Die Petition zur Verlegung der B68 läuft seit zwei Wochen und es haben sich bereits über 2.200 Menschen den Forderungen angeschlossen. Leider wird aus verschiedenen Richtungen aber auch weiterhin versucht, die Themen „Verlegung B68“ und „Bau der A33-Nord“ zu verknüpfen. Die CDU Osnabrück hat dazu eine ziemlich widersprüchliche Pressemitteilung rausgegeben.

Darin enthalten ist die Behauptung, dass der Bau der A33-Nord weiterhin „die zentrale Voraussetzung [sei], um die Bundesstraße 68 aus der Stadt herauszulegen“. Das ist ganz einfach falsch. Die zentrale Voraussetzung ist der politische Wille des CDU-Verkehrsministers in Hannover. Würde er zustimmen, wäre der Verlauf durch die Stadt mithilfe eines schnöden Verwaltungsaktes in kurzer Zeit Geschichte und der Schwerlastdurchgangsverkehr müsste über die A1 und 30 fahren.

So sah es vor einem halben Jahr sogar der CDU-Oberbürgermeister. „Wolfgang Griesert sieht allerdings gute Gründe, nicht so lange zu warten. Die tragischen Ereignisse seien Anlass genug für eine Neubewertung. Außerdem ergebe sich mit der Anbindung der neuen Bundesstraße 51 in Belm eine andere Situation als noch vor wenigen Jahren“, schrieb die Neue Osnabrücker Zeitung im vergangenen August.

Aber die Osnabrücker CDU knüpft die Gesundheit von Radfahrenden und zu Fuß Gehenden also weiter an den Bau einer Autobahn. Das ist schlicht Erpressung und würde weitere (mindestens zehn) Jahre gefährlicher Situationen mit LKW in der Stadt bedeuten. Mit Blick auf die Kommunalwahl im September ist das also nicht unwichtig zu wissen. Denn Politik für die eigenen Bürgerinnen und Bürger sieht irgendwie anders aus.

Hier müsste eigentlich schon Schluss sein, denn wie gesagt, die Themen B68 und A33-Nord können und müssen getrennt voneinander betrachtet werden, wenn es um die Sicherheit der sogenannten schwächeren Verkehrsteilnehmer geht. Die weitere Argumentationskette der CDU zum Bau der A33-Nord ist aber interessant. Der Bau werde, so die CDU, Umwege über das Lotter Kreuz oder gar durch die Innenstadt vermeiden. Dies diene sowohl der Verkehrssicherheit in der Stadt, als auch dem Klimaschutz, weil mehrere Kilometer Umweg und damit – auf das Verkehrsaufkommen 2030 hochgerechnet – über 15.000 t CO2 eingespart werden könnten.

Und dann im nächsten Absatz erhofft sich die CDU durch den Bau der A33-Nord die Ansiedelung weiterer Unternehmen in der Stadt. Erst Verkehrsvermeidung, dann neuer Verkehr durch neue Ziele in Osnabrück. Wie passt das zusammen? Richtig, irgendwie gar nicht. Die A33-Nord würde also für zusätzlichen Quell- und Zielverkehr in Osnabrück sorgen. Der wiederum CO2 mit sich bringt.

Endlich gibt die CDU zu, dass die A33-Nord für neuen Verkehr in Osnabrück sorgen wird.

Was wäre also für Osnabrückerinnen und Osnabrücker gewonnen? Im Zweifel nur noch mehr Verkehr und noch mehr Emissionen. „Was im Volksmund gilt, ist mittlerweile auch unter Verkehrsforschern unbestritten“, sagt Tobias Kuhnimhof, Professor am Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der RWTH Aachen, der Wirtschaftswoche. „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.“ Die Fachwelt spricht in diesem Zusammenhang von induziertem Verkehr. Eine A33-Nord würde nämlich auch für eine Fahrtzeitverkürzung sorgen, was die CDU ja auch zugibt. Die Wege in der Region könnten damit noch länger werden, die Zersiedelung voranschreiten, weil alles besser erreichbar scheint. Noch mehr Menschen würden hier mit dem Auto fahren. Straßenbau ist ein Teufelskreis.

Eine A33-Nord würde in und um Osnabrück also mitnichten zu einer verkehrlichen Entlastung führen. Mittelfristig würde der Bau eben nur noch mehr Verkehr bedeuten. Dass die CDU hier allerdings nicht ganz alleine ist, zeigt die Stellungnahme der Stadt zur A33-Nord, die die Fraktionen im Ausschuss für Stadtentwicklung gerade mehrheitlich verabschiedet haben. Auch hier zeigt sich, dass an den vorgetragenen Argumenten schon jetzt gezweifelt wird:

„Die erwartete Reduzierung des überregionalen Durchgangsverkehrs, insbesondere des Schwerverkehrs, durch die Innenstadt infolge des Lückenschlusses wird ausdrücklich begrüßt. Dadurch verbessert sich zum einen die Erreichbarkeit der Innenstadt für die restlichen Verkehrsteilnehmer, zum anderen erhöht sich auch deren Sicherheit, speziell die der Radfahrer. Eine Reduzierung des Durchgangsverkehrs ermöglicht darüber hinaus Spielraum bei der Umgestaltung von Straßen, um den nichtmotorisierten Verkehr weiter zu stärken. Allerdings wird befürchtet, dass die Reduzierung weitestgehend durch die zu erwartende Steigerung des Verkehrsaufkommens neutralisiert wird.“

Wäre es nicht zum Heulen, müsste man an dieser Stelle lachen. Mit dem Bau der A33-Nord läuft man von einem Verkehrskollaps in den nächstgrößeren. Und alle ahnen es. Weiter heißt es: „Mit dem Lückenschluss profitiert Osnabrück in erhöhtem Maße von der bisher schon guten Erreichbarkeit der Seehäfen und Ballungszentren (z.B. Rhein-Ruhr-Region). Es wird eine Stärkung des Logistik- und Industriestandortes erwartet, die jedoch im gesamtstädtischen Bereich nicht zu weiteren Problemen durch erhöhtes Verkehrsaufkommen führen darf.“ Ja wie soll das denn funktionieren? In Osnabrück sind jetzt schon viele große Speditionen ansässig. Werden die gestärkt, kommt es natürlich zu einem höheren Verkehrsaufkommen. Wie sehen die Lösungen dafür aus? Eine A333 und A3.333? Der Teufelskreis des motorisierten Verkehrs dreht sich einfach weiter und wird von der A33-Nord noch angefeuert.

Dann wird in dem Beschluss noch auf eine deutliche Erhöhung der NO2-Belastung bzw. der Überschreitung des Grenzwertes und fehlende Kompensationsmaßnahmen hingewiesen. Aber das ist eigentlich auch schon wieder egal. War es bisher ja auch immer. Grüne und Linke haben übrigens gegen die Stellungnahme gestimmt.

Also: Die Verlegung der B68 an den Bau der A33-Nord zu knüpfen ist in hohem Maße unverantwortlich und gefährlich. Die Verlegung muss JETZT erfolgen. Und statt eines weiteren Autobahnbaus, der letztlich nichts an der Situation in und um Osnabrück ändern würde, braucht es endlich alternative Verkehrskonzepte.

Hier gehts zur Petition…

Hier bei Belm endet die A33 aktuell und geht in die B51 Richtung Diepholz über. Dabei muss es bleiben. Mehr Straßen bringen nicht mehr Lösungen. Sie bringen größere Probleme.