Fast ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen erlebt mindestens wöchentlich eine gefährliche Situation vor der eigenen Schule, die durch Eltern, die ihr Kind mit dem Auto zur Schule bringen, entsteht. Das geht aus einer heute veröffentlichten repräsentativen forsa-Umfrage hervor, die vom Verband Bildung und Erziehung (VBE), dem Deutschen Kinderhilfswerk und dem ökologischen Verkehrsclub VCD in Auftrag gegeben wurde. Befragt wurden 508 Grundschullehrkräfte sowie 500 Eltern 6- bis 10-jähriger Kinder.

11 Prozent der Grundschullehrkräfte in Deutschland haben im letzten Schuljahr so gut wie täglich, 19 Prozent wöchentlich vor ihrer Schule eine gefährliche Situation erlebt, die durch Eltern, die ihr Kind mit dem Auto brachten, entstanden ist. Diese Zahlen sind alarmierend, schreibt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in einer Pressemitteilung. Um den Verkehr vor Schulen besser zu regeln und sicherer zu gestalten, halten sehr große Mehrheiten der befragten Lehrerinnen und Lehrer sowie der Eltern (91 bzw. 93 Prozent) ausreichend breite, nicht zugeparkte Fußwege für hilfreich. Jeweils etwa neun von zehn Befragten bewerten sichere Überwege wie Zebrastreifen, Ampeln oder Mittelinseln, sowie für Hilfsangebote wie Schülerlotsen oder eine regelmäßige Unterstützung der Polizei als nützlich. Ebenfalls von mehr als acht von zehn Befragten beider Gruppen als hilfreich bewertet: Die Ermutigung von Kindern, den Schulweg eigenständig zu bestreiten.

Noch ein „guter Tag“ am Ratsgymnasium. Trotzdem alle im absoluten Halteverbot und vor der Feuerwehreinfahrt…
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Mir fällt sofort auf, dass bessere Radwege nicht unter den häufigsten Antworten sind. Weil es heute für die meisten Eltern noch utopisch scheint, ihre Kinder überhaupt mit dem Fahrrad loszuschicken? Laut Umfrage kommen in der Tat mehr Kinder mit dem Elterntaxi (17 Prozent) als mit dem Fahrrad (oder Roller, 14 Prozent) zur Schule. 47 Prozent der Kinder gehen zu Fuß.

Gefragt nach den wichtigsten Gründen, weshalb Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden, geben Lehrkräfte und Eltern sehr ähnliche Antworten. Der vermutete Hauptgrund ist danach Bequemlichkeit, gefolgt von Ängsten, das Kind allein den Schulweg bestreiten zu lassen und der Verbindung mehrerer Wege. Für den VBE darf Bequemlichkeit „kein Grund sein. Das Elterntaxi muss der Vergangenheit angehören“.




Kerstin Haarmann, Bundesvorsitzende des ökologischen Verkehrsclubs VCD: „Damit Kinder ihren Weg zur Schule eigenständig zurücklegen können, brauchen wir überall sichere Rad- und Fußwege. Weniger als ein Drittel der Eltern bewertet die Fußwege im Schulumfeld als sicher. Geht es um sichere Radwege, ist es sogar nur ein Zehntel der Eltern. Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf! Laut Umfrage kommen zudem 17 Prozent der Kinder mit dem Auto in die Schule. Bei einer Schule mit 1.000 Schülern bedeutet das: etwa 170 Autos vor dem Schultor. Alle zur gleichen Zeit. Dass das nicht funktionieren kann, müsste jedem einleuchten. Grundlegende Verbesserungen erreichen wir nur, wenn wir den Autoverkehr wirksam begrenzen: durch Halteverbote, Schulstraßen und Tempo 30.“

In Osnabrück sind Elterntaxis ebenfalls ein Dauerthema (Chaos vor Schule). Aktuell brennt es vor der Grundschule Hellern, wo von der Verwaltung schon diverse Maßnahmen umgesetzt wurden, Eltern aber immer noch kein gutes Gefühl haben. Inzwischen gibt es gegenseitige Beschuldigungen und Demonstrationen vor Ausschusssitzungen. Aber auch hier ist das grundlegende Problem das Elterntaxi, das zum Wohle des einzelnen Kindes die Situation für die Mehrheit weiter verschärft.