Ampel mit Spiegel 2Jetzt ist es also wieder passiert. Auch der neue Spiegel an der Ampel, den ich als durchaus positives Detail gesehen hatte, konnte den tödlichen Unfall eines 20-jährigen Radfahrers an der Ecke Johannistorwall / Kommenderiestraße nicht verhindern.

Jetzt kann man wieder darüber streiten, ob der LKW-Fahrer nicht richtig geguckt hat oder einfach noch aufmerksamer hätte sein müssen. Und ob die „viel wirkungsvollere elektronische Lösung für das Problem“, bei der ein Ton den LKW-Fahrer vor Radfahrern im Toten Winkel warnt, wirklich zu mehr Sicherheit führt, wie die NOZ kommentiert, gilt auch nicht als sicher. Im Zweifel ist das wieder nur eine technische Errungenschaft mehr, die den Fahrer aus der Verantwortung nimmt.

Recht haben LKW-Fahrer an dieser Unfallstelle aber auf jeden Fall mit ihrer Kritik an der Radverkehrsführung. Vom Arbeitsamt kommend, werden Radfahrer auf dem benutzungspflichtigen Hochbordradweg an der Hermannstraße von der Fahrbahn weggeleitet und müssen die nächsten 100 Meter hinter den dortigen Parkplätzen auf einem miserablen Radweg fahren, bevor sie dann kurz vor der gefährlichen Kreuzung hinter einer Hausecke auf den Radfahrstreifen geleitet werden. Für LKW- und auch Autofahrer kommen zumindest schnelle Radfahrer oft aus dem nichts.

Und in diesen Fällen kann man dann schon fragen, ob die Stadt eine Mitschuld trifft, wenn sie an dieser Radverkehrsführung jahrelang nichts ändert. Führe der Radfahrer schon vorher auf der Fahrbahn, mit oder ohne Schutzstreifen, oder auf einem Radweg direkt neben der Fahrbahn, würden LKW-Fahrer ihn zumindest beim Überholen sehen. Das würde die Unfallgefahr zwar nicht beseitigen, es würde sie aber sicher verringern. So hat es den nächsten Toten gegeben, an einer Stelle, die als Unfallschwerpunkt lange bekannt ist.

Johannistorwall 4

Und wenn ich dann noch kurz vor diesem Unfall von Seiten der Stadt höre, dass ihr die NOZ zu viel über Fahrradunfälle berichte, bzw. nicht über jeden Unfall berichten müsste, weil man da ja den Eindruck bekommen könnte, es sei hier für Radfahrer nicht sicher, dann macht mich das wirklich sprachlos! Vielleicht stellt man sich bei der Stadt endlich die Frage, ob es hier eventuell wirklich nicht sicher ist und tut dann etwas dagegen?!

Fünf schwere Unfälle in fünf Jahren mit zwei Toten und 3 Schwerverletzten.

Oder man sagt einfach offen, dass der motorisierte Verkehr Priorität hat, weil das schon immer so war und die alten Beamten da auch nichts mehr dran ändern wollen und die Radverkehrsinfrastruktur, wie in den letzten Jahren, lediglich punktuell ausbessert wird, statt ein durchgängiges Konzept zu entwickeln.

Wenn jetzt nichts passiert, ist der nächste Unfall nur eine Frage der Zeit und man kann nur hoffen, dass die Folgen weniger schwer ausfallen als in dieser Woche.

Ein Ghost Bike an dieser Stelle ist übrigens auch nicht im Sinne der Stadt. Aktuell mit Verweis auf die Angehörigen des getöteten Radfahrers, für die ein solches Mahnmal verletzend sein könne. Gut Möglich. Aber es könnte auch gerade anders herum sein.
Bei meiner ersten Anfrage, wollte man das Aufstellen von Ghost Bikes erstmal mit dem Stadtmarketing besprechen. Ob das wohl gute Werbung für Osnabrück ist? Klingt sehr nach dem Motto „Was man nicht sieht, gibt es nicht!“. Kein Ghost Bike – kein Unfallopfer. Schöne Radfahrerwelt in Osnabrück…


Fotos: dd

Update 26. März:
Es hat nicht lange gedauert, bis an der Kreuzung wieder etwas passiert ist:

Ein blauer VW Golf bog von der Kommenderiestraße nach rechts auf den Johannistorwall in Richtung Hauptbahnhof ab. Dabei übersah der Fahrer eine 18jährige Radfahrerin, die auf dem Radweg der Kommenderiestraße in Richtung Innenstadt unterwegs war. Es kam zu einer leichten Berührung zwischen Fahrrad und Auto, wodurch die junge Frau stürzte und sich leicht verletzte.

Quelle