Es war schon erstaunlich, was Verkehrsminister Wissing da in Stuttgart gesagt hat. Städte wollen Parkplätze zurückbauen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, eine City-Maut. „Das kann’s nicht sein.“ Mit ihm wird es also keine Verkehrswende geben, siehe Video in den Tweets. Es ist schon ziemlich desillusionierend für alle, die seit Jahren für lebenswertere Städte kämpfen, wenn der Bundesminister klarmacht, dass ER entscheidet, was für die Bürger*innen vor Ort gut ist und nicht die Menschen selbst. Und auch wenn er auf die Landbevölkerung verweist (die eben nicht die Merhheit ist, wie Wissing behauptet), hört man deutlich heraus, dass es ihm nicht um die Menschen geht. Es geht ihm um die Absätze der Autoindustrie. Als verantwortlicher Minister könnte er an der Abhängigkeit vom Auto auf dem Land ja etwas ändern. Will er aber nicht.
Die FDP will lieber ein Tempolimit für Radfahrer, das sei ein mildes und pragmatisches Mittel (nicht zu verwechseln mit Tempolimits für Autofahrer, die ein unterdrückerisches und ideologisches Mittel zu gar keinem Zweck sind). Die Zahl der Parkplätze im Ahrensburger Zentrum darf nicht reduziert werden – das steht nun nach einem Bürgerentscheid fest. Die Stadt könnte dadurch 50 Millionen Euro Fördermittel verlieren und damit Verkehrssicherheitsmaßnahmen für Rad- und Fußverkehr nicht umsetzen.
Ich wünsche euch viel Spaß bei der Lektüre und einen schönen Sonntag. Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.
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Tweets
Städte wollen Parkplätze zurückbauen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, City-Maut. „Das kann’s nicht sein.“ Mit Verkehrsminister Wissing wird es keine #Verkehrswende geben. pic.twitter.com/0rPNnxdSNU
— Daniel (@SecretCoAuthor) September 18, 2022
„Die #Gratismentalität ist beim Auto das Problem. Wir haben ein Auto und glauben, damit auch einen Parkplatz gekauft zu haben. Wir zahlen bspw in Berlin gar nichts für einen Parkplatz, obwohl der 2.000 bis 3.000 Euro kostet.“
Autofahren ist zu billig. https://t.co/kVdjsfrh3A pic.twitter.com/Qbfww74nv2
— Daniel (@SecretCoAuthor) September 20, 2022
Wenn du im Jahr 2022 noch hörst, dass das Aufmalen von Schutzstreifen ein „fahrradfreundlicher Ausbau“ der Straße sei, weißt du genau, dass keiner der Verantwortlichen in den letzten 20 Jahren auf einem Fahrrad gesessen hat…
— Daniel (@SecretCoAuthor) September 21, 2022
Deutschland ist, wo für die Wegnahme eines Parkstreifens zu Gunsten der Sicherheit von Radfahrer*innen erst mal wochenlang eine Öffentlichkeitskampagne geplant werden muss, um diese Maßnahme zu rechtfertigen und die Autofahrer*innen „mitzunehmen“…
— Daniel (@SecretCoAuthor) September 22, 2022
Deutschland ist auch, wenn du zur Einrichtung einer Fahrradstraße eine große Kampagne fahren musst, wie man sich als Autofahrer*in darin zu verhalten hat. Stichwort "Radfahrer sollen erst mal Führerschein machen"…
— Daniel (@SecretCoAuthor) September 22, 2022
Deutschland ist auch, wenn man Autofahrer*innen mithilfe von Kampagnen auf die Anwesenheit von Kindern aufmerksam machen musst, weil man ihnen erlaubt, sogar vor Schulen alles mit Autos vollzustellen, sodass man Kinder kaum noch sehen kann… pic.twitter.com/pAVvTzvFaE
— Daniel (@SecretCoAuthor) September 22, 2022
Nö, die Politik ist sich inzwischen ziemlich einig, dass mehr für die Sicherheit von Radfahrenden getan werden muss. Nur die kleine Wählervereinigung schreit weiter nach der autogerechten Stadt auf Kosten aller anderen… pic.twitter.com/Kd6eb98B8t
— Daniel (@SecretCoAuthor) September 20, 2022
"#Umsonstparken schafft keinen Parkraum. Das #Parken von Autos ist Teil der auch ansonsten gelebten Marktwirtschaft." Michael Glotz-Richter @SKUMS_HB https://t.co/SzPiRU4nLt
— Ulf Jacob (@umweltHB) September 18, 2022
4 Antworten auf „Links der Woche #352“
bei den aufgemalten Fahrradstreifen/Schutzstreifen/Radfahrstreifen hat diese jedoch der ADFC bis vor etwa 5 Jahren mit begrüßt und gefordert. Ich hab da selbst noch Diskussionen mit den hiesigen Vertretern des ADFC in Erinnerung, wo man sich mitten im Gespräch ganz unverschämt wegdreht, das Thema abwürgt. Der damalige Vorstand hat auch entsprechende Veröffentlichungen in der hiesigen ADFC-Zeitschift gemacht. Nun will man plötzlich von den früheren Forderungen nichts mehr wissen und macht ne 180-Grad-Wende.
Mal sehen, wann der ADFC die Schnellradweg- und Veloroutenschneisen (alias Radautobahnen) durch Wald und Flur verteufelt, welche er jetzt noch unterstützt und auf breiter Linie überall fordert.
@BSer: Radschnellwege könnten eigentlich was Gutes sein, aber wenn ich dann die reale Planung sehe, schwindet meine Hoffnung: https://garbsen.gremien.info/vorlagen_details.php?vid=20221509100190
Das Wegelchen soll sich dort hindurchwinden, wo man noch einen verlassenen Schotterweg o. ä. gefunden hat. Die A2 udn B6 auf dem Plan wirken dagegen fast wie mit dem Lineal gezogen (wurden sie vermutlich auch.)
Das erinnert mich an https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQs66wSGTUfz3qVl2YQ0adxdxGv8Q1Gdx88J4vSK5Hf5r4i3h-uqyfWOOEh_B_bXoFB0VI&usqp=CAU (Das bessere Original gibt es WIMRE irgendwo auf copenhagenize.com)
Oder an den Hovenring, der von vielen bejubelt wird, die ihn nur von Fotos kennen und völlig außer acht lassen, daß den Radfahrern künstliche Höhenmeter aufgebürdet werden, während der Kraftverkehr bequem ebenerdig geführt wird.
ja nee, is klar! Radschnellweg um die Ecken, statt die direkte Straßenführung zu nehen, genial verpeilt! Aber nicht wenige Radfahrer wollen ja weg von den strmaßenbegleitenden Radwegen und „eigene“ Infrastruktur.
Grundsätzlich finde ich Schleichwege/Feldwege/Wirtschaftswege/Kanalwege ja auch schöner.
Künstliche Höhenmeter und Zickzackkurse kenn ich zu genüge von Radwegen an Bundes-/Landes-/Kreisstraßen hier, da vermute ich aber eher historisch gewachsene Ursachen, früher hat man die Hügel wegen Pferdefuhrwerken und später verhältnismäßig schwacher Motosierung der PKW, LKW und Traktoren entschärft, also an der Kuppe eingeschnitten. Heute würde kaum noch ein PKW an so einer Steigung liegen bleiben….und Pferdefuhrwerke gibts nimmer.
Die neuen Radwege daneben baut man eben billig mit wenig Erdbewegung. In einem fall habe ich mal in einem TV-Beitrag gesehn, dass man den Radweg wellig angelegt hat, weil er durch ein Überschwemmungsgebiet führt und die Flächen erhalten bleiben sollten.
Dumm nur, wenn der Radweg niedriger ist, als die Fahrbahn, wird man auch von Abblendlicht der KFZ immer geblendet. Aus gutem Grund trage ich nur noch ein Basballcap, wenn ich nachts auf Straßenradwegen überland fahre, denn dann kann man den Kopf samt Schirm etwas absenken und wird nicht geblendet ;-)
Übrigens, auf der Hamburger Straße in BS wird der Radweg stadtauswärts erheblich verbreitert, auf 3,20m , bedeutet als Gegenrichtungsverkehr. Dumm nur, dass davor und dahinter keine Möglichkeit besteht Zweirichtungsverkehr einzurichten. Damit werden also wieder neue Konflikte geschaffen. Ich wäre dafür das Linksfahren wieder ganz zu verbieten, es verursacht mehr Gefahrensituationen und Verwirrung.
BSer: Die Kritik fahrbahnbegleitender Radwege richtet sich hauptsächlich gegen innerörtliche Wege. Die Risikofaktoren wie zahlreiche Knotenpunkte, Stehzeuge und städtisches Gewusel fallen außerorts zum großen Teil weg. Lärm und Abgase bleiben jedoch.
Neben der B6 oder A2 wäre sogar Platz, aber der ist tabu, denn diese Flächen will sich der Bund vorbehalten, um die Straßen in der Zukunft auf sechs bzw. acht Spuren verbreitern zu können. Das zeigt auch, welche Entwicklung des Kraftverkehrs unsere Regierung erwartet. Vermutlich kriegen die im Bundesverkehrsministerium Lachkrämpfe, wenn die das Wort „Verkehrswende“ hören.