Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kann immer noch nicht zum Tagesgeschäft übergehen. Twitter ruht bei mir weiterhin, weil mir das hier gerade alles so unglaublich klein vorkommt, während in Europa wieder Krieg geführt wird. Die Sonntagslektüre stelle ich euch trotzdem zusammen mit dem zusammen, was ich zwischendurch gerade zu lesen schaffe.
Weert Canzler erklärt nochmal, warum die Pendlerpauschale in Wirklichkeit eine Gutverdienerpauschale und damit eine Mittelstandsförderung ist und eben nicht für die oft zitierte Krankenschwester erfunden wurde. „Jede Erhöhung der Entfernungspauschale vergrößert den Unterschied zwischen Gut- und Wenigverdienenden“, weshalb von dem vorgeschobenen Argument der Sozialpolitik nicht die Rede sein kann. „Gutverdiener haben Steuergeschenke für Gutverdiener durchgesetzt“ und und können sich damit „ein größeres Auto leisten oder achselzuckend den Bonus als Trinkgeld für sich verbuchen“.
In Bremen und Münster müssen Gerichte gerade „dafür sorgen, dass Verkehrs- und Innenpolitiker endlich zur Besinnung kommen“. In Bremen will man nicht gegen Gehwegparker vorgehen, weil die das ja schon immer so machen und man nicht weiß, wo sonst hin mit den Autos. Und in Münster mag man das Abstellen von E-Tretroller nicht so recht regulieren – zum Leidwesen insbesondere blinder Menschen.
Und dann habe ich diese Woche noch den Hinweis bekommen, dass man sich „inspiriert von deinem Blog“ iswaf.de nun auch bei den Nachbar*innen in Ibbenbüren „kritisch mit der Infrastruktur“ auseinandersetzt. Das freut mich natürlich. In diesem Sinne und trotz allem einen schönen Sonntag. Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.
Toxischer Verein (Kontext Wochenzeitung)
Autofasten bis Ostern (Frankfurter Allgemeine)
Wien – auf dem Weg zur Verkehrswende? (ZDF)
Langsamer fahren fürs Gemeinwohl (Süddeutsche Zeitung)
Illegale Autorennen bleiben eine Straftat (Süddeutsche Zeitung)
Weniger Unfälle, mehr Radverkehr – dank Künstlicher Intelligenz (Emmett)
Knöllchen verteilt: Mitarbeiterin des Ordnungsamts auf Parkplatz verprügelt (NDR)
Urteil zu aufgesetztem Parken auf Gehwegen: Bremen geht in Berufung (heise online)
Die Gutverdienerpauschale wird erhöht (Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung)
Kommentar: Gerichte müssen grobe Schlampereien der Verkehrspolitik ausbügeln (heise online)
Tweets
Autofahrende aufgepasst: Bei diesen Verkehrszeichen dürft ihr u.a. Radfahrende ♀️♂️ NICHT überholen.
Das Schild werdet ihr vermutlich schon an engen Stellen gesehen haben…#SicherAnkommen #Verkehrszeichen@ADAC @ACE_autoclub @acv_de pic.twitter.com/ONqF5wszU1— DVR (@DVR_info) March 3, 2022
6 Antworten auf „Links der Woche #325“
„…eben für die oft zitierte Krankenschwester erfunden wurde.“
Fehlt in diesem Satz ein „nicht“?
Yes!
Zu Krieg: Putin hat innerhalb weniger Stunden Zustände geschaffen, wie sie vor mehr als 35 Jahren bestanden haben, nannte sich „kalter Krieg“ zwischen Nato und Warschauer Pakt, drohen mit Atomwaffen, etc.. Mit diesem war erst durch Michail Gorbatschows Entspannungspolitik ab Mitte der 1980er und der Wiedervereinigung 1990 schluss.
Jüngere kennen das nicht mehr und haben die Alten belächelt, wenn mal davon erzählt wurde, war ja alles so 80er.
Einen keinen Trost gibt es jedoch, Putin schadet seinem Land damit auch sehr und zerstört sich selbst von Innen heraus, sein Rückhalt beim eigenen Volk bröckelt. Kein großer Führer hat ewig regiert.
Grundsätzlich unterscheide ich die Staatsführung Russlands von der normalen Bevölkerung, dass sollten wir alle tun und die Russen nicht ablehnen, weil die Führungspersonen Mist bauen.
Die Ukranier haben mein Mitgefühl und volle Solidarität! Ich hoffe, dass sich die Menschheit irgendwann doch mal ändert und es einen dauerhaften, globalen Frieden auf diesem Planeten geben wird.
Und noch einen kleinen Trost gibt es, vielleicht überlegen sich einige Autofahrer aufgrund der hohen Sprittpreise (Z.B. Diesel gerade bei 2,07 €) auf alternative Verkehrsmittel wie das Rad umzusteigen.
Mein Bekannter, der sich gerade noch vor paar Wochen einen Zweitwagen gekauft hat, tobt jetzt jedenfalls, muss er doch zwei PKW unterhalten und wird die Karre auch net los.
Hätte er sich und seiner Frau neue Fahrräder gekauft und vielleicht ein Abo-Ticket für die Offis, wäre das Geld sinnvoller und nachhaltiger investiert gewesen. Naja, wer für 4-5 Kilometer Wegstrecke ein Auto braucht, ist schon sehr verwöhnt und bequem geworden.
2,07 € wird Leute betreffen, bei denen der Unterhalt fürs Kfz auf Kante genäht ist. Ich kenne Leute, die ihr schmales Lehrlingsgehalt oder Rente für ein überdimensioniertes Auto ausgeben und sich dafür im täglichen Leben erheblich einschränken. Bei der großen Masse würde sich aber erst bei 3 oder 4 €/L etwas ändern. Andere Drogenabhängige geben schließlich auch ihr letztes Hemd für die Droge her.
Bevor wir jedoch bei 3 €/L sind, wird es Benzingeld vom Staat geben (oder eine Senkung der Energiesteuer). Wetten daß?
Das billigste meiner Fahrräder kostet auch schon 2000 Euro.. bin ich jetzt Fahrrad- abhängig????
Mal im Ernst: Die Pendler vom Land wird es böse treffen- auch die können Fahrten reduzieren- aber halt nicht alles…
>2000 €? Da kann ich nicht mithalten. Als Alltagsfahrer habe ich zwangsläufig auch Fahrräder für deutlich unter 2000 € im Fuhrpark. Meinen Carbonrenner zum Beispiel stelle ich bestimmt nicht am Bahnhof ab, zum Einkaufen oder für Besucher reicht auch eine Nummer kleiner. Wer mit Geduld sucht, findet auch guterhaltene Gebrauchträder für 150 €.
Ich hatte jedoch von Kfz geschrieben, und in den Kreisen bekommt man für ein 2000-Euro-Gefährt nicht einmal ein müdes Lächeln.
Und es ging um den Unterhalt. Der ist auch für ein teures Hightech-Rad überschaubar. Für meinen Carbonrenner bin ich nach 50 Mm/5 Jahren auf Betriebskosten von 1,7 ¢/km gekommen (ohne Anschaffungs-, Kapital- und Energiekosten). 2000 € Unterhalt für ein Kfz jedoch können je nach Grad der Übermotorisierung ziemlich schnell weg sein.
Pendler können nicht nur Fahrten, sondern sehr häufig auch Kilometer reduzieren. Nur weil die Anbindung an den ÖPNV im eigenen Dorf katastrophal ist, heißt das nicht, daß man den gesamten Arbeitsweg mit dem eigenen Auto fahren muß. Oft gibt es ein paar Kilomter weiter eine zumutbare Anbindung an Bus oder Bahn. Langfristig läßt sich der Spritverbrauch auch durch den Umstieg vom SUV auf einen Kleinwagen reduzieren. Wenn es ans Portemonnaie geht, werden die Leute kreativ.
Ist es nicht interessant? Was all der Radwegebau und das Gerede von der Verkehrswende in den vergangenen Jahren nicht vermocht haben, schafft die russische „Friedensmission“ innerhalb weniger Tage. Auf einmal wird in breiter Bevölkerungsschicht die exzessive Kfz-Nutzung diskutiert.