mir Leid, aber mein diesbezüglicher Optimismus ist schon lange aufgebraucht.

… da stimme ich Atze zu. Ausdruck dieser Prioritätensetzung ist nach meiner Ansicht auch diese unsägliche Regelung für RadfahrerInnen nach diesem gelben Schild im Foto (Linksabbieger so einordnen). Welche/r Autofahrer/in ließe sich ein zweimaliges Warten vor der Ampel beim Linksabbiegen gefallen? Eine solche Regelung mag ungefährlicher sein, wer mag, kann auch danach handeln, aber für mich bedeutet sie in erster Linie längere Wartezeit, Ungleichbehandlung, Wahrnehmung von RadfahrerInnen als Störfaktoren.

Ja, aber davon mal abgesehen wäre eine getrennte Ampelschaltung an dieser Stelle die beste Lösung. Das direkte Linksabbiegen ist insbesondere hier nur was für sehr bewusste und selbstbewusste Radfahrer. Anders geht es nicht.

Eigentlich darf es darum keine Diskussion geben. Menschenleben gegen wartende Autos….

Ist für mich eigentlich klar, was da Vorrang hat!

Bei der getrennten Schaltung wird die Freigabezeit auf die Rechtsabbieger und Radfahrer aufgeteilt. Das wird sich bestimmt sehr negativ auf die Grünzeiten der Radfahrer auswirken. Außerdem müsste man den rechten Fahrstreifen als reinen Rechtsabbiegestreifen betreiben; dann kann man auch eine Veloweiche anlegen.

Der rechte Fahrstreifen soll zu einem reinen Rechtsabbiegestreifen umgewandelt werden, richtig. Aber wieso aufgeteilt? Die Radfahrer haben dann parallel zu den geradeaus fahrenden Autos auf der linken Spur Grün.

Und was ist eine Veloweiche?

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