Ausnahmsweise veröffentliche ich hier mal eine Pressemitteilung der FPÖ. Die ist nämlich so absurd, dass man schon fast von Satire ausgehen muss. Von Fake News kann man nicht wirklich sprechen, weil die Meldung von Karl Baron, Abgeordneter im Wiener Gemeinderat und Landtag, ja eher persönliche Meinung als Nachricht ist. Und trotzdem steckt ziemlich viel, wenn nicht ausschließlich, fake drin.
Diese Aussagen von Karl Baron, einem Transportunternehmer in der "sozialen (!) Heimatpartei", sind Satire auf allerhöchstem Niveau!
— Radverkehr (@radverkehr) 5. Februar 2017
Freiheitliche Wirtschaft Baron: Lastenfahrräder gefährden nicht nur die Wirtschaft
Radfahr-Fanatiker träumen davon, dass bald 25 % der Lasten in der City mit dem Fahrrad transportiert werden
Wien (OTS) – Die jährliche Förderung von 200.000 Euro für Lastenfahrräder birgt neben den bekannten Gefahren wie Behinderung beim Fahren gegen die Einbahn, kein Kennzeichen, ungesicherte Beladung und ungesicherte Mitfahrer auch noch einen Schaden für die heimische Wirtschaft. Da diese Lastenfahrräder nämlich ausschließlich auf der Fahrbahn betrieben werden dürfen und schwer zu überholen sind, stellen sie eine massive Behinderung für den Verkehrsfluss dar.
Durch den Umstand, dass viele Radfahrer ein grundsätzlich aggressives Fahrverhalten an den Tag legen, tragen diese Fahrzeuge nun zusätzlich zu einer Gefahr im Straßenverkehr bei.
Der Präsident der Freiheitlichen Wirtschaft, LAbg. Karl Baron, warnt vor den Auswirkungen der zahlreichen Gesetzesverstößen, die durch Lastenfahrräder begangen und gleichzeitig von der rot-grünen Stadtregierung durch deren Förderung begünstigt werden. „Statt die heimische Wirtschaft zu entlasten, wird diese durch diese grüne Schnapsideen weiter geschädigt“, so Baron abschließend.
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Zunächst einmal muss man kein „Fanatiker“ sein, um mit einem Lastenrad zu fahren. Oft sind es einfach Familien, die ihre Kinder schnell und unkompliziert in der Stadt von A nach B bringen wollen.
Lastenräder bedeuten Schaden für die Wirtschaft? Wo ist das belegt? Ich empfehle Herrn Baron eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt: „Lastenräder können in Innenstädten einen beträchtlichen Teil des Wirtschaftsverkehrs leise und umweltschonend abwickeln.“
Und woher kommt die Information der ungesicherten Beladung? Schließt Transportunternehmer (!) Baron das aus seiner Erfahrung bei LKW? Da scheint das nämlich üblich. Zum Beispiel hier bei einer Kontrolle in Köln, wo bei einem Viertel der kontrollierten LKW die Ladung mangelhaft gesichert war.
Viele Radfahrer legen ein grundsätzlich aggressives Fahrverhalten an den Tag? Lastenräder sind daher eine zusätzliche Gefahr im Straßenverkehr?
Weiter gehts mit angeblicher Verkehrsbehinderung. Dabei sind Lastenräder Verkehr, sie behindern ihn nicht. Sie entlasten ihn eher noch, da sie Güter flexibler und weniger platzraubend transportieren.
Der zweite Absatz grenzt schon fast an Hetze gegen Radfahrer: viele Radfahrer legen ein grundsätzlich aggressives Fahrverhalten an den Tag? Lastenräder sind daher eine zusätzliche Gefahr im Straßenverkehr? Wow. Erreicht man in Wien damit wirklich Wählerinnen und Wähler?
Da lässt die Nachricht (und das ist auch wirklich eine), dass der Autoverkehr in Österreichs Hauptstadt von 2010 bis 2015 um 6,3 Prozent ab- und der Radverkehr in 2016 um 6,4 Prozent zugenommen hat, doch erst einmal aufatmen. Wien scheint trotz FPÖ und Karl Baron auf einem guten Weg zu sein. Auch dank des angesprochenen Lastenradförderprogramms.
2 Antworten auf „Von aggressiven Lastenradfahrern und Wiens darbender Wirtschaft“
Schade, dass Du nicht auf die zentrale These eingehst:
„Da diese Lastenfahrräder nämlich ausschließlich auf der Fahrbahn betrieben werden dürfen und schwer zu überholen sind, stellen sie eine massive Behinderung für den Verkehrsfluss dar.“
Das ist natürlich zunächst mal völlig richtig. Die Reisezeiten (also Durchschnittsgeschwindigkeit) für diejenigen mit höherer Fahrgeschwindigkeit steigen logischerweise an, wenn Langsamere die Fahrbahn ‚blockieren‘.
Die Frage ist lediglich, ob das für positiv gehalten wird oder für negativ.
Ich halte das drehen an der Stellschraube ‚Reisezeit‘ für sehr positiv. Wenn also der motorisierte Verkehr deattraktiviert wird (verlangsamt) und der Radverkehr als Teil des Umweltverbundes attraktiviert (beschleunigt) wird.
Dass der rechte Mob das genau andersrum bewertet ist ja nicht weiter verwunderlich, wie wir hier auch bei AfD und Co. beobachten können.
http://www.ju-thueringen.de/inhalte/1018444/presse/26112/freie-fahrt-fuer-freie-buerger-im-freistaat-/index.html
etc.etc.
Beim ÖPNV sollte allerdings Obacht gegeben werden, dass dieser NICHT relevant durch Lastenräder ausgebremst wird. Gerade in AT bildet der ÖPV zum Glück das Rückgrat des Umweltverbundes.
@Alfons
Siehst du das mit der Entschleunigung auch noch so, wenn du morgens spät dran bist und Interesse daran hast pünktlich am Arbeitsplatz zu erscheinen?
Oder wenn dir der Kindergarten 10€ pro angefangene halbe Stunde extra berechnet, wenn du dein Kind zu spät abholstß